Tolminator Metal Fest vom 25.07. bis 28.07.2023 in Tolmin, Slowenien

Metal stays in Tolmin!

Festivalname: Tolminator Metal Fest

Bands: Baest, Stellvris, Frozen Soul, Damim, Guineapig, Crypta, Insanity Alert, Demonical, Rectal Smegma, Ellende, In Mourning, Severe Torture, Holy Moses, Crisix, Kanonenfieber, Brujeria, Lost Society, Within Destruction, Ancient, Bolzer, Aura Noir, Phil Campbell & The Bastard Sons, Finntroll, Anaal Nathrakh, Dying Fetus, 1349, Insomnium, Sodom 

Ort: Tolmin, Slowenien

Datum: 25.07.2023 – 28.07.2023 

Kosten: 140 € VVK 

Genre: Death Metal, Black Metal, Thrash Metal, Grindcore, Deathcore, Metalcore, Humppa  

Besucher: ca. 3500 Besucher

Veranstalter: Tolminator d.o.o.

Link: https://tolminator.com/ 


Ich habe mich riesig gefreut, als ein kleineres, mehr fanorientiertes Festival auf dem Gelände angekündigt wurde, auf dem ich vor elf Jahren das letzte Mal das Metalcamp besucht habe. Die Chance, bei der ersten Ausgabe dabei zu sein, habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen, da ich noch viele gute Erinnerungen an Slowenien, Tolmin und vor allem an die freundlichen Menschen habe. Im Vorfeld zu meiner Reise habe ich mir eine Ferienwohnung im Ort gesucht und die Vignette bzw. Maut für die A10 in Österreich online bezahlt. Im digitalen Zeitalter geht das ganz simpel über die ASFiNAG. Begleitet werde ich auf meinem Trip nach Slowenien von meiner 13-jährigen Tochter, die mittlerweile auch schon etwas Festivalerfahrung gesammelt hat. 

Anreise / Dienstag

Die Anreise der knapp 720 km verläuft ohne Probleme. Gegen 20:30 Uhr erreichen wir Tolmin. Zuerst besorgen wir uns die Festivalbändchen und die Cashless Karte. Auch die Presseanmeldung geht fix vonstatten. Da wir durch den letzten Schultag schon etwas spät ankommen, machen wir uns auch gleich auf zur Bühne, auf der Lost Society dann auch schon zugange sind. Ersteindruck der Stimmung: grandios! Die Menge feiert die Band. Ziel für diesen Tag: Unbedingt vor Anaal Nathrakh auf dem Gelände sein. Da also noch etwas Zeit ist und wir von der langen Fahrt hungrig sind und ich auch etwas bierdurstig bin, schauen wir uns erst mal an den Ständen um.

Anaal Nathrakh – Tolminator

Die Auswahl ist hier nicht überragend, für die erste Ausgabe und doch recht überschaubare Größe doch gut gelungen. Was ich positiv finde: vegetarisches und veganes Essen kommt nicht zu kurz. Da ist jedoch auch noch Potenzial nach oben, was ich mir aber auch vorstellen kann, da das Punk Rock Holiday, welches zwei Wochen später an selber Stelle stattfindet, mehr Auswahl auffährt und bekanntlich das gleiche Team hinter beiden Events steckt. 

Aber jetzt wieder zur Musik. Anaal Nathrakh zelebrieren eine Show, die es in sich hat! Ihren einmaligen Sound aus Black Metal und Grindcore muss man einfach live erlebt haben. Die Jungs spielen sich einmal quer durch die komplette Diskografie und lassen keine Wünsche in Sachen Songauswahl offen. Meine Favoriten des Sets sind hier Between Shit And Piss We Are Born und Forward!. Das Publikum und auch die Band haben sichtlich Freude, selbst der einsetzende Regen schafft es nicht, die Energie zu brechen. Dave Hunt schreit sich wahrlich die Seele aus dem Leib. Mit Endarkenment, dem Titeltrack des aktuellen Albums, geht ein sehr kurzweiliger Auftritt der Briten zu Ende. 

Dying Fetus – Tolminator

Zweites Highlight an dem Tag, welches ich nicht verpassen wollte: Dying Fetus. Das Trio ist einfach ein Garant für technisch anspruchsvollen, aber auch groovigen Brutal Death Metal und hat auch über die Jahre hinweg nicht an Qualität verloren. Schnörkellos ohne Intro starten die Jungs mit One Shot, One Kill. Songs wie Subjected To A Beating oder Grotesque Impalement funktionieren einfach immer. Aber auch das vom kommenden Album stammende Unbridled Fury heizt dem Publikum, welches tapfer dem Regen trotzt, ein. Die Vocals von John Gallagher und Sean Beasley sind on top und ergänzen sich perfekt. Die Band beendet ihren gelungenen Auftritt mit Wrong One To Fuck With, vom noch aktuellen, gleichnamigen Album.

Wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich in den Hangar zur After Show Party begeben, für uns heißt es aber die Nacht zur Erholung nutzen. 

Mittwoch

Zweiter Tag und endlich sehen wir das Festivalgelände auch mal im Hellen. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir nach dem Frühstück zum Strand gehen, welcher ja einer der Hauptgründe ist, was dieses Festivalgelände so besonders macht. Erst einmal bin ich überrascht, wie viel Wasser die Tolminka führt, was aber nicht verwunderlich ist, da dem Festival Stürme und Starkregen vorausgegangen sind. Das Team hat auch hier und da noch mit Aufräumarbeiten von umgestürzten Bäumen, die Bauzäune erschlagen haben, zu kämpfen. Kein leichter Start für eine erste Ausgabe, aber das wird alles gut gemeistert. Das Wasser der beiden Bergflüsse, an welches das Gelände grenzt, ist einfach herrlich erfrischend! 

Weitere, für mich sehr interessante, Anlaufstelle ist der Biergarten. Wer nicht gerade Lust auf ein StandardLager von Laško (besser als jedes Pils auf deutschen Festivals) hat, kann sich durch die Getränkekarte der verschiedenen lokalen und internationalen Brauereien trinken. Von slowenischen und kroatischen Craft Bieren bis hin zu bayrischen Hellen wird hier einiges aufgefahren. Da können sich die deutschen Veranstalter definitiv eine Scheibe abschneiden! Direkt neben dem Biergarten befindet sich auch die Underground Stage, auf der die Locals, Newcomer oder Underground Bands ihren Slot haben. Kleiner Kritikpunkt: Die Bühne wird nur vor dem Programm auf der Hauptbühne bespielt, sprich ca. 16:45 Uhr ist hier Schluss.  

Stellvris – Tolminator

Auch die Tolminator Stage, die Hauptbühne, hat an diesem Tag ein vielversprechendes Programm, angefangen mit dem Modern Metal von Stellvris. Die Truppe um Frontfrau Nicol Hofman tourt gerade durch ganz Europa und scheint ihre Fanbase stetig zu erweitern. Kein Wunder, dass sich der Platz vor der Bühne allmählich füllt. Die Truppe kombiniert gekonnt melodische Parts mit zum moshen einladendem, djentlastigem Geballer.

Für eine richtige Abrissparty sorgen die Crossover Thrash Punks von Insanity Alert. Ohne Kompromisse geht es hier von Circle Pit zu Circle Pit. Bestes Cardiotraining am Nachmittag. Dem Publikum gefällt es und die Band hat sichtlich Spaß, den Fans einzuheizen. All Mosh / No Brain ist nicht nur ein Titel, sondern vielmehr das Motto dieser Trash Party.

Kanonenfieber – Tolminator

Wir gönnen uns erst einmal eine kleine Verschnaufpause und suchen uns was zu Essen, bevor es mit Kanonenfieber für uns weitergeht. Die Band wurde mir von einem Freund empfohlen, kannte ich bisher nur dem Namen nach. Den Ersten Weltkrieg thematisierender Blackened Death Metal ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal. Dass Noise seine Texte auf Basis von Briefen und Dokumenten aus dieser Zeit schreibt, ist wirklich beeindruckend. So auch die Show der Bamberger Jungs. Militärkleidung und Stacheldraht zieren das Bühnenbild, ebenso ein riesiges Zeppelinbanner im Hintergrund.

Als Nächstes laden Finntroll zum Tanz. Die Finnen sorgen für viel Bewegung in der Menge und treiben die sowieso schon gute Stimmung weiter nach oben. Spätestens bei Trollhammaren hat die Truppe ihre Fans fest im Griff. Die skandinavische Trollparty funktioniert live eben immer und das schon seit 1997. Selbst der in der Szene immer noch gerne als neuer Sänger bezeichnete Mathias „Vreth“ Lillmåns ist bereits seit 2006 mit an Bord. Sowohl altes Liedgut und Klassiker als auch neues Material der Vredesvävd Scheibe finden Platz im Set. Ein guter Auftritt, der, wie soll es anders sein, feuchtfröhlich gefeiert wird.

Finntroll – Tolminator

Die Stimmung wird deutlich frostiger. 1349 stehen bereit und das nicht, um Gefangene zu machen. Die norwegische Black Metal Institution wurde im selben Jahr wie Finntroll gegründet. Die Musiker aus Alvheim stehen für unbarmherzigen schwarzen Stahl, der die Old School Attitüde im Herzen trägt. Nur zwei Werke in den letzten 13 Jahren zeigen auf, wie viele Gänge die Formation zurückgeschaltet hat. Auf der Bühne geben Ravn (Olav Bergene) und seine blutdürstige Horde jedoch Vollgas, das Publikum ist sofort da. 1349, die live nicht an jeder Steckdose spielen, werden sofort für ihren brachialen Sound gefeiert. Kälter als die beiden Talflüsse, gleiten die vier Musiker durch ihr Set. Starke Hooks, berstende Blast Beats und immer wieder die Urgewalt am Mikrofon von Ravn machen diese Reise in die musikalische Hölle unvergessen.

Leider ist auch an diesem Tag das Wetter in der zweiten Tageshälfte etwas wechselhaft, was der Stimmung vor der Bühne keinen Abbruch tut. Zum Glück ändert sich die Wetterlage dann mit Tag 3 zum Besseren. 

Donnerstag

Unseren dritten Tag starten wir wieder am Strand. Endlich werden die Wassermengen und die Strömung in den beiden Flüssen weniger. Das erfreut heute auch deutlich mehr Besucher, die den Strand oder auch die morgendliche Yoga-Session nutzen. Auch die Mädels von Crypta genießen erst einmal dieses kleine Idyll des Festivalgeländes, bevor es später auf die Bühne geht. 

Zurück im Biergarten haben es sich ein Teil der Besucher mit Strandstühlen vor der Underground Stage bequem gemacht und genießen die Shows, bevor es etwas aktiver vor der Tolminator Stage losgeht. Schön zu sehen, dass auch den Newcomern und Locals eine Chance gegeben wird und nicht nur die bekannten Bands abgefeiert werden. 

Crypta – Tolminator

Mittlerweile haben sich Crypta auf der Tolminator Stage eingefunden und zerlegen eben jene mit ihrem Death Metal alter Schule. Fernanda Lira hat die Band gemeinsam mit Drummerin Luana Dametto gegründet, doch Tainá Bergamaschi und Jéssica di Falchi haben sich mittlerweile perfekt in die Truppe integriert. Natürlich wird der Auftritt der Brasilianerinnen genutzt, um den zweiten Longplayer Shades Of Sorrow zu promoten, welcher am 4. August dieses Jahres erschienen ist.

Ebenfalls dem Death Metal, nur eine ganze Schippe melodischer, haben sich auch In Mourning verschrieben. Interessanterweise setzt die Truppe auf drei Gitarristen, was man nicht gerade häufig zu Gesicht bekommt, zumindest nicht im extremeren Metalbereich. Ganze sechs Alben haben die Schweden bereits in ihrer mittlerweile 23-jährigen Bandgeschichte auf den Markt gebracht und präsentieren am heutigen Tag dem Publikum einen schönen Querschnitt daraus.

Weiter geht es mit den spanischen Thrashern von Crisix. Der schnelle, an die alten Bay Area Bands erinnernde Sound lädt regelrecht zum Moshen ein. So ist es nicht verwunderlich, dass sich recht schnell vor der Bühne ein großer Circle Pit bildet.

Ancient – Tolminator

Mit weniger Bewegung im Publikum, dafür mit einer stimmungsvollen Lichtshow, passend zu der düsteren Darbietung von Ancient, wird auch an diesem Tag dem Schwarzmetall gehuldigt. Anfangs als Soloprojekt von Sänger und Mastermind Aphazel gegründet, war allerdings schnell klar, dass man die Songs auf die Bühnen dieser Welt bringen wollte.

Einer der beiden Gründe, warum es an diesem Donnerstag etwas voller vor der Bühne ist, dürfte der Ex-Motörhead-Gitarrist Phil Campbell sein. Er und seine Bastard Sons sind auf das Tolminator Metal Fest gekommen, um seiner ehemaligen Band zu huldigen. Songs wie Iron Fist, Damage Case oder Born To Raise Hell dürfen da natürlich nicht fehlen, bevor die Stimmung zu Ace Of Spades auf dem Höhepunkt ist.

Insomnium – Tolminator

Der zweite Grund ist der verdiente Headliner des Abends. Die Meister von Melancholie und Melodien, Insomnium, sind mit neuem Album im Gepäck, das mittlerweile neunte in der Bandgeschichte, unterwegs. Aber auch Klassiker wie While We Sleep vom 2014er-Album Shadow Of The Dying Sun oder Mortal Share von Above The Weeping World dürfen nicht fehlen, bevor mit Heart Like A Grave ein gnadenlos guter Auftritt der Finnen zu Ende geht.

Freitag

Tolmin Klamm

Unseren letzten Tag in Tolmin starten wir mit einem kleinen Kontrastprogramm. Wir wandern in die Tolmin Klamm. Sloweniens Natur ist einfach ein Traum und auf jeden Fall einen Abstecher wert! Generell kann man in der Region um Tolmin einiges erleben. Rafting oder Paragliding nur als weitere Beispiele.

Aber jetzt wieder zurück zum Festival und der Musik. Als Erstes verschlägt es uns zur Underground Stage, wo wir Hope Erodes und In Other Climes auschecken. Da uns dieser Tag musikalisch am wenigsten reizt (absolut keine Kritik an die Veranstalter, nur mein eigenes Empfinden), verbringen wir heute mal etwas weniger Zeit vor der Bühne. Doch hier begeistern das Publikum auch wieder hochkarätige Bands, wie zum Beispiel Guineapig, Severe Torture oder Bölzer.

Holy Moses – Tolminator

Hervorheben sollte man vielleicht noch das Thrash Urgestein Holy Moses. Die 1980 gegründete Band befindet sich derweil auf ihrer finalen Tour. Sabina Classen zählt wohl zu einer der bedeutendsten Frauen in der Metalszene und auch vor der Tolminator Stage haben sich etliche Fans eingefunden, um die Band in den Ruhestand zu verabschieden.

Keine Geringeren als Sodom haben die ehrenvolle Aufgabe, die erste Ausgabe des Tolminator Metal Fests zu beschließen. Nicht umsonst gilt die Truppe um Tom Angelripper als eine der erfolgreichsten Vertreter des Genres. Seit 2018, mit der Rückkehr Frank Blackfires an der Gitarre, erstmals zu viert unterwegs, spielen die Jungs sich einmal quer durch über zwei Dekaden Bandgeschichte. Songs wie Nuclear Winter oder Agent Orange dürfen dabei natürlich nicht fehlen, aber auch das 2020 erschiene Album Genesis XIX wird in Form von Sodom & Gomorrah nicht ausgelassen. Mit einem regelrechten Bombenhagel geht das Tolminator zu Ende.

Es hat sich wirklich gelohnt, die lange Fahrt auf sich zu nehmen, und ich bin überglücklich, endlich mal wieder in Tolmin zu Besuch gewesen zu sein. Die Begrenzung der Besucher, im Vergleich zum vorangegangenen Metaldays, tut dem Gelände gut und macht die Atmosphäre auf dem Festival um einiges familiärer. Ich bin mir sicher, dass ich nicht das letzte Mal in Slowenien bin, denn es ist wirklich ein kleines Stückchen Paradies, auf dem die Organisatoren ihr Festival veranstalten. Vielen Dank für die Einladung, wir sehen uns bestimmt wieder!