SOL Sonic Part II am 28.06.2025 im Schlachthof Wiesbaden

Sound Of Liberation feiert seine 20. Geburtstagsparty

Bands: Electric Jugs, Lucid Void, Wight, Kant, The Machine, Valley Of The Sun, Daily Thompson, My Sleeping Karma, Greenleaf, Brant Bjork Trio, King Buffalo, EinsEinsEins

Ort: Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden

Datum: 28.06.2025

Kosten: 66,66 € VVK, 70,00 € AK

Genre: Garage, Blues Stoner Rock, Psychedelic Rock, Heavy Rock, Heavy Psych Rock, Krautrock, Grunge,  Funk, Instrumental Rock, Post Rock

Veranstalter: Sound Of Liberation, Schlachthof Wiesbaden

Link: https://schlachthof-wiesbaden.de/events/sol-2025

Sound Of Liberation feiert seinen 20. Geburtstag. Dies sogar mit Festivals. Nachdem am Anfang des Jahres bereits das Sol Sonic Part I im Club Volta / Carlswerk in Köln gefeiert wurde, ist die Fangemeinde heute zum Sol Sonic Part II nach Wiesbaden in den Schlachthof eingeladen. Beide Veranstaltungsstätten sind für mich als Koblenzer sowas wie meine Hausclubs, da ich dort abwechselnd oft weile, in Ermangelung entsprechender Veranstaltungen in Koblenz.

An Sol Sonic Part I konnte ich aus persönlichen Gründen leider nicht teilnehmen, umso mehr freue ich mich, beim Sol Sonic Part II in Wiesbaden dabei zu sein. Für das Tagesfestival wird der gesamte Bereich des Schlachthofes in Wiesbaden genutzt: die Halle, der Außenbereich und zum Abschluss das (kleine) Kesselhaus. Robin und ich kommen früh genug an, müssen allerdings noch etwas am Eingang warten, da sich der Einlass zeitlich ein wenig verschiebt. Am Eingang können wir bereits unsere „Freak Valley / Rockblog.Bluesspot“ Freunde Jules, Volker und Uwe begrüßen. Am Eingang und im Innenraum warten dann noch jede Menge an Freunden und Bekannten. Gefühlt ist das halbe Freak Valley hier am Start.

Dort war es letztes Wochenende ja richtig heiß von den Temperaturen her, ich denke, die Temperaturen werden hier noch einmal geknackt. Der Eingang ist zwischen der Halle und dem Kesselhaus. Durch die wohltemperierte Halle gelangen wir in den Außenbereich, wo uns unter anderem eine erfrischende Sprinkleranlage empfängt. Neben Imbiss und Getränkeausschank erwarten uns ein paar Stände im Außenbereich, u.a. auch ein CD/Merchflohmarkt, auf dem man günstige CDs, Shirts, Patches und Pins ergattern kann. Der Merchstand der Bands ist im Eingang in der Halle.

Impressionen, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Musikalisch führen uns Electric Jugs in das heutige Festival ein und das eher im Streetmusic Stile. Das Aschaffenburger Duo (Gitarre, Gesang und Synth) steht im (kleinen) Innenhof vom Kesselhaus und beschallt die Fans, die sich das gerne anschauen. Zudem hört das sich überhaupt nicht schlecht an.

Electric Jugs, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Auf der Bühne im Innenhof sind nun Lucid Void dran. Daher wieder der Gang durch die gekühlte Halle, den kühlenden Nebel der Sprinkleranlage mitnehmen und den Klängen von Lucid Void lauschen. Das Quartett Lucid Void kenne ich selbst noch nicht. Den jungen Mann an den Tasten, mit dem blauen Lidl-like T-Shirt Liebe, habe ich allerdings eben schon gesehen, denn da hat er den Klängen von Electric Jugs gelauscht. Das ist wohl Samba, der die Tasten betätigt, unterstützt wird er von Bela (Bass), Jakob (Gitarre) und Max am Schlagzeug. Instrumentelle Psychedelic Klänge, die es uns einfacher machen, hier in der Sonne zu braten.

Lucid Void, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Nach der kurzen Pause sind ebenfalls draußen auf der Bühne die Darmstädter Wight dran. Richtig funky und rockig gibt sich die Band und das vom Feinsten. Kein kühler Stoner Rock hier im Wiesbadener Desert Valley, dafür heiße Rhythmen der Band um Bandleader René Hofmann. Getreu Funk-Godfather George Clintons Spruch:Open your mind and your ass will follow“, werden jetzt sogar die Hüften bewegt. Die Hitze hält die Fans nicht davon ab.

Wight, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Es ist toll, so viele Bekannte und Freunde hier anzutreffen, von denen man vielen schon letzte Woche begegnet ist. Einige habe ich allerdings schon ewig nicht mehr gesehen, so wie Pia. Da freue ich mich natürlich extrem, sie mal wiederzusehen.

Impressionen, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Jetzt geht es zum ersten Gig in die große Halle. Da warten Kant aus Aschaffenburg auf uns. Das Quartett Marius Seidel (Gesang, Gitarre), Elena Strähle (Bass), Nicolas Jordan (Gitarre) und Bryan Göbel (Schlagzeug) lässt hier im wahrsten Sinne des Wortes die Hütte brennen. Kant hätte ich eigentlich bereits letztes Jahr auf dem Hoflärm erleben sollen, da war mir leider etwas dazwischengekommen und ich habe sie dort verpasst. Umso mehr freue ich mich also auf meine Premiere mit Kant heute hier. Bei der Show von Kant stimmt einfach alles. Der Sound ist bombastisch in der Halle. Mit dem Licht wird ebenfalls genial gespielt. Das dürfte nicht nur für die Fans, sondern auch für die Band ein Traum sein. Heavy Psychedelic Rock, der richtig heavy wirkt und die ideale Eröffnung in der Halle ist.

Kant, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Zwischendurch mal in dem kühleren Außenbereich des Kesselhauses Platz nehmen und ein paar Schwätzchen mit anderen Fans machen, oder der Musik der DJs zuhören. Lange ist allerdings nicht Zeit, denn gleich stehen The Machine an. Also das sind nicht The Great Machine aus Israel, sondern The Machine aus Rotterdam. Psychedelic Stoner einer doch etwas härteren Gangart, würde ich es einmal beschreiben wollen. Ihr Schlagzeuger knüppelt seine Saitenmänner wie die Schweine durchs Dorf. Richtig klasse Performance des Trios, von dem ich mir das letzte Album noch später mitnehmen muss.

The Machine, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Das war doch schon wieder ein heißer Gig, da bin ich froh, dass es jetzt wieder in die gut gekühlte Halle geht. Die Halle wird nun zum Valley Of The Sun, nein, Blödsinn, Valley Of The Sun spielen nun dort.

Valley Of The Sun habe ich schon öfter live gesehen, das letzte Mal ist allerdings schon eine Weile her, das war 2019 ebenfalls in Wiesbaden, allerdings gegenüber im kleinen Keller der Kreativfabrik. Da ist die riesige Bühne hier in der Halle doch sowas wie ein Moloch für die Band. Ich kenne Valley Of The Sun aus dieser Zeit noch als Quartett. Mittlerweile sind Ryan Ferrier (Gesang, Gitarre), Chris Sweeney (Bass) und Johnny Kathman (Schlagzeug) jedoch auf ein Trio geschrumpft. Vom Sound her scheint das der Band allerdings keinen Abbruch getan zu haben. Valley Of The Sun veranstalten hier in der Halle ein richtiges Spektakel. Die Band steht für eine räudige Mischung aus Desert Rock, Grunge, Fuzz Rock, Psych und Stoner Metal. Bassist Chris Sweeney scheint sich fast in einer eigenen Welt zu befinden, er geht ab wie ein Zäpfchen. So kenne ich ihn, ich habe ihn noch nie anders erlebt. Nach dem Gig unterhalte ich mich mit ihm noch eine Weile, er ist echt ein netter Kerl.

Valley Of The Sun, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Weiter geht es zum vorletzten Gig im Außenbereich, den Daily Thompson gleich machen. Daily Thompson sind ein Trio aus Dortmund, das sich nicht unbedingt auf ein bestimmtes Genre festlegen lässt. Seit 2013 kombinieren sie Grunge, Blues-, Garage-, Stoner-, Psychedelic- und Noiserock. Dies mit solch einer Authentizität und Energie, die sie weit über die Grenzen des Ruhrpotts bekannt gemacht haben. Die Dortmunder „Zehnkämpfer“ (in Anspielung an ihren Namensgeber) sind also in mehreren Disziplinen unterwegs. Hier draußen ist es mächtig voll, hier scheinen alle Daily Thompson Fans zu sein. Danny Zaremba (Gesang, Gitarre), Mercedes „Mephi“ Lalakakis (Bass, Gesang) und Thorsten Stratmann (Schlagzeug) nehmen die Vorlage natürlich auf und entfachen hier draußen ein Feuer. Mephi übrigens mit einem Dauergrinsen, man kennt sie allerdings auch nicht anders. Ich persönlich habe Daily Thompson schon mehrfach gesehen und freue mich immer wieder auf das Trio. Das nächste Mal dann beim Noisolution Labelfest in Berlin im November.

Daily Thompson, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Wieder in die Halle, denn da wartet ein besonderer Leckerbissen, den viele schon letzte Woche auf dem Freak Valley Festival erlebt haben. My Sleeping Karma, bei denen Sound Of Liberation Gründer und Chef Matthias “Matte” Vandeven am Bass steht, geben sich nun die Ehre. Alles ist nun vor der großen Bühne versammelt. Letzte Woche noch von Volker Fröhmer, der zurMy Sleeping Karma ganz besondere Bande hat, mit: „Liebe Freunde …“ angekündigt, steht Volker heute neben mir im Fotograben und macht Bilder von der Aschaffenburger Band. Das gewohnte Ritual beginnt damit, dass sich die Akteure zusammenstellen und sich umarmen. Dazu als Intro The Four Horseman von Aphrodite’s Child. Tranceähnliche Zustände bei den Fans sind angesagt. Die passen zu dem instrumentellen Psychedelic Rock von My Spleeping Karma. Die Stimmung bei den Fans könnte nicht besser sein, die Halle ist proppevoll. My Sleeping Karma verzücken ihre Zuhörer wie gewohnt mit langen Instrumentalstücken in tranceartigen Zuständen. Ihrer Musik liegt ein ureigener psychedelischer Groove zugrunde. Dem psychedelischen Groove Rock von My Sleeping Karma kann man sich nur schwer entziehen. Auch heute ist wieder der Spirit ihres vor zwei Jahren verstorbenen Schlagzeugers Steffen Weigand (RIP) spürbar.

My Sleeping Karma, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Danach mal wieder verschnaufen im kleinen Außenbereich des Kesselhauses. Draußen, beim letzten Gig auf dem Außengelände, ist nun Kontrastprogramm angesagt. Bereits 1999 als Sideproject von Dozer-Gitarrist Tommi Holappa entstanden, ist die Band Greenleaf schon älter als Sound Of Liberation. Einige Besetzungswechsel konnten der Band nichts anhaben. Greenleaf als die schwedischen Clutch zu bezeichnen, würde der Band nicht ganz gerecht werden. Trotzdem, von der Performance her, gibt es, aus meiner Sicht, doch einige Ähnlichkeiten und sie haben auch schon auf Tour Clutch supportet. Ähnlich wie Nick Falon bei Clutch, gibt bei Greenleaf-Sänger Arvid Jonsson den Ton an. Und was der für Töne draufhat – mit bluesigem Einschlag. High Energy Rock wird uns um die Ohren geschmettert. Arvid Jonsson und seine Mitstreiter an der Gitarre Tommi Holappa und Hans Fröhlich am Bass sind vorne am Bühnenrand schwer in Action. Die Band habe ich mittlerweile so oft gesehen, sie ist einfach nur faszinierend.

Greenleaf, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Richtig geil wird es nun in der Halle. Ich habe eben schon mitbekommen, wie sich die Fans auf die nächste Band freuen. Das sind die Amis King Buffalo aus dem New Yorker Hinterland. King Buffalo sind im weitesten Sinne als eine Psychedelic-Rock-Band zu beschreiben, die einen einzigartigen Sound hervorbringt. Elemente von Stoner Rock, Blues und Progressive Rock mit psychedelischen Einflüssen werden verbunden und erzeugen eigene Klanglandschaften. Die Songs der Band, bestehend aus Sänger/Gitarrist Sean McVay, Bassist Dan Reynolds und Schlagzeuger Scott Donaldson, zeichnen sich durch lange Soundlandschaften mit hypnotischen Songstrukturen und einem starken Groove aus, was in diesem Fall nicht widersprüchlich ist. Alle drei Akteure werden auf der Bühne von jeweiligen Lichtkegeln ummantelt.

King Buffalo, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Nach den kurzen Umbauarbeiten geht es direkt mit dem Brant Bjork Trio weiter. Brant Bjork, den ex-Kyuss Musiker, habe ich persönlich nun schon öfter erlebt. Ob solo, mit der Band Stöner, oder, wie heute Abend, als Band Bjork Trio. Bei Stöner war Mario Lalli (Yawning Man) der Tourmanager. Dieser Mann ist selbst eine Legende, ohne den die ganze Stonerszene wohl keinen Bestand hätte, so jedenfalls Josh Homme von den Queens Of The Stone Age / ex-Kyuss. Die Besetzung bei Stöner waren die beiden ex-Kyuss Musiker Brant Bjork (Gitarre) und Nick Oliveri (Bass) und am Schlagzeug Ryan Gut. Mario Lalli hat in der aktuellen Besetzung den Bass von Nick Oliveri übernommen. Und der Mann kann was! Für mich ist die Besetzung des Brant Bjork Trios die bessere Stöner-Besetzung. Darüber lässt sich natürlich streiten, aber es gefällt mir total. Dann sage ich doch mal: „Stoner Rules“. Klasse Auftritt des Trios, zu dem auch Nebula / Mondo Generator Schlagzeuger Michael Amster gehört. Ein netter Tausendsassa am Schlagzeug, den ich immer wieder gerne treffe.

Brant Bjork Trio, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Wer eins und eins zusammenzählen kann, kommt auf EinsEinsEins. Die machen den Abschluss des heutigen Festivals und spielen gleich im Kesselhaus, welches damit am heutigen Tag als Location Premiere hat. Da ich das Kesselhaus sehr gut kenne und es regelmäßig besuche, würde ich es fast schon als mein Wohnzimmer bezeichnen. Robin und ich sind mit die ersten Fans, die sich jetzt dort vor der Bühne tummeln. Unser Freund Wolfgang ist uns gefolgt. Ich erwarte, aufgrund der Größe des Kesselhauses und der Menge der hier anwesenden Fans einen regelrechten Ansturm. Allerdings kann man sich, wider Erwarten, im Kesselhaus während des Konzertes von EinsEinsEins richtig gut noch bewegen und Fotos machen (wie üblich ist da natürlich kein Fotograben).

Auf der Bühne erwarten uns drei in blauen Hemden adrett gekleidete, nette junge Herren, die neben Bass, Gitarre und Drums ordentlich Synthesizer, nicht nur im Gepäck, sondern diese auch ausgepackt haben. Nicht nur optisch erinnern sie an ebenfalls adrett gekleidete Herren aus einem anderen Jahrhundert, die die musikalische Welt auf den Kopf stellten und bis heute beeinflussen. Der aufmerksame Leser wird natürlich wissen, wen ich meine: die Düsseldorfer Elektronic Pioniere Kraftwerk. War es bei Kraftwerk eine Computerwelt, so ist es bei EinsEinsEins eine Plastikliebe.

EinsEinsEins, SOL Sonic Part II Wiesbaden, Pic by Big Simonski

Wie merkt Volker Fröhmer neben mir an: Kraftwerk auf Speed … Wo er Recht hat, da hat er Recht. Ich muss kein Graf Zahl (auch ein Song der Band) sein, um zu rechnen, dass EinEinsEins ein Trio ist. Alex Fedorov (Gitarre, Keys, Gesang), Nils Hoffmann (Gitarre, Keys, Gesang) und Johannes Rosswog (Schlagzeug) sorgen hier für einen etwas anderen, aber äußerst geilen Abschluss des Festivals. Im Kesselhaus steht die Luft, auf den blauen Hemden der Protagonisten auf der Bühne zeichnen sich nach wenigen Minuten bereits Wasserflecken ab. Die versammelten Fans gehen richtig mit und benötigen aufgrund der Temperaturen natürlich keine Gasetagenheizung 😉 Es dürfte wohl klar sein, dass es sich bei Gasetagenheizung um einen Song der Band handelt. Johannes Rosswog hinter den Kesseln kann sein Dauergrinsen nicht verbergen. Der Gig scheint ihm zu gefallen. Uns vor der Bühne gefällt der Gig mächtig. Der Krautrock / Electro Pop Trip des Trios ist schon richtig geil. Wer Kraftwerk mochte, der wird bei EinsEinsEins richtig gut bedient. Übrigens, obwohl ich jetzt Kraftwerk genannt habe, ist es natürlich keine Imitation bei EinsEinsEins, sondern Musik mit sehr hoher Eigenständigkeit.

Etwas kurz vor Ende verlassen wir dann den Schlachthof, damit wir den Bus noch bekommen. Der ist aber schon weg und wir müssen ein Uber ordern. So wie heute dürfte Sound Of Liberation von mir aus gerne jedes Jahr seine Existenz feiern. Geniales Ein-Tages-Festival in toller Atmosphäre im Schlachthof in Wiesbaden.

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