Event: Iotunn, Kinship Tour 2025
Bands: Iotunn, An Abstract Illusion, Blodmåne
Datum: 11.01.2025
Genres: Progressive Metal, Groove Death Metal
Besucher: ca. 400
Ort: Godset, Kolding, Dänemark
Kosten: 220 DKK, ca. 29,50 €
Setlisten:
- Intro
- Hypocrisy
- Uendlig
- Obey
- Oblivion
- Deathwish
- Luctus
- The Behemoth That Lies Asleep
- Slaves
- Tear Down This Holy Mountain
- Drop This Planet Of Dust
- In The Heavens Above, You Will Become A Monster
- Twilight
- Mistland
- Voyage Of The Garganey I
- Kinship Elegiac
- Waves Below
- I Feel The Night
- Earth To Sky
- The Tower Of Cosmic Nihility
- The Anguished Ethereal
Schon lange haben wir uns auf den heutigen Tag gefreut. Relativ dicht bei, in Kolding, Dänemark, ca. 150 km von Kiel entfernt, spielen Iotunn im Rahmen ihrer Kinship Tour 2025 im Godset. Zwei Stunden Fahrt sind schnell gemeistert, und da wir zeitig gefahren sind, bleibt noch Zeit für den Besuch eines Plattengeschäfts in der Koldinger Innenstadt. Flugs etwas geshoppt und dann zur Location, um das versprochene deutsche Bier abzuliefern. Das Godset ist eine nette kleine Location, in der ca. 700 Gäste Platz haben. Noch ist nichts los, außer dem Soundcheck bei den drei Gruppen. Nach einer kurzen, aber herzlichen Begrüßung mit Jens Nicolai, Jesper und Sänger Jón Aldará verabreden wir uns für später und suchen erst mal das Hotel auf.
Parkplätze sind Samstagnachmittag genügend da und das Haus macht einen ordentlichen und modernen Eindruck. Ratzfatz einchecken und dann geht es erst mal in die City. Nach einem Rundgang und einem nicht gerade günstigen Kaffee geht es zurück zur Unterkunft. Wir haben ja noch einen Interviewtermin mit Iotunn und so heißt es, geduldig warten. Nach dem Anruf von Jesper Gräs machen wir uns (bewaffnet mit zu signierenden Platten) auf den Weg zum Veranstaltungsort. Das dauert nur fünf Minuten und dann treffen wir auf die beiden Brüder Gräs, und auch Bassist Eskil Rask gesellt sich zu uns. Sänger Jón kommt nur kurz, um sein Autogramm abzuliefern, und Björn Wind Andersen ist zunächst nicht da. Das Interview ist, wie immer, entspannt und in den knapp 20 Minuten wird munter geplaudert.
Die Band hat anschließend ihr Catering und auch wir wollen vor dem Konzert noch Essen. Also zurück ins Hotel. Umgezogen, Vinyl verstaut, Kameraausrüstung zusammengepackt und wieder los. Gleich neben dem nahen Bahnhof, fast direkt auf dem Weg, finden wir einen Italiener, der sehr gut besucht ist. Einen Platz bekommen wir, Lasagne und Pizza sind schnell da und so schaffen wir es dann auch, pünktlich zu sein.
Der Zutritt, wie eigentlich immer bei den Dänen, ist problemlos. Nach einer kurzen Orientierungsphase noch schnell beim Merch zugeschlagen und einen guten Platz vor der Bühne ergattert. Somit steht dem Konzertereignis nichts im Wege. Anfangen werden Blodmåne, von denen Jesper im Vorfeld bereits schwärmte. Die Band besteht aus vier Musikern, wobei Gitarrist Elias Nybo auch den Gesang übernimmt. Am Bass steht mit Sarah Mølgaard eine kleine zierliche Person, die aber bereits in abgeklärter Art und Weise agiert. Auch Posieren klappt schon hervorragend. Etwas mehr Weiß anstatt Rot, dann hätte es auch bessere Bilder gegeben. Musikalisch sollen sie eine Art Groove Death Metal spielen, wobei ich den Groove nicht erkennen kann, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Die Band legt mit Hypocrisy los. Es geht nach vorne, wobei mir Sänger Elis nicht ganz so gut gefällt. Aber die Spielfreude und der Einsatz der anderen machen das wett und so können sich die Dänen hier einem wohlwollenden Publikum präsentieren. Die knappen 30 Minuten füllen sie mit Songs ihrer noch übersichtlichen Diskografie. Mit Luctus beenden sie ihren Auftritt und können sich nicht über zu wenig Beifall beklagen.
In der Pause strömen die Dänen, aber auch Deutsche, an den Tresen, um ein 7,40 € Bier zu holen. Auch ich stelle mich an und wer steht neben mir? Tomi Koivusaari von Amorphis. Dass der zum Konzert wollte, hatte mir Jesper schon gesagt, aber dass er dann wirklich da ist, überrascht schon. Wir können ein paar Worte wechseln und nachdem er dann noch mein Amorphis-Tattoo fotografiert hat, geht er zu Jacob Hansen von den weltbekannten Hansen Studios in Ribe, in denen gerade das 15. Amorphis-Album entsteht. Scheinbar gefällt ihm das, was er da sieht und hört. Es gibt noch ein Bild von uns dreien. Das hat man auch nicht so oft.
Der Umbau geht schnell, da das gleiche Equipment genutzt wird. Als Nächstes sind die Schweden An Abstract Illusion am Zuge. Da stehen immerhin sechs Musiker auf der dann doch recht engen und vor allem schlecht ausgeleuchteten Bühne. Keyboards unterstützen den Progressive Death Metal, der oftmals recht anstrengend ist. Die überlangen Songs verlieren sich oft in Klangkaskaden, in denen der meist hinter einer Kapuze versteckte Sänger agiert. Von den Songs bin ich hin- und hergerissen. Mal können die musikalischen Ergüsse überzeugen, mal erschließt sich mir das alles nicht. In The Heavens Above, You Will Become A Monster, ein 14-Minuten-Opus vom letzten Album Woe bleibt jedoch positiv hängen. Aber seien wir ehrlich, eigentlich geht es uns heute um Iotunn und die sind ja gleich dran.
Nach einer etwas längeren Umbauphase wird das Licht dunkel und die dänische Progmetal-Combo betritt die Bretter. Björn Wind Andersen hinter seinem Kit ist fast gar nicht auszumachen. Links Jesper Gräs, rechts sein Bruder Jens Nicolai. Dazwischen tummelt sich Eskill mit seinem Bass. Wie immer trägt er einen schwarzen Rollkragenpullover, und ohne Mütze und Brille erkennt man den jungen Mann vom Interview kaum wieder. Er ist gut gelaunt und für den einen oder anderen Shot gut einzufangen. Twilight eröffnet den Abend. Jón Aldará in seinem Umhang mit tiefsitzender Kapuze macht es einem schwer, mal etwas von seinem Gesicht zu erhaschen, aber das gehört dazu. Ab der ersten Minute sind die Fans aus dem Häuschen und feiern den Track. Fast nahtlos geht es mit Mistland weiter. Damit sind schon die ersten fast 20 Minuten um. Wer die Platte Kinship kennt, wird sich hier etwas umgewöhnen müssen. Der gesamte Sound ist etwas rauer und natürlich nicht so klar wie auf Platte, aber trotzdem sind die Melodienbögen und Strukturen der Songs erkennbar. Jens und Jesper sind in ihr Gitarrenspiel versunken und oftmals vornübergebeugt. Das heißt Schwerstarbeit für den Fotografen. Entweder rot oder blau, oder von Haaren verdeckte Musiker. Da offiziell nur während der ersten drei Songs im Graben gearbeitet werden darf, ist es fast unmöglich, etwas Verwertbares zustande zu bringen. Er folgt nach kurzer Ansage Voyage Of The Garganey I von Access All Worlds. Wer die erste Scheibe von Iotunn kennt, der weiß auch ob der Kraft dieses Tracks. So auch hier. Jón kann diese Songs auch live super umsetzen und das verleiht dieser Performance hier noch mehr Druck.
Es folgt der erste Track von Kinship. Auf Platte eines der längsten Stücke, mit einer fast schon Opus-artigen Dramaturgie und einer fein abgestimmten Instrumentalisierung. Live nicht ganz so klar, besticht gerade diese Tatsache und lässt dadurch einfach die Zeit vergessen machen. Es gibt Neues zu entdecken, und man merkt ihnen den Spaß an. Es ist zwar kein Platz für Improvisationen, aber doch ist das Gitarrenspiel an der einen oder anderen Stelle genial. Waves Below und I Feel The Night schließen sich an. Gerade letzteres wird gefeiert und der Refrain kann gut mitgesungen werden. Die Band steigert sich geradezu in einen Spielrausch, was auf die Zuschauer übergeht. Bangen, gereckte Fäuste, wirbelnde Matten auf und vor der Bühne. Der Sänger unterstreicht die Lyrics mit vielen großen Gesten, und der in den Mikroständer eingebaute Spot huscht über die Decke der Location. Das Licht passt zu den Songs, aber ab und an verirrt sich der eine oder andere ins hellere Licht. Der eine oder andere Schnappschuss gelingt noch von der Absperrung. So geht es weiter im Set. Earth To Sky, ein schnellerer Song, wieder mit Mitsingpotenzial im Refrain, The Tower Of Cosmic Nihility vom ersten Album und dann noch The Anguished Ethereal als Abschluss. Der zeigt noch mal das ganze Können dieser Band. Es wird sich nach gut 90 Minuten verabschiedet. Das Warten auf „One More Song“ verpufft leider. Die Beleuchtung geht an und das Spektakel ist vorbei. Unglaublich, wie schnell Zeit vergehen kann, aber keine Minute war verschwendet.
Wir treffen die Jungs noch im Foyer, in dem sich viele Freunde und Zuschauer mit Merch eindecken und alles signieren lassen. Wir wechseln noch ein paar Worte mit ihnen und freuen uns auf weitere Auftritte im Laufe des Jahres. Wacken, Hamburg, vielleicht das Epic Fest in Roskilde. Mal sehen. Wenn ich es mal ganz vorsichtig formuliere: Ich glaube, die werden mal ganz groß. Wer die Chance hat: Geht hin und lasst euch einfangen.