Artist: Scalpture
Herkunft: Deutschland
Album: Landkrieg
Spiellänge: 42:44 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 07.03.2025
Label: Testimony Records
Link: https://www.facebook.com/Scalpture
Bandmitglieder:
Gesang – Thorsten
Gitarre – Felix
Gitarre – Tobias
Bassgitarre – Niklas
Schlagzeug – Moritz N.
Tracklist:
1. The Fall …
2. Into Catastrophe
3. Til Jeret Undergang
4. Landsknecht
5. Wallenstein
6. Den Mörka Nattens Lejon
7. Of Siege And Besieged
8. Schwedentrunk
9. Hell’s Choirs Chant
10. Bellum Se Ipsum Alet
Die Kriegsmaschinen von Scalpture wurden erneut angeschmissen und es ertönt ein erneuter Angriff auf eure Lauscher. Seit dem Jahre 2009 tummeln die fünf Protagonisten sich schon auf den Schlachtfeldern der Republik und außerhalb herum und wollen die Weltherrschaft mit ihrer Art des Death Metals erobern. Die Voraussetzungen sind natürlich gut, denn nach der Attacke kann man sich gut verstecken. Die Kameraden stammen aus Bielefeld und dieses gibt es ja bekannterweise gar nicht. Wie aus dem Nichts kommen sie angeschossen und zerstören euch nun zum vierten Mal in voller Länge.
Während man sich thematisch vorher mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt hatte, befasst man sich nun mit dem Dreißigjährigen Krieg, der ja bekanntlich von 1618 und 1648 wütete und ein Beweis dafür war, dass Religion zumindest ein Katalysator für das Leid der Menschen verkörpert. Sehr interessant, wie ich finde. Los ging es mit dem Prager Fenstersturz und dem Kampf der Protestanten gegen die Katholiken. Da Religion und Macht sehr verknüpft sind, wurde das Ganze natürlich schnell ein territorialer Krieg. Ich beschäftige mich am Rande auch ein wenig mit Geschichte, vor allem mit der ostfriesischen, aber es ist immer wieder traurig zu lesen, bis heute, wie sehr Glaubensrichtungen den Alltag der Menschheit in sämtlichen Variationen beeinflussen. Ostfriesland ist damals quasi kaum involviert gewesen, aber der Rest von Europa, vor allem die Bevölkerung, hat ganz schon gelitten.
Wie gesagt, der Anlass war der Fenstersturz in Prag und mit dieser Geschichte muss das Album natürlich starten, alles andere würde keinen Sinn ergeben. Nach dem Intro The Fall…, welches ein wenig verträumt, aber auch dramatisch um die Ecke kommt, verinnerlicht man den Prager Fenstersturz, den Aufstand in Böhmen im folgenden Song namens Into Catastrophe.
Death Metal wie er im Buche steht und wie man ihn von Scalpture gewohnt ist. Gefangene werden hier nicht gemacht, so viel ist klar. Eine Midtempolawine wird losgelassen auf die Gemeinde. Gitarre vorweg, langsame Drums dazu und ab in den druckvollen Groove. Bolt Thrower Zitate mochten die Bielefelder schon immer. Teilweise werden die tiefen Vocals gedoppelt und am Ende des Parts wird das Tempo extrem angezogen. Ja, das macht Spaß, da ist ordentlich Druck auf dem Kessel. Der Kopf des Zuhörers geht rauf und runter, bis man dann ein melodisches Solo ans Tageslicht befördert. Das Tempo wird wieder aufgenommen und man arbeitet danach erneut mit dem Midtempoelement und der Tempoverschärfung. Eine passende Kriegsankündigung. Der Song geht knappe vier Minuten, kommt einem aber sehr kurzlebig vor. So soll es sein. Ein gelungener Start und die Spiele können beginnen.
Til Jeret Undergang folgt und auch hier startet man langsam in das Geschehen und baut ein musikalisch erschaffenes Kriegsszenarium auf. Sehr interessant ist das Mitwirken anderer Stimmen, die dann lauthals Til Jeret Undergang proklamieren. Musikalisch bewegt man sich eher in langsamen Gewässern, erzeugt aber eine düstere und verwüstende Stimmung und hat eine geile, melancholische Melodie am Bord. Fett. Schockt. Gesanglich und musikalisch erinnern sie mich sogar ein wenig an die härteren Momente von Mantar, zumindest an einigen Stellen. Geiles Ding, welches an einigen Stellen recht beklemmend auf einen wirken kann.
Landsknecht marschiert erst einmal nach vorne weg, um dann den Marsch zu unterbrechen, aber nur kurz. Ein Wechsel ins fachgerechte Uptempo mit fettem Riff bereitet mir durchaus Freude, da ich den schnelleren Sachen durchaus aufgeschlossen gegenüberstehe. Auch hier hat man wieder eine geile Melodie am Start. Die Burschen beherrschen ihre Waffen, das spürt und hört man. Dieser melodische Ansatz wird ausgebaut und man erzeugt eine düstere Stimmung auf den Schlachtfeldern Europas. Bah, das zieht einen schon runter. Geile Sache. Am Ende darf dann eine Gitarre kurz den Untergang einläuten und man bietet noch einmal den fetten Uptempopart an. Jo, das macht Laune.
Der böhmische Adlige Albrecht von Wallenstein muss Teil dieser Geschichte sein. Die Tatsache, dass der Krieg vom Krieg bezahlt werden kann und muss, gab es zwar schon vorher, aber er hat es salonfähig gemacht. Von Johannes Kepler, dem kaiserlichen Hofmathematiker, ließ er sich sein Horoskop erstellen. Genug Stoff eigentlich für ein ganzes Album, aber manchmal muss auch ein Song reichen. Mit schleppender Präzision schleppt man sich über die Äcker und metzelt herum. Was nicht nur diesem Song, sondern dem ganzen Album gut zu Gesicht steht, ist der schon beinahe Cave-mäßige Gesang. Dieser entpuppt sich als ein weiteres Zerstörungsmerkmal. Die flirrende Gitarre, die teilweise verwendet wird, hat etwas von Kriegstreiberei. Der verwendete Groove walzt alles nieder und hinterlässt nur Schutt und Asche.
Und so könnte man echt jeden Song für sich nehmen, vor allem noch den Song Den Mörka Nattens Lejon. Das Songwriting hat meines Erachtens im Vergleich zum Vorgänger ein wenig an Komplexität zugenommen. Eine gute Sache.
Die Burschen haben den Death Metal von der Pike auf gelernt, um mal ein Sprichwort, welches sich auf den Dreißigjährigen Krieg bezieht, zu verwenden.