In Flames – Foregone

Der "Epic-Split" ist zurück

Artist: In Flames

Herkunft: Göteborg, Schweden

Album: Foregone

Spiellänge: 46:51 Minuten

Genre: Melodic Death Metal, Alternative Metal

Release: 10.02.2023

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.inflames.com

Bandmitglieder:

Gesang, Gutturaler Gesang – Anders Fridén
Gitarre – Björn Gelotte
Bass – Bryce Paul
Gitarre – Christipher Alan Broderick
Schlagzeug – Tanner Wayne

Tracklist:

  1. The Beginning Of All Things
  2. State Of Slow Decay
  3. Meet Your Maker
  4. Bleeding Out
  5. Foregone Pt. 1
  6. Foregone Pt. 2
  7. Pure Light Of Mind
  8. The Great Deceiver
  9. In The Dark
  10. A Dialogue In B Flat Minor
  11. Cynosure
  12. End The Transmission

Es gibt Rezensionen, bei denen kann man nur danebenliegen. Bei In Flames ist es ähnlich wie bei Metallica. Die Fans sind in mehrere Lager aufgeteilt und das sorgt dafür, dass, wenn ich hier meine Meinung schreibe, unter Garantie niemals die Meinung aller treffen werde. Ich persönlich fand, dass In Flames durchweg hörbar gewesen sind und dass auch Alben wie I, The Mask und Battles ihre Höhepunkte hatten. Doch als die Schweden um Fronter Anders Fridén im letzten Jahr die Single State Of Slow Decay rausgehauen haben, war ich doch leicht bis sehr stark erquickt darüber, dass die langjährig vermisste Härte von In Flames wieder zum Vorschein gekommen ist. Ich denke, dass, wenn das gesamte Album in dem Stil bleibt, dann haben Fans der ersten Stunde nichts zu meckern. Doch jetzt geht es erst mal zur Sache – zum Album selbst.

Von außen strahlt mich ein total toll gestaltetes Coverartwork an, auf dem Jester Head auf der einen Seite Uhren in der Linken hält, während er mit der rechten Hand Seelen einfängt. Dieses dunkle, vielleicht auch dystopische im Memento Mori-Stil gehaltene Artwork ist meiner Meinung nach das schönste Coverartwork nach dem Raben von Sounds Of A Playground Fading von 2011.

Musikalisch starten die Schweden melodisch und instrumental. So beschreibt The Beginning Of All Things That Will End ein sehr untypisches Intro, welches irgendwie eher als Cinematic Trailer Background agieren könnte als für einen harten Silberling von In Flames. Doch ich mag, dass man mit akustischer (beziehungsweise nicht verzerrter) Gitarre und Bass ein ganzes Set auf die Beine stellt. Weiter geht es mit der Single State Of Slow Decay. Wie bereits beschrieben, sehe ich die Circlepits vor mir, wenn Mr. Fridén und Konsorten zum Konzert einladen und mir ist klar, dass ich alleine durch den Track das Konzert ohne Stimme verlassen werde. Angenehm ist, dass der gutturale Gesang die Überhand behält und dass der klare Gesang eher in den Hintergrund rückt. Mit Meet The Maker holt man die galoppierenden Groove Metal-Allüren aus der Genreschublade und gibt der klaren Stimme ein wenig mehr Platz. So wechselt man zwischen harten Rhythmen mit den Screams in den Strophen, um dann melodisch bis klar in die Refrains zu wechseln. Das scheint allgemein das „Geheimrezept“ von In Flames zu sein, denn nach dem Schema werden zum Beispiel auch Bleeding Out, In The Dark und A Dialogue In B Flat Minor gespielt. Schön ist jedoch, dass man sich Zeit lässt für das fast schon virtuose Gitarrensolo, um dann mit Mitsingpassagen weiterzumachen. Ja, Meet The Maker wäre auf I, The Mask wahrscheinlich einer der härteren Tracks gewesen. Hier hingegen wirkt der Song eher entspannt und weniger hart als Foregone Pt. 1 oder State Of Slow Decay.

Weiter geht es mit Bleeding Out. Die In Flames-Geheimrezeptvorlage wird hier auch angewandt. Irgendwie wirkt der Song wenig inspiriert und doch mag ich die Shouts von Anders Fridén in diesem Lied. Mit dem ersten Song des Zweiteiles Foregone sehe ich die Menge wieder abgehen. Selbstverständlich gegen den Uhrzeigersinn (denn so scheinen Circlepits nun mal zu „laufen“ – achtet mal drauf), genieße ich das total eingängige Riff und finde, dass es okay ist, dass man mehr auf klaren Gesang verzichtet. Pt 2 von Foregone schließt weniger bündig an den ersten Part an, als man es beim Namen meinen könnte. Doch der episch anmutende Anfang des Songs wechselt in eine für In Flames typische Sprechgesangpassage, die so klingt, als hätte man diese durch ein Megafon eingesungen. Der Track hat alles, um ein Hit zu sein, doch irgendwie geht die Melodie nicht so gut auf wie beim ersten Teil des namensgebenden Doppels.

Pure Light Of Mind bringt dann wieder eine aufhellendere Stimmung mit sich. Auch wenn ich finde, dass der klare Gesang das ist, was die Schwäche am Album ausmacht, ist man melodisch genug, dass der Song als angenehmer Filler-Song nicht weiter stört. Jedoch davon zu sprechen, dass man daran hängen bleibt, wäre auch nicht wirklich korrekt.

The Great Deceiver kennt man bereits, da der Song als Single veröffentlicht wurde. Hier ist einfach alles drin, was ein In Flames Fan haben will: bedrohlich wirkender Gesang (der zum Mitsingen einlädt), flotte Drums, viel Melodie und der typische Gitarrensound, der irgendwie zum Markenzeichen geworden ist.

Bevor ich aber weiter Track für Track das Album durchgehe und euch nichts mehr zum selber Erleben überlasse, fasse ich gern zusammen. In Flames bringen mit Foregone ein hieb- und stichfestes Release auf den Markt, was den Spagat zwischen Härte und melodisch klaren Passagen perfekt schafft. So sollte für jeden Fan etwas dabei sein. Wer es auf die Mütze will, kann mit State Of Slow Decay und Foregone Pt 1 vorliebnehmen. Doch wer eher das „Melodic“ der Schweden mag als das „Death“, für den sollten zum Beispiel In The Dark, Cynosure und Dialogie In B Flat Minor die richtige Wahl sein.

Highlight ist für mich die Produktion selbst. Der Bass drückt gemeinsam mit dem Schlagzeug an den richtigen Stellen und füllt den Raum mit einem Wabern, während die Gitarre und der Gesang wunderbar als Decke darüber liegen.

In Flames – Foregone
Fazit
Ich bin positiv beeindruckt vom Spagat, den die Schweden mit Foregone hingelegt haben. Da, wo In Flames mit Anlauf austeilen, fühle ich mich zu 110 Prozent abgeholt. Doch für meinen Geschmack sind die eher harten und flotteren Songs leider zu sehr in der Unterzahl und die Melodic (ohne Death) Metal-Songs sind für mich, bis auf bei sehr wenige Ausnahmen, leider nicht besonders eingängig. Schade finde ich, dass man mit den bereits veröffentlichten Singles State Of Slow Decay, The Great Deceiver, Foregone, Pt 1 und Foregone, Pt 2 die heißtesten Eisen verfeuert hat und so für einen Fan der „alten Härte“ nicht mehr viel zu erhaschen ist. Das große Aber an einem solchen Spagat ist, dass man zwar jeden abholt, jedoch es auf keinen Fall schafft, dass ein Release durchweg überzeugt. So, nun nach mehr als 1.000 Worten der Abschluss: In Flames liefern ordentlich ab, bringen für mich jedoch zu wenig Neues auf das Album.

Anspieltipps: State Of Slow Decay, The Great Deceiver und Cynosure
Kai R.
7
Leser Bewertung12 Bewertungen
8.3
7
Punkte