Mercenary und Hatesphere am 05.02.2024 im Backstage in München

Schwere Riffs für dunkle Tage

Eventname: Soundtrack Of Hate – European Tour 2024

Headliner: Mercenary

Vorband: Hatesphere

Ort: Backstage München (Club)

Datum: 05.02.2024

Kosten: 28,00 € VVK

Genre: Death Metal, Thrash Metal, Groove Metal, Power Metal

Besucher: ca. 80 Besucher

Veranstalter: Backstage München

Link: https://backstage.eu/mercenary-hatesphere.html

Was kann es Besseres geben, als die Woche mit einem Konzert zu starten? Mir fällt da nicht viel ein, und glücklicherweise sehen das zwei großartige dänische Bands anscheinend ganz genauso. Im Bereich des melodischen Death Metal seit mehr als zwei Jahrzehnten eine feste Größe, haben Mercenary und Hatesphere schon so gut wie überall auf der Welt gespielt, der letzte Besuch in München ist aber für beide Bands schon eine ganze Weile her. Im Fall von Mercenary müssten es sogar bereits gute zehn Jahre sein, wenn mich die Erinnerung nicht trügt. Umso schöner, heute Abend diese Hochkaräter im Doppelpack erleben zu dürfen.

Ich bin mit Mercenary zum Interview verabredet und deshalb mehr als überpünktlich am Backstage, in dem heute – bis auf das Konzert im Club – anscheinend Flaute herrscht, Halle und Werk sind verwaist, und es lungern nur ein paar vereinzelte Gestalten vor dem Eingang herum. Drinnen läuft der Hatesphere-Soundcheck, und ich komme mit zwei Besuchern ins Gespräch, die die Bands offenbar noch deutlich länger kennen als ich, und deren Meinungen zum aktuellen Mercenary-Album recht unterschiedlich ausfallen. Wenig später wird mich ein übermüdeter, aber überaus mitteilsamer Jakob zum geplanten Interview einsammeln, aber dazu an anderer Stelle mehr.

Zum Glück bestätigt sich – wie so oft – die Befürchtung eines leeren Saals am Ende wieder einmal nicht: Als ich den Backstage Club kurz vor Beginn betrete, ist er immerhin etwa zur Hälfte gefüllt. Da ginge noch deutlich mehr, aber wenigstens kann man sich problemlos zwischen den Reihen bewegen. Schade für die Bands, gut für den Fotografen.

Hatesphere – 05.02.2024 – München

Mit einer leichten Verspätung machen Hatesphere den Anfang, und sie lassen gleich von Anfang an das Publikum spüren, dass es absolut keine Rolle spielt, wie viele Menschen sich vor der Bühne versammelt haben. Nach einem kurzen Intro ballert uns das Quintett erst einmal Hatred Reborn und Cutthroat vom aktuellen Album um die Ohren, nur um gleich darauf mit Murderous Intent fast 20 Jahre in der Bandgeschichte zurückzureisen. So gespannt ich auf den (für mich) neuen Fronter Mathias war, der seit 2022 ins Mikro schreit – auf dieser Tour ist er nicht dabei. Der Blondschopf an den Vocals heißt Alexander Hall Kristensen und ist von den Kopenhagener Landsmännern Hanging The Nihilist ausgeliehen. Und er macht seine Sache ausgezeichnet, das kann man auch an der Reaktion des Publikums sehen. Grinsende Gesichter und ausgelassen kopfnickende Menschen, das ist mehr, als man unter normalen Umständen von einem grauen Februarabend verlangen kann. Klampfer Peter feixt sich Grimassen schneidend durch das Set, meistens Seite an Seite mit Basser Jimmy, während Kasper an der Gitarre die Mähne fliegen lässt. An den Drums übrigens auch ein alter Bekannter: Mike Park Nielsen hat bis 2009 bei Mercenary getrommelt.

Irgendwann gegen Ende kullert dann noch eine Handvoll moshwilliger Jungspunde vor die Bühne, und mein Nebenmann, mit dem ich mich in der Pause bereits nett unterhalten habe, kann sich nach kurzer Tuchfühlung mitsamt seiner Gehhilfe gerade noch so in eine stabile Seitenlage retten. Egal, nichts Schlimmes passiert, das hier ist nicht wirklich ein brodelnder Moshpit, sondern eher die IG Raumgreifendes Tanzen. Macht nichts – die Stimmung ist bestens. Darkspawn, Murderous Intent, Lies And Deceit – die wilde Fahrt geht weiter und weiter, nur hin und wieder durch markerschütternde Breakdowns unterbrochen. Geiler Auftritt, so kann der Abend gern fortgesetzt werden.

Mercenary – 05.02.2024 – München

Flott umgebaut, und schon stehen Mercenary auf der Bühne. Diese blicken bereits auf über 30 Jahre Bandgeschichte zurück, und in dieser Zeit hat sich die Besetzung etliche Male verändert. Selbst der Mann an der Rhythmusgitarre, Jakob Mølbjerg, auch wenn er mit Abstand am längsten dabei ist, ist kein Gründungsmitglied. Über die Jahre sind ein gutes Dutzend Musiker gekommen und wieder gegangen, und auch wenn es anmaßend wäre, daraus pauschale Aussagen abzuleiten, möchte ich behaupten, dass das dem kreativen Output der Band zumindest nicht geschadet hat. Das letzte Album – Soundtrack For The End Times – kam nach etwas mehr als zehn Jahren im Herbst des vergangenen Jahres auf den Markt, und was wir gleich mit dem ersten Song Burning In Reverse zu hören bekommen, klingt mehr als nur vielversprechend. Eine Spur düsterer und schwermütiger, dafür vom Sound her noch ein Stück ausgefeilter – kein kompletter Richtungswechsel, aber doch eine Entwicklung, die hier zu erleben ist. Eingängig und getragen von tollen Melodien waren die Songs der Band schon immer, daran hat sich nichts geändert.

Die musikalische Reise geht quer durch die Diskografie der 2000er-Jahre, angefangen mit 11 Dreams vom gleichnamigen Output aus dem Jahr 2004, über Soul Decision aus The Hours That Remain bis hin zu Endless Fall aus Architect Of Lies.

Mercenary – 05.02.2024 – München

Sänger René steht wie ein Fels mittig auf der Bühne und bearbeitet seinen Bass wie ein Berserker, während Martin auf der linken Seite der Bühne den Sechssaiter schwingt. Auf der anderen Seite Jakob, ebenfalls an der Klampfe, der sich voll auf sein Instrument konzentriert und sich immer wieder mit geschlossenen Augen in die Songs hineinfühlt. Die Band hat sichtlich Freude an diesem Auftritt, es ist nicht zu übersehen, wie sehr die Dänen ihr Publikum vermisst haben, und wie gut es ihnen ganz offensichtlich tut, wieder im Applaus baden zu können, die neuen Songs kommen an.

Den größten Teil des Abends nimmt dann auch folgerichtig der aktuelle Longplayer ein – Where Darkened Soulds Belong, Anthem For The Anxious – und zum Abschied noch Beyond The Waves. Für mich ist es in allererster Linie ein Abend des Entdeckens und Erinnerns. Der groovend-düstere Stilmix aus Thrash und Death Metal hat eine enorme Sogwirkung, die Bühnenperformance ist erste Sahne, und die umfangreiche Live-Erfahrung merkt man den Jungs in jedem Moment an. Bleibt zu hoffen, dass es nicht abermals ein Jahrzehnt dauert, bis ich wieder ins selbe Bühnenlicht schauen darf. Tak Hatesphere, tak Mercenary!

Hier kommt ihr zu meinem Interview mit Jakob von Mercenary:

Das Interview mit Jakob Mølbjerg von Mercenary zum aktuellen Album „Soundtrack For The End Times“