Napalm Over Europe am 20.04.2022 im Nachtleben in Frankfurt

Gewaltiger dänischer Death Doom hält Einzug ins Nachtleben

Bands: Konvent, Implore, Livløs

Ort: Nachtleben, Kurt Schumacher Str. 45, 60313 Frankfurt am Main

Datum: 20.04.2022

Kosten: 25 € VK, 30 € AK

Genre: Death Metal, Death Doom Metal

Besucher: ca. 100 Besucher

Veranstalter: Nachtleben Frankfurt

Link:  https://www.facebook.com/events/287679426469528/

Setlisten:

  1. Kistef Jael
  2. Drenched In Turmoil
  3. An Then There Were None
  4. Serpentine Supremacy
  5. Mortal Severance
  6. Pallbearer
  7. The Puriest Black
  8. Seize The Night

  1. Into The Soot
  2. Grains
  3. The Eye
  4. Fatamorgana
  5. Sand Is King
  6. Trust
  7. Never Rest
  8. Ropes Pt 2
  9. Puritan Masochism
  10. Pipe Dreams
  11. Squares

  1. Sentenced
  2. Abandoned Desires
  3. All Consuming Filth
  4. Masochistic
  5. Never Again
  6. The Constant Dissonance
  7. Segregate
  8. Disgrace
  9. Sun
  10. Parallax
  11. Patterns To Follow
  12. Burden
  13. Despondency

So, heute geht es innerhalb von zwei Wochen erneut nach Frankfurt ins Nachtleben. Udo und ich machen uns am frühen Nachmittag wieder auf den Weg ins Nachtleben nach Frankfurt. War es vor zwei Wochen die Double The Metal Tour von Nervosa und Burning Witches, ist es heute die Napalm Over Europe Tour von Konvent und Implore. Das können wir uns von Time For Metal natürlich nicht entgehen lassen.

Rechtzeitig angekommen gehen wir in die Pizzeria neben dem Nachtleben noch was essen. Dort sind bereits alle Bands versammelt und stärken sich für nachher. Nach den Damen von Konvent verlassen wir die Pizzeria ebenfalls und gehen in die Location. Dort ist alles noch sehr überschaubar und wird es heute leider auch bleiben. Für die Bands finde ich das sehr schade. Alle Metaller schreien ja förmlich, dass sie ausgehungert und wild nach Konzerten sind … und wo seid ihr dann bei solchen Events!?

Kurz noch zur Tour: Ursprünglich sollten Konvent mit 1914 auf Tour gehen. Die Ukrainer mussten leider aus den uns allen bekannten Gründen absagen. Dafür sind dann dankenswerterweise Implore eingestiegen. Heute Abend sollten eigentlich auch noch Hiraes um „Elchkuh“ Britta Görtz dabei sein. Die Band musste leider kurzfristig aus Krankheitsgründen absagen. Das ist natürlich sehr schade, denn auf Britta hatte ich mich sehr gefreut, habe ich sie doch das letzte Mal noch zu Cripper Zeiten gesehen.

Am Merchstand treffen wir bereits die Mädeln von Konvent, mit denen wir uns sehr gut unterhalten, Selfies machen und die uns unsere Sachen gerne signieren.

Los geht es mit Livløs, die wie Konvent aus Dänemark kommen. Die Band ist alles andere als ihr Name. Leblos sind die fünf Jungs auf der Bühne absolut nicht. Von Beginn an präsentieren sie sich sehr agil vor dem überschaubaren Publikum. Die gehen hier voll ab und das wird ihnen von den Fans sehr gedankt. Livløs spielen Death Metal mit ein wenig melodischem Ansatz, wobei er sich jedoch sehr von dem Melodic Ansatz so mancher Kirmestruppen unterscheidet. Die Band existiert seit 2014 und hat mit Into Beyond (2018) und And There Were None bisher zwei Alben veröffentlicht. Das ist noch richtiger Death Metal in der Mucke dieses jungen Quintetts, das mit seinem letzten Album And Then There Were None die Fans auf sich aufmerksam machte und das im letzten Jahr noch mitten in der Corona-Krise. Nicht nur der Titelsong des Albums wird heute hier präsentiert, sondern bis auf einen Song (Gallows) das gesamte Album. Ganz toller Auftritt der Band hier. Mit Sänger Niklas Lykke unterhalte ich mich im Anschluss noch etwas. Er erzählt mir, dass das heute tatsächlich ihr erster Gig in Deutschland ist und dass sie darauf mächtig stolz sind. Das können sie getrost auch sein.

Nach der Umbauphase sind bereits Konvent dran. Wie ihr wisst, ist ein Konvent eine Versammlung von Ordensleuten eines Klosters. In diesem Fall sind es vier Ordensschwestern, die von einem Death Doom Dämon befallen sind. Die drei Instrumentalistinnen Heidi Withington Brink (Bass), Julie Simonsen (Schlagzeug) und Sophie Lake (Gitarre) breiten auf der Bühne einen fetten (Death) Doom Teppich aus, dann kommt Sängerin Rikke Emilie List dazu und grunzt und keift, als wenn sie von einem Dämon besessen wären. Ja, ihr habt richtig gelesen, an der Gitarre steht Sophie Lake (Shamash, Pleaser), die Sara Helena Nørregaard an den Saiten vertritt, da diese Mutterfreuden entgegensieht und die Tour absagen musste.

Konvent, die 2015 gegründete Band aus Kopenhagen, veröffentlichte 2017 ihre erste EP-Demo. Im Januar 2020 folgte das Debütalbum Puritan Masochism über Napalm Records und infiltrierte die (Death) Doom Jünger regelrecht. Vier junge Frauen, die mit ihrem Debütalbum die Death Doom Welt wirklich verblüfften. Death Doom entrückt aus einer anderen Welt. Ja klar, da hat sich eben dieser Konvent zusammengefunden, und er ist von einem Dämon besessen. Permantes Riffing bis der Herzmuskel schmerzt und dazu diese entrückte Stimme von Rikke Emilie List, die mit ihrem gutturalen Timbre eine derart düstere Stimmung bringt.

Okkultmäßig und beschwörend bewegt sie sich heute Abend live dazu. Sie ist nahezu entrückt, teilweise sieht man nur das Weiße in ihren Augen, wenn ihr Gesicht nicht vom langen blonden Haar bedeckt ist. Flankiert ist sie rechts und links von den Saitenspielerinnen, die diese seltsame Atmosphäre untermauern. Im Hintergrund cool und ebenso entrückt Schlagzeugerin Julie Simonsen, deren Rhythmusvorgabe für die Mitspielerinnen wohl auch von einem Dämon der Sinne beraubt fremdgesteuert ist.

Im letzten Monat erst erschienen ist ihr zweites Album Call Down The Sun (ebenfalls über Napalm Records). Beide Alben sind natürlich in Vinyl in meinem Besitz und werden heute Abend von den Damen signiert. Der Gig mit Songs von beiden Alben versetzt die Zuhörer ebenfalls in den Bann des Death Doom Dämons, dem Konvent verfallen sind. Wie in Trance werden wir hier beschworen. Wir können es kaum fassen, als der Gig dann mit Squares zu Ende ist.

Boah, was war das hier ein geiler Gig! Als letzter Act des Abends müssen dann die Jungs von Implore ran. Auf meiner To Do Liste steht schon lange Implore, das würde ich jetzt schreiben, wenn ich die Band nicht schon bereits 2019 beim The Most Brutal Festival in Europe – dem Deathfeast in Andernach bei der letzten regulären Ausgabe dieses Festivals gesehen hätte. Dort hatten sie mich damals doch sehr beeindruckt. Bei Implore im Mittelpunkt steht vor allem Frontmann Gabriel „Gabbo“ Dubko. Der auffällig im Gesicht tätowierte gebürtige Argentinier ist eine richtige Rampensau und versteht es, die Fans anzupeitschen und mitzunehmen. Das Kombinat aus Berlin, Barcelona und Mailand und woher auch immer begeistert mich schon lange. Ihr Stil aus Blackened Death Metal, Grindcore und Crust ist schon etwas Besonderes und mächtig explosiv. Implore hier als Ersatz für 1914 (die hätte ich natürlich auch sehr gerne gesehen) zu bezeichnen, damit würde man der Band nicht gerecht werden. Gabriel „Gabbo“ Dubko verkündet auf der Bühne, dass man hier für die Ukrainer 1914 eingesprungen ist und man an sie denkt. Am Merchstand von Implore steht eine Spendenbox für 1914. Das empfinde ich als eine tolle Geste.

Beim Gig von Implore gehen auch die Mädels von Konvent mächtig mit. Sie haben sich ganz vorne an der Bühne positioniert und nicht nur ihnen scheint der Gig von Implore gut zu gefallen. Von der Klasse der Band, deren erstes Debütalbum Depopulation beim Berliner Label Pelagic Records erschienen ist, scheint auch Century Media Records überzeugt zu sein, denn dort sind die beiden Nachfolger Subjogate (2017) und Alienated Despair (2019) erschienen.

Nach dem Gig von Implore verabschieden wir uns noch von den Bands, die heute großartig im kleinen Rahmen agiert haben.

Fazit: Tolles Konzert mit Konvent, Implore und Livløs im Nachtleben in Frankfurt, bei dem natürlich die Death Doom Sensation Konvent im Mittelpunkt gestanden hat. Aber auch die beiden anderen Bands konnten aus meiner Sicht voll überzeugen. Den Bands und dem Veranstalter hätte ich etwas mehr Publikum gewünscht. Es war toll, diesem Konvent hier beizuwohnen.