Anatomia – Corporeal Torment

Grüße aus den japanischen Grabkammern

Artist: Anatomia

Herkunft: Japan

Album: Corporeal Torment

Spiellänge: 41:43 Minuten

Genre: Death Metal / Doom Metal

Release: 20.05.2021

Label: Me Saco Uno Ojo Records

Link: https://mesacounojo.bandcamp.com/album/corporeal-torment

Bandmitglieder:

Gesang,Gitarrist und Schlagzeug – Takashi Tanaka
Gesang und Bassgitarre – Jun Tonosak

Tracklist:

  1. Dismemberment
  2. Slime Of Putrescense
  3. Despaired Void
  4. Mortem

Dieses japanische Duo unterstützt den Underground schon seit 2002 und vom Schaffen her hätte ich die Burschen auch geografisch woanders untergebracht. Obwohl sie nun fast 20 Jahre dabei sind, bringen sie nun erst ihr viertes Full-Length Album heraus. Klingt nicht nach viel, aber natürlich sollte man erwähnen, dass sie auch noch 17 Splits und einige EPs und Demos im Rucksack haben. Also doch ganz fleißig. Die beiden sind auch noch bei Transgressor unterwegs und Takashi hat sogar mal bei Waco Jesus getrommelt. Untätig sind die beiden definitiv nicht.

Wie schon gesagt, musikalisch hätte ich die Burschen woanders untergebracht, aber das spielt ja keine Rolle. Nach den ersten Klängen von Dismemberment ist klar, wohin die Reise geht. Düsterer, nach Höhle klingender Sound lässt mich immer aufhorchen. Nach einem bedrohlichen Kurzintro geht es ab wie sonst was. Ein sehr kraftvolles Trommelfeuerwerk eröffnet das Feuer und nach der Uptempoattacke nimmt man das Tempo heraus, doomt durch die Labyrinthe und haut eine ziemlich kranke Melodie heraus. Die Vocals sind natürlich ganz tief im Keller bzw. im Höhlengewölbe. Der Part wechselt vom Riffing her ab und zu, nur das Tempo bleibt gleich und nach fast fünf Minuten ist dann gar nichts mehr zu hören. Eine Gitarre spielt dann ganz langsam mit einzelnen Anschlägen vorweg. Kommt sehr schaurig und bedrohlich. Schockt. Dieser Effekt wird mit Hintergrundgeräuschen kombiniert, bis zum Ende durchgezogen und nach sieben Minuten ist Schluss. Ja, kann man machen.

Slime Of Putrescense fängt auch mit einem Intro an. Nach 45 Sekunden erfolgt ein Beckenschlag und  man kriecht aus seinem Schlafgemach, um ein wenig Tageslicht zu erhaschen. Diese Ruhe wird wieder durch ein Uptempopart gestört und die beiden röcheln sich dabei einen ab. Klingt alles sehr dunkel und vernichtend. Das Tempo wird wieder rausgenommen und man schleppt sich weiterhin durch die Grabkammern Japans. Sehr einfach vorgetragen, aber sehr effektiv. Diese langsamen Parts führen natürlich dazu, dass die Songs relativ lang sind. Klar. Kurz vor dem Ersticken erfolgt wieder ein schneller Part mit einer melodischen Leadgitarre. Dieses wird auch wieder zum Erbrechen durchgezogen, wobei man auch hier das Riffing wieder wechselt und die Vocals krankhaft in Szene setzt. Nachdem einer der Sänger sich noch einmal so richtig ausgekotzt hat, doomt man wieder. Im Hintergrund hört man fieses Gelächter und ein langsames Riff läuft aus den Rudern und bedroht den Zuhörer. Ein Hang zur graböffnenden Theatralik und so endet das Vergnügen.

Mit einem melodischen Lead und tiefen Vocals treibt man den Hörer bei Despaired Void in den Wahnsinn. Kannst nichts gegen machen. Dieser Song geht auch nur fünf Minuten und Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ist zu jeder Sekunde spürbar. Es erklingen chorale Gesangsklänge, das Tempo bleibt langsam und man doomt sich dem Weltuntergang entgegen. Durch die Eintönigkeit zermürbt man den Zuhörer und hier hätte ich mir auch eine kleine Geschwindigkeitseruption gewünscht.

Ein Song bleibt noch, aber es soll sich doch um ein Full Length handeln. Okay, Mortem, so der Name des letzten Songs, geht über zwanzig Minuten. Ja, dann passt es natürlich, keine Frage. In zwanzig Minuten kann man natürlich so einiges verarbeiten. Dieses wird von den beiden auch so gehandhabt. Nach einem kleinen Intro geht die Reise los und der Tod (Mortem) wird heraufbeschworen. Die sehr spartanischen Riffs klingen wieder beängstigend und man hat das Gefühl, man ist lebendig begraben. Hier wird man fast von der Atmosphäre erdrückt. Schaurige Geräusche, eine agierende Rhythmusgitarre und langsames Schlagzeugspiel verdunkeln die Seele und lassen jede Hoffnung auf das Überleben zurück. Eine geile Geschichte, stark umgesetzt, aber am Ende ist mir das denn doch zu langatmig. Aber schon heftig und zerstörend.

Wer den doomigen Death Metal oder den deathigen Doom Metal mag oder Asphyx und Autopsy morbider hören möchte, ist hier genau richtig.

Anatomia – Corporeal Torment
Fazit
Morbide Mischung aus Doom und Death Metal, die es in sich hat. Sehr vernichtend, zerstörend und bedrohlich. Wer gerne Albträume möchte, sollte sich den letzten Song Mortem öfters am Stück anhören. Die Atmosphäre ist erdrückend. Anchecken.

Anspieltipps: Dismemberment und Mortem
Michael E.
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