Maladie – The Sick Is Dead – Long Live The Sick

Wenn sich selbst treu bleiben Kontinuität, Weiterentwicklung und Überraschung bedeutet – Facettenreichtum in Höchstform

Artist: Maladie

Herkunft: Ludwigshafen, Deutschland

Album: The Sick Is Dead – Long Live The Sick

Spiellänge: 52:59 Minuten

Genre: Progressive Black Metal, Death Metal, Avantgarde Metal, Plague Metal

Release: 10.12.2021

Label: Apostasy Records

Link: https://www.facebook.com/maladieband

Bandmitglieder:

Gesang – Déhà
Gesang – Alexander Wenz
alle Instrumente – Björn Köppler

Tracklist:

  1. My Soul, Old
  2. Nekrolife
  3. The Sick Is Dead
  4. Long Live The Sick
  5. Gottkomplex
  6. Is This Your Inheritance?
  7. The Ultimate Rejection
  8. Life’s Work
  9. Death’s Work
  10. Final Stage

Maladie (aktiv seit 2009) aus Ludwigshafen, das international besetzte Projekt von Mastermind und Multitalent Björn Köppler, dürfte schon seit Langem nicht mehr nur ein Geheimtipp in der deutschen Metalszene sein, zeichnet sich das Schaffen doch durch die eigene Genrebezeichnung „Plague Metal“ aus. Aber es ist einfach so viel mehr und jede Veröffentlichung kann mit Überraschungen aufwarten, die das Herz eines jeden Musikfans höherschlagen lassen, der sich neben dem Black Metal und Death Metal progressiveren, avantgardistischen und auch genrefremden Stilbeimischungen und Instrumenten nicht verschließt und dem Ganzen offen gegenübersteht. Schon das 2012er Debüt Plague Within wusste mich damals zu überzeugen und findet auch heute noch den Weg in meinen Player. Aber genau so ergeht es mir mit allen anderen bisherigen Outputs: …Still… (2015), Symptoms (2016), …Of Harm And Salvation (2018), Symptoms II (2019), …The Grand Aversion… (2020) und Symptoms III (2021), wobei die 2021er EP ob ihrer doch so krassen Stilabkehr (oder eben vielleicht auch nicht, sie ist gefühlt so anders) am stärksten überraschen konnte, sich aber doch in ihrer Komplexität in all das Bisherige eingliedert.

An heutigen 10.12.2021 ist es nun so weit, mit The Sick Is Dead – Long Live The Sick wird ein weiteres Album von Maladie über das deutsche Label Apostasy Records veröffentlicht und auch mit diesem Release wird die langjährige gute und vor allem fruchtbare Zusammenarbeit zwischen beiden sehr stark fortgesetzt. Zeichnet sich doch das Label aus Osnabrück (ich wiederhole mich) dadurch aus, Undergroundperlen zu entdecken und vor allem diese sich auch weiterentwickeln zu lassen.

Nun aber zurück zum Album (der mittlerweile fünfte Longplayer) The Sick Is Dead – Long Live The Sick. Zehn Songs mit einer Gesamtspiellänge von 52 Minuten und 59 Sekunden sind erst mal die statistischen Werte der Scheibe, die (das muss ich einfach vorwegnehmen) von Facettenreichtum und tiefem dunklen Schmerz nur so strotzt. Das sehr gelungene Cover-Artwork stammt von Giannis Nakos, der auch schon für Codedecoded, Mortal Tormant, Procreate usw. künstlerische Beiträge liefern konnte.

Die Scheibe startet mit dem Song My Soul, Old, zu dem auch ein Lyricvideo veröffentlicht wurde, in dem dem Coverartwork ein wenig (krankhaftes) Leben eingehaucht wird. Der Song ist eingängig und leitet das Album wunderbar stimmungsvoll ein. Déhà und Alexander beweisen sofort, wie vielschichtig das Album in den Vocals werden wird und wie die Gesänge im Zusammenwirken mit dem musikalischen Schaffen aller Instrumente einheitsbildend das erschaffen, was in der danach folgenden guten Dreiviertelstunde zu hören ist. Und kaum glaubt man: „OK, alles klar – so geht’s dann ja auch weiter…..“, täuscht man sich, denn Nekrolife kommt mit einer Wucht, die die anfängliche Stimmung einfach zerbersten lässt. Hier paaren sich die Extreme des Black und Death Metal in einer abartig schönen Art und Weise. The Sick Is Dead bleibt der jetzt eingeschlagenen Fährte treu, fängt dazu genau aber auch die ganz am Anfang erschaffene Atmosphäre auf. Ähnlich ist es bei Long Live The Sick, der dann in Spitzen sogar noch etwas verspielter und vertrackter wirkt, was etwas für Freunde von Dissonanz, Verrücktheit und Spielereien ist. Mit Gottkomplex und Is This Your Inheritance? folgen meine heimlichen Favoriten auf einer Scheibe, die durchweg auf höchstem Niveau daherkommt. Diese Songs bieten so viel künstlerischen Inhalt und kreieren eine Stimmung, die mich einfach einfängt und mitnimmt. Das ist neben großem Können an den Instrumenten bzw. am Gesang auch Songwriting in Höchstform. Fast schon modern wirkt hingegen anfangs The Ultimate Rejection, der im zweiten Teil an Fahrt und dunkler Atmosphäre gewinnt, vielschichtig und zu jeder Sekunde interessant.
Mit Life’s Work und Death’s Work folgen die beiden längsten Songs der Langrille und ich muss einfach auch beide zusammenhängend benennen. Gegensätze, die einfach zueinander gehören und musikalisch stark umgesetzt sind, besonders die elektronischen Atmospielereien im letzten Drittel von Death’s Work dürften aufhorchen lassen, bis der Song in krankhaft schöner, chaotischer Raserei endet.
Den Abschluss macht dann Final Stage und der Song ist etwas für Liebhaber, wirkt er doch anfangs arg verschachtelt, wenn man dann durchblickt, geht erst richtig los. Immer wieder wird Fahrt herausgenommen, um dann doch wieder zu schocken, ein tolles Maladie-Finale, das mit einem Lächeln auf den Lippen und einem wundervollen „Fuck You!“ schließt.

Maladie – The Sick Is Dead – Long Live The Sick
Fazit
Maladie bleiben sich treu und beweisen Kontinuität. Es ist alles so wie immer. Wird es nun dadurch langweilig? Was bedeutet eigentlich dieses „Alles so wie immer“? Maladie schaffen es immer wieder zu überraschen, mit Ideen und Facettenreichtum und einer Breite zu glänzen, die künstlerisch und musikalisch so umgesetzt wird, dass man als Fan des etwas kranken Extreme Metal nicht umhinkommt, mindestens mal ein Ohr zu riskieren. Wenn man sich sehr gut durchdachter, fett und aufgeräumter progressiver Musik nicht verschließt, dann ist eben auch genau das Album The Sick Is Dead – Long Live The Sick etwas für deinen Player.

Anspieltipps: Gottkomplex, Is This Your Inheritance?, Life’s Work und Death’s Work
Dave S.
9.5
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