Kataklysm – Unconquered

Es ist ein schmaler Grat zwischen Weltklasse und musikalischer Belanglosigkeit

Artist: Kataklysm

Herkunft: Montreal, Quebec, Kanada

Album: Unconquered

Spiellänge: 38:00 Minuten

Genre: Melodic Death Metal

Release: 25.09.2020

Label: Nuclear Blast

Link: http://www.kataklysm.ca

Bandmitglieder:

Gesang – Maurizio Iacono
Gitarre – Jean-Francois Dagenais
Bassgitarre – Stéphane Barbe
Schlagzeug – Olivier Beaudoin

Tracklist:

  1. The Killshot
  2. Cut Me Down
  3. Underneath The Scars
  4. Focused To Destroy You
  5. The Way Back Home
  6. Stitches
  7. Defiant
  8. Icarus Falling
  9. When It´s Over

Seit nunmehr fast 30 Jahren sind die kanadischen Death Metal Urgesteine Kataklysm schon aktiv und bringen in schöner Regelmäßigkeit neues Futter für die stetig wachsende Fanschar auf den Markt. Stilistisch konnte man die 1991 gegründete Band in den Anfangsjahren eher dem Grindcore zuordnen. Auch aufgrund des pfeilschnellen Drummings bezeichneten sie ihren Stil als „Northern Hyperblast.“ Das 1996 erschienene und aufgrund des mir sofort ins Auge fallenden Coverartworks blind gekaufte Temple Of Knowledge war dann auch mein erster Berührungspunkt mit den Kanadiern. Das darauf enthaltene The Awakener ist für mich immer noch einer der Klassiker schlechthin, zu dem die Band ein legendäres Video drehte, welches seinerseits in einer – warum auch immer – langsameren und softer klingenden Version bei Metalla (kennt das überhaupt noch jemand?!) auf VIVA zu sehen war. Kultig! Mit dem etwas eigenartigen, corelastigen 98er Album Victims Of This World und mit The Prophecy aus dem Jahr 2000 beging man dann einen kompletten Stilbruch. Das Tempo wurde gedrosselt, immer mehr Melodien fanden Einzug in die Songs und die „neuen“ Kataklysm, so wie wir sie heute kennen, waren geboren.

Nun schreiben wir das Jahr 2020 und die Kanadier bringen ihr mittlerweile 14.(!) Album auf den Markt, welches auf den Namen Unconquered getauft wurde. Nach einem kurzen, bedrohlichen Intro gehen sie bei The Killshot gleich in die Vollen und mein erster Gedanke ist: oh yeah, the northern hyperblast is back!!! Ganz ehrlich, was Drummer Oli Beaudoin hier in puncto Geschwindigkeit und Präzision an den Tag legt, ist unglaublich – wie viel Hände und Füße hat dieser Mann überhaupt…? Dazu gesellt sich das nicht anders erwartete messerscharfe Riffing und Maurizio Iaconos aggressiver Gesang. Ein genialer, back to the roots gehender Hassbrocken! Cut Me Down ist ein reiner Melodic Death Metal Song, der mit seinem variablen Tempo und eingängigen Refrain überzeugen kann. Underneath The Scars ist eine für die Kanadier typische Death Metal Walze, die einen förmlich überrollt und vom phänomenalen Sound lebt. Apropos Sound, da gibt es nur eine Beschreibung für: fett, fetter, Kataklysm! Was sich da aus den Boxen in die Gehörgänge brennt, ist druckvoller nicht mehr zu produzieren.

Wäre das hier eine EP und nach diesen drei Titeln fertig, hätten wir einen glücklichen Rezensenten und eine Punktevergabe in den obersten Regionen. Doch leider ist dem nicht so, und es folgen noch sechs weitere Songs, die – so leid es mir tut, durchschnittlicher nicht sein können. Keiner der noch folgenden Tracks ist wirklich schlecht (Kataklysm können überhaupt keine schlechten Songs schreiben). Doch entfacht auch keiner das Verlangen in mir, die Repeat-Taste zu drücken. Focused To Destroy You ist ein kurzer Midtempo-Stampfer, der alleinig von seinem fetten Sound lebt und in Defiant darf Oli Beaudoin nochmals seine Gliedmaßen verknoten. Zur Personalie Oli Beaudoin kam übrigens kurz vor Fertigstellung dieser Zeilen die Meldung, dass Kataklysm und er künftig leider getrennte Wege gehen werden. Ein Nachfolger wurde mit James Payne auch schon präsentiert. Die Fußstapfen, in der er treten muss, sind allerdings keine kleinen…

Icarus Falling lässt mich mit seiner einleitenden Pianomelodie nochmals aufhorchen und hoffen. Doch auch hier verpassen sie die Chance, aus einer netten Grundidee heraus den Song zu etwas Großartigem werden zu lassen. Schade. Mit dem in allen Bereichen mittelmäßigen When It´s Over ist Unconquered dann auch wirklich vorbei und lässt mich insgesamt ein wenig ratlos zurück.

Kataklysm – Unconquered
Fazit
Was soll ich sagen?! Als langjähriger Kataklysm-Fan bin ich doch etwas enttäuscht. Nach dem spektakulären Eröffnungstrio kommt leider nicht mehr viel Erwähnenswertes nach. Mit The Killshot und in Teilen auch Defiant werden endlich mal wieder die Fans der ersten Stunde bedient, denen die Band in den letzten Jahren zu melodisch geworden ist. Der Rest ist technisch einwandfrei gespielt, wandert aber irgendwo zwischen durchschnittlich und belanglos umher. Das können Kataklysm deutlich besser, was sie in der Vergangenheit auch des Öfteren bewiesen haben. Aufgrund des grandiosen Drummings und dem genialen, druckvollen Sound reicht es dieses Mal gerade noch für knappe sieben Punkte.

Anspieltipps: The Killshot, Cut Me Down und Underneath The Scars
Christian K.
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7
Punkte