Incarceration – Empiricism

Der deutsch/brasilianische D-Zug rollt wieder durchs Wohnzimmer

Artist: Incarceration

Herkunft: Brasilien / Deutschland

Album: Empiricism

Spiellänge: 21:24 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 14.04.2021

Label: Dawnbreed Records

Link: https://incarceration.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang  und Bassgitarre – Daniel Silva
Gitarre – Pedro Capaça
Gitarre – Alex Obscured
Schlagzeug – Michael Koch

Tracklist:

  1. Chthonic Pulse
  2. Psychic Totality
  3. Beneath The Chains Of Existence
  4. Chasms Of Metaflesh

Ach ja, da sind sie wieder, die Hamburger Jungs, obwohl dieses natürlich nur am Rande zutrifft. Mastermind Daniel Duracell Silva stammt ursprünglich aus Brasilien, ist aber nach Hamburg umgezogen. 2010 gründete er die Band Incarceration und holte sich Björn am Bass und Michael an den Drums ins Boot. Damit konnte er gut loslegen. Die EP Sacrifice erschien im Jahre 2013 und hat mich aufgrund der Energie total mitgerissen. Ich habe daraufhin einige Konzerte in Ostfriesland für sie klargemacht und hatte mich gefreut, dass im Jahre 2016 endlich ein Full Length herauskam. Dieses kam auch bei den meisten Kritikern gut an. Traurig war ich, als ich erfahren habe, dass Björn aus der Band ausgestiegen ist. Ein sympathischer Kerl, mit dem ich neben Death Metal auch einmal über Steuerrecht reden konnte, nur so am Rande. Daniel und Michael machten dann zu zweit weiter. Michael habe ich 2019 dann mal auf einem Konzert getroffen und dort hatte er mir erzählt, dass neues Material vorhanden ist und sie wahrscheinlich zu viert weitermachen werden. So kam es dann im Jahre 2020. Violator Gitarrist Pedro Capaça aus Brasilen kam hinzu und Speedwhore Gitarrist Alex Pusch ebenfalls. Zu viert macht man sich dann ans Werk, neues Material zu vertiefen und endlich sind Incarceration wieder im Ring.

Haben die Burschen an Energie verloren? Diese Frage kann man gleich beantworten. Nein!

Chthonic Pulse startet symphonisch, romantisch und bedrohlich zugleich. Nach dem kurzen Intro erklingt das Scheppern der Drums und ab geht die wilde Reise. Der D-Zug rollt wieder durchs heimische Wohnzimmer. Kurz einmal das Tempo zum Midtempogroove verringern, um dann die Blastbeats regieren zu lassen. Geiles Riffing, so wie wir es vom Duracell kennen. Der Gesang ist wieder screamig und mit Hall versehen. Der Sound ist so schön organisch und die Drums scheppern. Ich fand diese Art des old schooligen Sounds schon immer geil, zumal er hier als transparent rüberkommt. Nach kurzem Tempowechsel in den Parts nimmt man nach vier Minuten das Tempo komplett raus und zaubert einen langsamen, bedrohlichen und atmosphärischen Part aus den Ärmeln, mit fast schon sakralen Gesängen. Hätte ich so nicht erwartet. Das Riffing ist schon beinahe hypnotisierend und total geil. Wow. Man lässt den Song respektvoll austrudeln. Geiles Brett, Halleluja!

Psychic Totality kommt mit einem langsamen Part zu Beginn. Die Gitarren flirren sirenenhaft. Dieses ist natürlich nur eine Warnung. Eine Warnung vor dem Ungewitter, welches folgen wird. Voll auf die Fresse und danach mit melodisch, lang gezogenem Riffing voll in einem Midtempogroover. Es erfolgen mehrere Soli, aber das Drumtempo bleibt gleich. Das Solo wird zu Ende gezaubert, aber vorher setzen schon die Blastbeats ein und der Wahnsinn nimmt wieder seinem Lauf. Absoluter Überfall und Vernichtung pur. Da bin ich mit dabei, sehr lecker, zumal das Riffing so geil ist und die Vocals mehr als zusätzliche Waffe dienen.

Beneath The Chains Of Existence geht genauso weiter und man verliert kein bisschen an Energie und Power. Drummer Michael knattert alles nieder und setzt immer wieder eigene Akzente, durch verschiedene Beckenvariationen z.B.. Ein wildes Solo und ein drückender Groove folgen auf den Highspeedpart. Kurze Vorspieler, Drumbetonung und die Attacke geht weiter. Daniel schreit alles nieder und irgendwie hat man Angst, dass der Bursche gleich ein Herzinfarkt bekommt. Bah.

Und dann ist mit Chasms Of Metaflesh auch schon wieder Feierabend. Schleppend und atmosphärisch geht man hier zu Werke. Der Kopf nickt herrlich zum Takt, die Riffs flirren durchs Metaluniversum und alles ist gut. Könnte man meinen. Puh, mal eine kurze Erholungspause. Aber habt ihr wirklich gedacht, jetzt wäre Feierabend? Nicht wirklich, oder? Nach ca. 150 Sekunden ist wieder Zerstörung pur angesagt. Chaotische Verhältnisse bestimmen hier das Tagesgeschäft. Man nimmt das Tempo wieder raus und lässt ein wildes Solo folgen. Irgendwie fühlt man sich kurz in Sicherheit und dann geht es wieder voll auf die zwölf.

Die Burschen haben alles selbst aufgenommen und gemischt. Gitarrist Alex hat das Zeug dann analog gemastert und dieses führte dann zu diesem rohen und natürlichen Ergebnis. Die erreichte Rohheit bricht mit modernen Standards und klingt nach alter Schule.

Kann man meckern? Okay, es handelt sich nur um eine EP und es fehlen ein wenig die Mitgrölparts, wie z.B. bei meinem Lieblingssong der Band Forsaken And Forgotten, aber ansonsten sind diese vier Song absolut geil und ich freue mich auf ein hoffentlich bald erscheinendes Full Length Album.

Incarceration – Empiricism
Fazit
Das brasilianisch/deutsche Quartett haut endlich wieder neues Material auf den Markt. Energiegeladen und roh kommt der Death Metal aus den Boxen geknattert, so wie wir es von ihnen gewohnt sind. Das Warten hat sich gelohnt. Highspeedgeballer mit gut akzentuierten Grooveparts. Ein old schooliger Sound erledigt den Rest. Brett!

Anspieltipps: Chthonic Pulse und Beneath The Chains Of Existence
Michael E.
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