Skognatt – Autumn Skies / Bergwacht – Verfall (Split-LP)

Zwei sehr unterschiedliche Seiten des schwarzen Tonträgers

Artist: Skognatt und Bergwacht

Herkunft: Deutschland

Album: Autumn Skies / Verfall (Split-LP)

Spiellänge: 41:20 Minuten

Genre: Atmospheric Black Metal, Black Metal

Release: 01.07.2020

Label: Schattenpfade

Links: Skognatt (https://www.facebook.com/Skognatt/)
Bergwacht (https://www.facebook.com/BergwachtOfficial/)
Schattenpfade (https://www.facebook.com/schattenpfade/)

Tracklist:

Seite A:
1. Skognatt – Shadowlands
2. Skognatt – Black Rain
3. Skognatt – Autumn Skies
4. Skognatt – On Death

Seite B:
5. Bergwacht – Agonie
6. Bergwacht – Bergatmosphäre

Wieder einmal erhalte ich Post von Schattenpfade, aber dieses Mal liegt keine CD im Briefkasten. Der Postzusteller klingelt bei mir und überreicht mir ein sorgfältig verklebtes Päckchen in ungefähr der Größe einer Schallplatte. Die ist dann auch tatsächlich drin, und mich überkommt schon ein Anflug von Nostalgie, als ich vorsichtig die stabile Papphülle und die 180 g schwere, schwarze 12″ Vinyl nacheinander in die Hand nehme. Davon gibt es tatsächlich nur 105 Einheiten, und mein Vinyl wartet jetzt darauf, auf den Plattenteller gelegt und von der niedersinkenden Nadel gespielt zu werden. Die Hülle mit den Texten auf dem Schoß mache ich es mir auf dem Sofa bequem, diese Art des Musikhörens entschleunigt definitiv.

Auf Seite A findet sich der Beitrag von Skognatt. Der besteht aus den drei Songs, die sich bereits auf dem Album Autumn Skies befanden, welches im März 2020 veröffentlicht wurde. Dazu gesellt sich mit On Death ein bislang unveröffentlichter Bonustrack. Aber zunächst einmal geht es wunderbar atmosphärisch los mit Shadowlands. Ein, zumindest für mich, ungewöhnlicher Gesangsstil prägt den Song. Wobei das eher eine Art Sprechgesang von DZ ist, der sich da mit heiserer und ein wenig kehlig klingender Stimme fast schon zurückhaltend in das Soundgerüst aus E-Gitarre und sehr reduzierten Drums einfügt. Ohne den Gesang könnte das auch sehr gut als Post Rock durchgehen, Skognatt bedienen sich hier einiger Gitarreneffekte aus diesem Genre. Ein wunderbar auf akustische Gitarre reduziertes, sehr ruhiges Interlude mag aber genauso gefallen. Und der ganze Song kommt auf seinen siebeneinhalb Minuten tatsächlich textlich mit ganzen vier Sätzen aus, die vor meinem inneren Auge ganze Landschaften entstehen lassen können. Einen starken Kontrastpunkt setzt dann gleich Black Rain, der recht ruhig ist und überwiegend von akustischer Gitarre getragen wird. Hier könnte man tatsächlich von Melodic Black Metal sprechen. Beim Titelsong Autumn Skies gibt es dann eine Veränderung am Mikrofon, die gesprochenen Passagen (Lyrics von John Keats) werden mit tiefer Stimme  vorgetragen. Weniger Atmospheric Black Metal als Shadowlands, aber dieser Song verströmt eine dermaßen intensive Stimmung, dass ich eine Gänsepelle kriege. Mich erinnert der Track ein wenig an ähnliche Meisterwerke von Imperium Dekadenz. Auch der ungefähr vier Minuten lang dauernde Bonustrack On Death, mit dem Seite A endet, nimmt mich komplett gefangen. Das liegt nicht nur an dem erneuten Zusammenspiel am Mikrofon – die beiden Stimmen ergänzen sich so unfassbar gut – und auch nicht nur an dem wunderbaren Gitarrensolo, aber diese Kriterien in Zusammenhang mit dem verhaltenen Tempo sind schon die wichtigsten Ingredienzen.

Auf Seite B wurde das Werk von Bergwacht verewigt. Die Spielzeit ähnelt ungefähr der von Seite A, wobei Bergwacht das mit nur zwei Tracks schaffen. Dabei kommt der zweite Song Bergatmosphäre allein bereits auf eine Spielzeit von knapp 13 Minuten. Andhaka ist für den Gesang zuständig, die Texte sind bei Bergwacht in deutscher Sprache verfasst. Das macht für mich insofern keinen Unterschied, als ich zwar auch hier die Worte verstehe, den tieferen Sinn der Sätze und Absätze aber nur erahnen kann. Auf jeden Fall kommt gleich der Song Agonie sehr viel rauer daher, als es bei Skognatt der Fall war. Bergwacht sind zwar auch mit Atmospheric Black Metal getaggt, das trifft aber, wenn überhaupt, nur auf den Gesang zu, der mit einem leichten Hall versehen ist. Hier passt aber tatsächlich True Black Metal besser, fast schon ein wenig rumpelig geht es streckenweise bei Agonie zu, was mir zugegebenermaßen ein Grinsen ins Gesicht treibt, während ich fleißig mit dem Kopf nicke – Headbanging kann man das noch nicht nennen, das wäre übertrieben. Auch Bergwacht können aber sehr ruhig und teilen die ungefähr siebeneinhalb sowieso schon recht ruhigen Minuten von Agonie mit diesem Interlude ungefähr in der Mitte. Dann kommt Bergatmosphäre, dessen erste Minute mich eher an Neofolk-Bands wie Wardruna oder Heilung denken lässt. Aber dann setzt die mächtig tief gestimmte Gitarre von Knøchengøtt – oder ist es doch der Bass von Mort? – ein, damit arbeiten weder Wardruna noch Heilung. Hier muss sich auch Spå an den Drums mächtig ranhalten, er drischt kraftvoll auf die Toms ein. Ist das Tempo zunächst noch ziemlich verhalten, nimmt die schwarze Dampflok dann doch irgendwann Fahrt auf, aber es bleibt weiterhin sehr roh, True Black Metal halt. Die Saiteninstrumente spielen so ziemlich immer das gleiche Riff, während der Gesang von Andhaka fast so klingt, als ob er mit dem Ganzen nicht wirklich was zu tun hätte und er seinem eigenen Ritual folgt. Das hat in seiner Gesamtheit definitiv was und entfaltet bei mir eine leicht hypnotische Wirkung. Nach einer nochmaligen Tempoverschärfung, die allerdings nur von den Instrumenten vorwärtsgetrieben wird, verfällt Bergatmosphäre dann wieder in sein Midtempo, das konsequent bis zum Ende durchgehalten wird.

Abgesehen davon, dass beide Bands ihre Songs auf ihren Bandcamp-Seiten veröffentlicht haben, gibt es zu einem meiner Anspieltipps, nämlich On Death, auch einen YouTube-Link:

Skognatt – Autumn Skies / Bergwacht – Verfall (Split-LP)
Fazit
Bei diesem Vinyl kann man tatsächlich von zwei Seiten sprechen. Während Skognatt dem Genre Atmospheric Black Metal wirklich mehr als alle Ehre machen, schaffen Bergwacht das Gleiche für den True Black Metal. Mir persönlich gefallen die Werke von Skognatt besser, aber das ist natürlich Geschmackssache. Wie auch immer gibt es mit dieser auf 105 Ausgaben limitierten Veröffentlichung wieder mal ein typisches Beispiel für die Sachkunde, die Adam von Schattenpfade aufweist. Die verbindet er dann wieder einmal mit sehr viel Herzblut und kann auch mit dieser Split-EP sicherlich so manchen Fan der schwarzmetallischen Kunst glücklich machen.

Anspieltipp: Shadowlands und On Death
Heike L.
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