Eventname: Dark Superstition European Tour
Headliner: Gatecreeper
Vorbands: Enforced, 200 Stab Wounds
Ort: UT Connewitz, Leipzig
Datum: 22.11.2024
Kosten: VVK 30,90 €
Genre: Death Metal, Thrash Metal
Besucher: ca. 350 Besucher (Ausverkauft)
Link: https://utconnewitz.de/
Setlisten:
1. Betting On The End
2. Malignance
3. Curtain Fire
4. Casket
5. Hanged By My Hand
6. Naion Of Fear
7. A Leap Into The Dark
8. War Remains
1. Hands Of Eternity
2. Masters Of Morbidity
3. Skin Milk
4. Tow Rope Around The Throat
5. Parricide
6. Drilling Your Head
7. Gross Abuse
8. Defiled Gestation
9. Ride The Flatline
10. Itty Bitty Pieces
11. Fatal Reality
12. Release The Stench
1. Oblivion
2. Ruthless
3. A Chilling Aura
4. Caught In The Treads
5. Craving Flesh
6. Flesh Habit
7. Rusted Gold
8. From The Ashes
9. Mistaken For Dead
10. Dead Star
11. Patriarchal Grip
12. Desperation
13. The Black Curtain
14. Starved Sober
15. Flamethrower
16. Boiled Over
Volles Haus für US-Metal in Leipzig. Heute geht es in das UT Connewitz, das ehemalige Union-Theater im Stadtteil Connewitz. Als ältester noch erhaltener Kinobau Leipzigs steht der über 100 Jahre alte Saal unter Denkmalschutz, wird aber schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr als Kino genutzt, sondern als Veranstaltungsstätte. Dankenswerterweise kümmert sich seit vielen Jahren ein Verein um Restaurierung, Erhalt und Vermarktung. Heute Abend ist ein Band-Trio mit reinem US-Metal dran und die Hütte wird dafür auch richtig voll.
Es beginnen Enforced, eine Thrash/Death-Metal-Band aus Richmond, Virginia, mit etwas Crossover-Anteilen in ihrer Musik, die vielleicht vergleichbar ist mit Bands wie Iron Reagan oder Municipal Waste, also eine sehr amerikanische Herangehensweise an das Thema Thrash. Was das Riffing und die Arbeit an den Drums angeht, sind sie auch schon von anderen mit Slayer verglichen worden, aber auch mit den alten Sepultura in ihrer Death/Thrash-Zeit. Das Set beginnt mit dem brandaktuellen Betting On The End von ihrer A Leap Into The Dark-EP, die erst Ende Oktober veröffentlicht wurde. Danach folgt gleich ein Sprung zurück zu den älteren Songs Malignance und Curtain Fire von ihrem vorletzten Album. Schon damals mit dem typischen, dunkel growlendem Gesang von Frontmann Knox Colby. Wer vom Publikum die Band noch nicht kannte, ist mittlerweile angefixt und saugt den Rhythmus auf. Nach Casket geht’s ins Album War Remains mit Hanged By My Hand und Nation Of Fear, das sich mit der ewigen Konstante Krieg in der Geschichte der Menschheit beschäftigt und einem dessen Ungeheuerlichkeit angemessen aggressiv durchs Hirn prügelt. Bis dann das Instrumental A Leap Into The Dark als Titelstück der neuen EP zum letzten Song des Auftritts überleitet. War Remains, Titeltrack des letzten Albums, in dem es warnend heißt „It’s a matter of how and when/War is what makes us human/Killer instincts to the top of the chains/War remains“
Nach kurzer Umbaupause folgt dann auch schon mit 200 Stab Wounds astreiner Death Metal. Die Band kommt aus Cleveland, Ohio. Ihr aktuelles Album Manual Manic Procedures haben sie erst kürzlich, im Sommer 2024, veröffentlicht. Dessen Laufzeit ist mit nur knapp 30 Minuten zwar nicht allzu üppig, aber 200 Stab Wounds’ schnörkelloser Death, vergleichbar mit Bands wie Dying Fetus oder Suffocation (um nur einige bekanntere Namen zu nennen) kommt eben gleich zum Punkt. Heute dürfen sie immerhin dreizehn Songs spielen und das ist doch eine Menge Musik, die auch viele Fans hierhergelockt hat. Das UT Connewitz hat sich mittlerweile weiter gefüllt und dürfte heute das Ausverkauft-Label erreicht haben. Es ist wenig Platz, der Weg zur Bar gleicht einer Dschungel-Expedition entlang enger Pfade, aber die Stimmung ist locker und gelöst. Der erste Song, Hands Of Eternity, ist auch das Eröffnungsstück des aktuellen Albums und schleicht sich erst einmal vorsichtig heran, ehe er auf brachial umschaltet. Ein perfekter Einstieg.
Das nächste Song-Trio aus Masters Of Morbidity, Skin Milk und Tow Rope Around The Throw bedient sich dann wieder Songs, die wenige Jahre vor den Procedures auf anderen Veröffentlichungen ihr Debüt feierten, ehe mit Parricide wieder nach den aktuellen Songs gegriffen wird. Anders als Enforced hat die Band mit ihrem Album keine tiefgründige Botschaft verknüpft, es geht einfach um Horror, Blut und Gore. Und das ist das, was ebenso viele Fans der Musik begeistert. Einfach abschalten und headbangen. Es folgt Drilling Your Head vom 2021er-Album Slave To The Scalpel – man sieht schon, die Band bleibt sich ihren Themen treu. Nach einem noch namenlosen Song, als New Sample bezeichnet, landet man in der Setlist wieder beim aktuellen Material, das natürlich am dringendsten unter die Leute gebracht werden muss. Gross Abuse, Defiled Gestation und Ride The Flatline bilden das nächste Body-Horror-Trio, das – man hört es noch deutlicher auf der Platte – nach rauer 90er-Jahre-Art produziert wurde. Eben zu der Zeit, als Death dieser Machart Hochkonjunktur hatte. Schön, dass das auch heute noch gefeiert wird. Mit Itty Bitty Pieces und Fatal Reality wird wieder der Schwenk zu älterem Songmaterial vollzogen. Das Set wird abgeschlossen von Release The Stench, einem weiteren Song von Manual Manic Procedures.
Nun zum Headliner des Abends: Auch Gatecreeper sind Death Metaller. Nachdem die Band aus Tucson und Phoenix, Arizona, einst mit Schweden-Death inspirierter Musik gestartet war (Album Sonoran Depravation von 2016), ist im neuesten Werk Dark Superstition der Schwenk zum Melodeath Göteborgscher Prägung vollzogen worden. Das Werk wurde im Mai veröffentlicht und seitdem tourt die Band durch die USA und Europa, um die Fans von traditionellem Death Metal zu beglücken. Wir haben hier also eine US-Band, die europäische Vorbilder fortführt. Erinnerten die frühen Gatecreeper eher an Bands wie Dismember und Entombed und entwickelten sich mit der vorletzten Scheibe Deserted eigenständig fort, so streut die Band im aktuellen Longplayer nun In-Flames– und Soilwork-Reminiszenzen ein. Man bewegt sich quasi im von uns aus dem fernen Arizona von Stockholm nach Göteborg. Der Opener Oblivion vom aktuellen Album bleibt jedoch erst einmal beim klassischen Stockholm-Sound. Ruthless zieht mit schreddernden Gitarren das Tempo an, A Chilling Aura kommt dann wieder vom aktuellen Album und enthält überraschend viele Metalcore-Zutaten. Gatecreeper bleiben also nicht sklavisch im Schweden-Death-Fahrwasser, sondern kombinieren!
Caught In The Treads kommt dann wieder klassischer daher. Mit dem folgenden Craving Flesh, dem Opener des 2016er-Albums Sonoran Depravation, ist man wieder in der Anfangszeit der Band angelangt, als der Old School Death Metal noch direkt aus Schweden kopiert wurde. Dem Publikum gefällt’s, die Hütte ist weiterhin zum Bersten voll und es ist eine große Metal Party. Selbst in dieser Halle von übersichtlicher Größe kann man offensichtlich crowdsurfen. Aber es geht schon weiter. Sänger Chase H. Mason growlt sich die Seele aus dem Leib mit dem aktuellen Flesh Habit. Es folgen Rusted Gold und From The Ashes, ehe man mit Mistaken For Dead wieder den Bogen zum aktuellen Dark Superstition findet, bei dem man auch mit Dead Star bleibt, das dann wieder den schon eingangs erwähnten Göteborger Melo-Death zitiert. Patriarchal Grip und Desperation sind wieder zwei Songs aus dem Debütalbum von 2016 und bieten typischen HM2-Sound. Danach wildern Gatecreeper mit The Black Curtain im Gebiet von Paradise Lost – der Song erinnert an deren alte Gothic-Zeiten. Mit Starved Sober, Flamethrower und Boiled Over werden zum Ende des Auftritts noch einmal ältere Stücke zum Besten gegeben. Ich denke, hier hat jeder bekommen, was er erwartet hat, nämlich neben etwas Thrash zur Einstimmung auch jede Menge amerikanischen und europäischen Death in einer interessanten Bandbreite. Und wenn sich schon ein paar US-Bands aufmachen, um Europa zu überrennen, dann sollte man die Gelegenheit auch durchaus nutzen.