Something On 11 oder das Duell der Gitarrenspezialisten

Jen Majura und Star-Gitarrist Alen Brentini haben erstes gemeinsames Album als Something On 11 veröffentlicht

Wenn man jemanden bis vor einigen Wochen mit dem Namen Something On 11 konfrontiert hätte, wären sicher viele Fragezeichen aufgetaucht! Insider wissen aber längst, dass sich dahinter ein brillantes Projekt der Gitarristen (ich verwende einmal die “männliche Form”) Jen Majura (Evanescence) und Alen Brentini versteckt. Über Umwege in einem Studio in Deutschland kreuzten sich die Wege der beiden. Man könnte meinen, wie eine Begegnung, die so vorgesehen war, wenn man gute Musik liebt. Mit dem Song Destroy What Destroys You auf Alen Brentinis letztem Album Black Tears bewiesen beide schon, dass es musikalisch einfach passt. Daraufhin wurde beschlossen, zusammen ein Projekt zu starten. Am 13.11.2020, einem für viele Menschen “teuflischen Tag”, kam nun nach zwei Jahren harter Arbeit das erfolgreiche, selbst betitelte Erstlingswerk der beiden auf den Markt.

Doch wer verbirgt sich nun hinter Something On 11?

Jen Majura ist den Anhängern der eher düsteren oder theatralischen Musik schon lange ein Begriff (inklusive meiner Person). Greift sie doch für die Alternative Band Evanescence schon Jahren in die Saiten. Jen Majura ist trotz ihres Erfolgs am Boden geblieben und wirklich wie das Mädchen von nebenan: freundlich, selbstbewusst und immer ein Lächeln auf den Lippen. Neben Evanescence war Jen Majura auch schon mit Formationen wie Knorkator oder Equilibrium unterwegs. Ebenso hat Frau Majura schon zwei Soloalben veröffentlicht und sogar eine eigene Schmuckkollektion, die das Herz einer jeden Frau höherschlagen lässt. Zudem würde ich Jen als kreative Frau mit Herz und Power beschreiben, die hart für ihren Erfolg arbeitet – als Frau in der männerlastigen Metalszene muss man sich eben beweisen können.

Mit ihrer liebenswerten Art erreicht sie nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich das Herz vieler Fans. Der zweite im “Ring”, wenn man sich auf die Überschrift bezieht, ist Alen Brentini. Der smarte Kroate ist kein unbekannter mehr im Rock- und Metalsektor, und hat sich seinen Weg hart erarbeitet. Trotz des großen Erfolgs in den letzten Jahren ist er bescheiden geblieben, spricht wenig über sich selbst und entwickelt sich weiter. Er stand bereits mit vielen großen Namen auf der Bühne, wie z.B. Paul Gilbert (Mr. Big) und Danny Vaughn (Tyketto) und absolvierte eine erfolgreiche Akustik-Tour mit Eric Martin. Ebenso ist er Stammgitarrist des österreichischen Musikers Andreas Gabalier. Dort veredelt er mit seinen rockigen Riffs die Musik des “Volks Rock ’n‘ Rollers”. Alen Brentini hat seinen eigenen Stil kreiert und würde man mir zehn Soli vorspielen, ich würde seinen Stil erkennen. Ein Stil, der von “zart bis hart“ klingen kann, als würde seine Gitarre uns eine Geschichte erzählen. Kurz und bündig auf dem Album von Something On 11 sind Könner am Werk.

Das Album umfasst acht Eigenkompositionen, die von beiden stammen, was wiederum auch zeigt, dass sie kreativ und professionell als Songwriter unterwegs sind.

Die Tracklist von Something On 11 umfasst folgende Titel:

  1. Soul Suffer Payment
  2. Fight For The Light
  3. Andrew´s Hypothalamus
  4. Rockstar In Disguise
  5. Live Or To Die
  6. Land Of Bliss
  7. Phil Of India
  8. Long Black Train

Soul Suffer Payment wurde schon als erste Single mit einem interessanten Video vorab veröffentlicht! Ein Song, der auch mahnen sollte oder aufrütteln. Er zeigt uns Situationen aus dem täglichen Leben. Viele arbeiten, um eigentlich nur die Rechnungen bezahlen zu können, aber ohne wirklich leben zu können.

Ein weiterer Song, bei dem Alen dann die Solostimme übernehmen durfte, ist Rockstar In Disguise. Um ehrlich zu sein – auch neben Long Black Train mein Favorit. Alen Brentinis melodische Stimme harmoniert mit Jens eher kräftiger, oft mahnender Stimme. Rockstar In Disguise sollte uns “Normalos” auch beschreiben, dass ein Rockstar keineswegs wie Gott ist, sondern ein Mensch, der in einem harten Beruf oft funktionieren muss, und dass Musiker keinesfalls ein Beruf ist, in diesem Mann/Frau (wie viele denken), wie Gott lebt. Der Beruf der Musiker ist für mich einer der härtesten dieser Welt.

Die ganze Schreibe ist für mich sehr gelungen. Vielseitig, kreativ, abwechslungsreich, frisch, jugendlich, powervoll – und nicht wie manche CDs, bei denen man schon beim Lesen des Booklets einschläft. Hier merkt man, dass sich zwei Könner getroffen haben, eigentlich ein Duell wie in einem Boxring, wenn es um die Riffs geht! Am Ende siegen jedoch beide und man hört auch, dass das Niveau bei diesem Album sehr hoch ist. Viele Hobby Klampfer, die sich oft Profi nennen, können von Melodien dieser Art nur träumen. Die Texte sind kreativ, regen zum Nachdenken an und zur Fantasie, seine eigenen Storys zu erfinden – wie bei Phil Of India. Ein Album, das sich nun schon auf meiner Liste der Masterpieces wiederfindet, denn ehrlich besitze ich kein Album, das so viele Facetten zeigt – auch wenn es um die Genres geht. Ich entdecke dort Elemente aus sämtlichen Bereichen des Rock und Metals, ein wenig Fusion, manchmal Psychedelic. Manchmal regen die Melodien zum Träumen an, dann wieder kommt eine Erschütterung durch die Gitarren, bei die auch der letzte Tiefschläfer wach ist.

Ich danke Jen Majura und Alen Brentini bestimmt im Namen vieler Fans der Gitarrenkunst für dieses Album. Der Schlusssatz: Ich wünsche mir mehr davon.

Wer dieses Projekt nicht kennt und sich auch zu den Gitarrenfetischisten zählt, sollte unbedingt einmal reinhören! Wir hoffen, dass dieses Projekt eine Fortsetzung findet. Damit die Wartezeit auf ein vielleicht nächstes Album verkürzt wird, können sich die Fans bis dahin mit dem kommenden Evanescence Album: Bitter Truth und Alen Brentinis kommenden Alben Modern World (Releasedatum Januar 2020) oder seinem Livealbum (Releasedatum 04.12.2020) den Tag versüßen lassen.

Diese Kolumne hat Anita G. für Time For Metal angefertigt.