Rising Insane – Wildfires

Bewährte Rezeptur, volle Energie

Artist: Rising Insane

Herkunft: Oldenburger Land, Deutschland

Album: Wildfires

Genre: Post Hardcore, Modern Metalcore

Release: 23.08.2024

Label: Long Branch Records

Link: https://risinginsane.de/

Bandmitglieder:

Gesang – Aaron Steineker
Gitarre – Sven Polizuk
Bass – Ulf Hedenkamp
Gitarre – Florian Köchy
Schlagzeug – Robert Kühling

Tracklist:

  1. Reign
  2. Monster
  3. Lighthouse
  4. Malicious
  5. Bet On Me
  6. Warning
  7. Counting Regrets (Interlude)
  8. Carousel
  9. Burn
  10. The Door
  11. Wildfires

Rising Insane mischen den modernen Metal- und Post-Hardcore schon länger gehörig auf, insbesondere in ihrer Heimat Deutschland. Sie mögen hierzulande nicht die Speerspitze ihres Genres sein, doch man kommt irgendwie auch nicht mehr an ihnen vorbei. Das ist nicht unverdient, denn seit Jahren liefern die fünf Jungs aus Norddeutschland regelmäßig neue Veröffentlichungen ab und touren durch die Bundesrepublik, zuletzt im späten Frühling dieses Jahres auf ihrer ersten Headliner-Tournee. Jetzt hauen uns die Herren nach drei Jahren wieder ein Album um die Ohren, das Vierte seit 2017. Es hört auf den Namen Wildfires und versteht sich als solide Gesellschaftskritik und lauten Appell an die Vernunft, sich wieder auf Positivität im Leben zu besinnen und die allgegenwärtigen Streitherde zu ersticken.

Unter diesem Stern steht bereits der Titel des Albums, denn mit den Wildfires sind genau diese Brandherde gemeint, die durch das turbulente Weltgeschehen und gesellschaftliche Missstände permanente Belastungen schaffen, die uns von innen heraus, aber auch den Diskurs an sich vergiften.

Wer die bisherigen Veröffentlichungen von Rising Insane feierte, wird auch mit der neuen Scheibe nicht enttäuscht. Stilistisch besann man sich auf das bewährte Rezept der Band, deren Hauptzutat neben zugänglichen und bemerkenswert vielseitigen Gesangsmelodien mit gelegentlichen Ausflügen in aggressivere Gefilde auch im fleißigen Einsatz elektronischer Klangerzeuger besteht, die geschickt tragend daherkommen, ohne aufdringlich zu sein. Auffallend ist auch der Einsatz besonders tiefgestimmter Gitarren und dem gekonnten Riffing, in das sich gerne elegante und mächtige Akkord-Progressionen einschleichen. Ein gewisser Hang zu Leersaiten lässt sich auch erkennen, besonders im zuletzt vorab veröffentlichten Carousel. Das ist wohl allerdings auch dem einem Trend geschuldet und tut der Qualität des Albums erst mal keinen Abbruch.

Die Jungs beweisen jedenfalls grundsätzlich großes Talent beim Songwriting. Das mag erst mal nichts Neues sein, ist aber dennoch eine wichtige Erkenntnis, wenn der mit Abstand größte Hit der Band ein Cover des erfolgreichsten Songs aller Zeiten, Blinding Lights von The Weekend ist.

Ihr Schwerpunkt liegt jedenfalls deutlich auf der Botschaft des Albums und dem unbedingten Willen, jedem Song die richtige Stimmung zu verpassen, anstatt technische Versiertheit am Instrument zu beweisen. Wenn die Jungs hier etwas beweisen wollen, dann dass sie nicht selten entweder wirklich angepisst auf gewisse Missstände sind oder aber sehr melancholisch und traurig. Sie stellen die Botschaft und die Musik in den Vordergrund, und das ist erfrischend und sympathisch.

Rising Insane – Wildfires
Fazit
Wildfires ist vielseitig und ehrlich, ausgewogen und fulminant produziert. Es ist eine gelungene Fortsetzung ihres bisherigen Schaffens und holt ihre Fans garantiert ab. Es macht Spaß und wird auch den Weg in meine eigenen Playlists finden, denn es fügt sich wunderbar in den stilistischen Katalog der moderneren Gefilde der harten Musikrichtung ein. Das ist zu beglückwünschen, zugleich aber vielleicht auch die einzige Schwäche des Albums, denn insgesamt hebt es sich doch wenig von seinen Genrekollegen ab. Seine Grundrezeptur ist eben kein Einzelstück.
Wenn Wildfires ein Wein wäre, würde ich ihn wohl zwar nicht im Discounter kaufen, sondern eher im Frontregal einer gut sortierten, allerdings doch sehr breit aufgestellten Fachhandlung, Segment "Nummer Sicher". Ein Wein, mit dem man nichts falsch machen kann, ganz egal ob für den Abend daheim, die Party der Möchtegern-Kenner, oder für romantische Stunden im Liebesnest der Moshpit-Verliebten. Charakterstark, kräftig, jung und direkt mit dem unbedingten Willen, möglichst gute Gespräche über die Welt, die Gesellschaft und das Leben, aber auch die eigenen Krisen und Gedanken herauszukitzeln. Süffig und einladend, möchte man sagen. Kennt man, möchte man auch sagen. Aber deshalb muss es ja nicht weniger Spaß machen. Prost.

Anspieltipps: Warning, Bet On Me und Reign
Jakob P.
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