Mittelalterliches Phantasie Spektakulum in Bad Säckingen, Schlosspark am 21. und 22.04.2018

„Mittelalterliches Phantasie Spektakulum in Bad Säckingen, Schlosspark am 21. und 22.04.2018“

Event: Mittelalterliches Phantasie Spektakulum

Bands: Cultus Ferox, Koenix, Die Pestbeulen, Madina Das Spielweyb, Fanranspil, Kel Amrûn, Marama Tribe

Ort: Schlosspark, Bad Säckingen

Datum: 21. und 22.04.2018

Kosten: Samstag 21.04.2018   bis 5 Jahre  frei
ab 6 Jahre  VVK: 8,-/13-, €     TK: 18,- €
ab 16 Jahre VVK: 20,-/25,- €  TK: 30,- €
Kosten: Sonntag 22.04.2018    bis 15 Jahre  frei
ab 16 Jahre VVK: 15,- €  TK: 15,- €
ab 55 Jahre VVK:  8,- €  TK: 8,- €
ab 66 Jahre  frei
Kosten: 2 Tagesticket: ab 16 Jahre  VVK: 30,-/35,- €  TK: 40,- €

Genre: Mittelalter Rock, Folk Rock, Marktmusik, Rock, Elektronik

Besucher: ca. 4000

Veranstalter: Mittelalterliches Phantasie Spektakulum

Links: https://www.facebook.com/events/490017121362418/ und https://www.spectaculum.de

Am 21. und 22.04.2018 war es wieder einmal so weit, der Schlosspark in Bad Säckingen wurde in ein mittelalterliches Flair getaucht. Der Tross des größten reisenden Mittelaltermarktes, des Mittelalterlichen Phantasie Spektakulums, schlug seine Zelte auch in der 25. Spielsaison am Hochrhein auf und mit ihm kamen Ritter, Edelleute, Bettler, Hofnarren, Mönche, Spielleute, Gaukler und auch Tote in die Stadt. Der Schlosspark ist ein wahres Naturidyll, direkt in der City und am Rhein gelegen. Das Zentrum des Parks bildet das wunderschöne, kleine Schloss Schönau, um das herum sich das MPS-Spektakel abspielt, während auf der Rheinseite des Parks der Diebsturm einen herrlichen Ausblick auf Europas längste Holzbrücke bietet, welche Bad Säckingen mit der Schweizer Stadt Stein verbindet. So kann der MPS-Besuch gleich mit einem kurzen Trip in die Schweiz verbunden werden, wo am anderen Rheinufer passend zum MPS immer ein kleiner Flohmarkt stattfindet. (Achtung: Unbedingt einen Ausweis dabei haben, da der Zoll sich alljährlich mit Drogensuchhunden an der Brücke postiert.) Der Schlosspark ist definitiv einer der schönsten Veranstaltungsorte des MPS, aber auch der kleinste.

Bei nahezu perfektem Wetter stand einer tollen Veranstaltung nichts im Weg und so öffneten sich pünktlich um 11 Uhr die Tore. Rasch füllte sich der Schlosspark und ein buntes Gewusel aus Gewandeten, Familien und Kindern nahm seinen Lauf. Etwa 30 Minuten nach dem Einlass wurde dann der Markt offiziell durch Bruder Rectus eröffnet, der mit dem Hässlichen Hans, dem Tod und der Fechtkampfgruppe Fictum auf der großen MPS-Bühne seine unheilige Morgenmesse zelebrierte. Mit dem einen oder anderen Kirschbier und unflätigen Flüchen auf der Zunge wurde es eine witzige Zeremonie, in die auch immer wieder das Publikum eingebunden wurde. So wurde z.B. eine gewisse Vera nach vorne gerufen und bekam von der versammelten Mannschaft ein Geburtstagsständchen dargeboten und obendrein noch ein paar dumme Sprüche des Tods mit auf den weiteren Lebensweg. Ein anderer Geistlicher im Publikum wurde dazu verdonnert ein Ginger Bier auf Ex zu kippen, was großes Gelächter im Publikum auslöste. Offenbar hat er das gewöhnungsbedürftige Getränk aber ohne weitere Schäden überstanden, denn später wurde er noch des Öfteren an der Drachenschenke gesichtet. Nach der Eröffnungszeremonie hatte man noch gerade Zeit sich mit etwas Flüssigem zu versorgen, bevor die Spielleute Faranspil auch das musikalische Wochenende eröffneten. Der Markt in Bad Säckingen ist etwas Besonderes unter den MPS-Veranstaltungen, quasi ein Unplugged – MPS, denn da der Park mitten in der City gelegen ist, werden hier zum Anwohnerschutz nur die leiseren Bands eingeladen. Seit 2013 ließen die örtlichen Lärmschutzauflagen keine Beschallung mehr zu, was die Macher des MPS dazu veranlasste, das ganze Festival komplett unverstärkt durchzuführen. Back to the Roots heißt seitdem die Devise. Mit ihrem bunten Mittelalter-Folk nahmen sie schon am frühen Mittag das Publikum mit auf eine Reise von der Mongolei bis nach Galacien, von Finnland bis nach Persien. Mit ihren bezaubernden Klängen aus dem fernen Morgenland und den märchenhaften Weisen aus dem alten Abendland brachten sie schon den einen oder anderen zum Tanzen, während andere es vorzogen, den Schlosspark genauer in Augenschein zu nehmen.

Das Programm des MPS war wie immer sehr abwechslungsreich und es gab vieles zu entdecken. Viele Händler hatten den Weg nach Bad Säckingen gefunden und so war das Angebot ziemlich groß. Vom einfachen Lederband über Messer, Deko, Musik, Schmuck, bis hin zu Gewandungen, Schwertern und gar ganzen Ritterrüstungen war alles zu bekommen, was das mittelalterliche Herz begehrte. Auch diverse Handwerker gaben einen interessanten Einblick in alte Berufe wie den des Schmieds, des Töpfers oder des Bildhauers. Die kleinen Besucher zog es dagegen zum Puppentheater Kiepenkasper, der mit seinen hölzernen Figuren einzig, aber nicht artig war. Auch der Falkner Achim Häfner ließ viele Kinderaugen leuchten, während er seine Greifvögel mit großer Leidenschaft präsentierte und viel Interessantes über die Tiere zu berichten wusste. Doch nicht nur die Kleinen hatten Spaß dabei, sich für kleines Geld einen Uhu auf den Arm setzen zu lassen, um für das Erinnerungsfoto zu posieren. Bemerkenswert; Achim machte dies alles für einen guten Zweck, denn er stiftet jeden Euro, den er auf den MPS einnimmt an ein Kinderhospiz.

Die Temperaturen hatten mittlerweile die 30 Grad überschritten, was dazu führte, dass wir uns überwiegend vor der MPS-Bühne aufhielten, da hier ein großes Schatten spendendes Sonnensegel aufgespannt war. Der Platz war mittlerweile gerammelt voll, die Leute standen dicht gedrängt, ob nun wegen des Schattens oder wegen Koenix, die dort zwischenzeitlich auf der Bühne standen. Fakt ist aber, die Schweizer verstanden es, mit ihrer energiegeladenen Show das Publikum zu animieren. Mittelalterliche Folkmusik ist bei Koenix ein sehr dehnbarer Begriff, denn hämmernde Rhythmen wechseln sich ab mit alten Weisen, Volksliedern aus aller Welt, aber auch Eigenkompositionen, die untermalt mit vielen Sackpfeifen, Schalmeien und allerlei Percussion ins Bein gehen. So wurde vor der Bühne wild getanzt und gefeiert, trotz der großen Hitze. Direkt im Anschluss war es dann Zeit für den ersten Auftritt von Cultus Ferox. Noch im letzten Jahr spielten sie auf der kleineren Festivalbühne, doch da die großen Corvus Corax in diesem Jahr nicht mit von der Partie waren, durften die Berliner Jungs das Erbe antreten und auf der großen MPS-Bühne aufspielen. Darauf hatte offenbar jeder im Park gewartet, denn es strömten immer noch mehr Leute unter das Sonnensegel und feuerten die Band an, endlich zu beginnen. Der Bandname stammt aus dem lateinischen und bedeutet nichts anderes als Wilde Lebensart – und genau das praktizierte die Band dann auch auf der Bühne. Geboten wurde eine kraftvolle, abwechslungsreiche, energetische Instrumental-Liveshow, geprägt von Sackpfeifen und Perkussionsinstrumenten. Die Musiker bringen alle jahrelange Erfahrung aus anderen großen Szenebands mit, so spielten sie schon bei Corvus Corax, Tanzwut, Wolgemut und Heidenlärm. Das macht auch den Stil der Band aus, mittelalterliche Dudelsäcke und Trommeln treffen auf Elemente aus Rock und Elektronik. Mal ruhig und traditionell, dann wieder kraftvoll und mitreißend. Die Spiellust ist in jedem Moment spürbar und überträgt sich prompt auf das Publikum, das auch hier in Säckingen nicht stillstehen und genießen konnte. Vor der Bühne war ordentlich Stimmung, es wurde geschunkelt, gesungen, getanzt und gefeiert. Leise wurde es nur kurzfristig, als zwischendurch auch noch zwei sehr nett anzusehende Tänzerinnen in knappen Mini-Outfits auf die Bühne kamen, denn da war die Männerwelt kurzzeitig abgelenkt und war mit Gaffen beschäftigt. Die Band um Feuerteufel und Brandan sucht in der Mittelalterszene sicherlich ihresgleichen und hebt sich von anderen Bands ab.
Das Gelände hatte sich in den Nachmittagsstunden erheblich gefüllt und mehrere Tausend Gäste sorgten überall für dichtes Gedränge. An den diversen Theken hatten die Mädels alle Hände voll zu tun. Besonders gut gingen der obligatorische Met, aber auch die nicht alltäglichen Biersorten wie Kirschbier, Apfelbier, Ginger Bier und Schwarzer Abt. Auch für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt, angeboten wurden u.a. Zyklopenspieße (300 g feinstes Schweinefleisch) oder Hexenpeitschen (ein halber Meter Mettwurst). Zu den Stoßzeiten bildeten sich hier allerdings lange Schlangen und man musste etwas Geduld mitbringen. Neben den Aktionsbühnen und den Fress- und Getränkeständen waren bei den hohen Temperaturen natürlich vor allem die Schattenplätze beliebt. Viele nutzten den Springbrunnen des Geländes oder den angrenzenden Rhein, um einfach mal die Füße ins Wasser zu halten. Die gewandeten Besucher und Schausteller waren in ihren Rüstungen, Masken und Leder- und Felloutfits ganz sicher nicht zu beneiden, doch die allermeisten machten gute Miene zu den hohen Temperaturen und posierten immer wieder geduldig für Fotos. So auch die Fechtkampfgruppe Fictum, die bei der Hitze mehrfach ihre Schaukämpfe aufführte. Gut, dass die Rüstungen alle aus rostfreiem Edelstahl hergestellt sind, denn der Schweiß floss in Strömen. Auf die großen Ritterturniere mit Pferden und Feuerspektakel musste hier aus Platzgründen verzichtet werden, nichtsdestotrotz fanden sich auch so viel Interessierte zu den Shows ein. Auch auf die Heerlager musste aus Platzgründen hier in Bad Säckingen verzichtet werden.

Dadurch, dass alle Bands mehrfach über den Tag auftraten, hatten wir am späten Nachmittag noch die Möglichkeit Kel Amrûn auf der Festivalbühne zu bewundern. Den Schweizer Mittelalterbarden gelang es ebenfalls mühelos eine stattliche Menge vor der Bühne zu versammeln und das, obwohl sie sich ganz klar aus der typischen Mittelaltermusikszene abheben – oder eben darum. Mit ihnen ging es auf eine mystische Reise durch verschiedene Zeiten und Kulturen. Ungewöhnlich und auch gewöhnungsbedürftig waren der zum Teil schwizerdütsche Gesang bei den Eigenkompositionen der Band. Obwohl ich in Grenznähe wohne und auch öfter mal in der Schweiz bin, war ich dabei gnadenlos überfordert. Ungewöhnlich war auch die Auswahl der Instrumente, denn neben Dudelsäcken, Trommeln und Flöten agierten die Musiker auch mit Harfe, Klarinette und Kontrabass. Obwohl die Musik durchaus tanzbar war, viel Bewegung war bei der Hitze nicht auszumachen. Die Leute saßen lieber im Gras, oder suchten Schutz unter den Bäumen. Danach hieß es auf der kleinen Schlossbühne Hurra, Hurra, Die Pest Ist Da mit den Die Pestbeulen aus dem südlichen Baden Württemberg und der Schweiz. Die Beulen verpesteten unsere Lauscher mit typischer, mittelalterlicher Marktmusik, bei der sich bestens der eine oder andere Met vernichten ließ.

Den Abend ließen wir eher gemütlich am Ye Olde Cider Pub ausklingen, während im Hintergrund die Liedermacherin Madina Das Spielweyb ihre Marktmusik zum Besten gab. Die Band Marama Tribe ist während des ganzen Tages völlig an mir vorbei gegangen. Weiß der Teufel, wann und wo die mehrfach gespielt haben, jedenfalls nie, wenn ich gerade in der Nähe war. Am Sonntag, dem verbilligten Familientag, gab es das gleiche Programm, nur mit stark abgespeckter musikalischer Begleitung. Von den Bands, die uns bereits am Samstag den Aufenthalt versüßten, traten am Sonntag nur noch Cultus Ferox und Die Pestbeulen auf. Nichtsdestotrotz fanden wieder unendlich viele Interessierte den Weg in den Bad Säckinger Schlosspark, vor allem viele Familien mit Kindern, denen am Samstag der Eintritt einfach zu teuer war. Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre sowie Rentner ab 66 Jahre kamen umsonst auf das Gelände, Erwachsene zahlten die Hälfte vom gestrigen Eintrittspreis.

Im Vorfeld dieser Veranstaltung wurde durch den Veranstalter Gisi via Facebook angekündigt, das 2018 das letzte MPS in Bad Säckingen stattfinden würde. Beim Betreten des Geländes fielen jedoch sofort Terminankündigungen für das erste Aprilwochenende in 2019 ins Auge. Es geht also weiter für das kleinste MPS am Hochrhein…