Metal Hammer Paradise am 17.11. und 18.11.2023 im Ferienparadies Weissenhäuser Strand

Auch die 10. Ausgabe des Indor-Festivals besticht durch friedliches Beisammensein und gute Musik

Event: 10. Metal Hammer Paradise

Bands: Phil Campbell And The Bastard Sons, Kreator, Amorphis, Epica, Ad Infinitum, Orden Ogan, Sólstafir, Dog Eat Dog, Nervosa, Screamer, Lost Society, Eric Cohen, Brunhilde, Knorkator, Destruction, Rage, Wind Rose, All For Metal, Freedom Call, Wolfheart, Mob Rules, Erdling, Before The Dawn, Hinayana, Skyeye, Hiraes, Brazing Bull

Datum: 17.11. – 18.11.2023

Genres: Heavy Metal, Power Metal, Nu Metal, Hard Rock, Thrash Metal, Speed Metal, Doom Metal, Fun Metal

Besucher: ca. 4000

Ort: Ferienpark Weissenhäuser Strand

Veranstalter: Metal Hammer, FKP Scorpio

Kosten: Ab 142,75 Euro p. P. für zwei Tage inklusive Übernachtung im Hotel/Apartment/Bungalow. Tagesticket  102,75 Euro

Link: metal-hammer-paradise.de

Freitag, 17.11.2023

Heute geht es zu der inzwischen schon zehnten Ausgabe des beliebten Festivals am Weissenhäuser Strand. Bequemlichkeit, wetterunabhängig, ein wenig Luxus, dazu ein feines Line-Up – das sind alles Zutaten, die das Festival so erfolgreich machen und auch, zumindest die Kombitickets, schnell ausverkauft sein lassen. Eine Neuerung fällt uns sofort positiv auf. Die Parkplatzsituation hat sich durch Freigabe bestimmter Stellflächen etwas entspannt, sodass es da schon mal keine Probleme gibt. Schnell haben wir unsere Zutrittsberechtigung und dem Gelingen des Festivals steht nichts mehr im Weg. Da wir kurz vor knapp angekommen sind (falsche Wegstrecke), schaffen wir es gerade noch so zur ersten Band des Tages Screamer. Traditioneller Heavy Metal aus Schweden erwartet uns und mit Kingmaker und Burn It Down eröffnen die Jungs schon mächtig gekonnt. Das bringt ihnen große Sympathien ein und der schon volle Baltic Ballroom kommt ins Schwitzen. Für uns Fotografen gibt es gleich die erste Überraschung. Endlich ist der Graben vor der Bühne etwas breiter, sodass hier auch mal etwas von links nach rechts gewechselt werden kann, ohne die Kollegen zu nerven. Da ist aber schon die nächste Überraschung, es sind alle Kollegen da, die erwartet wurden und das Wiedersehen ist immer eine große Freude.

Metal Hammer Paradise, 2023, Dog Eat Dog

Leider bleibt nicht allzu viel Zeit, um die Show weiterzusehen, denn bereits in wenigen Minuten beginnen Dog Eat Dog auf der Maximum Metal Stage. Zunächst heißt es da noch die Begrüßungsrede von Sebastian Kessler abzuwarten, aber dann geht es los. US-Rap-Metal mit Saxofon heißt es zu verdauen. Bereits der erste Song Lit Up bewegt schon den einen oder anderen. Aber so richtig Stimmung kommt erst später auf. Das noch nicht so volle Zelt dankt es den Vieren auf der Bühne noch recht verhalten. Der Vierer kann immerhin diese auf diverse Platten zurückblicken und daraus schöpfen sie die richtigen Songs. Wir sind eher etwas vorsichtiger und verziehen uns nach draußen, um den Schlachtplan zu besprechen. Gesagt, getan, zum Glück sind wir zu zweit, sodass es schnell ein Platzhalter in der Schlange für die Autogramme ausgemacht ist. Vorher sind aber noch Nervosa im Baltic Ballroom an der Reihe. Die vier Thrash Metal Damen kommen inzwischen aus der ganzen Welt, aber ursprünglich war es eine rein brasilianische Band. Einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist Prika Amaral, die neben der Klampfe auch das Mikro übernommen hat. Die anderen drei Musikerinnen sind auch erst dieses Jahr zur Band gestoßen, was aber hier und heute nicht anzumerken ist. Schnelle Songs mit Twin-Gitarren-Gewitter dominieren den Saal. Die Meute macht mit und somit dürften die vier Mädels neue Fans gewonnen haben.

Die zeitgleich in der Riff Alm auftretenden Brunhilde verpassen wir, denn es ist nicht nur spät, sondern auch voll in dem kleinen Rund. Bevor ich gleich zu der beginnenden Autogrammstunde von Amorphis in der Reihe stehen will, mache ich mich noch auf den Weg ins Zelt. Zumindest den Beginn der jetzt stattfindenden Orden Ogan Show will ich nicht verpassen. Gunman eröffnet und ab der ersten Minute ist das gut gefüllte Zelt auf Betriebstemperatur. Sebastian „Seeb“ Levermann freut sich sichtlich hierzusein, und so nutzen sie ihre Spielzeit, um den Besuchern richtig einzuheizen. Nun aber zu meiner Autogrammstunde. Eric Cohen ist noch da und macht die letzten Bilder, aber in wenigen Minuten kommt meine finnische Lieblingsband. Ich bin weit vorne und das ist gut, denn die Schlange ist lang. Mir fehlt auf einigen Platten nur noch eine einzige Unterschrift, die ich dann auch bekomme. So kann ich kurz mit den Jungs schnacken und auch mein Tattoo auf dem Arm mit ihren Unterschriften sorgt auf der anderen Seite für Erstaunen. Das hat sich gelohnt und ich ziehe zufrieden von dannen.

Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Death Angel bleibt Zeit, um der Nahrungsaufnahme offen gegenüberzustehen. Wir entscheiden uns für Schnitzel mit Pommes. Der Preis von 16  Euro scheint angemessen bis zu dem Moment, als das Essen dann da ist. Die Portionen sind schon recht klein. Scheinbar haben bereits hier die Gastronomen der drohenden Mehrwertsteuer Rechnung getragen und einfach die Portionen halbiert. Aber nicht nur das Essen ist teuer, auch die Getränkepreise sind üppig. So darf für einen halben Liter Bier mal eben 6,50 Euro hingelegt werden. So ein Festival muss man sich leisten können. Im Nachhinein hätte man lieber zu Eric Cohen in die Riff Alm gehen können, das wäre besser gewesen. Laut Kollegen war es aber überlaufen. Der auch noch bei Smoke Blow agierende Frontman hat seine Sache aber gut gemacht.

Metal Hammer Paradise, 2023, Amorphis

Nach der Pleite beim Essen soll nun die Musik wieder im Vordergrund stehen. Amorphis sind gleich dran und das kann ich mir nicht entgehen lassen. Gewohnt, mit viel blauem oder auch keinem Licht, zur Freude aller Fotografen, und mit Northwards vom letzten Album geht das Set los. Tomi Joutsen steht wie immer so hinterm Mikro und mit tief ins Gesicht reichenden Haaren, dass ein Erhaschen seines Angesichts mehr als nur Glücksache ist. Auch die beiden Sechssaiter Esa Holopainen und Tomi Koivusaari sowie Santeri Kalio an den Keys und die Rhythmusfraktion Olli Pekka Laine und Jan Rechberger sind so schlecht abzulichten. Ab und an tritt einer mal in einen weißen Lichtkegel und dann heißt es schnell sein. Egal. Die Musik spricht für sich und nicht wenige sind nur deshalb hier. Dementsprechend voll ist es und die Anwesenden bekommen die geballte Ladung der derzeit auf Europatour befindlichen Finnen. Morgen ist in Hannover Tourabschluss. Die beiden Supportbands sind heute ebenfalls vor Ort und treten beide auch noch auf, denn das bietet sich ja an. Ab Song vier, The Moon von Halo, wird das Licht besser und Sänger Tomi begrüßt die vielen Zuschauer. Was dann folgt, ist ein Querschnitt der Bandgeschichte und natürlich fehlen Wrong Direction, Silver Bride und auch Black Winter Day nicht. Relativ zum Ende hin stellt Tomi Joutsen die Band vor und jeder darf auf seinem Instrument ein kurzes Intermezzo zum Besten geben. Olli Pekka intoniert Black Sabbath, Perfect Strangers wird von Santeri angerissen und Tomi Koivusaari schlägt Metallica an. Gut gemacht und was Neues, das hatten sie bei der letzten Tour so noch nicht. Leider beendet dann The Bee nach gut anderthalb Stunden das Programm. Es hat sich wie immer gelohnt.

Was soll danach noch kommen …. Na ja, für uns noch Sólstafir und als letzte Band Kreator. Lost Society sind zeitgleich mit Sólstafir in der Riff Alm, die schenken wir uns. Zunächst kommen die Isländer dran. Leicht psychedelisch beginnen die mit Bláfjall, einem eigentlich gut zwölf Minuten andauerndem Stück, wobei dann im Verlaufe nicht so genau klar ist, ob es nur Breaks oder doch bereits andere Stücke sind. Es ist verwirrend und so müssen wir bereits nach fünf Minuten den Graben verlassen. Nicht so schlimm, denn die Musik ist schon etwas schwierig für uns. Es geht zu Kreator, bei denen wir aufgrund von Pyros (das ist ein Novum im Zelt) erst ab Song vier in den Graben dürfen. Der Teutonen Thrash hämmert durchs Zelt und erreicht die noch vielen feierwütigen Zuschauer.  Sergio Corbussi Is Dead, Hate Über Alles, Enemy Of Gods, Satan Is Real, die Liste könnte ich so fortsetzen. Es ist nichts Neues dabei und so thrashen sich die Vier um Mille Petrozza durch Nebel, rotes Licht und Stroboskop. Nach Song sechs verlassen wir die Location, denn der Rückweg liegt noch vor uns. Die Aftershowparty überlassen wir den vor Ort wohnenden. Beim Verlassen des Zeltes regnet es, als wenn der Himmel weint, dass wir gehen. Ach ja, das Parkticket konnten wir gegen ein Rausfahrticket tauschen, sodass zumindest keine teuren Parkgebühren auf uns zugekommen sind. Gegen zwei sind wir zurück und fallen erschöpft ins Bett. Morgen wird’s noch ein paar Stunden länger.

Samstag, 18.11.2023
Metal Hammer Paradise, 2023, Erdling

Tag zwei verspricht der musikalisch Interessantere zu werden. Beginnen werden wir mit Erdling, die im Baltic Ballroom aufspielen. Bereits vor Öffnung des Aufganges hat sich eine lange Schlange gebildet, die die Band um Sänger Neill Freiwald sehen möchte. Was ich auch nicht wusste, ist, dass Niklas Kahl (heute bei Lord Of The Lost) ebenfalls ein Gründungsmitglied der Band war. Wir kommen aber schnell an der Schlange vorbei, und so kann ich noch meine Tasche abstellen, bevor es in den Graben geht. Noch sind nicht alle Fotografen da, somit ist noch etwas mehr Platz. Bestia und Absoutus Rex sind die Eröffnungsstücke. Die Fanschar ist groß und so können die Essener mit ihrem Metal mit deutschen Texten (so Bandkopf Neill) hier voll überzeugen. Die geschminkten Gesichter passen zur Musik und so ist das hier ein amtlich genialer Anfang. Wie bereits gestern (und die Jahre davor) bleibt meist zu Anfang des Tages zwischen den einzelnen Bands nicht viel Zeit und so eile ich bereits ins Zelt, um den Anfang von Freedom Call nicht zu verpassen. Chris Bay hat inzwischen den Schlagzeuger gewechselt und so sitzt heute wieder Rami Ali hinter der Schießbude. Rot leuchtet sein Bart und das kraftvolle Spiel tut dem Sound gut. Gewohnt powerfull kommen die Songs aus den Boxen. Union Of Babylon, Sail Away, Power And Glory und Freedom Call sind nur einige Tracks, die heute zum Besten gegeben werden.
Ich schaffe es heute mal in die Riff Alm, in der der Contestgewinner seinen Auftritt hat. Brazing Bull aus Itzehoe haben gewonnen und der Nu Metal der Vier scheint vielen zu gefallen. So ist es kaum verwunderlich, dass das kleine Rund gut gefüllt ist und die Band abfeiert. Die geben sich alle erdenkliche Mühe und schaffen es locker, zu begeistern. Da wird in Zukunft noch einiges kommen. Ich schaffe es zu Mob Rules, die nun im Baltic Ballroom dran sind. Die beginnen ihren Power Metal Auftritt mit On The Edge vom 2016er-Album Tales From Beyond. Auch bei dieser Band merkt man an, wie sie Bock haben zu spielen. Der gut gefüllte Saal kommt auf Betriebstemperatur und geht steil nach oben. Belohnt wird es mit Twin-Gitarren-Duellen zu Songs wie Ghost Of A Chance oder Sinister Light. Inzwischen hat Britta Görtz von Hiraes (Auftritt folgt gleich noch in der Riff Alm) in der Motörhütt ihren Vocal-Workshop abgehalten und gleich wird noch Dr. Nico Rose aus seinem Buch Hard, Heavy & Happy vorlesen. Beides schenke ich mir, da ich den Nico bereits Wacken bewundern durfte und die Britta bei unserem Seminar von Time For Metal ihre Sangeskünste demonstriert hatte.

Metal Hammer Paradise, 2023, All For Metal

Nach Mob Rules stehe ich bereits wieder vor der Maximum Metal Stage und die seit Mitte des Jahres neue aufstrebende Band All For Metal um Bodybuilder, Fitnessinfluencer und Frontman von Asenblut Tim „Tetzel“ Wagner zu sehen. Bereits auf dem Rockharz durften wir dem Auftritt beiwohnen und das Sextett greift in diverse Klischeekisten, um sich hier zu behaupten. Und das machen sie gut. Tetzel wird durch Tenor Antonio Calanna stimmgewaltig unterstützt. Dazu gibt es  80er-Jahre Metal mit ordentlich Melodie und Mitsingrefrains. Bei der Gitarrenfraktion wird auf weibliche Power gesetzt und so sind Jasmin Pabst und Ursula Zanichelli in ihrem Element. Die Rhythmusfraktion wird durch die maskierten Leif Jensen und Florian Toma gestellt, die zu Anfang noch als geheim aufgeführt waren. Zwei leicht bekleidete Tänzerinnen runden das Bild ab. All For Metal, Fury Of The Gods und Hammer Of The Gods natürlich mit echtem Thors Hammer, sind die ersten Tracks. Nichts wirklich Anspruchsvolles, aber es macht Spaß, man kann mitsingen und so ist es auch hier im Zelt schnell voll.

Gegen 16:45 Uhr geht es im Baltic Ballroom mit Wolfheart weiter. Die finnischen Melodic Death Metal Mannen um Tuomas Saukkonen liefern schon sehr doomlastige Songs. Skyforger und Ghost Of Karelia haben schon genau das, was erwartet wird. Schwere Riffs mit einem fetten Takt, der automatisch den Kopf zum Nicken zwingt. Auf der Bühne lassen Gitarrist Vagelis Karzis und Bassist Lauri Silvonen ihre Mähnen kreisen, dass es einem Angst und Bange um die Nacken der beiden wird. Behäbig, leicht melancholisch, aber mit ordentlich Kraft lassen es die Finnen über das Publikum dröhnen. Da bleibt man gern etwas länger stehen, auch wenn die Zeit drängt. Destruction auf der Maximum Metal Stage bringt einen krassen Gegensatz. Thrash Metal aus deutschen Landen in gewohnter Manier, nichts Neues, nichts Unvorhersehbares, nichts Experimentelles. Einfach nur anderthalb Stunden Thrash, den Schmier und seine Mitstreiter ebenfalls gewohnt sauber runterrotzt. Den Metalheads gefällt’s, ich gehe derweil zur Autogrammstunde von Freedom Call und weil ich schon da bin, auch noch zu All For Metal, denn da fehlte mir die Unterschrift auf der Vinyl vom Drummer.
Ad Infinitum heißt die nächste Etappe. Vorher noch die Platten zum Auto, ein schnelles kleines Pils und ab zum nächsten Streich. Frontfrau Melissa Bonny weiß sich in Szene zu setzen und hat die Meute im Saal fest in der Hand. Gespielt werden Songs der drei erschienenen Platten. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der jüngsten Scheibe Chapter III – Downfall, die dieses Jahr erschien. Um nur einige zu nennen, Architects Of Paradise, Eternal Rains und Legends, die allesamt live noch etwas härter rüberkommen.

Metal Hammer Paradise, 2023, Knorkator

Nun aber flugs zu Knorkator. Nicht, dass ich ein Fan von Stumpen und Deutschlands meiste Band bin, aber den Beginn will ich mitnehmen. Das Zelt ist gerappelt voll, als es mit Sieg Der Vernunft losgeht. Sieht man sich die Show an, dann ist da wenig Vernunft zu erkennen, dafür umso mehr Klamauk. Schnell hat er sich der Oberbekleidung entledigt und so tanzt, springt und rennt Stumpen über die Bühne. Die junge Dame, die auf einem Podest mit einem Reklamheftchen sitzt, erschließt sich mir nicht. Multiinstrumentalist Alf Ator (Keyboard und Haushaltsgegenstände kann er spielen) ist noch brav angezogen, aber auch für jeden Schabernack zu haben. Kurz Und Klein und Der Ultimative Mann folgen. Bei Letzterem holt der Sänger alle Fotografen auf die Bühne, damit diese mal in den Genuss kommen, von oben Publikum und Band abzulichten. Das ist für viele ein Highlight, ich erspare mir das. Nach dem dritten Song wird es uns auch zu bunt und wir verlassen die Location, um der Nahrungsaufnahme den Vorzug zu geben. Heute ist der Italiener dran und Pizza und Bier sind lecker und auch angemessen vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Gesättigt und träge verweilen wir noch etwas, bis es zu den Italienern von Wind Rose geht. Die haben wir des Öfteren gesehen und es macht immer wieder Spaß, die muntere Truppe zu sehen und zu hören. Sänger Francesco Cavalieri, gekleidet in das typische Felloutfit, lässt nichts anbrennen und das Publikum geht begeistert mit. Schnell sind Plastikhacken draußen und werden im Takt geschwungen. Der Power Metal aus Pisa mobilisiert alle Anwesenden und die hüpfen und bangen zu Drunken Dwarves, Gates Of Ekrund und natürlich Diggy Diggy Hole. Das ist mit einer der besten Auftritte hier und heute.

Wir schauen uns das nicht bis zum Ende an, denn Phil Campbell und seine Bastard Sons bieten auf der Maximum Metal Stage ein reines Motörhead Set an. Der ehemalige Gitarrist verwaltet das Erbe von Lemmy und so werden Songs wie Overkill, Stay Clean, Orgasmatron oder Ace Of Spades gekonnt interpretiert. Dabei singt Joel Peters die Songs mit seiner Stimme und versucht gar nicht erst zu imitieren. Das macht er gut und verleiht den Songs dabei etwas Eigenes. Das lässige Gitarrenspiel von Phil passt einfach und auch seine Söhne haben es drauf. Somit kann der Auftritt als runde Sache abgehakt werden. Zwei Songs fallen etwas aus dem Rahmen, da es Nichtmotörhead-Tracks sind. Einmal Silver Machine von Hawkwind, allerdings hatte Lemmy den damals komponiert und auch gesungen, und David Bowies Heroes, von der es ja die Version mit Herrn Kilmister gibt.
Langsam neigt sich das Metal Hammer Paradise dem Ende entgegen. Die letzten zwei Bands sind Rage im Baltic Ballroom und dann noch hier im Zelt als Abschluss Epica. Rage fangen Viertel vor elf an und der Ballroom ist nicht mehr ganz so voll. Die Anwesenden bekommen eine gehörige Ladung Power Metal aus Herne geboten und Peavy scheint begeistert. Heute sind Rage auch nur zu dritt unterwegs. Neben Sänger und Bassist Peavy ist noch Drummer Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos dabei und Jungspund Jean Bormann. Der bis vor kurzem noch bei der Band spielende Ex-Axxis Gitarrist Stefan Weber macht auf unbestimmte Zeit Pause. Aber auch zu dritt bekommen sie es bravourös hin. Die Setlist umfasst Songs aus vielen Jahrzehnten Musikgeschichte, wobei der älteste Song aus dem Jahre 1988 von der Platte Perfect Man ist. Don’t Fear The Winter passt damit zum Festival, obwohl es ja erst noch Herbst ist. Trotzdem bereits empfindlich frisch.

Metal Hammer Paradise, 2023, Epica

Wir bleiben nicht bis zum Ende, denn Epica fangen um 23:30 Uhr an. Da werden wir nur den Anfang sehen, denn es geht noch nach Hause. Der Tag war lang und nicht alles konnten wir sehen. Aus Erzählungen sollen Hiraes und auch Before The Dawn in der Riff Alm mächtig abgeräumt haben. Die war so rappeldickevoll, dass kein Platz mehr für kleine Fotografen wie mich da war. Nun zu Epica. Die hatte ich als Vorgruppe bei Metallica in Hamburg gesehen. Da wirkten sie etwas verloren auf der riesigen Bühne. Hier kommt der symphonische Power Metal besser zur Geltung und Simone Simons und ihr männlicher growlender Gegenpart Marc Jansen liefern auf den Punkt ab. Dazu kommt Keyboarder Coen Janssen, der mit seiner halbrunden Tastatur am Bühnenrand posiert oder sich auf seinem Podest mit dem Rotieren seines Tasteninstrumentes beschäftigt. Es ist viel Bewegung auf der Bühne und sie hätten sicherlich mehr Zuschauer verdient. Aber es scheinen bereits einige sehr müde zu sein und so ist das Zelt nur gut halb gefüllt. Nach Victims Of Contingency verabschieden wir uns von all den Kolleginnen und Kollegen und machen uns auf den Heimweg.

Fazit: Es war wieder schön am Weissenhäuser Strand. Die oftmals knappen Spieltzeitbeginne machen es fast unmöglich, eine Band ganz zu sehen. Auch der Weg in die Riff Alm stellt sich immer wieder als Herausforderung dar, auch wenn Kollegen es schaffen, von jeder auftretenden Band zumindest ein paar Bilder zu machen. Nächstes Mal versuche ich das auch. Das Rahmenprogramm wie Bowling oder Gitarrenworkshop fällt ebenfalls hinten runter, denn meist spielt eine Band und das ist uns wichtiger. Die Location ist gut gewählt, auch wenn die Preise für Speis und Trank deutlich nach oben zeigen und im kommenden Jahr noch weiter anziehen dürften. Da heißt es dann Selbstversorger zu sein.