Lykantropi – Tales To Be Told

Psychedelische Klänge treffen den klassischen Rock bis ins Mark

Artist: Lykantropi

Herkunft: Värmland, Schweden

Album: Tales To Be Told

Spiellänge: 40:32 Minuten

Genre: Classic Rock, Folk Rock, Psychedelic Rock

Release: 06.11.2020

Label: Despotz Records / Rough Trade

Link: https://www.facebook.com/lykantropiband

Bandmitglieder:

Gesang – My Shaolin
Gitarre – Martin Östlund
Gitarre – Elias Håkansson
Bassgitarre – Tomas Eriksson
Flöte – Ia Öberg
Schlagzeug – Ola Rui Nygard

Tracklist:

  1. Coming Your Way
  2. Tales To Be Told
  3. Mother Of Envy
  4. Kom Ta Mig Ut
  5. Spell On Me
  6. Axis Of Margaret
  7. Life On Hold
  8. Världen Går Vidare

Das Sextett Lykantropi aus Värmland trifft mit dem Album Tales Of Be Told aus dem November 2020 erstmals meine Ohren. Gut 18 Monate vorher wurde bereits Spirituosa ausgespuckt und ein Vertrag bei Despotz Records unterschrieben. Der letzte Output ist nun bald vier Monate alt und soll bei uns noch mal durch die Mangel gedreht werden. Beim Durchstöbern unseres Promopools ist mir die Platte gleich ins Auge gesprungen, das liegt nicht nur am Genre, sondern auch an dem dunklen Cover, welches einem gleich ins Auge springt. Das eigentliche Artwork mit der teuflischen Ziege in Kombination mit der Mondsilhouette in einem düsteren Wald ist keine neue Idee, wurde jedoch zumindest gut umgesetzt und bleibt immerhin im Kopf. Beim Genre spricht man immer noch gerne von Retro Rock Welle. Diese Welle ist längst ein ganzes Meer mit vielen unzähligen Gruppen, die ihr kleines Schiff in einem sicheren Hafen anlegen möchten. Die Reise der Schweden zieht durch die Female Handschrift in Regionen von ihren Landsleuten Blues Pills oder den Niederländern Gold. Zweitgenannte passen als Referenz allerdings deutlich besser, was durch die psychedelische Note kommt. Für die Riege, die The Devils Blood anführen, bleiben die sechs Skandinavier zu grau und gehen nicht in die schlimmsten sowie dunkelsten Tiefen.

Gestartet wird Tales Of Be Told mit Coming Your Way, welches mich sehr an Gold erinnert. Im Gegensatz zu Milena Eva hat es My Shaolin doch schwerer zu zünden. Die Vocals könnten hungriger und satter abgemischt werden. Bleiben wir beim direkten Vergleich: Wo Why Aren’t You Laughing bombastische Momente setzt, möchten die acht Songs von Lykantropi eher auf verträumte Abfolgen setzen. Wie eine seichte Frühlingsbrise liegt das Hemd locker auf der Haut. Die Sonne durchbricht vorsichtig den absinkenden Nebel und verwandelt die Wiese zu einem glitzernden Ort. Die einzelnen Sonnenstrahlen funkeln in den einzelnen Regentropfen, die bei Songs wie Mother Of Envy oder Spell On Me sachte zur Erde gleiten. Bedacht, gar behutsam inszenieren die beiden Musiker Martin Östlund und Elias Håkansson ihre Aktivitäten an den Gitarren und hinterlassen den nächsten Ruhepol in einem sehr bodenständigen Longplayer. Was vermisst man jedoch in dem gut aufgebauten Tales Of Be Told? Ganz klar einen Höhepunkt, Sequenzen, bei denen es im Kopf Klick macht oder eine feste Hand, die einen durch die Songs zieht. Was gut ankommt, sind Passagen wie bei Mother Of Envy. In der Nummer gewährt man Ia Öberg mehr Zeit und sie schafft es, ihren Stempel aufzudrücken. Zwischen Tristesse und emotionaler Einheitskost darf man My Shaolin und Co. nicht zu hart anfassen, es gibt sicher Anhänger, die dieser Balance in einem Album positiv gegenüberstehen.

Lykantropi – Tales To Be Told
Fazit
Ich bleibe dabei: Mir fehlen greifbare Aufhänger und das ist eigentlich auch das einzige Manko in meinen Augen. Klar hat jeder andere Vorlieben und es dürfte statt verträumter auch ruhig rustikaler zugehen. Das, was Lykantropi anbieten, kann man ruhig als ordentliche Kost anbieten, der es hier und da an Salz und Pfeffer mangelt. Ganz weit weg werde ich Tales To Be Told nicht packen. Es könnte eins der Alben werden, was einem erst nach dem Dutzend Durchlauf das schenkt, was man verdient. 

Anspieltipps: Mother Of Envy und Life On Hold
René W.
7.2
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