Lorna Shore – Pain Remains

Abhebend vom Einheitsbrei - ganz stark dem Underdog-Dasein entwachsen

Artist: Lorna Shore

Herkunft: New Jersey, USA

Album: Pain Remains

Spiellänge: 61:12 Minuten

Genre: Deathcore, Black Metal, Death Metal

Release: 14.10.2022

Label: Century Media

Links: https://www.facebook.com/LornaShore
https://www.instagram.com/lornashore/

Bandmitglieder:

Gesang – Will Ramos
Gitarre – Adam De Micco
Gitarre – Andrew O’Connor
Bassgitarre – Michael Yager
Schlagzeug – Austin Archey

Tracklist:

  1. Welcome Back, O’ Sleeping Dreamer
  2. Into The Earth
  3. Sun//Eater
  4. Cursed To Die
  5. Soulless Existence
  6. Apotheosis
  7. Wrath
  8. Pain Remains I: Dancing Like Flames
  9. Pain Remains II: After All I’ve Done, I’ll Disappear
  10. Pain Remains III: In A Sea Of Fire

Lorna Shore gründeten sich 2010 in New Jersey und haben bisher drei Alben und vier EPs auf die Fanschar losgelassen. Meine erste Berührung mit Lorna Shore war die am 13.08.2021 veröffentlichte EP …And I Return To Nothingness, bei der mich der gleichnamige Song (die anderen beiden auch) sofort in seinen Bann zog und ich mich mehr und mehr mit Lorna Shore beschäftigen musste (auch die Alben Flesh Coffin (2017) und Immortal (2017) haben es geschafft, mich zu überzeugen und immer wieder in meinem Player zu rotieren), stachen sie doch für mich sofort aus dem Deathcore-Einheitsbrei heraus. Ähnlich erging es mir ja auch mit Mental Cruelty. Für Will Ramos war …And I Return To Nothingness auch das erste Werk, auf dem er zu hören war und ich darf und muss vorwegnehmen, auf dem neuen Album präsentiert der Junge eine Stimmbandbreite, die ihresgleichen sucht.

Aber noch mal zurück zur Geschichte von Lorna Shore und dem, was mich so begeistert und so fesselt. Es ist nicht dieses „Rummsdadawumms“ und/oder die vielen stumpfen Breakdowns, weil genau das es ist, was mich bei vielen Bands so stört, die es nicht schaffen, aus diesen Fesseln auszubrechen und Grenzen zu überschreiten.
Lorna Shore schaffen es spielend, sich darüber hinwegzusetzen. Klar, die üblichen Deathcore-Parts findet man auch, aber eben nicht so nervig gestreut. Elemente des Death Metals, des Black Metals und eine riesige Portion klassischer Synth-Atmosphäre prägen das musikalische Bild einer Band, die ich für mich weder im Deathcore, noch in anderen Genres eindeutig zu verorten mag. So viel erst mal als kleines Vorwort, warum mich die Band Lorna Shore so begeistert und was mich an ihrer musikalischen Kunst so fasziniert und fesselt.

Das neue Album Pain Remains wird am 14.10.2022 veröffentlicht. Das Ganze auch wieder unter der Flagge von Century Media, die folgende Versionen auf den Markt werfen: Ltd. CD Digipak, Gatefold 2LP, Digital Album. Die Fans und Hörer der Band dürfen sich auf zehn Songs freuen, die es allesamt in sich haben und es auf eine Gesamtspielzeit von einer guten Stunde bringen.

Ein absolutes Highlight für mich ist das letzte Drittel des Albums, das dreiteilige, albumumhüllende Opus Pain Remains, das sich über 20 Minuten erstreckt und den Zuhörer mit einem Gefühl von Größe und rohen Emotionen überwältigt. Dazu aber später mehr.

Mit Welcome Back, O’ Sleeping Dreamer startet die Scheibe orchestral, was man natürlich auch gern von Lorna Shore erwarten darf. Das Intro ist stark gemacht, baut Spannung auf, die sich dann in den 7:21 Minuten total entlädt, man könnte das Gefühl haben, hier wird schon alles präsentiert, was die fünf Herren zu bieten haben. Facettenreichtum und starke Soli sind Grundpfeiler des Songs. Into The Earth hingegen besticht durch Raserei, bevor es im letzten Drittel des Songs episch wird – freut euch auf ein Feuerwerk an Emotionen.

Mit Sun//Eater und Cursed To Die folgen zwei Titel, die wunderbar zusammen funktionieren, bevor mit Soulles Existence ein 7-Minuten-Werk folgt, das von Atmosphäre und „gefühltem Midtempo“ lebt, was der melancholischen Epik noch mehr Ausdruck verleiht. Die Tore der Hölle öffnen sich zu Beginn bei Apotheosis, bei dem sich nach dem infernalen Intro definitiv die Helikopter-Headbanger zu Hause fühlen dürften. Wrath schlägt in die gleiche Kerbe, wobei hier auch die Chor-Parts total zu überzeugen wissen und auch die Breakdowns zum Ende wirklich gut akzentuiert nicht nerven und gut aus dem Werk herausleiten.

Ich komme jetzt zum dreiteiligen Opus und wer dachte, Lorna Shore haben bisher auf dem Album alles herausgehauen, was herauszuhauen geht, der wird jetzt eines Besseren belehrt.
Pain Remains I: Dancing Like Flames war der erste Titel, den ich von diesem Album kennenlernen durfte, Leute … das Ding läuft bei mir in Dauerrotation (bisher). Technische Finesse, atmosphärische Tiefe und Parts, die Gänsehaut erzeugen, machen dieses Werk ganz groß. Dem steht Pain Remains II: After All I’ve Done, I’ll Disappear in Nichts nach. Lorna Shore treten das Gaspedal einfach mal richtig durch das Metall. Wahnsinn, was auch in diesem Song geleistet wird. Das Solo vor dem leicht ruhigen Part ist total stark und der hymnenhafte Abschluss, tja, was soll ich schreiben, das kann man nicht besser machen.

Last but not least und ganz ehrlich, der krönende Abschluss des Dreiteilers und auch des ganzen Albums kommt mit Pain Remains III: In A Sea Of Fire. Schon die Einleitung versprüht den Esprit und die Energie und die Emotionen, die nun die folgenden neun Minuten auf den Fan ungebremst einprasseln. Was hier zum Ende transportiert wird, das ist einzigartig – ich verliere mich in meinem Review immer wieder in Begeisterung über das, was hier dargeboten wird, aber hört rein – ihr werdet nicht enttäuscht sein. Auch hier ist wieder das Songwriting besonders hervorzuheben, meisterhaft arrangiert und inszeniert. Achtet mal bitte besonders auf den Part ab Minute 06:15, lasst euch in eine melodische, ruhige Tiefe entführen, bevor sich dann ein Monster aufbaut, um in den letzten beiden Minuten wieder in der Tiefe zu verschwinden und dem Song und somit dem Album die letzten melancholischen Melodien zu geben.

Lorna Shore – Pain Remains
Fazit
Lorna Shore sind dem Underdog-Dasein entwachsen und schaffen es spielend, sich abzugrenzen, neue Horizonte zu schaffen. Das Quintett übertrifft sich abermals im eigenen Schaffen. Technisches Können trifft auf saustarkes Songwriting im Spagat der unterschiedlichen Stile. Druckvoll, episch und auch aufgeräumt produziert, knallt es gern auch an allen Ecken und Enden. Was ist das bitte für ein geniales Album!?

Anspieltipps: Alle (!!), aber für mich immer wieder: Pain Remains I: Dancing Like Flames und Pain Remains III: In A Sea Of Fire
Dave S.
9.7
Leser Bewertung16 Bewertungen
9.4
9.7
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