Summer Breeze Open Air 2019 vom 14. – 17.08.2019

Drehbühne, Feuer, Flammen und das schönste Festival Bayerns!

Veranstaltung: Summer Breeze Open Air 2019

Ort: Dinkelsbühl

Homepage: https://www.summer-breeze.de/de/

Datum: 14.08 -17.08.2019

Ticketkosten: 122-133 € + VVK // Tagesticket 66 € + VVK und 75 € Tageskasse

Veranstalter: Silverdust GmbH

Besucher: ca. 35.000

Bands: Aborted, After The Burial, Ahab, Airbourne, All Hail The Yeti, Anaal Nathrakh, Anomalie, Avantasia, Avatar, Battle Beast, Beast In Black, Begging For Incest, Bembers, Blasmusik Illenschwang, Brainstorm, Brymir, Bullet For My Valentine, Burning Witches, Bury Tomorrow, Carnal Decay, Caspian, Clawfinger, Code Orange, Cradle Of Filth, Crippled Black Phoenix, Cypecore, Décember Noir, Deluge, Death Angel, Decapitated, Deicide, Deserted Fear, Dimmu Borgir, Dornenreich, Double Crush Syndrome, Downfall Of Gaia, Dragonforce, Dust Bolt, Dyscarnate, Eat The Gun, Eluveitie, Emperor, Endseeker, Enslaved, Equilibrium, Evergreen Terrace, Evil Invaders, Eyes Set To Kill, Fear Of Domination, Final Breath, Frosttide, Gaahls Wyrd, Get The Shot, Grand Magus, Gutalax, Hamferð, Hammerfall, Harpyie, Hate Squad, Heavysaurus, Higher Power, Hypocrisy, Hämatom, Hollywood Burns, In Flames, Ingested, Izegrim, Kambrium, King Apathy, King Diamond, Kissin Dynamite, Knasterbart, Krisiun, Kvelertak, Legion of the Damned, Leprous, Letters From The Colony, Lik, Lionheart, Loathe, Lord Of The Lost, Lordi, Meshuggah, Midnight, Morbid Alcoholica, Mr. Irish Bastard, Mustasch, Nailed to Obscurity, Napalm Death, Nasty, Oceans Of Slumber, Of Mice & Men, Orphalis, Ost+Front, Parkway Drive, Pighead, Promethee, Queensryche, Randale, Rectal Smegma, Rise of the Northstar, Rotting Christ, SKÁLMÖLD, Skindred, Slaughter Messiah, Soen, Soilwork, Subway To Sally, Testament, The Contortionist, The Dogs, The Lazys, The New Death Cult, The Ocean, Theethgrinder, Thron, Thy Art Is Murder, Tragedy, Turbobier, Twilight Force, Une Misère, Unearth, Unleashed, Unprocessed, Van Canto, Versengold, Windhand, Winterstorm, Xenoblight, Zeal & Ardor

 

 

Mittwoch, 14.08.2019 – SUMMER BREEZE 2019

 

Wir sind ohne größere Verkehrsprobleme nach ca. 3 Std. Anfahrt um 15:00 Uhr am Akkreditierungs-Container in Sinbronn angekommen und kurzer Hand sind auch die Bändel schon geholt. Voller Enthusiasmus mit insgesamt vier Autos und neun Personen fahren wir auf den VIP-Campground. Und dort am Check-In beginnt dann das große Warten, denn der VIP-Campground befindet sich erstmals, seitdem das Summer Breeze in Dinkelsbühl stattfindet, außerhalb der großen zentralen Campingflächen. Es ist ein wenig abseits gelegen und ca. 10 min. zu Fuß von dort aufs Infield. Ein neuer Campground wohl deshalb, um mehr Platz für die zahlreichen weiteren Festivalbesucher, ohne VIP-Akkreditierung zu gewinnen. Zu unserer Verwunderung wird uns nach ca. 30 Minuten Wartezeit mitgeteilt, dass der Campground scheinbar voll belegt sei. What? Die bereits angekommenen Camper haben für ihre Flächen wohl so großzügig gesteckt, sodass die hinzukommenden Camper somit keinen Platz mehr finden. Ich vermute, da der VIP-Campground das erste Mal an anderer Stelle ist, dass eben ein wenig Lehrgeld für die Organisation bezahlt werden muss. Die Heeresleitung jedoch arbeitet mit Hochdruck an einer schnellen Lösung. Weitere 15 min. später dann lässt man uns zum Glück passieren. Die Camper werden durch die Security auf dem Campground angehalten, enger zusammenzurücken. Unsere zwei Kumpels und Hearn waren bereits Dienstag schon angereist und haben unsere Plätze reserviert. Dies konnte der Security am Einlass zum Campground durch Handybilder auch belegt werden. Dort angekommen stellen wir die Autos, organsieren das Camp und gönnen uns die erste wohlverdiente Kaltschale. Bands, die ich sehen will, sind eigentlich schon Endseeker und Nail To Obscurity, es reicht jedoch gerade noch pünktlich zu Death Angel vor der T-Stage. Das Festivalwetter kann besser nicht sein. Angenehme 25 Grad, trocken, teils bewölkt, aber überwiegend sonnig. Gute Voraussetzungen also für einen chilligen ersten Festivaltag.

 

Death Angel / T-Stage / 18:25 – 19:10

 

Nun, bei Death Angel geht man Live eigentlich keinerlei Risiken ein. Während ihrer aktuell andauernden Humanicide Tour nachen sie demnach geschwind Halt auf dem Summer Breeze, um das Infield zum Beben zu bringen. Mit ihrem 2019er Album Humanicide im Gepäck, darf man einer illustren Setlist aus Old School Thrash und neuerlichem Stuff froher Erwartung sein. Was zu einem guten Live-Erlebnis dieser Band jedoch zwingend dazugehört, ist ein guter Sound. Und das wird uns auch geboten. Die Mischer an der T-Stage sind in bester Laune und so knallt uns Bay Area Thrash in höchster Güte entgegen. Die Spielfreude ist den Jungs deutlich anzumerken und die zu Hauf anwesende Crowd vor der Bühne geht nach etwas verhaltenen Anlaufschwierigkeiten von Song zu Song entsprechend euphorisiert mit. Ohne Übertreibung, Death Angel und allen voran Frontmann Mark Osegueda haben das Publikum stets im Griff und spielen das Set punktgenau mit großer Perfektion und Lust runter. Für mich ein perfekter Festivalstart, der am heutigen Abend noch mit weiteren Hochkarätern auf sich warten lässt.

 

Soilwork / T-Stage / 20:00 – 21:00

 

Mit Soilwork spielt dann eine Band auf, die speziell für mich unter einer gewissen Beweispflicht steht. Zuletzt habe ich Soilwork im Februar im LKA in Stuttgart gemeinsam mit Nail To Obscurity, Jinjer und Amorphis gesehen und an jenem Abend vernahm ich eine dezent angezogene Handbremse. Warum auch immer, können Soilwork doch mit Fug und Recht ihren Platz in der Melodic Death Metal Szene behaupten. Neben mir scharen sich viele weitere Metalheads am heutigen Abend vor der T-Stage, um sich dem Reigen hinzugeben. Immer dann, wenn diverse Bandmitglieder in Side-Projects tätig sind, ist die allgemeine Wahrnehmung einer Band, sagen wir mal, nicht ganz uneingeschränkt. Sänger Björn Strid, zudem auch im Projekt Night-Flight-Orchestra kreativ, vermag es hier und heute allerdings keine unnötigen Irrungen zu erzeugen. Die Show von Soilwork ist solide und tough dargeboten, was die Menge mit all dem quittiert, was zur Emotionalität eines Fans dazugehört. Die Haare fliegen im Wind, die Crowd surft und im Moshpit geht es über die gesamten 60 Minuten recht munter zu. Für mich zumindest hat Soilwork unter Beweis stellen können, dass die vermeintlich angezogene Handbremse an diesem Abend vollkommen gelöst ist und so darf ich dies für mich wohlwollend abhaken. Ein in jeder Hinsicht gelungener Auftritt der schwedischen Combo, der die Zielstrebigkeit der Band abermals untermauert.

 

Hypocrisy / T-Stage / 21:50 – 22:50

 

Auf dem Weg vor die T-Stage vernehme ich Stimmen, die nicht selten fordern, dass man eher Pain als Hypocrisy sehen wolle. Peter Tägtgren, seines Zeichens Aktivposten bei Pain, lässt jedoch keine Zweifel aufkommen, wer an diesem Abend auf der Bühne steht. Und zudem wird am Ende dann sowohl der Befürworter als auch der Skeptiker von Hypocrisy sicher eines Besseren belehrt. Das schöne am Metal generell ist, dass sich jegliche gewollte Inszenierung der Gegenwart und deren Gesetzen beugen muss. Heißt, dass die Mühen der Stagehands mal mit einem dezenten Kick in den Hintern von Tägtgren belegt werden oder selbst die an diesem Abend hochfrequentierten Herren hinter dem Wellenbrecher so viel zu tun bekommen, dass nicht alle gerettet werden können. Dies führt dann dazu, dass die Band auf der Bühne Besuch von einem Crowdsurfer erhält. Das alles erscheint auf den ersten Blick zwar etwas skurril und unvorhergesehen, andererseits ist es aber auch wirklich schön mit anzuschauen, denn diese Ereignisse legen Zeugnis ab über die Offenheit und Toleranz eines Metalfestivals und den Musikern. Auch in musikalischer Hinsicht bleibt kein Auge trocken. Die Setlist zimmert den Metalheads all das um die Ohren, was der geneigte Fan hören will, brachialer Melodic Death Metal, entnommen aus einer üppigen Setlist der gesamten Diskografie. Ach ja, und zum Thema Hören: Tägtgren stillt an diesem Abend abermals die Hoffnungen, dass Hypocrisy in absehbarer Zeit ein neues Album herausbringen werden, den Zeitpunkt hingegen lässt er jedoch komplett offen.

 

Midnight / Wera Tool Rebel Stage / 22:50 – 23:35

 

Midnight = Abriss = wilde Raserei. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Aber wenn die Jungs aus Ohio schon mal zum Tanz bitten, dann kann Mann/Frau nicht widerstehen. Eine Woche zuvor schon auf dem Party.San gesehen, ist meine Vorfreude auf diesen Gig nochmals gestiegen. Wo im Vorjahr noch die Camel Stage stand, erstrahlte in neuem Gewand mit anregender Überdachung die neue Wera Tool Rebel Stage. Neuer Sponsor, neuer Look. Das ist allerdings nur eine Randnotiz, die neue Aufmachung macht aber schon was her. Midnight legen sich gleich von Beginn an mächtig ins Zeug und die Crowd stimmt sofort mit ein. Black ’n‘ Roll versehen mit reichlich Speed, schnörkellos und darauf abzielend, die Wera Tool Rebel Stage Stück für Stück zurückzubauen. Das maskierte Trio ballert aus allen Rohren und trifft mit Sicherheit jeden musikalischen Nerv der zahlreichen Fans im weiten Rund. Die Grabenschlampen haben reichlich zu tun und vor allem Sänger/Bassist Athenar sucht des Öfteren vorne am Wellenbrecher direkten Kontakt zur Crowd. Neben den zahlreich auf die Bühne fliegenden Bierbechern darf man sich über übelste Nackenschmerzen der Fans gewiss sein. Midnight nutzen jeden Quadratmillimeter der Bühne aus, stampfen, moshen, flippen regelrecht aus und tun dies ihren Fans somit gleich. Wirklich klasse! Kurzweile ist angesagt. Zu guter Letzt steckt Athenar seinen Bassgitarrenhals noch mit einem Tuch darüber in Brand, stürzt wieder die Bühne herunter an den Wellenbrecher und versetzt die Grabenschlampen dort in helle Aufruhr. Damit haben jene wohl nicht gerechnet und versuchten die in sich aufkeimende Verunsicherung wegen der Flammen zu bändigen, dies gelingt auch, ohne weitere nennenswerte Aufregung. Letztlich hat Midnight in Perfektion all das umgesetzt, was man von ihnen erwarten kann. Punkt!

 

Donnerstag, 15.08.2019

 

Iron Reagan / Main Stage / 12:00 – 12:45

 

Iron Reagan aus Richmond, Amerika haben nun die Ehre oder auch die mühevolle Pflicht, die Main Stage zur nicht wirklich Metalhead-tauglichen Uhrzeit zu eröffnen. Eher eine Ehre meine ich, denn nicht jede Band bekommt eine derart prachtvolle Bühne für feinsten Crossover geboten. Lediglich das Wetter spielt nicht ganz mit, leichter Nieselregen, der sich mit stetig zunehmenden Schauern abwechselt, beeinträchtigte die Vorfreude ein wenig. Aber nur ein wenig, denn die Herrschaften lassen einen den Regen komplett vergessen. Zudem gesellen sich immer mehr Menschen vor die Bühne und feiern diese pure Lust gemeinsam mit der Band. Iron Reagan sind bekanntlich keine Freunde langer Songspielzeiten und schon deshalb ist die ungeteilte Aufmerksamkeit innerhalb der Setlist zu jeder Zeit gewährleistet. Und wie sehr die Band diesen Auftritt genießt, ist nicht nur zu sehen, vielmehr auch zu hören. Sänger Tony Foresta nimmt stets Kontakt mit den Zuschauern auf, schiebt den ein oder anderen lockeren Spruch hinterher und zaubert somit den Fans ein ums andere Mal ein breites Grinsen ins Gesicht. Als Tony Foresta dann die letzten beiden Songs ankündigt, geht abermals ein lautschallender Lacher durch die Meute. Seine Worte, sinngemäß übersetzt: „Hier sind die letzten beiden Songs, gebt uns eine Minute.“ Aus meiner Sicht war Iron Reagan ein perfekter erster Act für die Main Stage und der Grundstein für die nachfolgenden Bands solide gelegt.

 

Twilight Force / T-Stage / 12:55 – 13:40

 

Von der Main Stage schnell hinübergehuscht zur T-Stage, sehe ich mit einer bestimmten Erwartungshaltung dem Auftritt von Twilight Force entgegensehen. Deshalb Erwartung, weil ich zuletzt die Review zum neuen Album Dawn Of The Dragonstar verfasst habe, welches einen Tag später, also am 16.08.2019 veröffentlicht wird. Zudem war ich enorm gespannt, wie sich der neue Shouter Alessandro Conti alias Allyon denn wohl der Meute präsentieren wird. Den Skandinaviern eilen im wahrsten Sinne des Wortes „sagenhafte“ Bühnenshows voraus, die mit sämtlichen Details einer Choreografie auch zelebriert wird. Elfenhafte Gewänder mit Spitzöhrchen, wallende blonde Haare, Pelzmäntel und Leinenumhänge, hohe geschnürte Lederschuhe und dergleichen mehr, quasi alles, was das Fantasieherz begehrt. Twilight Force sind heute angetreten, die Fans mit in deren musikalische Reisen durch die Twilight Kingdoms zu entführen. Symphonic Power Metal mit einer großen Portion Melodie und technischer Raffinesse. In Teilen manches mal ein wenig steril klingend, dennoch aber sehr gekonnt dargeboten. Jene, die sich mit der Atmosphäre und den Geschichten von Twilight Force in Einklang sehen, ergötzen sich am Auftritt in vollen Zügen. Reichlich mitgebrachte urige Utensilien beweisen dies. Nun, musikalisch hohe Kunst ohne jeglichen Einbruch, für mich jedoch zu ein wenig zu glatt. Alessandro Conti hingegen überzeugt mich mit seiner Sangesqualität in voller Gänze. Der versammelten Fangemeinde hat der Gig augenscheinlich auch gefallen.

 

Clawfinger / Main Stage / 15:55 – 16:55

 

Darauf haben, neben mir selbst, mit ziemlicher Sicherheit einige Festivalbesucher hin gefiebert. Die legendären Clawfinger waren zu Gast beim Summer Breeze. Die etwas Älteren unter uns tun sich hier etwas leichter, denn Clawfinger gehören seit Beginn Anfang der 1990er Jahre zu den unverrückbaren Exoten im traditionellen Heavy Metal. Ihr damals unvergleichlicher Crossover und Rap Metal begründete seinerzeit eine Basis für weitere Neuerscheinungen innerhalb dieses Genre. Clawfinger Live zu erleben ist deshalb Pflichtprogramm. So sehen dies einige weitere tausend Besucher ebenfalls, denn das Infield vor der Main Stage ist prall gefüllt. Ideale Voraussetzungen für einen berauschenden Gig. Dem lassen Clawfinger sodann auch Taten folgen. Neben dem gewohnt groovigen musikalischen Teppich ist es Sänger Zak Tell, der mit seiner tiefsonoren Stimme die Schar immer wieder aufs Neue zum Mitsingen animiert. Klassiker wie Nigger, Biggest & The Best, The Truth oder auch Do What I Say kicken die Fans in wahre Ausnahmezustände. Die anberaumten 60 Minuten Spielzeit sind leider ruckzuck vorbei und hinterlassen nachhallend große Lust nach mehr. Clawfinger wird mit Recht gefeiert und deshalb bleibt zu hoffen, dass diese Band trotz aller zurückliegender Widrigkeiten der Musikwelt weiter erhalten bleibt. Vielleicht kommt ja auch in der nahe liegenden Zukunft ein neues Album hinzu, das wäre in der Tat als Zugewinn zu sehen.

 

Get The Shot / Wera Tool Rebel Stage / 18:00 – 18:30

 

Ein Hardcore Highlight wartet auf der Wera Tool Rebel Stage auf. Die aus Kanada stammende Formation Get The Shot lädt ein, in übersichtlichen 30 Minuten alles dem Erdboden gleich zu machen. „So it shall be written. So it shall be done.“ Das Get The Shot keine Gefangenen machen würde, war bereits im Vorfeld klar, nur dass sie in derart brachialer Ausdrucksstärke den Mob hinter sich bringt, damit war nicht zu rechnen, oder vielleicht doch? Man könnte beinahe von einer Symbiose zwischen Crowd und Band sprechen. Die Band spielt sich von Nummer zu Nummer in einen Rausch, der keine Grenzen mehr kennt. Jean-Philippe Lagacé nutzt diese gefühlte Barrierefreiheit für sich und ist nur selten von der Fangemeinde direkt vor der Bühne zu trennen. Und um tatsächlich einen physischen Kontakt zum charismatischen Sänger erhaschen zu können, entschieden sich unfassbar viele Fans, sich dem schier nie endenden Strom an Crowdsurfern zu zuwenden. Und wer sich allerdings lieber auf den eigenen Füßen beheimatet sieht, der versucht sich entweder im Circle Pit oder geht einfach nur mit der berauschenden Atmosphäre in welcher Art und Weise auch immer mit. Dieser Auftritt ist in jeder Hinsicht fulminant und dort, wo sich vorher noch zarte Grashalme befanden, spürt man am Ende die Emotionalität dieser Band und sieht eben nur noch tristen braunen Boden. Weniger ist eben manchmal mehr!

 

Testament / Main Stage / 18:20 – 19:20

 

Da ich mich nicht teilen kann, eile ich gleich nach Get The Shot so schnell als möglich vor die Main Stage. Aus der San Franzisko Bay Area zieren sich Testament an, den Thrash Metal an diesem Abend hochleben zu lassen. Ich habe den direkten Vergleich zum Party.San der Vorwoche und bin über die heutige Spielfreude sehr positiv erfreut. Was eine große Bühne, gute Wetterbedingungen und abertausende Gäste nicht alles bewirken können. Sorry, das ist jetzt zu negativ beschrieben und wird Testament als auch dem Party.San gegenüber nicht gerecht. Aber der heutige Gig ist eben schon anders, als die Woche zuvor. Vielleicht liegt es aber auch am Livestream, denn dieser Gig wird für den Rockpalast des WDR aufgezeichnet und eben Live in alle Welt übertragen. Wie dem auch sei, Testament geben ihr Bestes und die Gäste feiern diesen Gig ausschweifend. Die Setlist, gespickt mit ausreichend Klassikern, lässt insgesamt auch wenig Raum, den schon geschundenen Nackenmuskeln eine Pause zu gönnen. Auch nach so vielen Jahren im Business, versteht es Testament zu jeder Zeit die Stimmung hochzuhalten. Ein Chuck Billy in Hochform und die vor Spielfreude strotzenden Bandmitglieder sorgen für die unumwundene Berechtigung des Thrash Metal in heutiger Zeit und der Vielfalt anderer Genres im Metalzirkus.

Unearth / T-Stage / 18:35 – 19:35

Mit The March kennengelernt und seit 2011 (dem Release von Darkness In The Light) ein ständiger Begleiter meiner Playlists, haben sich die Herren von Unearth dieses Jahr an As I Lay Dying gehalten um diese auf der 2019er Tour zu supporten. Doch zusätzlich, wenn man schon im Lande ist, kann man auch dem Summer Breeze einen Besuch abstatten. Während ich noch immer schade finde, dass Unearth noch immer auf den eher kleinen Bühnen halt machen, ist hier vor der T-Stage auch leider noch nicht viel los und das, obwohl die Truppe bereits in drei bis vier Minuten auf der Bühne rumhüpfen müssten. Auch im Fotograben ist noch nichts los, so stehe ich zu Beginn des ersten Tracks Uncinerate noch ganz alleine bei den Grabenschlampen (wie die Security vom Summer Breeze Open Air liebevoll genannt wird). Doch das soll sich baldig ändern – als gäbe es Freibier stürmen so einige vor die Bühne um mit Survivalist die Band zu supporten. Es scheint so, als müsste das Publikum erst geladen werden, um vollständig abzugehen. Mit Circle Pits, Crowdsurfern und den ein oder anderen Moshpit wird die aus Massachusetts stammende Truppe regelrecht gefeiert. So gehört sich das, denn wer Metalcore liebt, wird mit Songs wie My Will Be Done, Watch It Burn oder Zombie Autopilot bedient. Wer sich die Setliste anschaut, der weiß genau, welche Tracks der letzten Jahre zünden, denn diese werden auch auf die Bretter geschmettert. Somit ein nicht unerwarteter, aber dennoch sehr guter Gig hier auf der T-Stage.

Krisiun / Wera Tool Rebel Stage / 19:40 – 20:25

 

Auf Krisiun freue ich mich in spezieller Hinsicht, da mir die Brasilianer eigentlich viel zu lange nicht wirklich in Erscheinung getreten sind. Zeit hierzu hätte ich beileibe genug gehabt, denn die Band besteht ja schon seit 1990 und blickt bereits auf elf Longplayer zurück. Die drei Brüder Moyses, Alex und Max kommen supersympathisch rüber, was ihrem brettharten Death Metal eine besondere Note verleiht. Auch bei Krisiun bin ich quasi Wiederholungstäter, da ich sie zuvor auf dem Party.San gesehen habe. Die Setlist wartet mit einigen Highlights auf. Neben Combustion Inferno, Blood Of Lions folgen u. a. Scourge Of The Enthroned und Krisiun verpassen uns eine wahrlich deftige Death Metal Breitseite. Die Wera Tool Rebel Stage ist insgesamt gesehen recht gut besucht und so gelingt es dem Trio die Fans sehr schnell hinter sich zu bringen. Die zahlreichen Crowdsurfer feiern Krisiun beinahe schon leidenschaftlich. Selbst der Sound ist ansprechend, was bei der vorhandenen Geschwindigkeit diverser Songs nicht unbedingt von vornherein zu erwarten ist. Es werden uns kurzweilige 45 Minuten voller Energie und Authentizität geboten.

In Flames / Main Stage / 19:40 – 21:10

2015 hatte ich das erste und bis heute letzte Mal In Flames live gesehen, damals auf dem Wacken Open Air. Nun freue ich mich auf ein erneutes Konzert der Schweden und auf die neuen Songs, die manche doch für sehr weichgespült, ich aber für sehr gut halte. Um 19:40 Uhr geht es endlich los, und die Menge vor der Main Stage steht bereit, die neuen und alten Songs zu feiern. Das Licht um diese Uhrzeit und das Wetter sind optimal für einen großartigen Open Air Auftritt. Eröffnet wird mit Voices, dem ersten Track des neuen Albums I, The Mask. Dass In Flames auf ein gewaltiges Repertoire an Songs zurückgreifen kann und sich aus ganzen dreizehn Studioalben entsprechend viele Krachersongs aussuchen kann, sollte spätestens nach dem frühen Hit Pinball Map klar sein. Das ganze Konzert durch, gibt es Circle Pits, Mosh Pits und vor allem Crowdsurfer. Der Gitarrist Chris Broderick, der seit Anfang des Jahres Niclas Engelin ersetzt, liefert hervorragend ab. Zu I Am Above und Cloud Connected singt das gesamte Publikum mit und der Sänger Anders Fridén feiert dies. Die Lichtshow, die nach Sonnenuntergang beeindruckend wirkt, rundet diesen Auftritt ab. Für mich ein gelungenes Konzert. Dieses wird durch glückliche, verschwitzte Gesichter und zustimmende Gespräche nach dem Ende bestätigt.

 

Of Mice & Men / T-Stage / 20:30 – 21:30

 

Den eigenen musikalischen Horizont zu erweitern bringt vor allem dann Spaß, wenn man Bands bislang nicht kennt und diese dich im Liveerlebnis dann vollkommen überzeugen. So geschieht mir dies mit Of Mice & Men vor der T-Stage. Also die Amerikaner habe ich zu meiner Schande überhaupt nicht auf dem Schirm, man kann ja auch nicht alle Musik dieser Welt kennen. Angezogen durch die ersten Töne von der T-Stage herunter, wird mir die Entscheidung flugs recht einfach gemacht. Ich ziehe die Show von Of Mice & Men dann der von In Flames vor. Wie gesagt, ich bin vollkommen unbeleckt, was die Songs anbelangt, aber der straighte Metalcore dieser Jungs weiß mich mit Spielwitz und enormer Ausdruckskraft durchaus zu bekehren. Musikalisch bringt Of Mice & Men jede Menge Härte, Groove, Präzision und sagenhaft modulierte Vocals mit sich, in welchen auch immer wieder schöne Melodien wahrzunehmen sind. Da ist in der Tat alles dabei, was einen regelrecht zum Ausflippen bringt. Entsprechendes tun mir die vielen anderen Gäste vor der Bühne gleich. Diese Band muss ich mir unbedingt warmhalten. Wie ich recherchieren konnte, erscheint ihr neues Album Earth And Sky via Rise Records am 27.09.2019, da bin ich dann in jedem Falle dabei!

Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
Avantasia, Main Stage 21:30 – 23:20

 

Avantasiaaaaa… so oder so ähnlich hört man es bereits seit dem Morgen über die Campingareas trällern (sicher in den meisten Fällen eher schiefer und krummer, als man es je erlauben dürfte). Wenn Tobias Sammet zusammen mit seinem nun bereits 19 Jahre bestehendem Projekt Avantasia als Headliner auf dem Summer Breeze angekündigt ist, dann ist klar, dass das Publikum alterstechnisch etwas gemischter ist als noch bei Of Mice And Men, In Flames und Parkway Drive. Da ich selbst mit Metal Opera Part I und Part II des Projekts zum Metal gekommen bin, ist der Auftritt auf der Mainstage hier ganz klar fest in meiner persönlichen Running Order gesetzt. Auch wenn für mich heute In Flames eines der Highlights gewesen ist, schaffen es Avantasia obligatorisch, mit einem Potpourri an Gastmusikern ganz klar zu überzeugen. Wenn Eric Martin von Mr. Big, Bob Catley von Magum oder Geoff Tate (ehemals Queensryche) zusammen mit dem Mastermind Tobias Sammet die Bühne rocken, da ist es absolut okay, dass man sich erlaubt Witze über die Gastgeber (die Bayern) zu machen. Da die Setliste bei Weitem hätte länger sein dürfen, so hätte alleine das aktuelle Album Moonglow (2019 – Review: hier) über eine Stunde des Slots einnehmen können, schafft man es sich auf zwei Stunden zu begrenzen, und das obwohl Avantasia für ausgedehnte Konzerte bekannt ist. Songs wie Dying For An Angel oder die vom Eurovision Song Contest bekannte Single Mystery Of A Blood Red Rose sorgen für angebrachten Beifall unter den ungefähr 30.000 Gästen hier vor der Bühne und spätestens bei Lost In Space zeigt sich doch, dass ein Großteil der hier versammelten Damen und Herren mit Textsicherheit zu glänzen weiß.

 

Deicide / T-Stage / 22:25 – 23:25

 

Zur späten Stunde dann gilt es sich die Recken von Deicide zu Gemüte zu führen. Ich bin zwar nicht wirklich glühender Verfechter dieses Genres und auch nicht der Band, doch hat mich die Show auf dem Party.San schon dezent angefixt. Die eingefleischten Death Metal-Freaks, die sich beständig und in großer Anzahl vor der T-Stage eingefunden haben, wussten sehr wohl, was auf sie zukommt. Es ist schon irgendwie beeindruckend, was alleine die Präsenz der Musiker auf der Bühne bewirkt, denn große Worte werden während der Songs nicht verloren. Im Verlauf des Sets erscheint mir dies auch komplett überflüssig, denn das brachiale Aufwarten der Amerikaner reicht vollständig aus, um wahre Eskalationen im weiten Rund hervorzurufen. Sei es der über das Festival hinweg wohl größte praktizierte Circlepit oder jedwede sonstige Art, ein Bad in der moshenden Menge zu nehmen. An Dynamik jedenfalls mangelt es nicht. Letztlich das fortwährende Doublebass-Gewitter und der insgesamt zu dominant gemixte Bass an sich trübt das bunte Treiben ein wenig. Nicht selten kann man den Vocals kaum noch folgen, was entweder am massiven Growling, vermutlich aber eher am Gesamtmix liegt. Nichtsdestotrotz verlangt Deicide ihren Fans in 60 Minuten alles an vorhandener Nackenmuskulatur ab. Deicide bedienen sich hierbei ihrer durchaus üppigen Diskografie, verteilt auf die vergangenen 30 Jahre. Ein wahres Brett vor dem Herrn, so würde ich den Gig von Deicide beschreiben wollen.

Mit Deicide und einem dezenten Klingeln in den Ohren endet für mich dann der zweite Festivaltag. Ich nehme auf dem Rückweg zum Campground zwar noch ein paar Takte von Meshuggah mit, doch kann mich die insgesamt zu düstere und leider zu einsilbige Darbietung nicht dazu bewegen, länger vor Ort zu bleiben. Zudem habe ich morgen ja noch einiges vor.

Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
Freitag / 16.08.2019

 

Nicht wirklich ausgeschlafen, aber voller Tatendrang genießen wir in angenehmer Runde am Campground unser Frühstück, pflegen den durch zwei Tage Festival geplagten Körper und machen uns dann auf in Richtung Infield. Das Ziel steht bereits fest, es wird vor die T-Stage zu Dust Bolt gehen.

 

Dust Bolt / T-Stage / 12:55 – 13:40

 

Nun ist es endlich mal wieder Zeit für deutschen Thrash Metal. Dust Bolt haben herzlichst darum gebeten, quasi kurz nach dem Mittagessen den Espresso oder Ähnliches gemeinsam mit ihnen einzunehmen. Ganz Fett in meiner Running Order angestrichen, kann ich dieser bajuwarischen Einladung selbstredend nicht widersprechen. Der Summer Breeze Gig soll zugleich das Ende ihrer Sommertour zieren und so ist davon auszugehen, dass Dust Bolt noch mal alles aus sich und der Crowd hervorlocken. In der Leichtathletik wird der Hundertmeterlauf für gewöhnlich mit einem Schuss aus der Pistole gestartet, bei Dust Bolt hingegen erfolgt dies mit dem Öffnen einer Bierdose. Zisch, so tönt der Öffnungsvorgang direkt vor dem Mikrofon, zuvor wird hierfür um gebührende Ruhe gebeten. Dust Bolt legen ihren 45 Minutenlauf mit Mind The Gap aus dem 2016er Album Mass Confusion recht fulminant los und ein über den gesamten Gig hinweg andauernder Circle Pit beginnt. Dust Bolt geben den Speed vor und die Menge lässt die Mähnen im Beat synchron zu den Musikern kreisen. Im Januar dieses Jahres brachten Dust Bolt ihren vierten Longplayer Trapped in Chaos heraus und so folgen Dead Inside, Killing Time und Bloody Rain von jenem Sahnestückchen nahezu am Stück. Sick X Brain lässt kaum Zeit, richtig Luft zu holen, wird einem diese Nummer doch in knapp 70 Sekunden um die Ohren gezimmert. Den Abschluss macht nach Rhythm To My Madness dann Agent Thrash, gleichermaßen witzig, deshalb aber nicht weniger ernsthaft dargeboten. Was bleibt zu sagen? Die Bayern hauen mächtig auf den Putz und bringen das gesamte Terrain vor der Bühne in Wallung. Dies gelingt nicht mit seichten Tönen. Voller Energie und präzisem Job ist dieser Gig mit donnerndem Thrash ein Fest geworden!

Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
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Izegrim / Wera Tool Rebel Stage / 13:45 – 14:15

 

Auf dem Weg zur Main Stage ist es mir dann kaum möglich dieser blonden Göttin auf der Wera Tool Rebel Stage zu entrinnen. Die Rede ist von der Izegrim Sängerin Marloes Voskuil, die nicht nur hübsch anzuschauen ist, vielmehr einen krassen Gegensatz zur Äußerlichkeit darbietet. Marloes versteht es perfekt, tiefe Growls zu setzen und wenig später zu derart aggressiv modulierten Screams auszuholen, dass einem sprichwörtlich der Atem stockt. Die niederländische Death Metal-Formation, die ihren Todesblei mit feinen Thrash Metal Sequenzen verfeinert, versammelt eine stattliche Menge an Metalheads vor der Bühne. Es ist schon immer wieder irgendwie beeindruckend, was Frontfrauen an der Spitze gerade solcher Bands für eine Wirkung haben, sei es zum Beispiel bei Jinjer oder auch bei Arch Enemy. Das Zarte, die vermeintlich zerbrechliche feminine Art rückt in den Hintergrund und dennoch verliert eben diese Eigenschaft zu keiner Zeit ihre Ausstrahlungskraft und obendrein erzielt jene die Magnetwirkung. Izegrim besteht freilich nicht nur aus der Sängerin, um sie herum stehen zwei Gitarristen, der Basser und ein Schlagzeuger ihren Mann. Eben Letzterer scheint allerdings nicht immer im Takt zu sein. Ich habe des Öfteren den Eindruck, dass er ob seiner selbst auferlegten Geschwindigkeit überrollt wird oder dass er vielleicht auch Schwierigkeiten mit der Akustik auf der Bühne hat. Da mir Izegrim bis zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich unbekannt ist, besteht auch kein direkter Vergleich zu den Studioaufnahmen. Insofern mag meine Objektivität hierunter vielleicht etwas leiden. Die erzeugte düstere Atmosphäre jedenfalls umgarnt nicht nur mich, der Mob geht ebenso kräftig mit. Eine für mich an diesem Nachmittag sehr positive neue musikalische Errungenschaft.

 

Queensrÿche / Main Stage / 14.45 – 15:45

 

Mit Queensrÿche tritt dann mein persönliches Highlight auf dem Summer Breeze 2019 auf. Mit dieser Band bin ich quasi ab ihrer 1983er EP Queen of the Reich aufgewachsen und habe sie einige Male live erleben dürfen. Meine Vorfreude ist demnach immens, obgleich ich ihren 2016er Auftritt an gleicher Stelle noch in Erinnerung habe. Zu meiner Verwunderung versammelten sich seinerzeit nicht wirklich viele Fans dieser Band vor der Bühne. Und so war es leider auch dieses Mal. Sehr schade, denn wenn man sich bewusst macht, welche Legende des Progressiven Metal hier auf der Bühne steht, müsste das Infield meiner Meinung nach weitaus praller gefüllt sein. Im schweifenden Blick um ich herum sehe ich allerdings auch, dass eben die jüngere Generation an Fans wohl nicht mehr durchweg angesprochen wird. Auf mich hat das jedoch keinerlei Auswirkungen, ich freue mich wie Bolle auf Queensrÿche. An den vorhandenen Rahmenbedingungen scheitert es nicht, Sonne satt und kein großes Gedränge um mich herum. Als Laundry dann einsetzt überkommt mich die erste Gänsehaut. Blood Of The Levant wird zu meinem Bedauern dann die einzige Nummer des aktuellen Albums The Verdict sein. Todd La Torre hat mit Blood Of The Levant anfangs allerdings noch seine liebe Mühe, die hohen Passagen wollen noch nicht so recht seine Stimmbänder verlassen. Dies wird mit I am I dann aber stetig besser und bei NM156 ist es um mich dann gänzlich geschehen. The Warning markiert für mich einen Meilenstein von Queensrÿche und meine Stoßgebete gen Metalgott wurden somit erhört. Die Stimmung im weiten Rund wird sichtlich und hörbar besser, denn bei Operation: Mindcrime gelingt es nur Wenigen, nicht mitzusingen. Letztlich das Stageacting lässt zu wünschen übrig. Michael Wilton, Eddie Jackson als auch Parker Lundgren verharren stoisch in ihren Positionen, einzig Todd La Torre versucht seinen Emotionen durch mehr Bewegung freien Lauf zu lassen. Das ist dann der berühmt berüchtigte Funken, der wegen der Zurückhaltung eben nicht auf das Publikum überspringt. Das dürfte anders sein und dieser Gig nimmt einen positiveren und fesselnderen Verlauf. Walk In The Shadows knüpft nahtlos an und würdigt die Rage For Oder-Platte. Und dann kommt mit Queen Of The Reich ein echtes Schmankerl. Ein Song, der eigentlich nur Geoff Tate zusteht, meiner Meinung nach zumindest. Aber Todd la Torre intoniert diesen Klassiker sehr nahe am Original. Das Publikum quittiert diese Leistung enthusiastisch. Die Setlist lässt kaum Wünsche übrig und Screaming In Digital lässt die Herzen vieler Fans dann noch höherschlagen. Mit so vielen Songs der Rage For Order Scheibe hätte ich eigentlich nicht gerechnet. Und weil es so schön ist, setzen Queensrÿche noch mal einen drauf, spätestens bei Take Hold Of The Flame ist auch dem Letzten klar, dass hier eine Band auf der Bühne steht, die Geschichte geschrieben hat. Bei den beiden Empire Nummer Jet City Woman und dem Titeltrack Empire ist die Anzahl der Zuschauer auch gewachsen und so kann Eyes Of A Stranger dann einen grandiosen Auftritt ausklingen lassen, der eigentlich nur eines hat vermissen lassen, und zwar der direkte Kontakt aller Musiker zu den Fans. Meine Wünsche hingegen sind durch die Setlist komplett erfüllt worden, wenngleich The Verdict ein wenig mehr Berechtigung verdient hätte, in Anbetracht der Setlist aber, verblasst dieser Wunsch recht schnell wieder. Mich hat Queensrÿche abermals begeistert und bin irgendwie beseelt.

 

Dragonforce, Main Stage 15:55 – 16:55

 

Nur wenige Bands verstehen es so gut, wie Dragonforce, was der Begriff „Gamification“ bedeutet. Unter anderem bekannt durch den Track Through The Fire And Flames und das Spiel Guitar Hero – krass das ist schon echt zehn Jahre her – glänzt man im neuen Musikvideo, wie auch heute hier mit Arcade-lastigem Bühnenaufbau. Wer sich ein wenig mit den Briten auseinandergesetzt hat, der hat vielleicht mitbekommen, dass Bassist Frédèric Leclercq am Sonntag in Hamburg (beim Elbriot Festival 2019) seinen letzten Gig für Dragonforce spielen wird und das ohne zu nennen, wo es hingeht. Wer sich fragt, wie es dann weitergeht, denn ohne Bass klingt selbst das Shredding von Herman Li und Sam Totman irgendwie undynamisch, der sollte sich dringend mal folgendes Video anschauen.

 

 

Mit Ashes Of The Dawn geht es heute also los. Auch wenn ich immer finde, dass gerade die „Tagesslots“ eines Festivals undankbar sind – wegen der schlechten Wirkung der Beleuchtung – so schaffen es Dragonforce gleich ab dem ersten Track zu überzeugen. Während die Gitarren bis zur letzten Note auf Extreme Power Metal eingestellt sind, sorgt Sänger Marc Hudson sowohl für den nötigen Support im Publikum, als auch dafür, dass zwischendurch die Saiten etwas abkühlen. Klar, dass Heroes Of Our Time, Seasons und Fury of The Storm ordentlich gefeiert werden, doch irgendwie bin ich alles andere als überrascht, dass DER Hit der Herren als Rausschmeißertrack dienen muss. Somit wird bei Throught The Fire And Flames kurzerhand nochmals erklärt, dass der Ausgang aus der Menge vor der Bühne nur über die Köpfe und nach vorne verläuft. Gefühlt ist jeder, der nicht mit Singen und Luftgitarre schwingen beschäftigt ist, am Crowdsufen und feiern, dass man heute das zweitletzte Mal Frédèric Leclercq auf der Bühne zusammen in dieser Combo zu Gesicht bekommt. Was für ein Fest!

 

Skindred, Main Stage 17:05 – 18:20

Irgendwie hatte ich diese Band gar nicht auf dem Schirm und auch noch nie bewusst gehört. Umso größer die Überraschung, dass ein Metalfestival fast schon zum Reggae Festival wird. Der beste Beweis, dass in diesem Musikbereich fast alles machbar und scheinbar nichts unmöglich ist. Skindred Sänger Benji Webbe animiert durchweg das Publikum zum Mitsingen und hat dabei Spaß wie Bolle. Das Publikum antwortet mit Gesang und Pits. Die Stimmung ist bei sonnigem Wetter super und hier gilt Kill The Power – You know you can’t kill the power. Nach elf Songs ist leider schon schluss, aber bei der nächsten Gelegenheit werde ich wieder dabei sein.

Parkway Drive / Main Stage / 21:45 – 23:15

Um einen guten Platz bei diesem Konzert zu ergattern, müssen wir schon relativ zeitig vor die Main Stage pilgern. Denn bei Parkway Drive handelt es sich definitiv um die derzeit mit Abstand gefeiertste Band im Metalcore-Bereich. Schon Anfang des Jahres haben wir die australischen Herren in Köln im Palladium (Beitrag: hier) gefeiert. Da war noch die Frage, ob man sich doch mal wieder ein Bandshirt holen sollte. Und siehe da, kaum auf dem Summer Breeze am Mittwoch angekommen, wurden gleich zwei Parkway Drive Shirts gekauft.

Und auch auf dem Wacken Open Air 2019 (Beitrag: hier) haben wir dieses Jahr zu Parkway Drive (Beitrag: hier) unsere Stimme lautstark irgendwo vor der Harder Stage verschwinden lassen (tauchte tatsächlich am Folgetag so langsam wieder auf).

So wundert es uns nicht, dass die Massen nur so herbeiströmen und es recht schnell, wie erwartet, sehr voll wird. Die zwei Wellenbrecher vor der Main Stage schaffen glücklicherweise genug Zwischenraum. Man kann also wählen, ob man direkt vor der Bühne in den Sog des brachialen Circle Pit gezogen werden möchte oder hinter dem Wellenbrecher einfach mit der Menge feiern und singen will (so möge die Stimme wieder verloren gehen …).

Aber noch einmal zum Anfang: Wir rätseln, da wir den Auftritt auf Wacken ja schon miterlebt haben, von welcher Seite der Fackelzug durch das Publikum wohl erfolgen wird. Nun ist die Band schon über eine Viertelstunde im Verzug und alle warten gespannt auf den Headliner. Und ja, diesen Einzug gibt es und er führt von links durch die feiernde Menge zur Bühne. Die gesprochenen Worte von Wishing Wells tauchen das Gelände in eine gespannte Atmosphäre und kurz danach geht die Post ab. Der eingangs erwähnte brachiale Circle Pit nimmt seinen lauf. Das Publikum springt und singt zu Pray. Crowdsurfer, Crowdsurfer und Crowdssss… ohne Ende.

Wie schon auf Wacken fehlt der Bassist Jia O´Connor auf der Bühne und wird erst nach zwei Songs im Rollstuhl dazu geschoben. Auch wieder dabei sind die Streicherinnen, die mit Jia O´Connor vom Podest aus beispielsweise Writing On The Wall in ein klangliches Meisterwerk verwandeln.

Sänger Winston McCall und seine Surferjungs liefern eine superfette Show ab und anschließend weiß man warum diese Band so erfolgreich ist. Auch die Truppe um uns herum muss dem ganzen zustimmen, obwohl sie Parkway Drive vorher nicht auf dem Radar hatten. Das Konzerterlebnis ist eben ansteckend… und garantiert nicht unser letztes.

 

Hammerfall / Main Stage / 23:30 – 00:45

 

Da stehen wir wieder – Noch ganz verschwitzt vom Auftritt von Parkway Drive wird mit, dank der drehbaren Bühne des Summer Breeze Open Airs, recht wenig Aufwandt das Setup auf der Main Stage umgebaut. Denn da wo eben noch Bottom Feeder und Co. gesungen wurde, wird nun Platz gemacht, für eine dieser Bands, die zu meinen persönlichen “Superstars des Heavy Metal/ Power Metal” gehören, nämlich Hammerfall. Durch die Verspätung, mit der Parkway Drive angefangen hatte, müssen nun auch die Herren aus Göteborg mit ungefähr 30 Minuten Verzug beginnen. Jedoch wird die Umbaupause gut genutzt, um die Stimmbänder mit lauten Hammerfall-Rufen warm zu trainieren. Mit Legion geht es dann los und mal ganz ehrlich, Bands wie Hammerfall wissen, wie man ein Konzert perfekt macht. Natürlich inklusive der “I Say Hammer – You Say…”-Aktion und einer Setlist, die (wie auch anders gedacht) mit Hearts On Fire abschließt bin ich absolut glücklich mit allem, was hier gerade passiert. Gut besungen werden vor allem die bekannteren Tracks, wie Any Means Necessary und Templars Of Steel, während der neue Song We Make Sweden Rock eher still von der Menge konsumiert wird. Zusammengefasst bringen Hammerfall, genau das auf die Bühne, was man von ihnen kennt – klarer Sound, eine super Performance an allen Instrumenten und zusätzlich ein dezenter Einsatz von Flammenwerfern – was will man mehr? Samstag, 17.08.2019

Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
Bild von Toni B. Gunner – https://mondkringel-photography.de
Samstag / 17.08.2019

 

Van Canto, Main Stage 13:50 – 14:35

 

Das lustige Ratespiel vorweg: Zähl mal die Gitarristen, die diese Band hat. So hat man mir Van Canto angekündigt. Haha. Trotzdem, für A-Capella-Metal überraschend gut. Was den Spaß im Publikum angeht, so tragen drei kühne Helden direkt neben mir einen Kampf mit Pappwaffen und Schilden aus Burgerkartons aus. Geniale optische Unterhaltung zum Auftakt mit If I Die In Battle. Später kommt der ehemalige Sänger Sly mit hinzu und verstärkte das Team um Frontsänger Hagen Hirschmann. Beim letzten Mal haben Van Canto wohl überzogen, so wird dieser Auftritt gekürzt und nach neun Songs wird die Bühne geräumt.

Bury Tomorrow / Main Stage / 14:45 – 15:45

Bury Tomorrow, die Metalcoreband aus Southampton reißt die Hütte ab.

Mittags – 14:45 Uhr – der gemeine Metalhead krabbelt so langsam empor und füllt den Bierpegel auf. Time For Metal…core. Da kommen Bury Tomorrow gerade zur rechten Zeit. Der Platz füllt sich immer mehr. Zum ersten Song No Less Violent geht es dann schon so richtig ab. Sänger Jason Cameron fordert tausend Crowdsurfer. So viele sind es wohl nicht, die Grabenschlampen haben trotzdem die ganze Zeit ordentlich zu tun. Neben einem richtig guten Konzert mit einer fetten Show und dem Krachersong Black Flame, zeigt sich Jason Cameron von seiner ganz nahbaren Seite. Er steht plötzlich mitten auf dem Publikum und wird von den Händen der Fans getragen und zum Schluss kann man ihn noch neben der Bühne treffen. Echt coole Aktion, macht Bury Tomorrow in jedem Fall supersympathisch und neben Parkway Drive zu meinem persönlichen Highlight.

Equilibrium / Main Stage / 15:55 – 16:55

Als sich 2001 die Band Equilibrium gegründet hat, hat man unter Garantie noch nicht daran geglaubt (wenn dann nur davon geträumt), mal auf dem zweitgrößten Heavy Metal Spektakel Deutschlands zu spielen. Man merkte aber auch, dass die Truppe aus Bayern so ein wenig brauchte, um aus der Versenkung emporzusteigen, um solche Massen, wie heute hier um 15:55 Uhr vor der Main Stage zu versammeln. Doch ist man hier ja quasi zu Hause, bzw. Ist das Summer Breeze zum einen ein Heimspiel und zum anderen, kennt man sich hier bereits von den Auftritten von 2014 und 2016. Doch mit einem neuen Keyboarder auf den Brettern und einigen Songs des neuen Albums Renegades kann sich die Show von Equilibrium echt sehen lassen. Während Born To Be Epic und Co auf uns einprasseln, wird wirklich klar, dass man verstanden hat, wie man mit der Menge kommuniziert. Hier ein Mitgegröle, da lautes “Hey – Hey – Hey“ und überall Menschen, die mitsingen und das egal ob gut oder schlecht. Mein persönlicher Favorit ist ganz klar der elf Jahre alte Track Blut Im Auge, der heute noch immer so zieht, wie damals zum Release.

 

Lordi / Main Stage / 17:05 – 18:20

Die finnische Band Lordi mit den extravaganten Kostümen dürfte fast jedem, dank des Eurovision Song Contests auch außerhalb der Metal-Welt, bekannt sein. Hier auf dem Summer Breeze zieht die Mostershow auch das Publikum vor die Main Stage. Eröffnet wird das Spektakel mit Sexorcism und bei Naked In My Cellar gibt es jede Menge nackte Haut zu sehen. Natürlich sind wieder jede Menge Crowdsurfer unterwegs in Richtung Graben und zum Abschied gibt es den Siegersong Hard Rock Hallelujah auf die Ohren.

 

Eluveitie / Main Stage / 18:35 – 19:50

Für Eluveitie typisch wird erst einmal ein langes Intro gespielt, bevor die eigentliche Show mit Ategnatos beginnt und die Band Einzug hält. Das Publikum feiert die nicht mehr so frischen Songs King und The Call Of The Mountains gebührend mit einem großen Circle Pit und mit Crowdsurfern so weit das Auge reicht. Ganz nach dem Motto: Am letzten Tag des Festivals sollten die Grabenschlampen nochmal alles geben müssen – ausruhen könnt ihr euch dann ein ganzes Jahr. Zu sehen gibt es dabei im Publikum jede Menge Kostüme. Eluveitie verabschieden sich mit dem Song Inis Mona vom Album Slania.

 

Bullet For My Valentine / Main Stage / 21:45 – 23:15

 

Was passiert, wenn das Beste, was Wales musikalisch zu liefern hat, dieses Jahr sowohl beim Wacken Open Air zu finden ist, als auch beim Summer Breeze Open Air? Ganz einfach, ich muss dahin. Wenn ich mir überlege, wann ich das erste Mal von Bullet For My Valentine gehört habe, komme ich mir fast schon wieder alt vor. Heute haben die Herren die Erlaubnis vor einer sehr gut besuchten Maine Stage den letzten Festivalabend hier in Dinkelsbühl zu versüßen. So werden die zwölf Songs, darunter Don’t Need You, Over It, Your Betrayal und weitere gesangsstark von der Menge unterstützt. Ich finde absolut bemerkenswert, dass noch immer genug Fans vorhanden sind, die – so wie ich – den Text von 4 Words (To Choke Upon) mitsingen können. Alleine schon, weil hier ein Abendslot vergeben wurde, ist der Auftritt im Vergleich bei Weitem runder als beim Wacken Open Air (Beitrag: hier) vor zwei Wochen. Dass das Publikum Fronter Matthew Tuck fast sprachlos macht, das ist wohl aber nicht überall der Fall. Als Finale feiern die Waliser Tears Don’t Fall und selbstredend darf Waking The Demon nicht fehlen. Jedoch ob das Konzert gelungen ist, das weiß man immer dann, wenn man trotz festem Timeslot Zugaberufe hört, was berechtigterweise bei Bullet For My Valentine der Fall ist.

 

Abschluss 

Nach nun vier Tagen voller Metal, Bier und guter Laune blicken wir zurück auf ein wirklich absolut rundes Festival. Seitens der Organisation lässt sich nichts bemängeln – die Infrastruktur war absolut gut gelöst und kein Fußweg dauerte länger als 20 Minuten. Wenn ich zurückdenke an das Wacken Open Air vor 12 Jahren, da könnte ich fast schon Parallelen sehen, doch ehrlich, das Summer Breeze benötigt keine Vergleiche. Das Feeling hier ist absolute spitze und auch wenn ich die drei Wellenbrecher nicht verstehe (andere Festivals kommen gänzlich ohne aus), freue ich mich schon darauf, wenn die Bands für kommendes Jahr bekannt gegeben werde. Einzig die Übernachtung in Dinkelsbühl selbst ist nicht so ohne Weiteres zu empfehlen. Sicher ist das Örtchen süß und die Übernachtungen absolut bezahlbar, doch da der Shuttlebus nur für Festivalbesucher organisiert wurde, die vom Campground mal den Ort besuchen wollen und nicht anders herum (der Bus fährt wirklich nur bis 20:00 Uhr) und nicht andersherum. Noch sind die Tickets für 2020 günstig zu erstehen, also schlagt schnell zu, denn unserer Meinung nach lohnt sich ein Besuch bei unseren Freunden unterhalb des Weißwurstäquators. 🙂

 

Beteiligte Autoren
  • Kai R. (Text & Bild)
  • Kati R. (Text)
  • Peter H. (Text)
  • Toni G. (Bild)