Iotunn – Access All Worlds

Progressiv, sphärisch, kosmisch. Zwischen Dissection, Edge Of Sanity und Pink Floyd. Essenziell as fuck!

Artist: Iotunn

Herkunft: Dänemark

Album: Access All Worlds

Spiellänge: 61:46 Minuten

Genre: Dark Metal, Progressive Metal

Release: 26.02.2021

Label: Metal Blade Records

Link: https://www.facebook.com/iotunn/

Bandmitglieder:

Gesang – Jón Aldará
Gitarre – Jens Nicolai Gräs
Gitarre – Jesper Gräs
Bass – Eskil Rask
Drums – Bjørn Wind Andersen

Tracklist:

1 Voyage Of The Garganey I
2. Access All Worlds
3. Laihem´s Golden Pits
4. Waves Below
5. The Tower Of Cosmic Nihility
6. The Weaver System
7. Safe Across The Endless Night

Ach du Scheiße.
Da setzt man seinen Kopfhörer auf und startet Access All Worlds, bestaunt die schönen Vinylversionen im Metal Blade-Onlineshop und freut sich über das wirklich schöne, sphärische und epische Intro von Voyage Of The Garganey I… und wird nach ziemlich genau einer Minute erst mal erbarmungslos ins Polster gedrückt.
Doublebass in angenehmem Midtempo, Stakkato-Gitarren, dunkle, tiefe Growls, viel Hall und ziemlich getriggerte Drums.

Sofort habe ich Edge Of Sanity in ihren „ruhigen“ Momenten, gemäßigte Borknagar und langsame Dimmu Borgir zu Spiritual Black Dimensions-Zeiten im Kopf. Fettes Neunziger-Feeling. Hach, das habe ich lange nicht mehr gehört.
Dazu geniale Melodien, echte Metalsoli und ganz viel Epik. Richtig klasse.

Das setzt sich auch im folgenden Titeltrack fort. Die elfeinhalb Minuten starten wieder groß und langsam, mit richtig gutem Klargesang von Sänger Jón Aldará.
Blastbeats wechseln sich mit Spoken Words, nordischer Kälte, dezenten Keys und unzähligen Tempowechsel ab. Balladeske Klänge und Geballer geben sich die Klinke in die Hand.

Über Iotunn haben wir vor Kurzem schon in unseren News zum Album berichtet, allerdings hatte ich ja keine Ahnung, WIE gut diese Band ist.

Ich mag diesen atmosphärischen, kosmischen Touch in den Songs. Was bei anderen so oft peinlich und kitschig klingt, funktioniert hier perfekt.

Lahem’s Golden Pits rüttelt heftig am Uptempobaum, unterbricht das Gemetzel aber immer wieder mit schon fast rockigen Kopfschüttelparts und dringt damit sogar in glanzvolle Dissection-Bereiche vor. Auch Waves Below bietet zu Beginn diese typischen Nödtveidt-Dissonanzen im Riffing, klatscht dann munter drauflos und Hölle!, diese klassischen Metalsoli, teilweise schon fast hardrockig, überraschen mich immer wieder.
Erwähnte ich die Epik und Dramatik in den bisherigen Songs? Sogar wenn Iotunn wie die Berserker blasten, ist das alles so dermaßen erhaben.

The Tower Of Cosmic Nihility, mit siebeneinhalb Minuten einer der kürzeren Songs des Albums, bathoryt (Ja, ich beantrage das Copyright für dieses Verb!) mit erhobenem Schwert/Hammer/Horn/wasauchimmer durch die Gegend und erzeugt durch Harmonien und Solo sogar einen kleinen Pink Floyd-Moment. Was es nicht alles gibt…

Normalerweise motze ich ja immer wie ein kleiner Giftpilz, wenn die Songs nicht im Ohr hängen bleiben.
Bei Access All Worlds ist das definitiv auch so, allerdings ist das auch kein Album für die lustigen zwanzig Minuten nach Feierabend. Dafür ist sie viel zu progressiv und vielschichtig.
Die Platte benötigt die volle Konzentration und Aufmerksamkeit und passt auch nicht immer. Während ich diese Zeilen tippe, ist das Licht im Zimmer gedämpft und draußen ist es stockdunkel. Dazu gefühlte minus fünfzig Grad, von der Nordsee her stürmisch und die letzten Schneereste sind durch die Resthelligkeit der Wilhelmshavener Nacht gut zu sehen.

The Weaver System fängt diesen Moment hervorragend ein. Ich merke, wie ich mich im Klangteppich der Dänen etwas verliere, wie meine Gedanken abschweifen und auf die Reise in ferne Länder gehen.

Safe Across The Endless Night – wie passend zum Moment – schließt das Kapitel und wirft mich nach einer Stunde wieder aus dem Gedankenzug. Das längste Epos bietet wieder alles, was die sechs Songs vorher ausmacht. Dazu ein Solo, das mich erst an Helloween, dann an Europe erinnert. Der ruhige, akustische Mittelteil hat was von den Scorpions, die mit neueren In Flames Tango tanzen und sich nach der ersten Runde mit Moonspell abwechseln.
Ja, das klingt alles auf den ersten Blick völlig widersprüchlich, ist in sich aber absolut schlüssig und sinnhaft.

Das Outro des letzten Liedes entspannt die Ohren und macht letztendlich den Weg frei für das abschließende Fazit.

Iotunn – Access All Worlds
Fazit
Ich mache es kurz. Access All Worlds ist für mich das erste Jahreshighlight und kratzt an der Höchstnote.
Dabei werde ich das Album wahrscheinlich gar nicht so oft in 2021 hören. Das ist wie mit einem guten Wein: Man öffnet die Pulle nur zu besonderen Momenten.
Ansonsten habe ich eigentlich schon alles gesagt. Besorgt euch die Platte und hört sie laut über Kopfhörer, wenn der Tag schlafen gegangen ist.

Anspieltipps: Lahem's Golden Pit, The Weaver System und Access All Worlds
Andreas B.
9.2
Leser Bewertung11 Bewertungen
9.4
9.2
Punkte