Pityhole – das Mitleidsloch im Interview

…wie Träume und die ursprüngliche Leichtigkeit des Lebens, schon im Kindesalter von den sozusagen Großen und Stärkeren zerstört werden!

Artist: Pityhole

Herkunft: Weil am Rhein, Deutschland

Genre: Thrash Metal, Death Metal, New Metal, Doom Metal

Link: http://pityhole.de/

Bandmitglieder:

Alles – Patrick Hanemann
Schlagzeug – Norman Lonhard

Time For Metal / Kati R.:
Hallo Pityhole,
vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Kürzlich hast du zwei Videos zur Promo deines neuen Albums veröffentlicht. Es ist schön, dass wir in unseren News davon berichten können – aber dazu später mehr.
Für alle, die dich, Patrick, noch nicht kennen, stell dich doch bitte kurz persönlich vor und erkläre was oder wer Pityhole ist. Was du/ihr so machst/macht und seit wann es Pityhole gibt.

Pityhole / Patrick Hanemann:
Hey, also erst mal hallo! Ich bin Patrick Hanemann aus dem südbadischen Weil am Rhein und schon sehr lange den Anziehungskräften der Musik ausgeliefert. Mit acht habe ich begonnen, Gitarre zu spielen, mit 14 hatte ich meine ersten Bands und mit Anfang/Mitte 20 reiste ich lange durch Süd- und Zentralamerika – Erfahrungen, die mich musikalisch sehr geprägt haben. Ende 20 war ich dann fast ein Jahr in Sevilla Südspanien und habe dort Flamenco-Gitarre erlernt. Als ich zurückkam, begann eine Zeit, in der ich sehr viele Musikprojekte in Form von Studioarbeiten verwirklicht habe, teilweise als alleiniger Produzent manchmal nur als Mitwirkender. Damals entstand auch Pityhole, mein ureigenes Studioprojekt, welches seine Fühler zuerst in Richtung Indie-Rock, Alternativ und Singer-Songwriter ausstreckte, bis ich dann über die Jahre zu meinen Wurzeln und zur Leidenschaft des Metals zurückkehrte. Pityhole veröffentlicht dieses Jahr sein sechstes Studioalbum.

Time For Metal / Kati R.:
Wie kam es zum Namen Pityhole? Hast du selber ein „Mitleidsloch“ gehabt?

Pityhole
/ Patrick Hanemann:
Der Name entstand fast schon auf dem Reisbrett. Ich habe nach einem Namen gesucht, der gut zu meinen Initialbuchstaben P und H passt. Da ich mich in dieser Zeit, auch wie der Name schon etwas verrät, in einer Art Krise befand, passte er irgendwie gut. Nach Jahren ohne Bands, und teils unglücklichen Erfahrungen mit Musikern, immer auf der Suche nach einem Ziel, fiel es mir immer schwerer Menschen zu finden, mit welchen ich wirklich Musik machen wollte. Ich befand mich beim Start von Pityhole fast ausschließlich in meinem ureigenen, gemachten Loch, dem Studio, in welchem ich meinen Frust und meine immerwährende Sehnsucht in Musik formen konnte! Das Mitleidsloch war geboren!

Time For Metal / Kati R.:
Jetzt haben wir nach den Alben Burn It Down und Last Breath On Earth so lange nichts mehr von Pityhole gehört. Was hat diese Pause verursacht?

Pityhole / Patrick Hanemann:
Es gab für mein Empfinden nie wirklich eine Pause. Da ich ja auch unterrichte und sehr viele andere Genres wie Flamenco, Gipsyjazz, Pop, etc. mag, war ich natürlich anderweit sehr tätig. Mit Schülern habe ich Videos und kleine Produktionen gemacht, unter anderem mein Flamencoalbum Gracias A La Vida aufgenommen, welches ich schon lange hinten angestellt hatte! Das Wichtigste, was jedoch in dieser Zeit passierte, ist, dass ich endlich wieder tolle Musiker gefunden habe, mit denen ich eine Band gegründet habe, gute Jungs mit denen es wirklich wert ist, Musik zu machen und kostbare Lebenszeit zu teilen. Die Band heißt Ember21! Wir haben zusammen ein Demo aufgenommen, und sind eigentlich gerade dabei, live aktiv zu werden. Die Band und die Jungs haben mir sozusagen das Licht am Ende des Pityhole-Tunnels gezeigt. Danke Amigos!

Time For Metal / Kati R.:
Und wie ist es jetzt zum neuen Album Anancastia gekommen? Erzähl uns gerne was zur Entstehungsgeschichte. Was sollten wir zum neuen Album wissen? Wann sollte es ursprünglich veröffentlicht werden?

Pityhole / Patrick Hanemann:
Das neue Album habe ich schon vor fünf Jahren geschrieben! Der einzige Plan, den ich hatte, war eigentlich nur, dass das neue Album schwerer und rhythmischer klingen soll und auch wieder etwas bunter sein dürfte. Eigentlich hatte ich die zehn Songs relativ schnell vorproduziert. Es ist dann viel Zeit verstrichen. In dieser Zeit bin ich unter anderem Vater geworden. Ich war nicht mehr so getrieben, habe mich auch immer gefragt, ob ich ein sechstes Album mit den Ansprüchen, die ich inzwischen habe, noch mal stemmen will und kann. Schlussendlich habe ich mir einfach Zeit gelassen alles ordentlich zu recorden und zu gestalten. Veröffentlichen wollte ich immer wieder, der neuste Termin soll eigentlich Ende Frühling Anfang Sommer sein, jedoch erschwert mir die momentane Covid-19 Situation die Logistik. Ich hoffe nicht, dass ich das wieder verschieben muss.

Time For Metal / Kati R.:
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Ex-Drummer von Triptykon, Norman Lonhard?

Pityhole / Patrick Hanemann:
Norman Lonhard ist mir das erste Mal vor Jahrzehnten aufgefallen. Es gab da einen sehr, sehr jungen Dude nebenan im Proberaum, der so ziemlich alle in den Schatten getrommelt hat. Als ich dann das erste Pityhole-Album aufnehmen wollte, war eigentlich schon längst klar, dass es nur einen geben kann. Norman ist einfach das Maß der Dinge, super verlässlich, grenzenlos musikalisch, tight ohne Ende und einfach einer der coolsten Typen. An dieser Stelle will ich auch noch unbedingt Christoph Brandes von den Iguana Studios erwähnt haben, der bei den letzten drei Pityhole-Alben für Mix und Drum-Recordings zuständig war. Christoph ist sozusagen der dritte Pfeiler, auf dem Pityhole steht und wie Norman einfach auch ein Hammer-Typ. Viele andere Bands der Szene haben ihm auch einen unglaublich fetten Sound zu verdanken. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an die zwei!

Time For Metal / Kati R.:
Für die zwei ersten Singles des neuen Albums hast du zwei Videos veröffentlicht und sagst, dass der Text wie „Faust aufs Auge“ zur aktuellen Situation (zur Corona-Pandemie) passt. Magst du hierzu ein paar Worte sagen? Gerne auch zur Entstehung der Videos unter den aktuell besonderen Umständen.

Pityhole / Patrick Hanemann:
Im Speziellen fand ich den Text von Trumpets Thrilled The Night sehr passend zur Covid-19-Krise! Er handelt von Krankheiten, denen wir täglich ausgesetzt sind und oft die Schwächsten am härtesten trifft. Je älter man wird, merkt man, dass man dem Leben ausgeliefert ist und sich einfach auch mit allem, was kommt, auf irgendeine Art arrangieren sollte. Wenn man alles ganz negativ betrachtet, fühlt es sich wie ein langsames Sterben an, so der Text. Und wenn deswegen mal die Sicherungen durchbrennen, gehört das einfach dazu und ist ein weiterer Schritt in Richtung Unendlichkeit. Bei Kill The Masters Of The World prangere ich die Mächtigen dieser Welt an. Das Video zeigt, wie Träume und die ursprüngliche Leichtigkeit des Lebens, schon im Kindesalter von den sozusagen Großen und Stärkeren zerstört werden!
Da mir finanzielle Mittel für Videos absolut fehlen, und ich meist alles alleine produziere, versuche ich immer mit Kreativität und viel Herzblut ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Da muss dann einfach hinhalten, was im Haushalt zu Verfügung steht.

Time For Metal / Kati R.:
Planst du weitere Singles vorab zu veröffentlichen? Und/oder weitere Videos zu drehen?

Pityhole / Patrick Hanemann:
Eigentlich wollte ich nur ein Video machen, da ich für Pityhole schon lange nix mehr gemacht habe. Als dann aber dieser Corona-Alptraum plötzlich vor mir stand und ich irgendwie das Bedürfnis hatte, was Kreatives zu machen, hab ich einfach losgelegt. Drum kann es schon sein, dass ich noch einen dritten Song als Video vorab veröffentliche. Ich werde dies spontan entscheiden.

Time For Metal / Kati R.:
Du machst ja alles überwiegend in Eigenregie, wie viel Zeit investierst du in Pityhole und bleibt da noch Zeit für die Familie?

Pityhole / Patrick Hanemann:
Klar bleibt da noch Zeit für anderes. Zu Entstehungszeiten von Pityhole habe ich jedoch schon teilweise viel zu viel gearbeitet, was sich auch gesundheitlich negativ ausgewirkt hat. Irgendwann war ich aber nicht mehr ganz so getrieben, auch, weil ich schon viel geschaffen hatte und endlich zu meiner Leistung in einem gesunden Maße stehen konnte. Die richtige Mischung aus Beruf, Hobby und Familienleben gibt mir inzwischen die nötige Energie, um einfach das weiterzuleben, wofür ich anscheinend bestimmt bin. Ich bin sehr froh, dass ich das sagen darf, nicht jeder hat das Glück, das Privileg, das zu leben, was er liebt. Pityhole wird weiterleben, die Erfahrungen, die ich inzwischen gesammelt habe, Platten im Alleingang zu produzieren, erlauben mir dies in einer gewissen Routine zu tun, und somit ist der Zeitaufwand inzwischen überschaubar.

Time For Metal / Kati R.:
Zu guter Letzt gebe ich dir gerne die Plattform, um uns etwas zu fragen, was du schon immer von einem Online Magazin, wie Time For Metal, wissen wolltest.

Pityhole / Patrick Hanemann:
Oh gerne! … Da ich schon einige Reviews zu meinen vergangenen Alben auf unterschiedlichsten Plattformen bekommen habe, die mich gerade bei den ersten Alben auch teils persönlich getroffen haben, habe ich mich immer gefragt, wieso es Kritiken gibt, die es nicht schaffen, mit dem für mich nötigen Spagat, zwischen Pro-Bands und Amateur-Bands umzugehen. Warum gibt es Verrisse bei Akts, die nicht einmal 100 Klicks auf einem YouTube-Video haben, mit teilweise sehr grob beleidigenden Aussagen? Wo setzt eine Plattform wie eure den Maßstab, gibt es Absprachen und Austausch im Team?

Time For Metal / Kati R.:
Das ist eine sehr gut gewählte Frage.
Zunächst möchte ich als Redakteurin darauf antworten. Jeder von uns schreibt natürlich in seinem eigenen Stil und hat somit natürlich auch seine eigene Wortwahl und den eigenen Fingerabdruck. Somit ist jeder bei uns für seinen Artikel verantwortlich. Manchmal muss man hier aber auch die Kirche im Dorf lassen und ganz einfach schreiben, wie es ist – das ist leider nicht immer schön. Eine Bewertung zu erhalten, die nicht dem eigenen Empfinden entspricht, kann einen da selbstverständlich persönlich treffen.
Als Teammitglied kann ich dir sagen, dass es bei uns immer wieder das Thema „Wie bewerte ich was und wie bewertet ihr das“ in unsere monatlichen Teammeetings schafft. Einfach auch, da wir immer wieder neue Mitglieder an Bord haben und diese natürlich auch wissen wollen, wie das bei uns so läuft, damit man sich immer wieder orientieren kann. Der Austausch bei uns im Team ist sehr eng.

Aus der Magazinsicht: Wir von Time For Metal sind sehr stolz darauf, dass wir ein unabhängiges Magazin sind und wir dadurch glücklicherweise frei berichten können und dürfen. Das beinhaltet, dass wir als Redakteure unsere Meinung nicht von Klickzahlen, Chartplatzierungen und Bekanntheitsgrad abhängig machen brauchen. Daher schaffen es bei uns auch kleine und große Bands, ohne Budget, kostenfrei zu einem Review. Ein respektvoller Umgang beinhaltet natürlich auch, dass niemand persönlich angegriffen oder beleidigt wird. Falls sich jemand persönlich angegriffen fühlt, kann man mit uns jederzeit in Kontakt treten und eine „Leser Bewertung“ kann auch jeder jederzeit hinterlassen. Alles in allem haben wir, trotz verschiedenster Redakteure eine extrem hohe Anzahl an gut/sehr gut bewerteten Alben. Bei uns wird offensichtlich gerne gute Musik gehört.

Danke dir für die Beantwortung der Fragen – Bleib gesund und wir warten aufs Album!