Prey For Nothing im Interview (Deutsche Version)

Artist: Prey For Nothing

Genre: Melodic Death Metal

Label: Massacre Records

Bandmitglieder:
Gesang– Yotam „Defiler“ Avni
Gitarre – Eyal Glottman
Gitarre – Yaniv Aboudi
Bassgitarre – Amir Salomon
Schlagzeug – Iftah Levy

 

Prey for Nothing ist eine Band aus Israel, die derzeit ihr zweites Album Against All Good And Evil herausbringt. Die Death Metaller erfrischen mit ihrer Interpretation des harten Genres und zeigen deutlich, dass technisch versierte Musiker nicht nur aus den skandinavischen Ländern kommen. Die neue Platte soll auch die Europäer erreichen und viele neue Fans gewinnen.

Time for Metal / Hellania:
Ich freue mich sehr, dass ich Prey For Nothing interviewen kann und begrüße die fünf Jungs mit einem herzlichen „Hallo“. Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt, um mir ein paar Fragen zu beantworten.

Prey for Nothing / Yotam Avni
Es ist uns wirklich eine Ehre. Danke für die netten Worte und die Gelegenheit.

Time for Metal / Hellania:
Zunächst gratuliere ich zum zweiten Album und spreche euch ein großes Lob aus, denn das AlbumAgainst All Good And Evil hat mich auch in seinen Bann gezogen. Wie ist das bisherige Feedback auf eure Musik?

Prey for Nothing / Yotam Avni
Alle Feedbacks, die wir erhalten, reichen von „überwältigend“, „überraschend“ bis hin zu “recht positiv“. Von 3-4 Magazinen haben wir auch schlechtere Bewertungen erhalten – sie bezeichnen unsere Musik als intelligent aber seelenlos, aber auf mich trifft das ja auch zu – ich bin der einzige Seelenlose bei uns (hehehe). Davon abgesehen ist das Web voller guter und exzellenter Bewertungen und die Fans in Israel, welche das Album in den letzten Wochen gehört haben, sind noch begeisterter als der Rest.

Time for Metal / Hellania:
Ich denke, ihr habt schon einige gute Rezensionen erhalten. Wie ist das für euch? Freut ihr euch darüber oder sind euch solche Reviews nicht so wichtig?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Sie sind SEHR wichtig. Wir werden unsere Musik nicht ändern, nur weil irgendein Typ aus Holland glaubt, wir seien langatmig oder irgendein Magazin aus Italien nicht mal über den dritten Track hinausgehört hat, jedoch bekommen wir schon mit, was die Metal-Community von unserem Album hält. Ich habe immer gedacht, dass Prey For Nothing als Metal-Band von Metal-Fans für Metal-Fans gegründet wurde. Wir lieben Metal – und nicht einfach nur ein paar Bands hier und da. Ich persönlich versuche auf dem neuesten Stand zu bleiben bei dem, was der Metal-Markt jeden Monat so zu bieten hat und ich versuche auch, die Musik von jungen und aufstrebenden Bands mitzubekommen, sodass ich genau weiß, welche Bands es wert sind, in den nächsten Jahren weiter beobachtet zu werden. Ich hoffe, dass Magazine und Metal-Reporter auch so über meine Musik denken.

Time for Metal / Hellania:
Wie ist die Metalszene in Israel? Man kennt ja leider sehr wenig aus der Region und natürlich interessiert es mich, wie sich Metal dort entwickelt hat.

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Das ist schwer zu sagen. Die Szene wächst, ohne Zweifel. Einige ernst zu nehmende Metal-Bands haben bei den führenden Plattenfirmen für Metal unterzeichnet– an der Spitze sind z.B. Orphaned Land, gefolgt von Bands wie BetzeferThe FadingEternal Gray und Arafel. In den letzten 5-6 Jahren hat man auch hier den amerikanischen Einfluss auf den Metal bemerkt – damit meine ich die ganze MetalCore und DeathCore-Musikrichtung. Auch wenn es einige MetalCore-Bands gibt, die ich mag (und MetalCore aus Israel ist genauso gut wie jeder andere auch), mag ich doch eher den traditionelleren Metal – und daran mangelt es in Israel. Wenn man von DesertDark Serpent,EdgendMetal Scent und ein paar anderen absieht, besteht ein Großteil der Metalsezene in Israel aus Extreme oder Modern Metal, was ja ganz nett ist, jedoch fehlt es uns an israelischenMegadeth oder Judas Priest und ohne echte Grundlage kann sich keine richtige Szene entwickeln. Die erste istraelische Metalband (und sicherlich die älteste noch existente) ist Salem. Diese haben in den 80ern eine Mischung aus Death Metal und Grindcore gespielt (und sind später zum Doom Metal umgeschwungen). Durch Salem, als Gründerväter der israelischen Metalszene, sind wir ein bisschen “extremer” geworden was Musik betrifft. Nun ja, Israel ist ja auch ein extremer Lebensraum, also ist das schon verständlich.

Time for Metal / Hellania:
Unsere Leser wissen noch sehr wenig über euch. Vielleicht stellt ihr euch erst einmal vor und erzählt etwas über euren Werdegang.

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Klar, wir sind Prey For Nothing aus Israel. Wir spielen Metal, Extreme und Melodic Metal – und sind irgendwo zwischen Progressive Metal und Melodic Death Metal anzusiedeln – ohne irgendetwas davon zu sein. Wir haben uns Ende 2005 gegründet, nachdem wir die Meister des Death Metal – die späteren Chuck Schuldiner – in einer großen Tribute-Show unterstützt haben. Danach haben wir uns entschieden, eine echte Band zu gründen und nicht nur Cover zu spielen. 2008 haben wirViolence Divine, unser Debütalbum, welches in zwei Pressungen rausgekommen ist, veröffentlicht. 2010 haben wir beschlossen, dass wir lange genug gewartet haben und unser zweites Album, Against All Good And Evil, veröffentlichen könnten. Neben dem Death Metal sind wir große Fans von Bands wie At The GatesMegadethMetallicaTestament undNevermore.

Time for Metal / Hellania:
Wer ist bei euch für das Songwriting zuständig? Ist das eine gemeinsame Ausarbeitung oder gibt es klar einen lyrischen Kopf?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Wir arbeiten mit einer Methode, die wir uns beim Songwritingprozess unseres ersten Albums angeeignet haben. Yaniv (Gitarre) schreibt grundsätzlich alle Songs allein und ich schreibe die Texte. Als Tal als zweiter Gitarrist vor fast drei Jahren in die Band kam, hat er sich mit Yaniv beim Songwriting abgewechselt. Unmake You ist der einzige ausgeglichene Song auf dem Album, der gleichermaßen von Tal und Yaniv geschrieben wurde. Von Zeit zu Zeit steuert auch unser Schlagzeuger, Iftah, der ebenfalls ein guter Gitarrist ist, ein oder zwei Riffs zu den Songs bei. Im Endeffekt tragen wir alle unseren Teil zu unserer Musik bei. Um zu den Texten zu kommen: normalerweise schreibe ich diese allein, doch in zwei Songs wurde ich von meiner liebreizenden Freundin Ronnie Spandorf unterstützt, da ich auf Englisch nicht die richtigen Worte finden konnte. Ebenso habe ich schon mal Unterstützung von meinem guten Freund Vidi Dolevbekommen, der ebenfalls Sänger bei einer internationalen Progressive Band (Reign Of The Architect) sowie bei einem experimentellen Metal-Projekt (Of Marble’s Black) ist.

Time for Metal / Hellania:
Euer Death Metal ist technisch sehr ausgereift. Wie lange macht ihr im Einzelnen schon Musik? Gibt es neben Prey for Nothing noch andere Projekte der Mitglieder und welche Genres werden dort bedient?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Wir haben zuvor alle in diversen Bands gespielt – einige von uns auch bereits seit Mitte der 90er – so kommen wir auf fast 20, bzw. mindestens 15 Jahre, die wir schon Musik machen. Yaniv spielt Gitarre in der Heavy Metal / Hard Rock-Band Metal ScentTal ist Gründungsmitglied und Gitarrist der Groove Metal-Band VipressIftah spielt Schlagzeug in der Stoner Rock-Band Pig und ich schreibe Texte für ein paar Projekte, wie die, die ich bereits erwähnt habe: Reign Of The Architect und auch Amaseffer. Zudem mache ich auch den Gastsänger, wenn es Bedarf gibt.

Time for Metal / Hellania:
Was bedeutet Metal und speziell Death Metal für euch? Ist es Ausdruck persönlicher Erfahrungen, macht es euch einfach nur Spaß oder stecken ernsthafte Dinge dahinter?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Für mich ist Death Metal die reinste Essenz von Metal. Der Begriff „Death Metal“ ist so nicht ganz korrekt, da wir keine Songs über Leichen oder Zombies schreiben. Doch seit der ersten musikalischen und thematischen Annäherung ist Death Metal mehr als nur das für uns. Death hat einige philosophische Bedeutungen. Heutzutage ist Death Metal intelligenter und atheistischer, ob das nun gut ist oder nicht. Um zur Selbstdarstellung zu kommen: ich denke, dass Thrash Metal der beste Weg ist, um musikalische Wut abzulassen, da es doch recht roh und primitiv ist und es an den Krümelmonster-Vocals fehlt, die nie wirklich emotional sind – anders als beim Hardcore oder Thrash-Metal Shouten (bis uns Thomas Lindberg mitAt The Gates mehr Coolness beschert hat). Und Extreme Metal ist die Möglichkeit sich darzustellen, wenn es um Texte geht. Hier kann man die Autoritäten und sich selbst in Frage stellen, die Kriegsführung gegen die ethnischen Probleme der Welt beginnen und über philosophische Launen diskutieren, die man in keiner Mainstream Musik je ausdiskutieren könnte. Ich denke nicht, dass Prey For Nothing und Extreme Metal im Allgemeinen der Nietzsche der modernen Musik sind, jedoch passen die nihilistischen Ansätze seiner Methoden in dieses Genre.

Time for Metal / Hellania:
Gab es schon mal den Gedanken, das Projekt aufzugeben und andere Wege zu gehen? Oder stand das nie zur Debatte?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Nein. Wir alle wissen, dass es uns als Band nicht für immer geben wird. Nichts hält für immer und keiner von uns ist ein Genie wie Mozart – so wird uns die fehlende Unsterblichkeit daran hindern, als Legenden zu gehen. Aber wir genießen die Musik, wie ich bereits gesagt habe. Wir versuchen die Musik als Metal-Fans für Metal-Fans zu schreiben. Das trifft nicht für jeden Metal-Fan zu, aber wir versuchen intelligent und stimmig zu schreiben, sodass wir nicht von uns selbst gelangweilt werden. Solange wir Spaß haben und so lange es Fans („Fans“ ist so ein hartes Wort … lass uns stattdessen lieber „Hörer“ sagen) gibt, denen unsere Musik gefällt, solange sehe ich keinen Grund, den Ausschalter zu betätigen.

Time for Metal / Hellania:
Wir haben gerade den Jahresübergang gefeiert. Wie habt ihr Silvester verbracht? Traditionell daheim mit den Lieben oder wart ihr auf wilden Partys?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Nun, wir müssen da zwei Dinge bedenken. Erstens und besonders wichtig: wir sind aus Israel, dem einzigen jüdischen Land der Welt. Wir sind zwar nicht so jüdisch, feiern aber nicht wirklich Neujahr. Wir haben „Rosh HaShana“ – das sind die Ferien gegen Mitte September, also zu Beginn des jüdischen Kalenders. Jedoch können wir uns nicht vom Rest der Welt abschirmen, nicht wahr? Also feiern wir schon ein wenig, vor allem in Bars und auf Partys, doch trotzdem ist es für uns wie Geburtstag feiern an Wochentagen. Es mag zwar witzig sein, doch am nächsten Tag müssen wir früh auf die Arbeit. Ich habe Silvester mit meiner Freundin bei ihr zu Hause gefeiert, indem wir ein paar Folgen Simpsons gesehen haben. Das ist vielleicht nicht so aufregend, aber ich bin ein echter Partymuffel, mit dem man nichts anfangen kann.

Time for Metal / Hellania:
Wie gestaltet ihr das Jahr 2012. Was ist in Planung? Ein weiteres Album oder wollt ihr euch mehr live zeigen? Kann man euch vielleicht sogar mal in Deutschland begrüßen?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Oh ja, sehr gern! Das Touren in Europa und besonders in Deutschland ist eines unserer Ziele – unser Hauptziel, um genau zu sein. Wir schauen derzeit auch nach Touren in Deutschland und Österreich, vielleicht auch in Holland oder Dänemark für Sommer 2012. Zudem planen wir drei weitere Videos zu veröffentlichen (das erste ist bereits fertig, also seid so nett und schaut es euch doch mal auf YouTube an – es heißt My Final Relapse) und dann haben wir noch vor, ein wenig in Israel zu touren (naja, „touren“ kann man das nicht wirklich nennen, wenn man nach Hause gehen kann, um zu schlafen). Bisher haben wir noch nicht über ein drittes Album nachgedacht, aber wir werden bestimmt mit den Arbeiten daran anfangen, wenn wir mehr über unsere Tour-Pläne wissen.

Time for Metal / Hellania:
Wie sind eure Konzerterfahrungen? Habt ihr schon viele gespielt? Wart ihr auf Festivals präsent? Wenn ja, welche waren es? Wo würdet ihr gerne einmal live auftreten?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Wir haben Israel für Liveshows noch nie verlassen. Bisher jedenfalls. Es ist schwerer als man denkt, an einer Tour teilzunehmen und jeden Abend fit vor einem neuen Publikum zu stehen – und außerdem müssen wir dafür noch etwas Geld sparen. In Israel treten wir jedoch ganz normal auf. In unserer kurzen 6-jährigen Karriere haben wir auch schon Paradise LostAborted undFinntroll supportet, also gar nicht so schlecht.

Time for Metal / Hellania:
Nutzt ihr zudem die gängigen Internetportale, um eure Fans auf dem Laufenden zu halten? Wie steht ihr zu den neumodischen Kommunikationsmitteln?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Hauptsächlich nutzen wir Facebook und E-Mail. MySpace haben wir mal vor 4-5 Jahren genutzt – also schon lange her. Wir haben rausgefunden, dass wir eine kleine Fangemeinschaft in England haben, ein paar nette Leute aus den USA, die sich für uns interessieren und sogar japanische Fans sind an unserer Musik interessiert – das ist wirklich großartig.

Time for Metal / Hellania:
Gibt es abschließend noch etwas, was ihr den Lesern sagen wollt?

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Beurteilt eine Band nicht nach ihrem Cover und überlasst auf gar keinen Fall Politikern und Ethnizitäten die Beurteilung. Mir ist ein Metal-Fan im Iran näher als die orthodoxen Juden in Jerusalem. Es ist egal, aus welchem Land du kommst, es kommt nur darauf an, was du denkst und wie dein Moralverständnis und das Verständnis für andere ist. Also zusammengefasst: scheißt auf die Politiker und rock on!

Time for Metal / Hellania:
Ich danke euch noch einmal für die vielen Informationen und wünsche euch das Beste für das Jahr 2012. Ich hoffe, man hört bald wieder von euch und es gibt mal einige Auftritte bei uns in Deutschland. Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen eure Hellania.

Prey for Nothing / Yotam Avni:
Danke noch mal für die Möglichkeit! Schwerter hoch!