Maerzfeld – Ungleich

“ Maerzfeld überzeugen auch außerhalb von Stahlzeit!“

Artist: Maerzfeld

Herkunft: Eggolsheim, Deutschland

Album: Ungleich

Spiellänge: 45:46 Minuten

Genre: Neue Deutsche Härte, Alternativ Metal, Industrial Metal

Release: 13.10.2017

Label:  Südpolmusic

Link: http://www.maerzfeld.de/

Bandmitglieder:

Gesang – Helfried „Heli“ Reißenweber
Gitarre – Matthias Sitzmann
Gitarre – Mike Sitzmann
Bass – Bora Öksüz
Schlagzeug – Michael Frischbier

Tracklist:

  1. Zweifel
  2. Meine Lügen Kannst Du Glauben
  3. Es Bricht
  4. Ungleich
  5. Falsche Helden
  6. Nackt
  7. Stalingrad
  8. Schnitter
  9. Das Licht
  10. Schaedling
  11. Du Fehlst

Nach dem Stahlzeit Konzert in Kiel drückt mit Bassist Bora Öksüz die aktuelle Maerzfeld CD Ungleich in die Hand. Gespannt lasse ich mich auf diese, mir neue Band ein und recherchiere erst mal in den Tiefen des World Wide Web. Was gibt es zu Maerzfeld zu sagen? Sie existieren seit 2004 und sind seit 2005 mit fast allen Mitgliedern mit dem Parallelobjekt, der Rammstein Cover Band Stahlzeit unterwegs. Das ist zunächst erfolgreicher, da Helfried Reißenwebers stimmliche Ähnlichkeit zu Till Lindemann den Erfolg garantierte, sodass die Band Maerzfeld zurückstecken musste. 2009 entschließen sich aber alle, dass beide Truppen weitergeführt werden sollen. So erschienen dann ab 2011 drei Alben. Im Jahre 2015 verließ der Keyboarder Thilo Weber Maerzfeld, blieb aber bis zu seinem Tod im Jahre 2017 als „Flake“ Double Stahlzeit treu. Nach einigen Umbesetzungen ist das derzeitige Line-Up nun seit 2014 unterwegs. Diverse Liveaktivitäten, unter anderem als Support für Eisbrecher, Heldmaschine oder In Extremo lassen sie langsam aber stetig im Bereich der Neuen Deutschen Härte Vertreter aufsteigen obwohl auf der vorliegenden CD der Elektro-Industrial Touch Vorrang zu haben scheint.

Beginnen wir mit dem ersten Song Zweifel. Die leichten Elektroanwandlungen werden durch den einsetzenden Rhythmus und Gesang zum Verstummen gebracht. Guter Refrain, mit Ohrwurmcharakter, lässt aufhorchen. Stimmlich doch an der einen oder anderen Stelle der Herkunft (Rammstein Cover) nicht verweigernd geht es voran. Mit Meine Lügen Kannst Du Glauben geht es ähnlich weiter. Starker Einsatz der Bass und Drum Fraktion, sie treibt den Song nach vorne. Stimmlich geht es mehr in Richtung Gothik aber das gefällt noch gut. Die Sitzmann Brüder liefern treibende Riffs und geben dem Song Geschwindigkeit. Mittendrin dann wieder leichte Ansätze von Elektro Pop durch den Keyboarder. Dies wird im dritten Titel noch deutlicher. Es Bricht geht schon deutlicher in die elektrische Richtung. Hier fällt auch auf, dass Heli in der Produktion leicht untergemischt wird. Vielleicht soll das auch so sein. Mir ist das etwas zu sehr Elektro, und nicht klar genug instrumentalisiert. Hoffentlich ändert sich das.

Titeltrack Ungleich fängt mit weiblicher Stimme an. Ist mir zu experimentell, obwohl der Refrain wieder gut rüberkommt. Auffällig auch, dass der Gesang in den Hintergrund rückt. Die Breaks im Song machen ihn nicht einfacher. Textlich stemmen sie sich hier gegen den Strom. Bestimmt aus dem Leben gegriffen, aber songtechnisch überzeugt er mich nicht. Vielleicht hätte ich die Platte Falsche Helden genannt, denn der Titel ist sehr gekonnt, eingängig und knallt gleich in die Gehörgänge. Da passen Gesang, Instrumentalisierung und die Elektroeinflüsse. Textlich geht Heli hier auf den Umstand ein, dass wir zum Schluss ja doch allein sterben. Das ist mit einer meiner Favoriten auf der Scheibe. Sehr guter Neue Deutsche Härte Vertreter, der sich hinter nix verstecken braucht. Auch Nackt schlägt in diese Kerbe. Gesanglich mehr an Rammstein erinnernd, passt der Track hier einfach her. Das macht das Album schon hörenswert. Stalingrad beginnt mit einem längeren orchestralen Intro und wirkt dadurch fast hymnisch. Das setzt sich im Refrain fort und lässt den Groove sofort in Beine und Kopf gehen. Textlich orientieren sich die Passagen an dem Ungemach des Krieges und dass wir diese Unbill nicht vergessen dürfen. Geiler Song.

Mit Schnitter kommt ein weiterer flotter Titel daher. Hier glänzt Helfried Reißenweber ebenfalls wieder mit guter Stimme. Ich stelle fest, da auch musikalisch dieses Lied wieder sehr ansprechend ist, dass die schnelleren und mehr in Richtung NDH gehenden Songs einfach besser rüberkommen. Im Text wird das Treffen mit dem Tod verarbeitet und das setzen sie gekonnt um. Das Licht ist schon fast eine Ballade. Schöner, tiefer Gesang mit rollendem „R“ und gekonnt eingesetzten Gitarren. Bass und Drums liefern hier den richtigen Rhythmus. Bisher gefallen mir alle Sachen ab dem vierten Song durchweg gut. Schaedling, ja mit „ae“ geschrieben, bringt nochmals die Stimme so richtig zur Geltung. Sie fetzt, gräbt sich ins Ohr und dann tiefer in die Gehirnwindungen. Sobald das Schlagzeug von Michael Frischbier einsetzt, wird es etwas schneller und mündet in einem gelungenen Lied. Mit Du Fehlst endet dieser Ausflug in die Gefilde von Marzfeld. Eine waschechte Ballade beschließt diese Scheibe. Das geht ans Herz und fast könnte man glauben, dass hier auch der Gedanke an den verstorbenen Thilo Weber mit von der Partie ist. So wird das Album gekonnt abgerundet.

Fazit: Zunächst war ich verwirrt ob der Ausflüge in die elektronischen Welten. Obwohl auch im Eröffnungstitel eher härter zur Sache gegangen wird, war ich eher abwartend, die Elektroeinflüsse schienen mir doch überhand zu nehmen. Ab Ungleich gefällt mir das Album schlichtweg gut. Bei dem Stil sollten sie bleiben, denn das können sie und die Songs gehen alle in die Beine, ins Hirn oder ans Herz. Da der Anfang mir nicht so zusagte, gibt es hier ein paar Abstriche - aber summa summarum eine beachtliche Scheibe. Danke an Bora Ökzüz, der sie mir in die Hand gedrückt hatte. Ich werde mir auch mal die beiden Vorgängeralben ziehen.

Anspieltips: Falsche Helden, Stalingrad und Du Fehlst
Kay L.
9
Leser Bewertung0 Bewertungen
0
9