30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Samstag

Der letzte Tag ist der Heißeste

Festivalname: Rockharz 2023

Bands: Amon Amarth, In Flames, Arch Enemy, A Life Divided, Airbourne, Angus McSix, All For Metal, As I Lay Dying, Battle Beast, Blind Guardian, Bloodbound, Burning Witches, Carcass, Children Of Grotesque, Delta Bats, Destruction, Die Apokalyptischen Reiter, Equilibrium, Exhorder, Feuerschwanz, Fiddler’s Green, Firkin, Hämatom, How We End, Infinitas, KneipenTerroristen, Korpiklaani, Kris Barras Band, Lacuna Coil, Legion Of The Damned, Letzte Instanz, Life Of Agony, Lord Of The Lost, Mono Inc., Moonspell, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Null Positiv, Ohrenfeindt, Onslaught, Paradise Lost, Phil Campbell & The Bastard Sons, Rauhbein, Saltatio Mortis, Septicflesh, Soulbound, Skáld, Sonata Arctica, Tanzwut, The Dark Side Of The Moon, The Legion:Ghost, Tribulation, Unzucht, Versengold, Voodoo Kiss, Wind Rose, Wolfheart

Ort: Ballenstedt

Datum: 05.07. – 08.07.2023

Kosten: Drei-Tages-Ticket 154, 80 €, Tagesticket 85 €, Ausverkauft

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Hard Rock, Folk Metal, Mittelalter Rock, Prog Metal, Deutsch Rock, Thrash Metal, Metal Core

Veranstalter: Veruga GmbH

Link: https://www.rockharz-festival.com/

Letzter Tag des Rockharz 2023. Es ist bereits morgens um elf sehr warm und es verspricht, einer der heißesten Tage zu werden. Nicht nur musikalisch, nein, auch temperaturbedingt. Demzufolge nach ist es zu Beginn vor der Rock Stage auch noch recht überschaubar, als Voodoo Kiss sich aufmachen, den Tag zu eröffnen. Das machen sie ganz anständig und können auch schon einige aus der Lethargie reißen. Im letzten Jahr haben sich Voodoo Kiss erstmals wieder nach gut 20 Jahren Funkstille gemeldet und neben älterem Material gibt es auch schon Vorboten des kommenden Werkes. Ihr sauber gespielter Hardrock mit mehrstimmigem Gesang passt gut in den Morgen und vertreibt bei den bereits Anwesenden den Schlaf aus den Augen.

Soulbound, Rockharz, 08.07.2023, Pic By Kay L.

Nach kurzer Pause stehen die Bielefelder Soulbound auf der Dark Stage. Die haben sich in der Vergangenheit viele Fans erspielt und davon sind einige auch hier. Die erleben eine gut aufgelegte Truppe, die sich kaum einkriegt, ob der Begeisterung, die ihr entgegenschlägt. Ich habe sie bereits vor langer Zeit gesehen und auch da gefielen sie mir schon gut. Heute sind sie noch professioneller und wissen auch, wie man mit dem Publikum agiert, um es zu animieren und zu begeistern. Addicted To Hell ist mit großem Mitsingpotenzial ausgestattet, was auch gleich genutzt wird und als Dank für den Einsatz kniet sich die Band vor den Zuschauern hin. Klasse Geste, die Verbundenheit schafft. So schaffen es die Bielefelder bestimmt, ihr in Bälde erscheinendes neues Album gut zu vermarkten.

A Life Divided machen sich bereit, die Rock Stage zu entern. Scheinbar ist auch hier eine Gruppe Fans vor Ort, die den Auftritt ihrer Band feiern. Dabei bemerkt Sänger Jürgen Plangger zu Recht, dass es nicht auf die Quantität der Headbanger ankommt, sondern auf die Qualität. Das scheint aufzugehen und in den vierzig Minuten Spielzeit gibt’s nicht nur Wasser zum Abkühlen, sondern auch gute Songs wie Heart On Fire oder Best Time. Erstaunlich, wie viele Bands es gibt, die man zuvor nicht gehört hat.

Die Hamburger Ohrenfeindt indes kenne ich und habe sie auch schon gesehen. Hier wird ehrliche Rockmusik mit deutschen Texten präsentiert, die bei den erstaunlich textsicheren Menschen zum Mitwippen, singen und tanzen animiert. Gute-Laune-Musik, die zum frühen Nachmittag passend ist. Der Vollgasrock aus Hamburg erreicht viele und auch das Engagement für die Metality Aktivität gegen Depression wird gut aufgenommen und beklatscht. Dazu passt der Song Tanz Nackt Für Mich und soll darauf deuten, dass man seinem Mitmenschen gegenüber aufmerksam sein soll und auch der seine Krankheit nicht unter den Teppich kehren soll. Diese heimtückische Krankheit, die sich nicht durch Schmerzen oder sonstige Symptome ankündigt, sondern tief verwurzelt ist und einen jederzeit ereilen kann, wird häufig unterbewertet. Selbst nach dem Auftritt wird die Textzeile noch intoniert.

Es wird Zeit für ein wenig skandinavische Unterstützung und da kommen die Norweger Einherjer gerade recht. Ich muss gestehen, diese Band bisher noch nie gesehen bzw. gehört zu haben. Desto positiver bin ich überrascht ob der Performance auf der Rock Stage. Das riesige Backdrop zeigt einen Krieger, der gen Himmel aufsteigt. Wer den Namen Einherjer googelt, der wird mit der nordischen Mythologie konfrontiert, bei dem der Name für „Der allein Kämpfende“ oder auch „ehrenvoll Gefallener“ steht. Musikalisch bewegen sich die vier Herren um den Bassisten Frode „Grimar“ Glesnes im Viking Metal mit vielen doomigen Ansätzen, Folkanleihen und Black Metal Attitüden. Mit Blood And The Iron geht das vierzigminütige Set los, und neben geiler Musik werden auch alle möglichen typischen Rockstarmanieren präsentiert. Synchron rockenden Gitarristen, gekonnt nach oben gerichtete Gitarrenhälse und fliegende Mähne. Thematisch geht es um Wikinger und die norwegische Mythologie, die sich in Songs wie Crimson Rain oder Ironbound widerspiegeln. Den Zuschauern gefällt es und das rhythmische Nicken und Fäuste recken nimmt kein Ende. Das war eine zusätzliche Überraschung heute und eine Neuentdeckung.

Ähnlich sieht es mit Wolfheart aus, die nebenan auf der Dark Stage zum Zuge kommen. Die sind bisher auch an mir vorbeigegangen, was wohl auch eher an meiner Vorliebe für Power Metal oder Classic Rock liegen mag. Auch hier bin ich bereits von Anfang an begeistert, auch wenn zunächst die Arbeit im Graben ansteht. Da werden aber schon mal schön gestaltete Mikrofonständer präsentiert, hinter denen sich die Köpfe der Band gut machen. Der frühe Nachmittag ist vielleicht nicht ganz passend für den melodischen Death Metal, aber alle machen das Beste daraus. Vor der Bühne ist es mächtig voll, während Wolfheart Songs wie Skyforger oder Strenght And Valor zum Besten geben. Kurz vor Ende meldet sich dann Bandkopf Tuomas Saukkonen zu Wort und da es so heiß ist, benötigt er einen menschlichen Ventilator. Das lassen sich die Fans nicht zweimal sagen und es entsteht ein mächtiger Circle Pit. Ob der den geforderten Wind auf der Bühne erzeugt hat? Wer weiß. Mit The Hammer verlassen Wolfheart die Stage und hinterlassen zufriedene Zuschauer. Zwischenzeitlich gab es vor der Rock Stage noch das obligatorische Gruppenbild aller Fotografen, die hier anwesend sind. Schon eine beachtliche Menge.

Vom hohen Norden geht es über den Bierstand und einem Autogramm von Soulbound zu den Italienern von Wind Rose, bei denen mir beim bloßen Ansehen der Schweiß rinnt. Mit ihren Fellkostümen und Panzern stehen sie auf der Rock Stage, als wenn wir bei den Wacken Winter Nights wären (da habe ich sie zum ersten Mal gesehen). Bemerkenswert, wie trotz der enormen Temperaturen von über dreißig Grad die Kostümierung beibehalten wird. Aber während des Sets sind nicht allzu viele Schweißtropfen zu sehen und das, obwohl es ordentlich zur Sache geht. Gerade Sänger Francesco Cavalieri ist viel unterwegs, und während er den Hammer schwingt, findet sich Ähnliches im Publikum wieder. Das Image der Zwerge kommt gut an und Songs wie Drunken Dwarfs nimmt man ihnen ab. Einmal mehr konnten Wind Rose überzeugen.

Legion Of The Damned, Rockharz, 08.07.2023, Pic By Kay L.

Die bestehenden Temperaturen machen es nicht leicht, sich immer wieder aufzuraffen. Das Equipment umzuschnallen und vor die Bühnen zu gehen. Es ist heiß und die Sonne kommt nun langsam auch um die Bühnen herum, sodass sie direkt von vorne drauf scheint und auch in den Fotograben. Aber wir wollen nicht jammern, sondern es wie die Profis auf der Bühne machen und unseren Job erledigen. So geht es zu The Legion Of The Damned, die auf der Dark Stage das Zepter, wenn auch mit zwanzig Minuten Verspätung, übernommen haben. Das juckt die Fünf nicht und der Thrash Metal bekommt noch einen Zahn mehr drauf. Die Gitarristen sind unterwegs von links nach rechts, während Sänger Maurice Swinkels, ebenfalls viel unterwegs, die Matte schüttelt und ins Mikro schreit. Mit The Poison Chalice vom gleichnamigen Album müssen sie bereits nach einer halben Stunde aufhören. Viel Headbanging und ordentlich Gerumpel kommt aber trotzdem gut bei der Crowd an.

Fast ohne Pause geht es vor die Rock Stage, auf der Portugals Vorzeige-Metaller Moonspell dran sind. Die gesundheitlichen Einschränkungen von Frontmann Fernando Ribeiro vom Frühjahr sind vergessen und demzufolge ist die Stimmung gut. Auch Moonspell feiern dieses Jahr ihr dreißigjähriges Bestehen und so passen beide Jubiläen zusammen. Mit Opium starten sie in einen 45-minütigen Querschnitt durch ihre Schaffenszeit. Neben ausgiebigen Wasserschauern durch die Security, dürfen sich die Fans vor der Bühne auf Klassiker wie Mephisto und Alma Mater austoben, inklusive Soundaussetzer, der aber von den Fans gesanglich ausgeglichen wird. So lasse ich mir diese Band gefallen, auch wenn es immer noch sehr warm ist und ein späterer Slot sicherlich schöner gewesen wäre. Den Fans ist es egal, sie haben Moonspell sichtlich gefeiert.

Da wir den Auftritt von weiter hinten verfolgt haben, fiel auch gleich etwas zum Essen ab. Der obligatorische, von uns eigentlich geliebte Zyklopenspieß wurde erneut links liegen gelassen, da hier zehn Euro sicherlich schon recht ordentlich sind. Zum Glück gibt es Angebote, die ebenfalls schmackhaft sind, aber kostengünstiger.

Nach der kurzen Stärkung geht es zu Lacuna Coil auf der Rock Stage. Da bereits die Schlange bei der vorher stattfindenden Autogrammstunde sehr lang war, dürfte es hier vor der Bühne ebenfalls voll werden. Ich war nie ein großer Lacuna Coil Fan, aber heute liefern sie gut ab. Sängerin Cristina Scabbia liefert sich mit ihrem männlichen Kollegen Andrea Ferro abwechslungsreiche Gesangsduelle, während im Hintergrund Drummer Richard Hiz die modernen Rhythmen beisteuert. Früher noch im Gothic Bereich angesiedelt, haben sich Lacuna Coil weiterentwickelt und heute kann man den Stil eher als Alternative- oder Nu Metal bezeichnen. Cristinas Stimme geht manchmal etwas im Soundgewand verloren, aber trotzdem schafft sie es immer wieder, die Menge bei den Refrains mit einzubinden, denn Musik verbindet alle. Ein weiterer Wandel hat im Bühnenoutfit stattgefunden, so vereinen alle jetzt eine etwas gruselige Körperbemalung.

Am frühen Abend, also gegen kurz vor sieben, gibt’s dann Ohrengeballer von Carcass. Die Mannen um Jeff Walker lassen nichts anbrennen. Der zunächst noch nicht so stark frequentierte Bereich vor der Bühne füllt sich schnell und dann gibt’s eine Dreiviertelstunde lang Gitarrenbreitseiten. In guten Abständen jumpen die beiden Klampfenbediener und liefern so schöne Motive. Gespielt werden ältere Stücke, aber auch die jüngeren Datums kommen zu Ehren. Ein kurzweiliger Auftritt, der plötzlich endet. So schnell können 45 Minuten Entertainment rum sein.

Noch liegen fünf Bands vor uns, aber man kann ja schon mal einen Blick in die Zukunft, besser ins kommende Jahr wagen. Bereits jetzt werden die ersten Bands veröffentlicht. Neben Hammerfall sind Orden Ogan, Kreator, Dirkschneider, Hatebreed, Lordi, Rage und einige mehr angekündigt. Der VVK startet am 10.07. und die Karten dürften so bei 180 € liegen. Das Line-Up verspricht interessant zu werden und sicherlich werden wir wieder vor Ort sein.

Nun aber zum Endspurt. Life Of Agony aus den Staaten spielen heute das gesamte River Runs Red Album.  Frontfrau Mino Caputo scheint vollkommen aus dem Häuschen zu sein. Das Mikro wird malträtiert, der Ständer umgehauen und dann legt sie los. Vorne, dicht am Bühnenrand agiert sie und man hat schon fast Angst, dass sie runterfällt. Die Hardcore Einflüsse lassen das Publikum direkt mitgehen. So dürften es diverse Circle Pits gewesen ein. Ich hab nicht mitgezählt, aber es geht ständig rund. Die Energie von der Bühne scheint sich direkt ins Publikum transferiert zu haben, so viel Bewegung ist da.

Lord Of The Lost, Rockharz, 08.07.2023, Pic By Kay L.

Da ich mit der Musik nicht wirklich warm werde, verziehe ich mich in den Schatten und erwarte die Darkrocker von Lord Of The Lost, denn die sind gleich auf der Dark Stage dran. Nach dem überraschenden letzten Platz (Ironie Off) beim ESC, sind sie hier bestimmt mit an erster Stelle. Ihre Fanbase ist groß und Niklas Kahl ist mit dem Rockharz quasi groß geworden. Das Rockharz ging aus dem Verein Rock und Kultur am Harz e.V. hervor und da war der Niklas involviert. Der aus Osterode stammende Drummer hatte 2017 hier in Ballenstedt seinen ersten Auftritt mit Lord Of The Lost und so ist es ein Heimspiel. Bereits im Vorfeld standen so viele Fans bei der Signierstunde an, dass es fast unmöglich war, alle durchzuschleusen. Der Auftritt ist dann mal wieder ein Beweis dafür, dass diese Hamburger Band ganz weit oben mitspielt und nicht umsonst bei Iron Maiden als Support fungieren darf. Frontmann Chris „The Lord“ Harms ist ein Entertainer und nimmt die Bühne ein. Obwohl links mit Pi ein cooler Gitarrist mit agiert und rechts Bassist Class Grenayde den Boden bereitet, ist es Frontmann Harms, der die treibende Kraft darstellt. Passend als Opener der Song The Curtain Falls eröffnet ein buntes Programm, bei dem Chris immer wieder kurz und knapp die Ansagen macht. Hier steht die Musik im Vordergrund und dem wird nachgekommen. Aus jeder Schaffensperiode gibt es Songs. Natürlich fehlt „unser“ Beitrag beim ESC Blood And Glitter genauso wenig wie Morgana oder Loreley von Thornstar oder auch Drag Me To Hell von Empyrean. Die Gäste danken es ihnen und das Mitmachspiel bei Blood For Blood dürfte den einen oder anderen schwindelig werden lassen. Klasse Auftritt, mit Wiederholungspotenzial.

Im Vorfeld zeichnete sich bereits ab, was nun folgen sollte. Vor der Dark Stage standen bereits seit morgens Gebilde, die nur dazu gedacht waren, Feuer zu spucken. Saltatio Mortis fahren auf und das nicht zu knapp. Die eigene Feuershow ist dabei und erhellt dann auch während des gesamten Auftrittes den Himmel. Dazu ist es vor der Bühne mehr als nur voll und festigt den Zeitpunkt des Auftrittes. Alea beginnt nach dem Fall des bunten Vorhanges mit Alive Now. Sofort sind die bestimmt 20.000 Zuschauer gefesselt und involviert. Dann gibt’s im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuerwerk auf und vor der Bühne. Nur zu Loki bittet Alea, das Surfen einzustellen, denn das dürfte zu gefährlich sein. Danach gibt es aber kein Halten und einmal mehr kommen die Mannen der Grabenschlampen ins Schwitzen. Eine weitere Überraschung ist, dass bei Dragonborn Cristina Scabbia mit dabei ist und sie den Song gemeinsam Dirk widmen. Es wird mit Taugenichts ein neuer Track präsentiert und mit einem Electric Callboy Cover geht es dem Ende entgegen. Was für eine Show! Man kann Saltatio Mortis mögen oder auch nicht, aber live ist das schon genial und die verdiente Anerkennung.

Nun wird es vor dem Headliner noch einmal emotional. Wie schon immer wird vor dem vor letzten Auftritt von Thorsten „Buddy“ Kohlmorgen die Abschlussrede gehalten. Diesmal ist alles ein wenig anders. Die Bühne steht wie sonst auch voll mit den Menschen, die dieses Festival ermöglichen. Leider muss aber auch an zwei Menschen gedacht werde, die eine sehr wichtige Rolle gespielt haben. Da ist zum einen der bereits erwähnte Dirk Lehberger, der kurz vor dem Festival plötzlich verstarb und dann kommt noch ein tragischer Unfall dazu, bei dem gestern die Chefin des Artist-Caterings ums Leben kam. Das sind Schicksalsschläge, die nicht nur die Veranstalter, sondern auch alle Mitarbeiter, Künstler und auch die Gäste des Festivals traurig machen. So wird ihnen mit einem Flammenmeer aus Old School Feuerzeugen oder auch Handylampen eine letzte Ehre erwiesen. Dabei sind nicht nur bei Buddy und Dani Tränen zu sehen, sondern auch bei den ansonsten harten Grabenschlampen sind feuchte Augen zu bemerken. Aber dann wird auf 2024 geschaut und Amon Amarth dürfen auf die Bühne.

Tja und dann ist es schon so weit, Amon Amarth werden als Headliner nochmals alles zum Bersten bringen. Können sie die Feuershow von Saltatio Mortis überhaupt toppen? Das müssen sie gar nicht, denn sie sind eine Präsenz und das wissen sie. Der Bühnenaufbau ist bekannt und im riesigen Wikingerhelm sitzt Drummer Jocke Wallgren. Mit den Guardians Of Asgaard starte die 90-minütige Show und es wird ein Feuerwerk an Hits. Pyros, Licht und die Überpräsenz von Johan Hegg, der mich ab und an ein wenig an Halvar, den Vater von Wickie erinnert. Der führt souverän durchs Set und hat das Publikum fest im Griff. Neben der Musik kommen immer wieder Schwertkämpfer zum Einsatz, die den Hintergrund der Songs wie The Great Heathen Army unterstreichen. Heidrun, The Pursuit Of Vikings, mit wenig überraschend lautstark mitsingendem Publikum. Schlag auf Schlag geht es weiter. Deceiver Of The Gods, Put Your Back Into The Oar, inklusive ruderndem Infield, The Way Of Vikings, First Kill sind nur einige der Stationen, die hier angefahren werden. Bei Rise Your Horns wird kollektiv einer gehoben, bevor dann mit der Zugabe Twilight Of The Thunder God endgültig Schluss ist. Das ist ein würdiger Headliner, bei dem ich auch von weiter hinten eine gute Sicht auf die Band habe.

Nun aber zur letzten Band des Rockharz 2023. Das ist Phil Campbell & The Bastard Sons, die auf der Dark Stage das Festival gebürtig ausklingen lasen. Ihre Show widmen sie Lemmy Kilmister, bei dem Phil ja bekanntlich an der Gitarre gestanden hat. Iron Fist, Damage Case und Rock Out lassen nochmals die Fäuste gen Himmel strecken und die Mähnen werden geschüttelt. Der Rausschmeißer haut einen Kracher nach dem anderen raus, bei dem es auch zwei Nicht-Motörhead Coversongs gibt. Zum einen God Save The Queen von den Sex Pistols und einmal Silver Machine von Hawkwind, bei denen Lemmy ja auch am Bass stand. Mit Overkill wird nicht nur der Auftritt, sondern auch das Rockharz 2023 beendet.

Fazit des 30-jährigen Jubiläums:

Hervorragend organisiert, bis auf die noch immer nicht optimale Merchlösung im Infield. Bandauswahl war klasse, neue und nicht so bekannte Bands sowie bekannte Acts aus dem In- und Ausland sowie hochkarätige Headliner. Das Festival stößt so langsam an seine Grenzen, vielleicht sollte bei den jetzt 24.000 Karten geblieben werden. Kleiner Kritikpunkt, zu viele VIP-Tickets im Umlauf, sodass hier der Platz im Bereich zu voll war, Schatten und Bierwagen oftmals überfüllt. Ansonsten ein entspanntes Festival, das auch das Thema Inklusion sehr ernst nimmt und ständig Optimierungen mit vornimmt. Aus der offiziellen Pressemitteilung dazu heißt es:

• Die Größe des Inklusionscamps wurde 2023 im Vergleich zum Vorjahr um das 2,5-fache vergrößert und beherbergte während des Festivals ca. 200 Menschen.• Für den Zugang wurde eine eigene Rezeption, z. B. für die Ausgabe der Festivalbändchen und Fragen aller Art, eingerichtet, welche rund um die Uhr besetzt war.• Das Team der Lebenshilfe Braunschweig war mit 24 Leuten vor Ort, welche 24 Stunden am Tag Pflegedienstleistungen aller Art angeboten haben.• Das Sanitätshaus Werner & Habermalz gewährleistete einen mobilen Hilfsmittelverleih und Reparaturservice zum Beispiel für Rollstühle und Hilfsmittel aller Art.• Die Firma Adam Hall unterstütze das Rockharz mit der Bereitstellung rollstuhlgerechter Überfahrbrücken an verschiedenen Schwerpunkten auf dem Festivalgelände.• Unser Inklusionsteam war, und ist auch in der Zukunft, unter der E-Mail-Adresse inklusion@rockharz.com erreichbar, um selbst kurzfristige Anliegen während des gesamten Festivalbetriebes erfolgreich lösen zu können.Diese und andere Maßnahmen werden wir unter dem Projektnamen „Kultur für Alle“ in den kommenden Jahren weiter vorantreiben, um unser Festival für Menschen mit Behinderungen aller Art weitestgehend barrierefrei zu gestalten.

30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Dienstag und Mittwoch
30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Donnerstag
30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Freitag