Ghost – Impera

Weniger Power, mehr Dunkelheit

Artist: Ghost

Herkunft: Linköping, Schweden

Album: Impera

Spiellänge: 46:25 Minuten

Genre: Heavy Metal, Dark Rock, Doom Metal

Release: 11.03.2022

Label: Loma Vista Recordings

Link: https://www.facebook.com/pg/thebandghost

Bandmitglieder:

Gesang – Papa Emeritus I./II./III., Cardinal Copia, Papa Emeritus IV  (Tobias Forge)
Gitarre – A Nameless Ghoul
Gitarre – A Nameless Ghoul
Bassgitarre –A Nameless Ghoul
Keyboard – A Nameless Ghoul
Schlagzeug – A Nameless Ghoul

Tracklist:

  1. Imperium
  2. Kaisarion
  3. Spillways
  4. Call Me Little Sunshine
  5. Hunter’s Moon
  6. Watcher In The Sky
  7. Dominion
  8. Twenties
  9. Darkness At The Heart Of My Love
  10. Grift Wood
  11. Bite Of Passage
  12. Respite On The Spital Fields

Die mittlerweile übermächtigen Ghost setzen zum nächsten musikalischen Streich an. Sänger und Mastermind Tobias Forge greift unter dem neuen Synonym Papa Emeritus IV zum Mikrofon, um euch mit melodischen Heavy Metal zu begeistern, der in Doom Metal sowie Dark Rock Gefilden wildert und beim neusten Longplayer deutlich tiefer in die Hard Rock Materie eintaucht. Die Skandinavier haben sich für die zwölf Songs vier Jahre Zeit gelassen. Fokussiert und mental gestärkt sollen die letzten Charterfolge wiederholt werden, davon darf man zu diesem Augenblick auch ausgehen. Kann Impera jedoch an Prequelle und Meliora anknüpfen? Die Marketingmaschine sagt ja und genau deshalb wollen wir die Platte jetzt mit euch einmal auf Mark und Bein prüfen.

Die Horde der A Nameless Ghoul Musiker lässt es jedenfalls ganz gemütlich angehen. Das Intro Imperium gleitet mehr als ruhig in den Silberling. Aus dieser Stimmung muss sich der Hörer erst einmal wieder aufraffen. Als wollten die Männer aus Linköping den aufgeregten Fan zappeln lassen, um dann in einem emotionalen Ausbruch die Platte zu starten. Kaisarion als Ass im Ärmel zu bezeichnen, wäre dann jedoch übertrieben. Unglaublich gemütlich lassen Ghost dunkle Stimmungen aufziehen, ohne den berühmten Power Modus mit fetten Atmosphären zu zünden. Kleine Gitarrensoli sorgen dann doch für die Tiefe des ansonsten verhaltenen Starts in die neue Session. Gesanglich lässt Tobias Forge keine Experimente zu – das hohe Niveau der letzten Langeisen hätte eine Kurskorrektur auch gar nicht zugelassen. Mit dem Rückblick auf die ersten beiden Nummern muss man feststellen, dass beim Artwork mehr Spannung aufkommt als beim Intro inkl. Opener. Spillways nimmt da zum Glück im Anschluss das Zepter fester in die Hand, während Papa Emeritus IV die Blicke entschlossen durch die Kathedrale wandern lässt. Die Grundmelodie macht Laune, auch wenn es noch immer nicht zum sonst gewohnten Feuerwerk kommt. Dafür pflanzen die Schweden uns den ersten Ohrwurm in den Kopf, der nur schwer abgeschüttelt werden kann. Der Party Metal Anstrich funktioniert trotzdem, live ein Song, den man ins Set nehmen sollte. Den Boden aufgerissen fallen wir mit Call Me Little Sunshine ins nächste dunkle Loch. Headbang Beats schieben den Hörer in die virtuelle erste Reihe vor die Bühne. Kopfkreisend lockert der Midtempostampfer die kleinen Verspannungen, um im Handbremsenmodus durch die fast fünf Minuten zu gleiten. Bislang bleibt Impera leider hinter den beiden letzten Werken zurück. Hunter’s Moon darf man dann als ersten Höhepunkt anpreisen. Eine wahnsinnig griffige Komposition mit einem grandiosen Refrain bläst die langsam aufkommenden trüben Gedanken weg. Davon dürfte im weiteren Verlauf ruhig mehr auf uns herniederprasseln. Was bleibt, ist die Tatsache, dass dem Metal immer weiter der Rücken zugekehrt wird, um zu neuen Hard Rock / Dark Rock Ufern zu schippern. Langsam steigt der Rauch von Watcher In The Sky auf, abermals recht reserviert, bilden Ghost eine Sperrzone, die man nur mit den Refrains versucht zu durchbrechen. Ablehnend bzw. abweisend kochen die sechs Musiker ihr ganz eigenes Süppchen. Kosten darf man, jedoch dem Koch kein Feedback dalassen, ansonsten landet man als weitere Einlage im heißen Wasser. Schleppend – schleppender – Dominion. Kirchenklänge gepaart mit einem erneuten, langwierigen Einstieg machen die Doomsause perfekt, nehmen jedoch den ganz großen Spaß aus Impera. Das Zwischenintro hätte man auch weglassen können, dadurch wird der Einstieg in Twenties nicht sonderlich dramatischer. Als Groovemonster verkleidet, wirbelt er den letzten alten Staub aus der hintersten Kirchenbank auf. Wie ihr schon merkt, bleiben dieses Mal die Jubelstürme aus – daran kann auch Darkness At The Heart Of My Love nichts mehr ändern, der den Hörer zudem recht poppig umgarnen möchte. Egal wie man es dreht oder wendet, Grift Wood und Bite Of Passage ziehen zu schnell an einem vorbei. Der Erstere, Grift Wood, macht dabei noch am meisten Spaß. Bite Of Passagen muss als nächstes Intro für Respite On The Spital Fields auflegen. Den Stecker endgültig gezogen, trudelt die Platte ohne weitere Vorkommnisse aus.

Ghost – Impera
Fazit
Puh, nach Prequelle und Meliora ist die Erwartung definitiv sehr hoch, das sollte Ghost bewusst sein. Davon losgelöst, gehen sie mit Impera einen deutlich geänderten Weg und verlassen damit womöglich sogar die höchst erfolgreiche Straße zum Metal Olymp. Für mich persönlich die bislang größte Enttäuschung in diesem Jahr. Ohne Hits und/oder Feuerwerke muss das Langeisen mit einem dunklen Doom Mantel den Hörer wärmen, was ihm nur bedingt gelingt. Die vereinzelten Ausbrüche bringen Papa Emeritus IV schnell in Stellung. Dazwischen liegen jedoch so viele verträumte Passagen, dass man versuchen muss, nicht ins Tal der Träume hinüberzugleiten. Eine Bestätigung bei Rock Anhängern dürfte deutlich wahrscheinlich sein als bei Headbangern, die vergeblich auf den erlösenden Knall hoffen.

Anspieltipps: Hunter’s Moon, Darkness At The Heart Of My Love und Grift Wood
René W.
7.2
Leser Bewertung5 Bewertungen
7.4
7.2
Punkte