Artist: Cutterred Flesh
Herkunft: Tschechei
Album: Sharing Is Caring
Spiellänge: 34:57 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 03.12.2021
Label: Transcending Obscurity Records
Link: https://cutterredfleshband.bandcamp.com/
Bandmitglieder:
Gesang – Jirka Krš
Gitarre – David
Gitarre – Vitalij V. Novák
Bassgitarre – Zdenek
Schlagzeug – Frantic
Tracklist:
- Vibrio Vulnificus
- Black Aurora
- Where Only Old Flesh Stinks
- Good Boy – Romantic Relationship With Necrotic Tissue
- The Mystery Of The Black Hen
- Amused By The Tenacity Of A Dying Whore
- Knife Is Not The Enemy
- My Favourite Bodybag
- Progressive Body Adjustment
Das Treiben dieser tschechischen Brutalbrüder habe ich irgendwie nach ihrem dritten Album Dying In Pieces nicht mehr verfolgt, obwohl im Jahre 2018 noch ein viertes Album herauskam. Seit zwanzig Jahren sind sie nun dabei und geben ordentlich Gummi. Die tschechische Szene ist ja dafür bekannt, gute Death Metal und Grindcore Bands hervorzubringen. Wie es aber so üblich ist, ist von der Originalbesetzung nur noch einer übrig, und zwar Vitalij V. Novák, der seit 2011 auch bei Pandemia aktiv ist. Im Jahre 2018 kamen ein neuer Sänger und ein neuer Drummer dazu und nun hauen sie ihr fünftes Album auf den Markt.
Vibrio Vulnificus knüppelt auch ordentlich los, hat aber einen atmosphärischen Touch. Dieses bleibt auch so, auch wenn man das Tempo wechselt. Ein ziemlich geiler Groove kommt aus den Boxen, der Gesang wird gedoppelt und man wartet mit technischem Riffing auf. Der Groove wird langsam fortgesetzt. Ziemlich verspielt das Ganze. Man nimmt wieder Fahrt auf und knüppelt sich ordentlich den tschechischen Wolf, unterbricht diese Aktionen aber immer wieder mit Breaks und kommt dann sogar mit einer kleinen Melodie aus dem Hause spaziert. Der groovende Part wird noch einmal präsentiert. Man bleibt langsam, Drums und Gitarre spielen versetzt und die Doublebass bietet anschließend eine gelungene Abwechslung. Kurzer Pause mit Mini-Intro, um dann noch einmal den Knüppelpart herauszuholen. Okay, ganz schön viele Informationen in einem Song, aber das passt irgendwie alles zusammen. Es wird aber gleich beim Opener klar, dass Eingängigkeit hier nicht unbedingt Bestandteil der Arbeitsmoral ist.
Machen wir mal weiter mit dem Song Black Aurora. Hier legt man mit Klängen einer Spieluhr los. Kleines, aber cooles Intro. Dann fegt die Doublebass den langsamen und melodischen Beginn zur Seite, ein Break folgt und man blastet sich ordentlich die Rübe aus dem Leib. Dieses Intermezzo hält nur kurz an, denn man wechselt ziemlich schnell das Tempo. Dieses mögen die Burschen immer wieder gerne und kommt auch echt gut, denn man hält die Spannung dadurch unheimlich hoch. Langsames Vorgespiele mit bösartigem Flüstergesang leitet dann einen fetten Ballerpart ein. Technisch auf hohem Niveau, sehr geil. Ein groovender Part folgt, der von der durchlaufenden Doublebass regiert wird. Diese läuft weiter und ein melodisches Lead darauf rüber. Der giftige Screamgesang setzt ein, man knüppelt wieder, um dann erneut atmosphärisch zu klingen. Interessant, wie viele Informationen diese Tschechen in kürzester Zeit verarbeiten, denn es folgt dann sofort wieder ein Ballerpart – dann ist auch schon Ende im Gelände. Langeweile wird hier nie aufkommen und auch Ausruhen steht nicht auf der Agenda von Cutterred Flesh, denn ein ständiges Hin und Her macht dieses einfach nicht möglich. Dabei besitzen sie die Möglichkeit bzw. die Fähigkeit, die Songs nicht zu überladen klingen zu lassen, sondern schaffen fließende Übergange.
Where Only Old Flesh Stinks folgt. Ganz chillig und mit cleanen Elementen zu Beginn. Der Song baut sich auf, sehr fett. Man wird quasi von der Stimmung mitgenommen. Der Part wird fortgesetzt, die Doublebass kommt hinzu, irgendwann ein Arghhhh und dann drückend ins Midtempo. Und wieder diese Wechsel der Geschwindigkeiten. Hier und da kommen Suffocation-Parts durch, aber das bleibt wohl nicht aus, wenn man sich im Brutal Death Metal bewegt. Cutterred Flesh sind aber weit entfernt davon, die Amerikaner zu kopieren. Die Burschen verfolgen ganz andere Ansätze. Es folgt z.B. wieder ein atmosphärischer Part, der dann wieder weggeballert wird. Während die Gitarre eine Melodie aufbaut und eine Sphäre schafft, die einem wohlgesonnen ist, zerstört die Doublebass die Stimmung. Yin und Yang in einem Part. Sehr gute Idee, klingt sehr intensiv. Man wechselt noch einmal das Tempo, gönnt sich den Spaß und lässt den Song dann mit metalfremden Klängen austrudeln.
Von dem Kinderspruch „Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kinder nicht„, halten diese Musiker wohl nichts, denn zumindest das Messer ist nicht deren Feind. Musikalisch wird dieses hörbar bei Knife Is Not The Enemy. Mit einem typischen, technischen Death Metal Part legt man los, geht in einen Groove, der natürlich wieder von der Doublebass regiert wird, bietet anschließend technisches Riffing und wieder diese atmosphärischen Zwischenspiele. Langsam geht es weiter, um dann einen Moshpit heraufzubeschwören. Dieser geht aber nur kurz, denn diese atmosphärischen Momente werden wieder eingestreut. Danach dreht die Gitarre durch, die Doublebass rasselt ohne Ende, es wird geballert, wieder gewechselt und dann wieder ein kurzer Circle Pit produziert und noch ein Wechsel. Am Ende wird dann noch einmal die Ballerkeule herausgeholt und sie zeigen sich noch einmal von der atmosphärischen Seite. Wieder einmal sehr viele Wechsel. Auf Dauer vielleicht doch etwas zu anstrengend, aber man hat auch hier nicht das Gefühl, dass Elemente oder Parts vorhanden sind, die nicht zusammengehören oder wie ein Fremdkörper funktionieren.
Wer auf abwechslungsreichen und vollgepackten Brutal Death Metal abfährt, ist bei Cutterred Flesh genau richtig. Spielerisch bewegen sie sich auf sehr hohem Niveau, aber bei einigen Songs sind mir die Wechsel dann doch zu heftig. Kommt aber schon geil im Ganzen. Die Tschechen teilen ihre musikalischen Stimmungsschwankungen mit uns.