It’s Time To Die 2019 am 09.11.2019 im Jugendzentrum Hagenbusch, Marl

Hurra, wir leben noch!

Eventname: It’s Time To Die 2019

Bands: Beast In Me, Kapala, Häxenzijrkel, Pestlegion, Hermann

Ort:
Jugendzentrum Hagenbusch, Marl

Datum: 09.11.2019

Kosten: 10,00€ AK

Genre: Black Metal

Besucher: ca. 180 Besucher

Veranstalter: Death Choir Management (https://www.facebook.com/deathchoirmanagement/)

Link: https://www.facebook.com/events/877822552568158/

 

Nachdem ich in meinem Vorbericht noch geschrieben hatte, dass Einlass um 18:00 Uhr ist, verrät mir ein letzter Check der Facebook-Veranstaltung, dass sich das wohl geändert hat auf 19:00 Uhr. Aber besser zu früh als zu spät, also rauf auf die Autobahn. Vor dem Jugendzentrum steht auch schon ein kleines Grüppchen, wobei ich da noch nicht ahne, dass das nicht allein Besucher sondern überwiegend Mitglieder aus den verschiedenen Bands sind. Nach einer freundlichen Begrüßung durch Bo – Sänger und Bassist bei Pestlegion – nimmt der mich gleich mit in den Backstagebereich, wo sich die Zeit bis zum Showbeginn gut vertreiben lässt.

Auf dem schmalen Weg zurück vor die Bühne komme ich dann zum wiederholten Male dem Gitarristen von Beast In Me in die Quere, der gerade dabei ist, seine Gitarre ein letztes Mal vor der Show zu stimmen. Da ich ja manchmal auch hilfsbereit sein kann, stehe ich eine halbe Minute später neben ihm und halte das kleine Stimmgerät ins spärliche Licht. Da steht man nicht gerade bequem, aber als ich schon aufatmen will, weil alle Saiten gut klingen, holt er dann noch seine Ersatzgitarre hervor. Noch fünf Minuten bis zur Show, aber tatsächlich ist er es, der mich beruhigt, und nicht umgekehrt! 😀

Als ich mir dann meinen Weg vor die Bühne bahne, bin ich überrascht, dass das Jugendzentrum tatsächlich richtig gut gefüllt ist. Es mögen so um die 100 Gäste sein, die den Saal füllen und darauf warten, dass Beast In Me loslegen. Die hatten eine sehr lange Zeit nichts von sich hören lassen bzw. waren einige Mitglieder in anderen Bands aktiv. Wie ich nach der Show höre, ging es vor diesem Auftritt alles ziemlich schnell, man hatte weder eine Facebook-Seite noch irgendwelches Merch geschweige denn Tonträger. Die Zeiten, in denen man seine Musik nur per Cassette unter die Leute gebracht hat, sind aber lange vorbei, und so hatten Beast In Me vor der Show einiges zu tun.

In der ersten Reihe wird es eng, viele Wegbegleiter wollen dabei sein, wenn die vier Männer ihre erste Show nach so vielen Jahren spielen. Die Saitenhexer haben dabei wohl weniger mit der Kondition zu kämpfen, beim Drummer und bei Sänger NorthWind sieht das schon anders aus. Insbesondere NorthWind atmet zwischen den Songs immer wieder tief durch, hat aber immer noch die Luft für launige Ansagen und kleine Geschichtchen. Auf der Setliste stehen neun Songs, einige davon sind auch auf der Demo-CD vorhanden, die man heute am Merchstand erwerben kann. So startet dieses Fest heute mit purem Black Metal, und das Erstaunen, das einigen der Anwesenden zu Beginn der Show ins Gesicht getackert ist, weicht sehr schnell der Begeisterung. Die von vielen geforderte Zugabe wird aber nicht nur mit Blick auf die Zeit abgelehnt, insbesondere NorthWind hat seinen letzten Atemvorrat verbraucht und sitzt kurze Zeit später am dicht umlagerten Merchtisch.

Beast In Me @ Its Time To Die 2019 11 09

Die Jungs von Kapala sind auch nicht mit leeren Händen nach Marl gekommen, ihr Album Der Suchende feiert genau heute seine Veröffentlichung, aber viele Worte machen die fünf Essener darum nicht. Nachdem sie ihren kleinen Altar aufgebaut und die Kerzen darauf angezündet haben, bedient Sänger Tehom noch ausgiebig die Nebelmaschine. Dann geht es übergangslos mit Initiation/Metamorphose los. Auf der Setliste stehen insgesamt sieben Songs, die auch mal mit etwas längeren Instrumentalparts aufwarten, auf mich eine leicht hypnotische Wirkung haben und die insgesamt die Show von Kapala ein wenig zu einer Art Beschwörungsritual werden lassen. Zum Atmospheric bzw. Doom Black Metal von Kapala passen auch Songtitel wie Therianthropie oder Der Gebrochene Und Der Meister, und natürlich darf auch König Der Könige heute nicht fehlen. Damit schließen Kapala ihre Show und verlassen wortlos die Bühne.

Kapala @ Its Time To Die 2019 11 09

Nicht nur Kapala bauen einen kleinen Altar auf. Den haben auch Häxenzijrkel, wobei die Jungs dann auch noch sehr hübsche Kerzenständer links und rechts auf der Bühne platzieren. Nach fünf Mitgliedern bei Kapala ist es jetzt mit dem Duo relativ leer, aber auch Gitarrist/Sänger MK bedient ausgiebig die Nebelmaschine. Sehr dekorativ fürs Auge, für mich angesichts des sowieso schon kaum vorhandenen Lichts noch schwieriger zu fotografieren. So nutze ich die wenigen Gelegenheiten, in denen der Nebel sich ein wenig verzogen hat und kann ansonsten die Show von Häxenzijrkell auf mich wirken lassen. Mit den tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen geben sich die beiden sehr unnahbar. Worte werden kaum gemacht und wenn, kommen sie von den Backingtracks. Dabei handelt es sich um Auszüge aus verschiedenen – alten – Horrorfilmen, MK tritt nur sehr selten mal ans Mikrofon. Nach dem lauten Applaus, den Beast In Me noch einheimsen konnten, müssen auch Häxenzijrkell, wie schon Kapala, mit verhalteneren Reaktionen leben, als sie die Bühne verlassen.

Häxenzijrkell @ Its Time To Die 2019 11 09

Jetzt ist die einzige Band, die ich heute kenne, an der Reihe, und Pestlegion ist auch die einzige Band, die mit Corpsepaint auf die Bühne kommt. Mittlerweile hat sich schon einiges an Verzögerung aufgebaut, aber nachdem Bo die Meute vor der Bühne mit seinem eindringlichen Blick bedacht hat, steigen die Männer nach dem Intro mit Born Of Darkness in ihr Set ein. Zu dem puren Black Metal, der jetzt wieder von der Bühne geballert wird, gibt es auch endlich mal keinen Nebel, so hat man dann auch freien Blick auf die Pommesgabeln, die Bo & Co. immer wieder in die Höhe recken. Im Gegensatz zu den beiden Gitarristen ist Bo mit seinem Bass sehr bewegungsfreudig. Wenn er nicht gerade singt, ist er auf der Bühne unterwegs und erwischt mich dabei auch in der äußersten Ecke der Bühne sitzend. Und er weiß genau, welches Foto ich gern hätte! 😀 Auf der Setliste sind mit Born Of Darkness und March To War zwei Songs aus 2014 genauso vertreten, wie Wings Of Death oder The Witchhammer aus 2017. Und natürlich darf Entsage Gott nicht fehlen. Der Song findet sich auf der A-Seite einer 7″-Vinyl aus 2018, die man am Merchstand kaufen kann. Allein für das Cover der in grau und schwarz aufgemachten Hülle lohnt sich der Kauf einer der auf 300 Stück limitierten Ausgabe.

Pestlegion @ Its Time To Die 2019 11 09

Als die Männer von Hermann die Bühne betreten, hat sich schon über eine halbe Stunde Verzögerung aufgebaut, mittlerweile ist es irgendwas um 23:30 Uhr. Kein Altar, kein Corpsepaint, aber Sänger Jennerjahn schafft es tatsächlich, den Knopf für die Nebelmaschine so zu platzieren, dass die mehr oder weniger im Dauerbetrieb arbeitet. So wird dann nach und nach der gesamte Saal in eine neblige Suppe gehüllt, Hermann sind mehr zu hören als zu sehen. Nachdem ungefähr die Hälfte der Setliste runtergespielt ist, wird es dann aber einem der Techniker zu viel, und nach kurzer Ansage an Jennerjahn darf die Nebelmaschine sich ausruhen. Ich denke mal, die Rauchmelder haben ausgelöst oder waren zumindest kurz davor 😀 Zurück zur Show von Hermann. Mit purem Black Metal hat das It’s Time To Die 2019 angefangen, und so geht es auch zu Ende, wobei Hermann durchaus auch Crust- und Punk-Einflüsse mit aufnehmen. Trotz der Verzögerung dürfen sie die komplette Setliste spielen, auf der auch pervitin, der marder.amputation.angstmilch oder das kurze zitzenwald vom Album disart brut:mausoleum aus 2018 nicht fehlen. Um die Liste der sehr ungewöhnlichen Songtitel noch fortzusetzen, soll auch schaedelbourgh halbmast nicht unerwähnt bleiben. Vom Album Prinzhorn Kolloquium aus 2015 gibt’s unter anderem heroin für titanen und reisssen – das wird bei Hermann tatsächlich mit drei „s“ geschrieben.

Hermann @ Its Time To Die 2019 11 09

Am liebsten ist mir ja eigentlich der Black Metal, wie Pestlegion ihn spielen. Trotzdem ist es natürlich immer wieder interessant, einen Blick weit über den Tellerrand hinaus zu werfen, und so konnten auch die vier mir bis dato unbekannten Bands definitiv bei mir punkten. Eine rundherum gelungene Veranstaltung, nur die Fotografin in mir hat ein wenig gelitten 😀