17. Metalfestival für krebskranke Kinder am 29.09. und 30.09.2023 im SkullCrusher Dresden

Hart und laut für einen guten Zweck

Eventname: 17. Metalfestival für krebskranke Kinder

Bands: TomSon, End Of Sanctum, Aralez, Victim, Argorok, Inferit, Pestlegion, Theotoxin, Schirenc Plays Pungent Stench

Ort: Skullcrusher Dresden e.V., Reisstraße 42, 01257 Dresden

Datum: 29.-30.09.2023

Kosten: Tagesticket 30 Euro, Wochenendticket 45 Euro

Genres: Doom Metal, Thrash Metal, Melodic Death MetalDeath Metal, Black Metal

Link: https://www.skullcrusher-dresden.de

Freitag, 29.09.2023

Gerade einmal einen Tag vor Veranstaltungsbeginn steht für mich die Teilnahme am diesjährigen Benefizfestival im Dresdner Skullcrusher fest. Am späten Freitagnachmittag startet die Fahrt und dauert aufgrund eines gewissermaßen verlängerten Wochenendes staubedingte länger als gewöhnlich. Wir erreichen aber den Veranstaltungsort pünktlich genug, dass es fürs Ausladen und den Ticketkauf reicht. Dieses Mal kenne ich leider erst zwei Bands des Line-Ups, aber es wird sich im Verlaufe des Wochenendes herausstellen, dass wenigstens für mich „All killer, no filler” gelten sollte.

TomSon

Den Start legen TomSon hin. Die Dresdner Kapelle fühlt sich ganz offensichtlich einem recht gemischten Konzept verpflichtet, da ich zwar weitestgehend todesbleihaltige Klänge wahrnehme, aber die Jungs scheinen auch streckenweise sludgigem Sound nicht abgeneigt zu sein, der sogar zum Teil ins Doomige abdriftet. Ab dem Moment, als mir bekannt wird, dass der Frontmann Thomas heißt und der Schlagzeuger dessen junger Sohn ist, hab ich auch den Sinn des Bandnamens schlagartig begriffen. Und auch wenn die Show manchmal etwas holprig zu sein scheint, kaufe ich den Jungs uneingeschränkt ab, dass sie wirklich Bock auf das haben, was sie da fabrizieren, denn die gute Laune und das Herzblut sind absolut echt.

End Of Sanctum

Als zweite Band des ersten Konzertabends erfreuen uns die gleichfalls aus Dresden stammenden End Of Sanctum mit ihrem echt partytauglichen Melodie Death Metal. Fürs Benefiz qualifiziert haben sich die Jungs offenbar durch ihren Metal im Stube-Gig wenige Monate zuvor im Skullcrusher-Club. Ruckzuck sind meine Nackenwirbel auf Betriebstemperatur. Leider füllt sich der Saal nur langsam, aber alle Anwesenden haben ganz offensichtlich einen Heidenspaß mit dem, was von der Bühne geboten wird. Wer während der Spielzeit draußen vor dem Club rumlungert, der verpasst hier definitiv grad was. Na klar, sind auch hier die üblichen Verdächtigen des Genres deutlich hörbar, aber mir ist so was völlig Wurscht, denn ich bezweifle stark, dass irgendwer das Melodeath-Rad noch mal neu erfinden kann, aber man kann seinen Vorbildern Ehre erweisen und das haben End Of Sanctum heute definitiv gemacht.

Aralez

Nummer drei im freitäglichen Reigen sollen Aralez sein. Ich habe in den Stunden vor der Abfahrt heute in die Hörbeispiele reingehört, die der Club dankenswerterweise auf seiner Homepage verlinkt hatte. Für diese Kapelle tönte mir da eine ruhige, im Midtempobereich angesiedelte, mit weiblicher Stimme vorgetragene Goth-Nummer entgegen. Da dachte ich noch so: „überhaupt nicht Skullcrusher-typisch“. Umso erstaunter und faszinierter bin ich nun, als sich die Dresdner als beinahe lupenreine Doom Metal-Formation herausstellen, und zwar in ausnehmend hochwertiger Art und Weise. Ich kann verstehen, dass einige den Raum verlassen, denn ich nehme an, dass eigentlich jeder heut Abend eher auf Stoff getrimmt war, der mehr nach vorne geht. Ich habe allerdings absolut keine Probleme mit den jetzigen Nummern und kann mich wunderbar auf die meditativen, teils fast schon hypnotischen Klänge einlassen. Die Stimme von Sängerin Margarita Zakaryan lädt zudem regelrecht zum Träumen ein, sodass ich etwas verwirrt in den Saal blinzele, als der letzte Ton verklungen ist.

Eine von zwei Bands, die mir an diesem Wochenende bereits bekannt sind und krönender Abschluss des erstens Festivalabends bilden die Thrasher Victim. Hier herrscht geschwindigkeitstechnisch das komplette Gegenteil zur vorhergehenden Band. Ganz in der Tradition des teutonischen Thrash Metals gibt’s vom ersten Song an voll einen auf die Zwölf. Jetzt ist es wieder Zeit, die Köpfe kreisen und die Pommesgabeln fliegen zu lassen. Die Band, genau wie das Publikum, machen heute keine Gefangenen und endlich finden auch ein paar mehr Headbanger den Weg in den Saal. Zwar verlasse ich meinen Platz an der Bühne nicht oft, aber bei Bedarf kann ich mich trotzdem immer noch durch die Zuschauer bewegen, ohne meine Mitmetaller anzurempeln. Das gibt mir kurz zu denken, aber ich verscheuche solche Gedanken schnell wieder und genieße die mittlerweile bewegungsintensive Party.

Während der Aftershowparty habe ich genügend Gelegenheiten, mit vielen Bekannten zu quatschen und lerne natürlich auch das eine oder andere neue Gesicht kennen. Auch der eine oder andere Musiker ist noch vor Ort und nimmt sich Zeit, mit den Fans was zu trinken oder Platten zu signieren. Das ist der Spirit, den ich auch oder gerade bei Untergrundveranstaltungen so liebe. Dass das sogenannte Ende des Abends sich dann tatsächlich in die Läge zieht, merke ich daran, dass es in der Ferne bereits dämmert, als ich dann endlich auf meine Schlafstatt robbe.

Samstag, 30.09.2023

Argorok

Der Vormittag vergeht extrem zähflüssig und ich bezweifle, ob ich den Tag halbwegs überstehen werde. Wasser und Kaffee scheinen das Heilmittel und Gebot der Stunde zu sein und den Metalgöttern sei dank, werde ich tatsächlich immer munterer und etwas fitter, je näher der Konzertbeginn der ersten Band des zweiten Abends rückt.

Die Ehre des Openers, oder der Fluch, wie auch immer man es nimmt, gebührt heut Argorok. Das Quintett aus Dresden ist in einer extrem groovigen Form des Melodic Death Metals verortet. Wie ich von einem Bekannten erfahre, haben die Jungs bislang nur sehr wenige Gigs bestritten. Allerdings gehen sie dafür echt klasse ab und das meiste, was das Trio heut darbietet, lassen meine Nackenwirbel quietschen und die Fäuste gen Saaldecke schnellen. Macht richtig Laune. Manchmal muss ich bei den Ansagen des Sängers ein bisschen schmunzeln, denn die kommen im Gegensatz zu der wundervoll aggressiven Mucke regelrecht lieb rüber. Insgesamt aber ein solider Gig – hoffe, ich habe irgendwann noch mal das Vergnügen.

Inferit

Auch mit der nachfolgenden Band bleiben wir in Dresden, wechseln aber stilistisch in schwärzesten Black Metal. Eigentlich habe ich vor, nur ein paar Bilder zu schießen und einige Höreindrücke zu sammeln, denn im BM-Sektor kenn ich mich absolut nicht aus und bis auf wenige Ausnahmen war dieses Genre nie wirklich meine Baustelle. Allerdings ziehen mich dieser spezielle Sound und die Atmosphäre von Inferit so sehr in ihren Bann, dass ich bleibe und mich letztendlich dabei erwische, wie ich sogar Spaß daran bekomme, auch zu schwarzmetallischen Klängen abzubangen. Nach dem Gig habe ich dann einem Kollegen gegenüber zugeben müssen, dass das mehr als nur eine solide Show war, die ich da erlebt hab.

Pestlegion

Jetzt habe ich gerade richtig Bock auf mehr schwarzes Metall und daher nehme ich auch Pestlegion komplett mit. Die vier Pestlegionäre gibt es seit etwas mehr als einer Dekade und entsprechend hoch ist ihr Level an Professionalität. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass hier regelmäßig ein Teelöffel finstere Essenz mit in den Morgenkaffee gerührt wird. Die Stücke des letzten Albums Sathanas Grans Victoria kommen beim Publikum besonders gut an und besonders das Stück Entsage Gott scheint allgemein bekannt zu sein, da es allenthalben textsicher gefeiert wird. Ist aber auch eine geniale Nummer!

Theotoxin

Um den Black Metal-Hattrick komplett zu machen, schickt der Skullcrusher als Nächstes Theotoxin auf die Clubbühne. Die sind auch sehr gut, aber bei den Wienern ist der Schalldruck zumindest vor der Bühne so heftig, dass ich mich nach ein paar Fotos nach hinten verziehe. Keine Frage, auch diese Band ist technisch gesehen sauber abgemischt, aber an der Front ist zumindest für mich die Grenze des Ertragbaren erreicht. Als ich mich im Bereich hinter dem Mischpult aufhalte, habe ich interessanterweise keinerlei Probleme mehr und kann die Show der Österreicher Schwarzmetaller wieder komplett genießen. Eigentlich echt Wahnsinn, wie meditativ so fiese Klänge sein können.

Schirenc Plays Pungent Stench

Nun wird zum Grande Finale aufgespielt – dafür konnte der Skullcrusher keine Geringeren als die Legende Schirenk Plays Pungent Stench verpflichten. Der Bandname geht nicht wirklich leicht von der Zunge und ist teilweise der wechselhaften Bandgeschichte geschuldet. Und natürlich auch dem Kindergarten, der sich als Rechtsstreitigkeiten zwischen Labels und ehemaligen Bandmitglieder tarnt, meiner Meinung nach.
Was jetzt folgt, ist ein Deaththrash-Abriss allererster Kajüte und der gesamte Saal tobt. Der vordere Bereich ist ein einziger Moshpit, aber auch sonst steht kein Zuschauer einfach nur ruhig da. Bandchef Martin Schirenk ergeht sich gelegentlich in launigen Ansagen und feuert die Horden vor der Bühne noch zusätzlich an. Die Songs aus allen vier Bandphasen werden eigentlich gleichermaßen abgefeiert, aber Pungent Stench haben zu jedem Zeitpunkt ihres Bestehens härtesten, qualitativ hochwertigen Stoff abgeliefert. Ein absolut würdiger Abschluss eines großartigen Festivals.

Während des Auftritts von Pestlegion wurden von der Bühne aus einige Spendenaktionen verkündet. Unter anderem steht ein altgedienter Gitarrenkoffer von Crematory zur Versteigerung, der von der Band selbst, den Death Metal-Haudegen Master und einigen anderen Bands signiert ist. Der steht nach wie vor im Angebot. Interessierte Sammler von Banddevotionalien melden sich bitte beim Club, der Erlös geht freilich noch in die diesjährige Spende mit ein. Bislang ist bereits die stattliche Summe von deutlich über 3.000 Euro zusammengekommen. Das Geld wird bei passender Gelegenheit dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospitzdienst Dresden gespendet. Ich find’s beeindruckend, was für ein großes Herz die Metalfamilie hat und werde dieses Event weiter unterstützen. Seid ihr auch dabei?