Powerized – The Mirror’s Eye

                           “Powerized präsentieren 70 Minuten symphonischen, progressiven Metal!“

Artist: Powerized

Herkunft: Breda, Holland

Album: The Mirror’s Eye

Spiellänge: 71:05 Minuten

Genre: Symphonic Progressive Metal, Power Metal

Release: 16.03.2018

Label: Painted Bass Records

Produzent: Nick Holleman

Link: www.powerized.net

Bandmitglieder:

Gesang und Piano – Nick Holleman
Gitarre – Bart „Gijs“ Geisen
Bass – Bart van Unen
Schlagzeug – Sean Brandenburg
Rhythmus Gitarre – Joris van Rooij

Tracklist:

  1. The Mirror
  2. Where Worlds Meet The Eye
  3. For The Fallen
  4. King Alas!
  5. Satans‘ Bat
  6. Forever Roaming
  7. Ire Of The Monster
  8. Behind The Gates
  9. God Of This World
  10. Edified Ascending

Beim Konzert von Anvil lernte ich den Sänger der Vorband Trance kennen. Im Verlauf des Gespräches kamen wir auch auf seine Band Powerized zu sprechen, die gerade ihr Debüt The Mirror‘s Eye veröffentlicht hat. Natürlich ließ ich mir diese Chance nicht entgehen und fragte gleich, ob er ein Exemplar der CD dabei hat. Da dies nicht der Fall war, hat er mir kurz darauf die notwendigen Dateien gesendet und somit gibt es hier eine Besprechung zu diesem Werk. Durch das umfangreiche Promomaterial gibt es zusätzliche nützliche Informationen. So hat Sänger Nick Hollman schon bei Vicious Rumors am Mikro ausgeholfen und sich da erste Sporen verdient. Mit 71 Minuten Laufzeit ist der Silberling prall gefüllt und es schleicht sich eine leichte Sorge ein. Symphonischer Prog Metal, der so ausufernd gespielt wird, beherbergt möglicherweise eine Gefahr. Es könnte auch schnell langweilig oder zu schwülstig werden. Das schauen wir uns jetzt mal genauer an. Powerized existieren seit 2012 und haben bisher eine EP auf den Markt geworfen, die dann auf Europas Bühnen vorgestellt wurde.

Mit dem kurzem Intro The Mirror startet der Silberling. Der orchestrale Einschlag bestätigt die Anfangsvermutung. Aber diese knapp zwei Minuten sind nicht bezeichnend für den Rest. Dem Instrumental folgt Where Worlds Meet The Eye. Und ab jetzt werden die Stücke lang. Dieser Track erinnert stilistisch etwas an Babylon von Edguy. Das mag auch an Nick Holland liegen, der hier mit unbekümmerter Stimme munter drauflos singt. Im Hintergrund tönt der symphonische Synthesizer Bombast. Davor bringen gut eingestreute Soloeinlagen von Bart Geisen die notwendige härtere Ausrichtung. Die Breaks im Stück lassen erahnen, warum es als Symphonic Progressiv Metal eingestuft wurde. So gehen die ersten sieben Minuten ins Land. Noch ist es ganz nett. For The Fallen, auch als Single Auskoppelung zu haben, schlägt mit über zehn Minuten zu Buche. Das ist für eine Single schon beachtlich und dürfte sich als nicht radiotauglich erweisen. Aber der Song bietet alles, was zu diesem Genre gehört. Epischer, progressiver Power Metal, hier in einem nicht ganz so rasanten Tempo. Dazwischen wieder stiltypische progressive Elemente, die den Song unberechenbar aber interessant machen. Der Chorus To The Fallen bleibt im Ohr hängen.

King Alas! ist nicht ganz so lang. Mit knapp acht Minuten ist dieses Stück schneller und gesanglich etwas runder. Auch hier wieder im Hintergrund der Gedanke, da wurde das Rad nicht neu erfunden. Da klopfen ein wenig Rhapsody, oder auch Labyrinth an die Tür und die bringen etwas Helloween Gedankengut mit. Auch Tobi kommt nicht ganz ungeschoren davon. Das ist aber alles im Rahmen und die theatralischen Momente werden auf der Bühne bestimmt gut zur Geltung kommen. Satans‘ Bat fängt etwas anders an, um dann in einen schnellen rasanten Rhythmus zu verfallen. Der wird dann durch Tempowechsel unterbrochen und Nick Hollman kann seine Schreiqualitäten zum Besten geben. Das hat er ja bereits eindrucksvoll beim Trance Konzert gezeigt. Die Tempowechsel im Stück lassen dieses nicht langweilig werden. Auch klasse Soloeinlagen des Lead Gitarristen sorgen für anhaltende Aufmerksamkeit. Mitverantwortlich dafür ist auch die Rhythmusfraktion mit Bassist Bart van Unen und Schlagzeuger Sean Brandenburg.

Forever Roaming könnte schon fast als Ballade durchgehen. Das Pianospiel ist mal wieder eine willkommene Abwechslung und Nicks Stimme kommt hier gut zum Einsatz. Das Stück ist auch nur vier Minuten lang und damit fast das Kürzeste – vom In- und Outro einmal abgesehen. Das gefällt mir gut und wird auch gleich zu einem meiner Favoriten. Auch das folgende Stück ist kurz gehalten und der etwas synthetische Power Metal erinnert stark an eine bekannte Band aus Fulda mit einem Entertainer als Frontmann. Danach kommt Behind The Gates. Knapp zwölf Minuten orchestraler, symphonischer Metal mit vielen Tempowechseln, Breaks  und Soloeinlagen. Dabei sind diese Stücke trotzdem mit einer gewissen zackigen Härte ausgestattet, die sie vom reinen schwülstigen epischen Metal unterscheidet. Aber hier wird es schon fast zu viel des Guten. Eventuell hätte eine Kürzung der Spiellänge es auch getan.

Vorletztes Stück und gleichzeitig Längstes ist God Of This World. Noch einmal wird das gesamte Spektrum aufgefahren, was ja schon in den letzten sechzig Minuten gespielt wurde. Die anfangs noch symphonischen Elemente werden immer mehr von instrumentalen Ausreißern unterbrochen, um dann durch wechselnde Tempi mit den Gegensätzen zu spielen. Als Outro kommt noch Edified Ascending, welches aber auch nur wieder instrumental ist.

Ich füge mal das Video For The Fallen mit ein, so kann sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen.

Fazit: Gutes Debüt, welches durch die Länge der einzelnen Songs etwas schwer verdaulich wirken könnte. Wohlgemerkt könnte. Der gespielte Power Metal, bei dem aber die progressiven Einflüsse für Abwechslung sorgen, ist nie langweilig. Was fehlt, sind vielleicht noch ein paar kürzere Stücke, die zwischen den episch langen für etwas Erholung sorgen. So muss ich mich auf die langen Stücke konzentrieren, um ja nichts zu verpassen. Das wird dann bei über siebzig Minuten Spielzeit schon nicht ganz einfach. Handwerklich gut gemacht, sauber produziert und ein stimmlich gut passender Sänger machen die Platte interessant. Wer sich die Zeit nimmt und die CD mehrfach hört, wird immer wieder neue Arrangements entdecken, die für das Gesamtwerk wertvoll sind. Die volle Punktzahl kann ich noch nicht vergeben, da ich mir an der einen oder anderen Stelle noch mehr Eigenständigkeit gewünscht hätte und vielleicht auch die Anzahl der teilweise sehr langen Tracks durch kürzere knackigere aufgelockert werden könnte. Spannend dürfte die Liveperformance der langen Tracks sein.

Anspieltipps: Forever Roaming, For The Fallen, God Of This World
Kay L.
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