Scarred – Scarred

Technischen Death Metal kann man auch in Luxemburg

Artist: Scarred

Herkunft: Luxemburg

Album: Scarred

Spiellänge: 54: 53 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 22.01.2021

Label: Klonosphere

Link: https://scarred.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Yann Dalscheid
Gitarre – Diogo Bastos
Gitarre – Vincent Wilquin
Bassgitarre – Bertrand Pinna
Schlagzeug – Laurent Kessel

Tracklist:

  1. Sol
  2. Mirage
  3. A.D….Something
  4. Chupacabra
  5. Prisms
  6. Merry-Go-Round
  7. Nothing Instead
  8. In Silent Darknes
  9. A.H.A.I.A.
  10. Lua
  11. Dance Of The Giants
  12. Petrichor
  13. Yours Truly

Luxemburg ist und bleibt in Sachen Metal immer noch ein Exotenland, das muss man schon sagen. Aber immer mal wieder bringt das kleine Ländle geile Kapellen zutage. Da wären z.B. die geilen Thrasher von Fusion Bomb, die Burschen von Scarlet Anger oder die Melodic Deather von Sleeper’s Guide. Seit 2003 gehören Scarred auch zur Szene, die von 2000 – 2003 unter den Namen Requiem agierten. Nach der Umbenennung ließ man 2004 ein Demo folgen und haute 2009 das Debütalbum (New Filth Order) heraus. 2013 erblickte Gaia – Medea das Licht der Welt und dann wurde es ruhig um die Band. Mit neuem Sänger in den Reihen (seit 2016) machte man sich dann auf, neue Songs zu schreiben, brachte 2020 eine Single heraus und lässt nun Album Nummer drei folgen. Gitarrist Diogo Bastos dürfte dem einen oder anderen ein Begriff sein, denn er ist auch ein Livemusiker, u.a. für Carach Angren oder Satyricon.

Los geht es mit Sol, einem 150 Sekunden feinen, chilligen, beinahe schon romantischen Intro. Hier regieren die Synties und die Elektronik. Der Song steigert sich, schaukelt sich hoch, baut sich auf und wechselt dann in Mirage, dem ersten richtigen Song des Albums. Geboten wird guter Death Metal, schön drückend und hart, aber in der Mitte des Songs schwingt man um und übernimmt den Part des Openers/Intros Sol. Klingt interessant. Sehr atmosphärisch, meines Erachtens schon im Post Metal unterwegs, aber da kenne ich mich nicht so aus. Für mich als straighter Death Metaller eher harter Tobak. Der neue Sänger kann absolut überzeugen, muss ich sagen. Die Growls sind guttural und klingen heftig, er kann aber auch melodische Parts.

A.D.Something beginnt heavy und groovy. Ein geiles Riff wird herausgeholt, dann ab ins Uptempo mit einem Blastbeat und dann wird wieder gegroovt, das erste Riff wieder aufgegriffen und wieder ins Uptempo gewechselt. Ist auf der einen Seite schon technisch, allerdings gut nachvollziehbar und dieser groovige Part kommt echt geil. Nach 2:30 Minuten gibt es einen Break, man klingt danach disharmonisch, geht aber dann wieder ins Uptempo, um dann wieder disharmonisch zu Werke zu gehen. Dann wird das Tempo komplett herausgenommen und man slammt schon beinahe.

Chupacabra. Der Song wird kurz eingeläutet und ausgebaut, cooler Ballerpart, kleiner Groove, Gesang ohne Instrumente, Midtempopart mit durchrasselnder Doublebass, Groove und Blastbeat. Dann wieder Gesang vorweg und Groove mit Doubebass. Man kann schon sehen und hören, dass die Burschen zu jeder Zeit sehr abwechslungsreich zu Werke gehen. Immer wieder werden kleine Synthieeffekte mit eingebaut, so auch in diesem Song. Der Song ist aber sehr aggressiv, lebt von den Tempowechseln, der Technik und dem guten Gesang. Gefällt mir sehr gut.

Merry-Go-Round kommt da ganz anders aus den Boxen. Mit cleanen Vocals und Synthieklängen überrascht man den Zuhörer. Der Song ist radiotauglich, rockig, heavy, passt aber irgendwie nicht zu dem vorherigen Material. Der Sänger zeigt hier erneut seine Bandbreite.

Nothing Instead kommt auch mit Synthies zu Beginn, aber dann ertönt die tiefe Gitarre im groovigen Tempo, die Doubelbass wird durchgetreten und die Vocals setzen ein. Break. Gitarre und melodischer Gesang. Recht melodischer Part. Der Song lebt eigentlich vom Druck des Drummers. Die platzierten Doublebassattacken machen das Teil aggressiv, gefällt mir aber nicht so. Zieht sich so durch die Botanik. Nicht so mein Fall.

In Silent Darkness ist mit über sechs Minuten richtig lang und wird sorgfältig aufgebaut. Ein Instrumentalstück. Sehr prog-lastig. Ist mir dann zu verspielt, auch wenn man einen Ballerpart mit einbaut, der dann schon sehr überraschend kommt.

A.H.A.I.A. klingt da in meinen Ohren schon viel besser. Sehr fix, sehr aggressiv, absoluter Death Metal, brutal und technisch, aber da komme ich gut mit klar. Auch hier werden zwar Synthies mit eingesetzt, die unterstützen aber nur. Gegroovt wird natürlich auch ohne Ende. Die Doublebass regiert auch hier – guter Song, auch wenn er mit acht Minuten echt lang ist, keine Frage. Damit keine Langeweile bei solch einer Länge aufkommt, nimmt man das Tempo raus und baut schamanenhafte Klänge mit ein. Sehr hypnotisch. Kommt schon gut, aber meiner Meinung nach hätte man den Song schön brutal lassen sollen.

Eine rein instrumentale Einlage bieten sie dann wieder mit Lua, um dann mit Dance Of The Giants noch mal härtere Kost abzuliefern. Aber dieser Song erreicht nicht die Klasse der Vorgänger, ebenfalls nicht Petrichor. Mit Yours Truly, einen thematisch und musikalisch passenden Synthie-Outro schickt man uns dann ins Bett.

Scarred – Scarred
Fazit
Die Luxemburger klingen auf ihrem dritten Album sehr intensiv und abwechslungsreich. Technischer Death Metal, der teilweise sowohl brutal als auch progressiv aus den Boxen gekrochen kommt. Der Sänger überzeugt mit einer beachtlichen Bandbreite. Mich kann aber nicht alles mitnehmen, im Ganzen ein wenig zu langatmig und am Ende hin fehlt ein wenig die Dynamik.

Anspieltipps: Mirage und A.D....Something
Michael E.
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