Hallig – A Distant Reflection Of The Void

“Ein neues Referenzalbum“

Artist: Hallig

Herkunft: Deutschland

Album: A Distant Reflection Of The Void

Spiellänge: 62:39 Minuten

Genre: Black Metal

Release: 20.05.18

Label: Talheim Records

Link: https://www.facebook.com/hallighorde/

Bandmitglieder:

Gesang – I.
Gesang – L.
Gitarre – A.
Gitarre – F.
Bassgitarre – M.
Schlagzeug – J.P.

Tracklist:

  1. A Dawn Beneath Titanium Clouds
  2. Neues Land
  3. Trümmer
  4. Straight To The Ninth
  5. To Walkt With Giants
  6. Im Aufwärtsfall
  7. Into Infinity
  8. From Ashes All Blooms
  9. The Starless Dark
  10. A Distant Reflection Of The Void

Ich erinnere mich noch ganz gut an das erste Album von Hallig, das vor knapp sechs Jahren erschienen ist. Selber bekam ich es erst ein paar Jahre später in die Hände und war überrascht, wie viele eigene Impulse eine Band in einem Genre noch setzen kann, dass es zu dem Zeitpunkt seit ungefähr einem viertel Jahrhundert gegeben hat. Damals ist der Band der Spagat gelungen, Neues mit Bekanntem zu mischen. Es brauchte nur drei bis vier Sekunden und man wusste, in welchem Genre man sich befand, aber auch nicht länger, um zu wissen, welche Band man hört. 13 Keys To Lunacy, so der Name des Debüts, hat sich bis heute tief in mein Gedächtnis eingebrannt.

Ich habe mir mittlerweile abgewöhnt, mit überhöhten Erwartungen an Neuerscheinungen von Bands heranzugehen, die mich in der Vergangenheit kalt erwischt haben. Die leidige Erfahrung zeigt, dass viele Bands gar nicht wissen, was sie ausmacht und ihre eigene gelungene Veröffentlichung vollkommen anders interpretieren, als es ein Großteil der Kritiker und Fans tut. So kam es, dass ich um das zweite Album von Hallig, A Distant Reflection Of The Void erst einen Bogen machen wollte, weil die Fallhöhe immens gewesen wäre. Aber, um es mit einem der Liedtitel zu beschreiben: Hallig befinden sich mit ihrem zweiten Album im Aufwärtsfall…

Die Band war auf dem Debüt mit fünf Musikern schon sehr gut aufgestellt, hat für A Distant Reflection Of The Void aber noch einen zweiten Sänger dazugeholt und spielt das Potenzial, das ein zweiter Sänger mitbringen kann, voll aus. Instrumental ähnelt A Distant Reflection Of The Void rein klangtechnisch dem Vorgänger, auch wenn es unterm Strich hörbar aufgewertet wurde. Aber ich habe in den knapp 15 Jahren, in denen ich Black Metal höre, noch nie so vielschichtigen Gesang auf einem einzigen Album gehört. Es ist einfach irre, wie die Band mit der Atmosphäre spielt und innerhalb eines Wimpernschlags von bitterbösen Growls zu klaren Schreien wechselt und das instrumentale Spiel den Wechsel durch intelligente Riffs unterstreicht.

Dazu kommen die Ohrwurmparts: Kurz vor der Mitte von Straight To The Ninth oder am Ende vom Opener A Dawn Beneath Titanium Clouds befinden sich Passagen, die ich tatsächlich unwillkürlich nachgesummt habe. Von diesen Ohrwürmern gibt es ca. ein halbes Dutzend auf dem Album und das Bemerkenswerte daran ist, dass die Parts nicht totgespielt werden. Die Passagen kriegen ihren Moment, aber kein Lied versteift sich darauf, diese Sequenzen möglichst oft zu wiederholen.

So kommt es dann auch, dass sich nach ein paar Durchläufen das Gefühl breitmacht, dass die eigentlich schon üppige Spielzeit von über einer Stunde locker hätte verdoppelt werden können, ohne dass die Qualität darunter leiden müsste. Es ist auch nach ca. 30 Jahren tatsächlich noch möglich, glaubwürdigen und immersiven Black Metal zu kreieren.

Fazit: A Distant Reflection Of The Void ist ein wenig wie der unbeliebte Streber in der Schule: der einzige Grund ihn nicht zu mögen ist, weil man weiß, dass er eigentlich recht hat mit seinem Verhalten. Es gibt so viel halbherzigen Black Metal auf diesem Planeten und Bands, die zeigen, dass es auch anders geht, werden leider immer seltener. Hallig liefern zum zweiten Mal exzellenten Black Metal ab, der für mich als ein weiterer Referenzwert für zukünftige Bewertungen gelten wird.

Anspieltipps: To Walk With Giants
Gordon E.
10
Leser Bewertung19 Bewertungen
9.5
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