Prophecy Fest 2023: Rückblick auf das vergangene Wochenende

Am Freitag startete das Prophecy Fest 2023 in die heiße Phase: Mit 1401 Besuchern aus 40 Ländern, die teilweise sogar von so weit entfernten Orten wie Australien, Japan, Indien, Brasilien, Kolumbien, Uruguay, Kanada und den USA anreisten, bringt das Fest im Sauerland wieder internationales Flair in die Höhle von Balve.

Pünktlich um 14:00 Uhr MESZ öffneten die Tore, und mit einer leichten Verspätung ging das Duo Year Of The Cobra aus Seattle ungefähr eine Stunde später als erste Band auf die zweite Bühne. Die beeindruckende Frontfrau Amy Tung Barrysmith sorgte mit viel Energie für die positive Aufladung der Tagesstimmung. Auf der Hauptbühne hämmerten dann die niederländischen Maskenträger Laster mir ihrem dynamischen Set einen heftigen Weckruf in die gut gefüllte Höhle. Dafür heimste das experimentelle Post-Black-Metal-Trio reichlich Beifall ein. Währenddessen wurde der Merchandise-Stand von einer Schar von Fans regelrecht belagert. Die Belagerung wurde erst am Abend wieder aufgehoben. Anschließend verzauberten die Leipziger Disillusion das Publikum mit komplexen Avantgarde-Songs, die dennoch eingängig und melodisch dargeboten wurden. Nach ausgiebigen Tourneen befanden sich die Ostdeutschen in bester Verfassung.
Der Auftritt von The Vision Bleak, die ihr komplettes Debütalbum The Deathship Has A New Captain aufführten, war für zahlreiche Besucher bereits der Höhepunkt des Wochenendes. Der Horror Metal-Klassiker ließ die Menge jubeln. Die Deutschen auf der Bühne hatten ebenfalls sichtlich Spaß. Als Nächstes wurde es in der Höhle finster, denn Darkspace aus der Schweiz sahen auf einer verkürzten Bühne nicht nur unheimlich aus, sondern klangen auch extrem unheimlich, zumal ihr grimmiger Ambient Black Metal ohne Schlagzeuger auskommt. Das schweizerische Trio kanalisierte perfekt seinen inneren Samael.
Was für eine brillante Show: My Dying Bride nahmen den Energiestrom ihres verzückt hypnotisierten Publikums auf und verwandelten menschliches Leid und Schmerz in The Cry Of Mankind, das mit einem kollektiven Schrei begrüßt wurde. Klassiker wie Turn Loose The Swans und neuere Favoriten wie Catherine Blakes ernteten frenetischen Beifall. Die nordenglischen Insular Doom Veteranen revanchierten sich mit einer herausragenden Leistung. Zu guter Letzt schickte das belgische Künstlerkollektiv Church Of Ra seine musikalischen Abgesandten Amenra mit einer modernen Vision von Hardcore angehauchtem, düsterem Post-Metal in Verbindung mit finsteren Bildern von der Selbstzerstörung der Menschheit in die Höhle. Die Menschenmenge vor der Hauptbühne wurde immer tiefer in das harsche Klangnetz gezogen. Ein atemberaubender Auftritt.
Auf der zweiten Bühne gab es zwei weitere magische Auftritte von Salem’s Lot 1476. Die Wayward Occult Rocker aus Neuengland konnten an diesem Wochenende viele neue Anhänger gewinnen, was sich an ihrem stetig anwachsenden Publikum ablesen ließ. Crone krönten den Abend auf der zweiten Bühne mit einer weiteren hart rockenden Show und einem knackig dunklen Gothic-Touch. Der wohlverdiente Lohn für die Norddeutschen bestand aus tosendem Applaus.

Martin Koller kommentiert: „Wir freuen uns sehr, dass alle Bands, die nicht im Vorfeld abgesagt hatten, sicher angekommen sind und gestern fantastische Shows spielen konnten“, erklärt der Festgründer. „Die Sicherheit der Besucher und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität. Daher sind wir froh, dass es erneut keine gravierenden Zwischenfälle zu melden gab. Nach der Belagerung des Merchandise-Standes können wir bereits jetzt ankündigen, dass das System im nächsten Jahr geändert wird, um die Wartezeiten zu verkürzen. Das Wetter war hervorragend und die Vorhersage sagt, dass es weiterhin sonnig bleiben wird. Bitte achtet darauf, für ausreichend Flüssigkeit, ja auch Wasser, im Körper zu sorgen. Genießt den letzten Tag des Prophecy Festes 2023! Noch eine kurze Empfehlung: Auch mal einen Blick auf die großartigen Newcomer auf der zweiten Bühne werfen. Habt Spaß und passt wie immer aufeinander auf und nehmt Rücksicht aufeinander und die Mitarbeitet!“

Das ausverkaufte Prophecy Fest 2023 endete Samstagnacht mit der triumphalen Rückkehr der amerikanischen Metal-Band Agalloch auf die Bühne. Das nach deren Auflösung im Jahr 2016 erste und in Europa exklusive Konzert wurde von den Besuchern in der Balver Höhle geradezu ekstatisch gefeiert. Ein großartiger Abschluss für das fast durchgehend ebenso friedliche wie fröhliche musikalische Stelldichein mit dunkler, emotionaler Musik, das in diesem Jahr bei schönstem Sonnenschein in der Sauerländer Kulturhöhle stattfand.

Leider kam es erstmals in der Geschichte des Festes zu einem Vorfall. Ein wohl stark angetrunkener Besucher attackierte und verletzte zwei Sicherheitskräfte. Der angemessen und professionell agierende Sicherheitsdienst konnte die Person zunächst ruhigstellen und dann den Behörden übergeben, wobei auch die Zugangsberechtigung entzogen wurde. Die Polizeibeamten sprachen zunächst einen Platzverweis aus und nahmen den Mann nach einem erneuten Vorfall in Gewahrsam. Es wurden Anzeigen erstattet. Wir danken unserem Sicherheitspersonal, das besonnen und professionell reagiert hat sowie der Polizei, und wir verurteilen diesen Vorfall aufs Schärfste. Das Prophecy Fest war immer friedlich und so soll es auch in Zukunft bleiben.

Martin Koller kommentiert den Vorfall wie folgt: „Wir bedauern sehr, dass ein mutmaßlich stark angetrunkener Besucher mit seinen Angriffen auf unsere Sicherheitskräfte das ansonsten, wie gewohnt, äußerst friedliche Musikfest für einige Minuten gestört hat“, erklärt der Festgründer. „Dass es dabei zu Verletzungen unserer Mitarbeiter im Sicherheitsbereich kam, hat uns besonders getroffen. Wir wünschen auch auf diesem Wege eine gute Besserung. Wir haben aufgrund langjähriger Erfahrungen nicht mit einem solchen Vorfall gerechnet, aber wir waren gut darauf vorbereitet. Die Gesundheit aller anderen Besucher war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Die Sicherheit der Besucher und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität und in den letzten Jahren wurden stetige Verbesserungen vorgenommen, etwa durch die Einstellung von mehr Sicherheitspersonal. Dies wird auch weiterhin geschehen. Wir danken den durch uns informierten zuständigen Behörden für ihr schnelles und letztlich entschiedenes Eingreifen. Vorfälle dieser Art sind für das Prophecy Fest nicht akzeptabel und werden auch zukünftig entschieden unterbunden.“

Die Musik stand selbstverständlich für die 1.400 Besucher der Balver Höhle im Vordergrund. Es war auf beiden Bühnen für die Liebhaber dunkler Klänge ein geradezu magischer Samstag. Gegen 13:00 Uhr MESZ eröffneten die zwei Frontfrauen und ihr Schlagzeuger von E-L-R mit einem wuchtigen Doom-Weckruf den Samstag. Die drei Schweizer ließen sehr zur Freude der zahlreich erschienenen Zuschauer die E-Saiten krachen. Slagmaur begeisterten die Meute mit einem schrägen Auftritt in bizarren Kostümen, wobei die norwegischen Schwarzheimer auch musikalisch auf ganzer Linie überzeugen konnten. Die runderneuerten dänischen Doom-Veteranen Saturnus präsentierten sich nach einer ausgiebigen Tour in Höchstform und wurden entsprechend gefeiert.
Als die bajuwarischen Black Metal Mundartler Gràb dann auf die Bühne kamen, stand die Höhle randvoll. Deren erster Auftritt sollte nicht nur der erste, sondern auch zugleich der letzte sein. Doch die gezeigte Spielfreude und der rauschende Beifall lassen doch auf zukünftig weitere Konzerte hoffen. Auch Novembers Doom konnten sich über reichlich Zuspruch von Seiten ihres Publikums freuen. Die Gruppe aus Chicago, Illinois hatte sich entschlossen, gleich alle Tage des Fests in vollen Zügen zu genießen und revanchierte sich mit einem Konzert der Spitzenklasse. Viele Besucher waren speziell für die einzige Metal-Show von Dornenreich gekommen. Die Österreicher ließen die Höhle mit dynamischen Wechseln aus gedankenschweren Momenten und rasendem Alpenglühen erbeben. Vemod haben noch immer kein reguläres Studioalbum veröffentlicht und dennoch sind die Norweger längst über den Status eines Geheimtipps hinaus. So ließ sich ein großes Publikum von ihren ebenso harschen wie verträumten Klängen verzaubern. Dass Darkher Frontfrau Jayn Maiven über magische Kräfte verfügt, ist bekannt. In der Höhle wob die Engländerin aber erneut ein ganz besonders schönes Klangnetz, was die verzauberte Menge mit heftigem Beifall in den Spielpausen quittierte. Derartig eingestimmt, war die Höhle dann bereit für Agalloch mit dem großen Finale.

Doch auch die zweite Bühne sorgte für gediegene Unterhaltung und so mancher Besucher erlebte geradezu eine oder gar mehrere schöne musikalische Überraschungen. Die jungen Nordengländer Gospelheim profitierten als erste von der zusätzlichen Auftrittsmöglichkeit, welche besonders dem Nachwuchs zugutekommt. Speziell die Wechselgesänge von Sängerin Coco und Sänger Ricardo gewannen der Band neue Freunde. Illudium konnten bereits akustisch am Donnerstag auf sich aufmerksam machen, aber die kraftvolle Stimme von Sängerin und Gitarristin Shantel Amundson kam mit elektrischer Unterstützung und Begleitung in der Höhle noch besser zur Geltung. An diesem Tag konnten besonders die aus Black und Doom Metal geborenen Dymna Lotva auf der zweiten Bühne abräumen. Sängerin Nokt, die aufgrund politischer Verfolgung aus ihrer weißrussischen Heimat fliehen musste, schlug mit ihrem extremen und leidenschaftlichen Auftritt die Meute erst in ihren Bann und dann scharenweise zum Merchandise. Zu guter Letzt empfahlen sich ebenso noch Tar Pond für die Hauptbühne, denn auch das Schweizer Doom-Kollektiv brachte tiefergestimmten klanglichen Zauberglanz in die Höhle.

Martin Koller zieht Bilanz: „Wir sind sehr glücklich und zufrieden mit dem Verlauf des Prophecy Fests in diesem Jahr“, erklärt der Festgründer. „Dass wir in Rekordzeit ein ausverkauftes Fest melden konnten, zeigt die Attraktivität unseres Programmes. Wir haben außerdem viele Neuheiten ausprobiert, von denen einiges sehr gut funktioniert hat, anderes weniger gut und das eine oder andere bedarf auch der stärkeren Korrektur. Speziell bei der der Bühnenhöhe, aber auch beim Check-In und im Merchandise-Bereich müssen wir deutlich nachbessern. Unser lokales Kulturangebot wird ebenfalls vergrößert. Wir werden wie immer auf die Kritik und Vorschläge unserer Besucher eingehen. Wir haben aber auch viel Lob von Besuchern und Bands erhalten, was uns ermutigt, auf diesem Weg weiterzugehen. Unser Dank gilt allen Teilnehmern und ganz besonders auch unseren freiwilligen Helfern, den Helping Hands, die in diesem Jahr wirklich alles gegeben haben, dem Festispielverein Balver Höhle e.V., der Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve e.V. und der Stadt Balve und ihren Bürgern. Wir sehen uns hoffentlich beim Prophecy Fest 2024 wieder!“

Der Vorverkauf für das Prophecy Fest 2024 hat bereits begonnen. Das Fest wird vom 5.-7. September in der Balver Höhle stattfinden. Prophecy Fest 2024 Tickets kosten 139 € (zzgl. VVK) und sind über diesen Link erhältlich: https://tickets.prophecy.de/ticket/prophecy-fest-2024

Die ersten für 2024 angekündigten Bands sind: Empyrium treten mit der Weltpremiere ihres Klassikers Where at Night the Wood Grouse Plays auf. Die niederländischen Dark Rocker Dool kehren ebenso nach Balve zurück wie der legendäre englische Rock-Pioneer Arthur Brown. Die Pagan Metal Veteranen In The Woods… kommen erstmals zur Höhle, was auch für die den Alpinen Black Metal der Österreicherin Perchta gilt!

Festivallink: www.facebook.com/events/647346533842482