Wie in den letzten Jahren haben wir auch in diesem Jahr im Time For Metal-Team gefragt, was denn für jeden die musikalischen Highlights waren. Dafür haben unsere Teammitglieder ihre ganz persönlichen Lieblingsalben herausgesucht. Viel Spaß mit den Time For Metal-Top Five 2024!
Hab im Mai bei Time For Metal angefangen und es macht sehr Bock. Hatte wieder ein Jahr voller toller Konzerte, Highlights waren: Psychotic Monks, Crippled Black Phoenix, Opeth, Chelsea Wolfe, Bob Vylan, Wardruna, Mono, Sum Of R, Heilung, Beth Gibbons, Sólstafir und Oranssi Pazuzu. Auf Festivals bin ich eher als Helferin unterwegs: Das Maifeld Derby in Mannheim ist zwar nicht Metal, kann es aber sein, da super eklektisch und independent! Das Motocultor in der Bretagne hat immer ein fantastisches Line-Up, mega nette Leute und ist sowas wie das zweite Hellfest. Ansonsten hab ich mit einer Stoner-Metal-Band ein paar Songs aufgenommen, mal schauen, wie die das finale Resultat wird.
Releasedatum: 23.08.2024
Genre: Avantgarde Metal
Link zum Review: https://time-for-metal.eu/zeal-ardor-greif/
Was verbindest du mit dem Album?
Jeder Track rüttelt auf völlig andere Weise an Hirn, Herz oder Nacken, und doch zieht sich die Handschrift von Zeal & Ardor absolut konsequent durch. In Songwriting und Produktion steckt ein wahnsinniges Gespür für Timing – an manchen Stellen war ich so überrascht, dass ich lachen musste! Diese Band ist der gemeinsame Nenner von Eingängigkeit und Weirdness, großer Dynamik und kleinen Details, Komplexität und Katharsis, Härte und Verwundbarkeit. Speziell auf diesem Album hat das Genre-Mischwesen Zeal & Ardor allen Erwartungen den Hintern gezeigt und der kreativen Freiheit mehr Boden bereitet. Mich hat dieses Album unheimlich mitgerissen, und darum ist es auch meine Nummer 1 des Jahres 2024.
Releasedatum: 25.10.2024
Genre: Avantgarde Metal, Dark Ambient, Post Black Meta
Link zum Review: https://time-for-metal.eu/schammasch-the-maldoror-chants-old-ocean/
Was verbindest du mit dem Album?
Komplex und atmosphärisch! Schammasch haben noch nie große Kreationen oder noch größere Gedankenwelten gescheut. Ihre Diskografie ist durchzogen von zahlreichen Epen mit philosophisch-spirituellen Konzepten, in die es erstaunlich leicht ist, einzutauchen, denn die Musik füttert den Geist mit Bildern und Emotionen. Ihre Intellektualität ist auf nahbare Weise faszinierend, nicht auf algebraische! Das ist auch wieder der Fall beim zweiten Teil der musikalischen Übersetzung von Les Chants de Maldoror, einem der radikalsten literarischen Werke des 19. Jahrhunderts (und darüber hinaus). Dark Ambient, Post, Doom, Gothic, Black Metal – davon stimmt alles und gleichzeitig nichts, denn Schammasch unterwerfen sich keinen Genres, sondern einzig ihrer künstlerischen Vision. Mit ihrem Signatur-Sound schreiben sie ihren ganz eigenen Kosmos. Unter all den herausragenden Veröffentlichungen der Band einen Favoriten zu haben, wäre mir darum zu profan. Ihr Klangreichtum ist üppig und darin will ich mich einfach nur aalen. Irgendwelche Erwartungen würden Schammasch eh übertreffen.
Releasedatum: 27.09.2024
Genre: Metalcore, Industrial/Progressive
Link zum Review: https://time-for-metal.eu/heriot-devoured-by-the-mouth-of-hell/
Was verbindest du mit dem Album?
Heavy! As! FUUUUUCK! Heriot haben den Druck der Erwartungen abgelassen, der die letzten Jahre auf ihren Schultern lastete, und ein tonnenschweres Debütalbum zusammengeschweißt, das wie aus einem Guss klingt. Mit industriell verhundertfachter Wucht des Metalcore reißen sie zu Boden und drücken mit doomiger Schwere weiter zu. Wenn ich aufhöre, mitzunicken und nur noch den Kopf schüttle, ist das bereits ein gutes Zeichen, aber so eine Heaviness treibt mir meine eigenen Fingernägel ins Gesicht. Diese jungen Talente verweben pure Aggression mit intellektuell-technisch hoch anspruchsvoller Arbeit an ihren Instrumenten auf so kluge und kreative Weise, dass sich in all dieser Brutalität auch Eleganz findet. Mit Ambient-Noise-Experimenten zeigt die Band eine Seite, an der man entlang tiefer in die Dichte ihres beeindruckend früh entwickelten Sounds gleitet. Die Atmosphäre ist stickig und hält einen gefangen. Ein Gefühl, von dem ich mich gerne auffressen lasse!
Releasedatum: 11.10.2024
Genre: Psychedelic Black Metal, Noise
Link zum Releasekalender: https://time-for-metal.eu/releases/oranssi-pazuzu-muuntautuja/
Was verbindest du mit dem Album?
Einfach eine heftige Band aus den weite(ste)n Sphären des Black Metal, mit genau den Seltsamkeiten, die bei mir klicken! Dabei klickt das neue Album vielleicht nicht bei allen und vielleicht nicht sofort, man muss ein bisschen dafür arbeiten. Genau das kitzelt mich aber bei solch experimentellen Bands! Arbeit heißt hier auch nicht Anstrengung, dafür ist die Atmosphäre auf viel zu selbstverständliche Weise packend! Elektrosounds und Pianoklänge in w-w-w-wummernder Distortion, das ergibt eine Psychopilz-Suppe, die vor allem live so dick ist wie Teer (zuletzt gehört auf Tour mit Sólstafir: https://time-for-metal.eu/solstafir-oranssi-pazuzu-helga-am-26-11-2024-in-der-machine-du-moulin-rouge-paris/).
Releasedatum: 01.11.2024
Genre: Gothic Rock, Post Punk
Link zum Releasekalender: https://time-for-metal.eu/releases/the-cure-songs-of-a-lost-world/
Was verbindest du mit dem Album?
Was bedeutet „heavy“ eigentlich? Dieses Album ist eines von jenen, die keine verzerrten Gitarren brauchen (obwohl es die auch gibt), um sich mit ihrer ganz eigenen Schwere in den Gehörgang hinabzulassen. In diese Gothic-Dunkelheit bringen Melodien Süße und Leichtigkeit, und machen zusammen mit dem starken und stetigen Drum-Puls den Spaziergang durch das Album zu einer erhebend herzzerreißenden Sache. Die Songs sind tiefgründig und enorm eingängig; man hat genauso Gelegenheit, die Welt zu betrauern, wie benebelt auf ihrem Grab zu tanzen. Songwriting und Melodik könnten nicht mehr The Cure sein, wenn wir 1989 hätten. Der Anti-„Lovesong“ des Albums (siehe Video) ist dermaßen schön, weil sein Inhalt mit etwas mehr Lebenserfahrung schmerzt. Für mich funkeln die Sterne aber vor allem in den weiten Klanglandschaften! Das erste Album seit 16 Jahren ist ein kleines Juwel, das ich erst „nebenher“ durchhören wollte und dann auf Heavy (!) Rotation lief.