Gregorian – Master Of Chant Tour 2020 am 08.01.2020 in der Mercedes-Benz Arena, Berlin

Von singenden Mönchen, AC/DC und Rammstein

Eventname: Master Of Chant Tour 2020

Headliner: Gregorian

Ort: Mercedes-Benz Arena, Berlin

Datum: 08.01.2020

Kosten: ca. 40-140 €

Genre: Pop, Gregorianische Musik

Link: https://www.facebook.com/events/3038341376191839/

Als bekennender Metalhead und Liebhaber von Black Metal, kenne ich Kapuzen eigentlich nur als verhüllendes Bühnenaccessoire von besonders dunkelschwarzen Bands, die ihren Liveshows noch einen extra bösen Touch einhauchen wollen. Die Musiker der heutigen Kombo tragen zwar auch Kapuzen und anfangs sogar schwarze, doch haben die mit dem guten alten Black Metal wenig am Hut. Die Mönchskutten der Sänger von Gregorian sind vor dem Auftritt noch einmal kurz unter die Glitzerdusche gehalten worden und geben dem ganzen Look einen für mich eher ungewohnten Glamour. Gut – mir war vorher klar, dass es bei der heutigen Veranstaltung doch etwas poppiger zugeht und sich das auch auf die Bühnenoutfits auswirken wird.

Wir betreten die Halle der Mercedes-Benz Arena und finden einen komplett bestuhlten Saal vor. Im Hintergrund ertönen instrumentale Versionen diverser Weihnachtslieder. Am 8. Januar ist das zwar etwas spät, aber wir stören uns nicht weiter daran. Die Arena ist zur Hälfte abgehängt und selbst als die Show pünktlich 20 Uhr beginnt, sind in den Reihen noch einige Plätze frei.

Als Nachfolger oder weiterentwickelte Version von Enigma bestehen Gregorian nun schon seit 20 Jahren und vereinen aktuelle Chartsongs mit gregorianischen Gesängen, die man von Klöstern und Mönchsgesängen kennt. Musikproduzent Frank Peterson kam diese Idee bei einem Besuch im königlichen Kloster von San Lorenzo de El Escorial in Spanien. Durch die mittelalterliche Kloster- und Schlossanlage wandelnd und aktuelle Musik auf den Ohren, fand er die Inspiration zu dem Experiment, altertümliche gregorianische Musik mit moderner Musik zu mischen.

Heute stehen die neun Sänger inklusive einer gut zusammengestellten Band auf der Bühne der Mercedes-Benz Arena. Einen Support gibt es nicht und so beginnen Gregorian pünktlich um 20 Uhr ihre Show. Im ersten Teil geben die Herren vor allem ältere Songs zum Besten. Für das Metalherz kann man hier das Cover von Rammsteins Engel, zu dem sie weibliche Unterstützung auf der Bühne bekommen, und eine wirklich gute Version von AC/DCs Hells Bells hervorheben. Auch mit dem HIM´schen Join Me In Death können Gregorian mir ein leichtes Lächeln abringen. Mit den Popsongs, die überwiegend im zweiten Teil der Show auf dem Programm stehen, kann ich leider nicht wirklich etwas anfangen. Show und musikalische Leistung aller Musiker muss ich aber durchaus anerkennen.

Gregorian nutzen allerhand Effekte, um die Bühnenshow interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Mal fungieren weiße Mönchskutten als Leinwand für ein Video zum Antikriegssong Where Have All The Flowers Gone, mal werden große Spiegel benutzt, um die Scheinwerfer auf das Publikum und die Arenadecke umzuleiten. Auch Pyrotechnik kommt zum Einsatz und als Gegensatz dazu regnet und schneit es später auf der Bühne. Dem begeisterten Publikum wird an diesem Abend einiges geboten.

Zum letzten Lied des Abends stehen Gregorian plötzlich inmitten der Halle zwischen den Stuhlreihen und singen ganz ohne technische Unterstützung. Als sie dann die englische Version von Reinhard Mays Gute Nacht Freunde anstimmen, habe auch ich einen kleinen Gänsehautmoment. Ein perfekter Moment für uns, um die Halle vor dem Großteil zu verlassen, die die Zugaben von Gregorian natürlich noch genossen haben.