Metalheadz Open Air am 30.05. und 31.05.2025 in Eggelstetten

Schnauzer, Bier und Heavy Metal

Festivalname: Metalheadz Open Air

Bands: Blitzer, Rotting Empire, Duel, Triumpher, Hellish Crossfire, Tyrant, Praying Mantis, Midnight, Sapid Steel, Beast, Leatherhead, Liquid Steel, Lucifuge, Helvetet’s Port, Witchtower, Hellripper, Tankard

Ort: Eggelstetten

Datum: 30.05.2025 – 31.05.2025

Kosten: 90 € VK

Genre: Heavy Metal, Thrash Metal, True Metal, Black Thrash, Death Metal

Besucher: 667 Besucher

Veranstalter: Bavarian Metalheadz e. V. (https://www.bavarian-metalheadz.de/)

Link: https://www.metalheadz-open-air.de/

 

Auf einer kleinen Wiese bei Eggelstetten, irgendwo im schwäbischen Nirgendwo, finde ich mich auf einem der wohl sympathischsten Festivals wieder, die Metal-Deutschland zu bieten hat. Überschaubar, nicht laut beworben – aber genau das macht den Reiz derartiger Veranstaltungen ja aus. Wer auf traditionellen Metal steht, ist hier goldrichtig. Und mit „überschaubar“ ist keine leere Floskel gemeint: 667 zahlende Gäste, dazu das Personal, das zum Großteil aus Mitgliedern des veranstaltenden Bavarian Metalheadz e. V. zu bestehen scheint. Viel mehr gehen hier auch gar nicht – das Gelände ist klein, aber zweckmäßig. Und ehrlich gesagt: Genau so mag ich’s.

Der Einlass läuft entspannt. Kein Gedränge, keine übermotivierten Ordner. Stattdessen wird mir freundlich erklärt, wo ich am besten mein Zelt hinstelle – platzsparend, versteht sich. Regeln? Gibt’s kaum. Grills? Ja. Glasflaschen? Auch. Hunde? Nur auf dem Campingplatz und an der Leine. Klingt banal, fühlt sich aber befreiend an.

Hinter den Kulissen lief’s wohl weniger entspannt. Kev „Skids“ Riddles musste kurzfristig alle Auftritte canceln – gesundheitliche Gründe. Bitter für die Veranstalter, denn damit fielen gleich zwei geplante Acts weg: Kev Riddles’ Baphomet und Tytan. Aber: mit Praying Mantis und Liquid Steel wurde in Rekordzeit hochkarätiger Ersatz gefunden. Einfach war das nicht, wie mir ein Helfer beim Einlass erzählt. Man habe „alle Hebel in Bewegung gesetzt und jeden Gefallen eingefordert“. So klang’s – erschöpft, aber stolz.

Tag 1

Da ich erst am Freitag anreise, fällt die Pre-Party für mich leider flach. Kein entspanntes Ankommen, kein erstes Bier in der Abendsonne – ich stolpere direkt zur Bühne, auf der pünktlich die erste Band loslegt. Und der Platz davor ist schon ordentlich gefüllt. Blitzer eröffnen das Festival mit entspanntem Heavy Rock. Die noch junge Truppe aus Augsburg macht auf der Bühne eine gute Figur. Neben eigenem Material gibt’s auch ein Cover. Genug eigenes Material, um die Spielzeit zu füllen, habe man nicht, erklärt der Frontmann. Aber bei Stand Up And Shout von Großmeister Dio dürfte sich hier kaum jemand beschweren.

Über die Organisation kann man sich übrigens auch nicht beschweren. Bier holen in der Umbaupause? Geht tatsächlich schnell. Und das, obwohl der allgemeine Durst sichtbar groß ist. Das analoge Bonsystem (man kauft Wertkarten, auf denen in 50-Cent-Schritten der Kaufpreis ausgestrichen wird) wirkt zwar etwas aus der Zeit gefallen, passt damit aber auch zum Metalheadz Open Air. NFC-Chip und 80er-Jahre-Schnauzer passen halt nicht so recht zusammen. 

Weiter geht’s mit Death Metal. Rotting Empire sind bereits seit 25 Jahren in der bayerischen Metalszene unterwegs. Der Auftritt? Motiviert, keine Frage – aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Technisch ist das alles solide, aber es fehlt der rote Faden. Mal klingt es, als wollten die Ingolstädter in Richtung Melodic Death abbiegen, dann wird’s plötzlich oldschool-brachial oder man rutscht kurz in Thrash-Gefilde ab.

Duel

Duel gehen da deutlich geradliniger zu Werke. Die Texaner sind der erste internationale Act auf dem diesjährigen Metalheadz. Sie liefern ultraschweren Stoner Rock, wummernd, lässig, sonnenverbrannt: der ideale Sound für einen heißen Festivalnachmittag im Halbschatten mit einem Halbliter in der Hand. Ich bin offenbar nicht der Einzige, der das so sieht: Der Platz vor der Bühne ist voll, die Köpfe nicken im Takt.

Auf entspannte Stoner-Klänge folgt eine gehörige Portion Pathos. Bei Triumpher ist schon nach den ersten Tönen klar, wohin die Reise geht. Bei den Griechen dürfte Warriors Of The World regelmäßig laufen – und ich bin mir nicht sicher, ob Frontmann Mars Triumph und seine tapferen Recken überhaupt was anderes als Manowar in ihrer Plattensammlung dulden. Das meine ich gar nicht despektierlich: Triumpher fangen den Sound der Kings of Metal ziemlich gut ein und haben auch songwriterisch einiges drauf. Am Ende aber noch ein Manowar-Cover rauszuhauen, ist dann doch etwas viel des Guten. 

Mit Hellish Crossfire und Tyrant stehen als Nächstes wieder zwei Bands aus deutschen Landen auf dem Programm. Neben ihrer Herkunft haben die beiden Kapellen aber nicht viel gemein: Hellish Crossfire liefern seit den frühen 2000ern schnörkellosen Thrash, roh und direkt. Tyrant dagegen sind im Power-Metal zu Hause, lösten sich 1989 auf und machen seit ein paar Jahren wieder die einschlägigen Festivals unsicher. Beide kommen beim Publikum gut an und haben sichtlich Spaß auf der Bühne.

Praying Mantis

Jetzt sollte eigentlich Kev Riddles die Bühne entern und unsterbliche Hits wie Angel Witch zum Besten geben. Wie eingangs bereits erwähnt, ist der aber krank und deswegen entert stattdessen Tino Troy die Bühne und gibt unsterbliche Hits wie Children Of The Earth zum Besten. Dass ich Riddles verpasse, schmerzt zwar, Praying Mantis trösten mich aber schnell darüber hinweg. Hier stimmt vom ersten bis zum letzten Ton alles. Nicht nur die Klassiker treffen, auch neuere Nummern wie Keep It Alive überzeugen. Das Publikum singt mit, die Band ist glücklich. 

Midnight-MetalheadzOpenAir-Day1-25-2

Zeit fürs Bett? Oder doch lieber für die Afterparty im Zelt? Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Zuerst setzen Midnight einen amtlichen Schlusspunkt. Die Band strotzt vor Energie, wirft sich ohne Umwege ins Chaos – und fordert das Gleiche vom Publikum. Und das liefert: Es wird gemosht, geheadbangt, geschwitzt. Der Sound sitzt, die Stimmung auch. Zum Abschied drehen die Jungs noch eine Ehrenrunde durch den Fotograben, schütteln Hände, feiern mit der Menge. Fortgesetzt wird die Party wahlweise auf dem Campingplatz oder im Partyzelt, wo die Veranstalter weiterhin für Biernachschub sorgen.

Tag 2

Die Party war gut, die Nacht entsprechend kurz. Wer im Zelt pennen kann, als gäbe es keine Morgensonne – Chapeau. Ich jedenfalls brauche erst mal Koffein und was Deftiges im Magen, bevor ich mich zurück ins Festivalleben werfe. Zweiter Tag Metalheadz Open Air. Auf der Bühne: Sapid Steel. Eine Coverband mit eigenen Ambitionen und der nötigen Portion Charme. Kein Geniestreich, aber solide. Und mit Klassikern von AC/DC und Konsorten genau die richtige Begleitung für das Weißwurstfrühstück.

Der Frühstückstisch ist abgeräumt, der Kaffee wirkt. Damit ist es Zeit für den ersten „richtigen“ Act des Tages. Beast machen den Anfang. Seit rund sechs Jahren unterwegs, aber erst ein Album auf dem Kerbholz. Was da aus den Boxen dröhnt, ist solider Heavy Metal, aber auch recht beliebig. Alles schon mal gehört, alles schon mal besser gefühlt. Ich nicke höflich im Takt, aber mehr aus Anstand als aus Überzeugung und konzentriere mich auf die erste Konterhalbe.

Auch heute steht Griechisch auf dem Speiseplan. Leatherhead haben das Rad zwar auch nicht neu erfunden, statt an Manowar orientieren sie sich aber eher am amerikanischen Power Metal der Sorte Savage Grace. Statt klebrigem Pathos gibt’s also deftige Riffs. Insgesamt ein stilsicheres, handwerklich sauberes Set, das die Jungs zu ihrem ersten Deutschland-Auftritt mitgebracht haben. 

Darauf folgt Ersatzband Nummer zwei: Liquid Steel, die für Tytan einspringen. Der klassische Heavy Metal der Tiroler kommt beim traditionsbewussten Metalheadz-Volk gut an. Man merkt, die Musiker haben Spaß, denn sie geben trotz der Hitze alles. Und das überträgt sich auch aufs Publikum.

Lucifuge

Mittlerweile brennt die Sonne erbarmungslos auf das Gelände. Die wenigen Schattenflecken vor der Bühne sind heiß umkämpft, im Zelt mit Bier und Futter steht die Luft. Aber Lucifuge scheinen davon nichts mitzubekommen. Sie stiefeln in schwarzen Lederjacken auf die Bühne, behängt mit mindestens drei Kilo Nieten pro Kopf. Das passt zur Musik: Black Thrash ist angesagt und zwar von der dreckigen Sorte. Die Riffs sägen, das Schlagzeug treibt, der Schweiß tropft nicht nur von der Crowd. Dazu ein Backdrop, das aussieht wie in der Nacht vorher aus Folie und Gaffa zusammengetackert. Kein Firlefanz, kein Bullshit. Nur Energie und Haltung.

Auch Helvetet’s Port setzen mit ihren Bühnenoutfits Akzente: Ihre hautengen Kunstlederhosen überlassen nur wenig der Fantasie. Musikalisch sind die Schweden aber in deutlich ruhigeren Fahrwassern unterwegs. Ihr oldschooliger Heavy Metal lebt von prägnanten Riffs, Geschwindigkeitsrekorde hat man nicht im Blick. Damit liefern sie aber den perfekten Sound, um sich nach dem vorangegangenen Geballer etwas zu entspannen. 

Wir bleiben in den 80ern, wechseln aber die Klimazone: von Schweden nach Andalusien. Witchtower stehen auf dem Plan. Für mich eine Neuentdeckung, die ich allein dem Metalheadz Open Air verdanke. Auf die Ohren gibt’s NWoBHM, mit allem, was dazugehört: galoppierenden Riffs, Twin-Guitars, einem Hauch Okkultismus. Wer Satan oder Saxon im Plattenschrank hat, dürfte hier innerlich nicken. Auch optisch stimmig umgesetzt, ohne aufgesetztes Retro-Gehabe. 

Hellripper

Als Co-Headliner ist für diesen Abend Hellripper gebucht. Wobei mit Hellripper natürlich eigentlich nur James McBain gemeint ist, die mitgereisten Musiker sind allesamt bezahlte Söldner. Die geben zwar Gas und haben sichtlich Spaß, Mr. Hellripper stellt aber regelmäßig klar, dass er das musikalische Genie hinter Hellripper ist. Insgesamt macht er dennoch einen sympathischen Eindruck und hat den einen oder anderen Witz parat. Sein Black-Thrash-Gebräu trifft ebenfalls auf offene Ohren und rotierende Köpfe.

Eigentlich wären jetzt Tankard dran – Freibier, Fun und Frankfurt-Feeling. Stattdessen gibt’s erst mal einen ordentlichen Guss von oben. Die plötzliche Abkühlung tut gut, keine Frage, aber der Zeitplan kippt und der Auftritt der Thrash-Urgesteine wird vertagt. Ich will ein Zeichen setzen und investiere drei Euro in einen knisternden Plastikponcho. Das Geld hätte ich lieber in Bier investiert, denn kaum stehe ich vor der Bühne, schließen sich die Schleusen wieder und Gerre und Co. legen los. 

Die Frankfurter lassen sich nicht lumpen. Kaum auf der Bühne, geht’s mit Vollgas los – wie man’s von Tankard kennt und liebt. Hits wie Rapid Fire und Chemical Invasion zünden sofort und bringen die Meute vor der Bühne in Wallung. Pits, fliegende Haare, Bierduschen. Oben auf der Bühne bleibt’s dagegen vergleichsweise ruhig – weniger aus Zurückhaltung, mehr wegen akuter Rutschgefahr. Trotz Wischaktion ist’s da oben wohl immer noch glitschig. Zwischen den Songs sorgt Gerre mit gewohntem Witz und Bauchgefühl für gute Laune. Stimmung? Hochprozentig.

Tankard

Nach einem rundum gelungenen letzten Auftritt zieht es die Feierwütigen ein letztes Mal ins Partyzelt. Die Stimmung: feucht, fröhlich, erfüllt vom kollektiven Gefühl, dass da gerade ein verdammt gutes Festival zu Ende geht. Es wird angestoßen, umarmt, gelacht – und irgendwann ist auch das letzte 50-Cent-Kästchen auf dem Getränkezettel durchgestrichen. Für mich heißt das: Ab ins Bett, bevor am Morgen das nasse Zelt ins Auto geladen wird und ich die Rückreise antrete.