“Eine tolle Release-Party trotz einiger technischer Probleme“
Eventname: EP-Release-Show
Headliner: Traveller
Vorbands: Serein, Paragon Of War, Between Portals, Tragedy Of Mine
Ort: Südpol, Recklinghausen
Datum: 08.04.2017
Kosten: 5,00€ AK
Genre: Progressive Rock, Progressive Metal, Metalcore, Hardcore, Melodic Death Metal, Post Metalcore
Link: https://www.facebook.com/events/308082726273684/
Setlisten:
- Vestige
- Coalesce
- Artifact
- Chrysalis
- Eon
- Stand Like Oaks
- Arms Of Morpheus
- Coma
- Farewell
- Torn In Two
- Enigma
- Immersion
- Evolution
- Impulse
- Pillars
- Inferno
- My Own Hell
- Tragedy Of Mine
- A Warriors Curse
- Last Episode
- Denial
- Footprints
- Vultures
- The Idea
- Hourglass
- Machinery
- Catching Rats
Zugabe: - The Idea
Auch an diesem Samstag kann man wieder aus einer Masse von Veranstaltungen in der näheren und weiteren Umgebung wählen. Ich habe mich dafür entschieden, nach Recklinghausen zu fahren, denn die Jungs von Traveller feiern die Veröffentlichung ihrer EP Hourglass. Dass ich bei der Gelegenheit dann auch Between Portals wieder mal live erleben kann, die mich ja schon als Support von Napoleon begeistert haben, ist ein nettes Add On.
Ausnahmsweise habe ich mich vorher mal nicht über die anderen Bands informiert, so dass ich bei der ersten Band des Abends, Serein aus Schwerte, doch ziemlich lange rätsele, warum hier drei Mikrofonständer stehen, aber niemand kommt, der sich ein Mikro greift. Instrumental, nur mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, und sehr entspannt, fast schon ruhig geht es zum Start in diesen Abend zur Sache. Erinnert mich streckenweise fast ein wenig an Sithu Aye, wenn auch (noch) nicht ganz so versiert, was die Jungs da spielen. Vor dem letzten Song Eon werden dann sowohl die Saiteninstrumente gewechselt als auch die Entspannungsphase langsam ausgeläutet. Hier klingen fast ein wenig die alten Sachen von Uneven Structure durch. Die Jungs von Serein scheinen etwas schüchtern, können aber mit ihrer Musik auf jeden Fall punkten.
Die zweite Band des Abends, Paragon Of War aus Dortmund, ist dann die erste, die mit vielen technischen Problemen kämpft und den Mann an den Pulten zu einigen sportlichen Einlagen veranlasst. Aus der Ruhe bringen lässt der sich allerdings jetzt genauso wenig, wie später. Krasser könnte der Stilbruch nicht sein, denn Paragon Of War ballern eine ordentliche Dröhnung Metalcore bzw. Hardcore mit vielen technischen Einlagen von der Bühne. Die zwei Gitarristen David und Kevin schreddern und friemeln mit Bassist Sven um die Wette, Drummer Manu hält die Jungs im Takt und Fronter Tobias growlt und shoutet, was die Lungen hergeben. Wegen der vielen technischen Probleme – zwischendrin fällt dann auch mal das Mikro aus – müssen die Jungs ihre Setlist leider kürzen, aber mit den fünf Tracks, die sie heute zum Besten geben, können sie sich bei mir schon mal empfehlen.
Auch Between Portals werden von technischen Problemen nicht verschont. Marius an den Drums kriegt keinen Ton auf seine Kopfhörer, soll sagen, er kann heute nicht auf Klick spielen. Da sich dieses Problem nicht beheben lässt, die Zeit aber unbarmherzig verrinnt, versucht er es dann ohne Kopfhörer. Das gelingt, auch dank der Unterstützung von Alexander an der Gitarre und David am Bass, tatsächlich erstaunlich gut. Jetzt geht es eher in Richtung Melodic Death Metal mit einer gehörigen Portion Progressive Metal und sogar Mathcore. Anmerken lässt sich auch Philipp am Mikrofon von dem ganzen Driss nichts, aber was soll er auch machen? Also schleudert er die Shouts und Growls in die Menge, als ob es kein morgen gäbe. Neue Songs sind wohl gerade in Arbeit, davon gibt es heute aber noch nichts auf die Ohren. Macht nichts, die Tracks von der ersten EP aus dem Jahr 2015 sind immer noch sehr gut anzuhören, und Vorfreude – auf neue Tracks – ist ja bekanntlich die schönste 😉
Erstaunlich schnell ist die Zeit rumgegangen, mit Tragedy Of Mine aus Osnabrück steht jetzt tatsächlich schon die vorletzte Band des Abends auf der Bühne. Sie ist auch die dienstälteste Band des Abends, gegründet wurde sie bereits im Jahr 2011. Auf Facebook beschreiben sie ihren Stil als Melodic Metal, wenn man dann aber liest, welche Bands da alles so Pate gestanden haben, kommt man eher auf den richtigen Pfad. Da stehen dann nämlich so Namen wie Slipknot, Arch Enemy oder Killswitch Engage. Technische Probleme gibt es hier glücklicherweise nicht, aber Fronter Steven hält sich mit seinen Ansagen trotzdem recht kurz, denn es hat sich doch schon mächtig Zeitverzug aufgebaut. Eine Sache muss aber trotzdem sein, und das ist dann bitte eine Wall Of Death. Das Publikum scheint auf diese Aufforderung schon mehr als gewartet zu haben, sehr schnell teilen sich die Massen, und auf Kommando entlädt sich die aufgestaute Energie, Steven ist natürlich auch im folgenden Pit mittendrin. Sinnigerweise heißt der letzte Track Last Episode, was aber nur für die heutige Show gilt, denn der Gastgeber des Abends steht schon in den Startlöchern.
Beim folgenden Abbau von Tragedy Of Mine und dem fast schon gleichzeitigen Aufbau von Traveller sitze ich dann zwar sehr oft im Weg, aber dieses Gewusele kann ich mir nicht entgehen lassen. Da gibt es keine Roadies, die den Job erledigen, während die Band irgendwo Backstage auf ihren Auftritt wartet. Hier hat jeder seine Aufgabe und weiss genau, was er wann zu tun hat. So ist dann auch der Umbau dank der vielen fleißigen Hände in relativ kurzer Zeit geschafft, und nach dem Intro gibt es mit Denial, dem vorletzten Track der EP Hourglass, gleich mal richtig was auf die Mütze. Wenn man überlegt, dass Traveller gerade mal letztes Jahr gegründet wurde, haben die fünf Jungs definitiv ein ordentliches Tempo vorgelegt, und das legen auch die Songs vor. Der griffige Post Metalcore mit durchaus kritischen Texten verlangt sowohl der Band als auch den Zuschauern im mittlerweile richtig gut gefüllten Südpol noch einmal alles ab. Nach Catching Rats wäre dann eigentlich Schluss, aber Traveller werden natürlich ohne Zugabe nicht von der Bühne gelassen. Kurzerhand wird also noch einmal der Song The Idea zum Besten gegeben, bevor auch dieser Auftritt zu Ende geht und die Jungs von Traveller noch viele Hände schütteln dürfen.
Was mich auch auf dieser kleinen aber feinen Veranstaltung wieder einmal begeistert hat, ist, neben vielen anderen Dingen, das technische Niveau, auf dem sich sämtliche Musiker schon bewegen. Da tun sich ein paar Jungs zusammen – Mädels waren heute nicht auf der Bühne -, kaufen sich gutes Equipment und hauen Songs raus, die vor Kreativität, Spielfreude und technischem Vermögen – stellenweise fast schon auf professionellem Niveau – nur so strotzen. Wenn man dann noch sieht, was auch oft in die Bühnendeko investiert wird, kann man allen wirklich nur eine Menge Herzblut, Hingabe und Leidenschaft attestieren. Auch wenn die Musik ja „nur“ nebenbei betrieben wird, lässt sie sich ja eben nicht mal nur einfach so nebenbei betreiben, sondern verlangt neben dem finanziellen auch, oder gerade, auch sehr viel persönlichen Einsatz. Dafür von mir mal ein ganz dickes „Dankeschön“ an all die vielen Bands, die sich da draußen im Underground tummeln und die Szene am Leben halten! In diesem Sinne im Rausgehen noch schnell die EP gekauft, und jetzt freue ich mich drauf, die Jungs von Traveller im Stadtfinale des SPH Bandcontest wieder zu sehen.