Eventname: Live Undead 37 – The Blackened Slow Death Attack!
Headliner: Dust
Vorband(s): Infernal Devastation, Securitate, Karloff
Ort: JZ Stricker, Gaswerkstr. 39, 33647 Bielefeld-Brackwede
Datum: 04.02.2023
Kosten: kein VVK, 15,00 € AK
Genre: Death Metal, Black Metal, Blackened Punk, Doom Metal
Besucher: ca. 180 Besucher (Sold Out)
Link: https://www.jz-stricker-live.de/
Wieder mal ein Samstag auf der Autobahn Richtung Bielefeld. Heute geht es erneut ins JZ Stricker und zwar zum 37. Live Undead. Die Konzerte in der knapp 200 Mann fassenden Location machen immer Spaß! Meist hat man genug Platz, der Sound ist gut und das Publikum entspannt, aber was sehe ich bei meinem Eintreffen? Kein Parkplatz weit und breit und das, obwohl ich ne ganze Stunde zu früh da bin! Und tatsächlich! Schon jetzt ist der Laden voll bis unter die Dachpappe und es kommen noch mehr! Bis der Opener auf die Bühne darf, ist es dann auch so richtig schön gemütlich in dem kleinen Saal! Man kommt zwar noch überall durch, aber das wird sich bald ändern! So voll hab ich den Laden das letzte Mal 2018 gesehen zum Album-Release der Retrograd von Horn! Gefällt mir! Endlich mal wieder volles Haus!

Pünktlich um 19 Uhr entern dann auch schon Infernal Devastation die Bühne und legen auch gleich ordentlich los! Die bereits 2010 gegründete Death Metal Band hat es bisher nur auf eine, just Anfang 2023 erschienene EP gebracht, aber das hat nichts über die Live-Qualitäten zu sagen. Das Publikum ist bereits guter Stimmung und so kommt es nach nur wenigen Songs zum ersten Circle-Pit vor der kleinen Bühne! Von wegen, die erste Band muss das Publikum erst anheizen, damit die folgenden Bands den tobenden Mob vor der Bühne haben! Ich muss mehrfach mit der Kamera flüchten, um nicht unter die Räder zu kommen, aber der Abend macht jetzt schon echt Spaß! Mir sagte der Name Infernal Devastation bis jetzt nix, aber in Zukunft werde ich verfolgen, was da noch so nachkommt an Alben!
Mittlerweile ist der Saal brechend voll und draußen hängt ein „Sold Out“ Schild an der Tür! Der zweite Haufen auf der Liste ist der Grund, warum ich mich heute hier eingefunden habe. Securitate aus Schloß Holte / Stukenbrock. Old School Black Metal direkt aus den 90ern! Klingt so, sieht so aus, ist geil! Ich bin durch Zufall 2019 auf der Senseless Violence Tour von Humiliation (Malaysia) über Securitate gestolpert und war begeistert! Damals konnte man noch die handbeschriftete Demo mit selbst gedrucktem Cover von 2015 erwerben und nun endlich bricht das Debütalbum über uns herein! Als dann endlich die Band die Bühne betritt, befinden sich vermutlich mehr rostige Nägel auf der Bühne als im ganzen Dachgebälk. Die 90er halten mit Spikes, Corpse-Paint und rohem Sound Einzug in den Saal und Securitate knüppeln sich durch ein Set, was auch vor knapp 30 Jahren schon hätte genauso klingen müssen! Herrlich! Zum krönenden Abschluss wird der bereits auf dem Demo enthaltene Song Fleisch Und Blut auf das Publikum losgelassen, während gleich mehrere Bandmitglieder zum Mikro greifen, um uns den Text entgegenzukeifen!

Auch hier steht niemand im Publikum still und erst als das letzte Riff verklungen ist, kehrt ein wenig Ruhe ein. Das hält aber auch nicht wirklich lang an, denn nach kurzem Umbau betreten die Oldenburger Jungs von Karloff die Bühne! Sowohl optisch als auch musikalisch erwartet uns hier etwas völlig anderes als bei den beiden Vorbands. Kein Death Metal Bombenteppich oder satanische Opferrituale mit umgedrehten Kreuzen, sondern schwarz angehauchter Punk mit dem Fuß auf dem Gaspedal! Bereits ein Song genügt, um aus dem Publikum, was gerade in der Pause noch neues Bier holen war, eine wogende Masse zu machen. Aus dem Augenwinkel bekomme ich einen abstürzenden Crowdsurfer mit und mehrfach springt jemand auf die Bühne. Wie zu den guten alten Zeiten, als das auf jedem Konzert so war! Was für ein geiler Abend!
Karloff dreschen sich durch ihr dreckiges Set, als gäbe es kein Morgen! Das Tempo ist schweißtreibend! Und viel zu schnell ist dieser düstere Schatten aus Filmen der 30er- und 40er-Jahre wieder verschwunden. Die Bühne ist verlassen und man fragt sich, was jetzt wohl noch kommen könnte, um den Abend zu beenden? Die Antwort darauf liefern Dust direkt mit dem ersten Saitenanschlag. Das, was da kommt, ist unglaublich langsam, tonnenschwer und tödlich!

Wie eine Naturgewalt kommen Dust daher und walzen alles platt, was von den Vorbands übrig gelassen wurde! Lähmen und fesseln das Publikum gleichermaßen! Keine Bewegung ist da mehr! Das erdrückende Gewicht ist viel zu schwer, was von der Bühne in den Saal schwappt! Schließt man die Augen, kann man fühlen, wie der Sound einen niederzudrücken versucht! Ein paar Jünger der schnelleren Gangart schaffen die Flucht, der Rest bleibt stehen! Versteinert? Gebannt? Dust beenden damit langsam und walzend einen der geilsten Konzertabende seit Langem! Die bunte Mischung aus Death, Black, Punk und Doom ergänzt sich dabei großartig! Das JZ war voll wie selten, die Stimmung bestens und die Klamotten hinterher durchgeschwitzt und biergetränkt! Was soll ich noch groß sagen? Danke an die Bands und die Organisatoren, ich komme wieder zum nächsten Live Undead!