Life’s December – Colder

“Es scheppert im Kanton“

Artist: Life’s December

Herkunft: Wattwil, Schweiz

Album: Colder

Spiellänge: 36:19 Minuten

Genre: Deathcore

Release: 12.02.2016

Label: Dark Wings

Link: https://www.facebook.com/LifesDecember/

Bandmitglieder:

Gesang – Rico Bamert
Gitarre – Valens Wullschleger
Gitarre – David Mühlethaler
Bassgitarre – Simon Mäder
Schlagzeug – Jérémie Gonzalez

Tracklist:

  1. Final Speech
  2. Lest I Forget
  3. Memories
  4. World Of Blame
  5. Interludium
  6. Snow Falls Silently
  7. My Existence
  8. Colder
  9. Hero Missing

Life Is December - Colder

Es ist kalt geworden in der realen und auch in der Gefühlswelt – das machen Life’s December schon mit ihrem Bandnamen und dem Albumtitel klar. Und so beginnt die Debüt-Platte der Schweizer mit einer kalten, vor Verzweiflung klagenden Stimme. Eine einschneidende Gitarrenmelodie, unterlegt mit punktuell donnernder Bassdrum folgt, und Sänger Rico eröffnet Colder mit den Worten „This Nightmare is real!“ und einem beherzten „uaaaaargh!“.

Was danach folgt, ist ein sehr ordentliches Debütalbum mit viel Abwechslung zwischen zäh durch die Membrane dringenden Downtempo-Parts und Vollgasriffing. Jeder Song hat seine eigenen Facetten – sei es rhythmisch, gesanglich, durch einschneidende Gitarrenklänge oder durch zusätzliche Elemente wie in Snow Falls Silently, was ihr euch hier direkt anhören könnt. Nach guter Einstimmung durch das Interludium beginnt das Intro des Songs (ein angsterfülltes Kind ruft bei der Notrufnummer an, weil es von einem Mann verfolgt wurde, der jetzt draußen vor dem Fenster steht). Eine bedrückende Stimmung, die die tiefen Acht-Saiter-Gitarren gut aufnehmen können und die sich im Song zu einem ordentlich wütenden Geballer entwickelt. In der Bridge dürfen die Guitarreros Valens und David dazu auch ihre flinken Finger präsentieren.

Die Platte lebt über weite Strecken von diesen Tempowechseln und dem tiefen Sound der Gitarren. Unterstützt werden die Acht-Saiter oft noch mit dazugemischtem Subbass – also Frequenzen, die so tief sind, dass man sie eher nur noch fühlt, als dass man sie hört. Das scheppert definitiv ganz gut, ist aber stellenweise auch ein Störfaktor des Albums. Zum Teil wurde dabei in der Produktion so hart zugelangt, dass es nicht mehr sauber klingt und der Sound hart durch die Boxen knarzt. Das mag möglicherweise gewollt sein – ich bin auch der letzte, der nach einer super-cleanen Produktion schreit – auf Colder hat es mich aber beim Hören doch hier und da gestört.

Berufsknarzer von Life’s December, Rico, macht seinen Job aber echt gut. Die Screams sind kraftvoll, und die Texte bleiben so gut wie immer verständlich – für mich definitiv ein Kriterium und eine Anforderung an den Sänger (und auch an die Produktion). Was den Gesamtsound von Instrumenten und Stimme angeht, klingen die Herren aus dem Schweizer Kanton St. Gallen generell sehr homogen, und auch in Sachen Songwriting gibt’s an der Scheibe nichts zu meckern.

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Musikliebhaber benutzen gerne die geflügelten Worte, dass die Musik auch sehr oft dort spielt, wo gerade keine Note angeschlagen wird. Das erlebt man in den Downtempo-Parts auf Colder permanent. Zusammen mit den fetten Riffs (z.B. in Memories) und den vereinzelt gut zur Stimmung passenden, beißenden Gitarrenklängen, die schon im Intro auftauchen und immer wieder vorkommen, eine Platte zum gerne Weiterempfehlen. Nur der stellenweise etwas überproduzierte Druck in den Bässen ist ein Wermutstropfen von Colder. Hier wäre etwas Mut zur Zurückhaltung angebracht gewesen. Aber insgesamt: gerne mehr davon.

Anspieltipps: Lest I Forget, Snow Falls Silently und My Existence
Kevin F.
7.5
Leser Bewertung3 Bewertungen
9.2
7.5