Southside Festival 2022 vom 17.06.2022 bis 19.06.2022 in Neuhausen Ob Eck

Harte Klänge zwischen vielen Mainstream Acts

Festivalname: Southside Festival 2022

Bands: Großstadtgeflüster, Jugglerz, Audio88 & Yassin, Radio Havanna (Southside Festival – Donnerstag Warm-Up)

Seeed, Martin Garris, The Killers, SDP, Dermot Kennedy, Charli XCX, Giant Rooks, LP, Electric Callboy, While She Sleeps, Millencolin, Neck Deep, Fontaines D.C., The Dead South, Gayle, Kelvyn Colt, Inhaler, Wargasm, Goat Girl, Martin Garrix prents STMPD RCRDS, Loopers, Matisse & Sadko, Julian Jordan, Deichkind, Twenty One Pilots, K.I.Z., Von Wegen Lisbeth, Mando Diao, Idles, Jimmy Eat World, Kitschkrieg, Antilopen Gang, Bad Religion, Nothing But Thieves, Fil Bo Riva, Ogh Wonder, Turbostaat, Provinz, JC Stewart, Half Moon Run, Aurora, Jeremias, Holly Humberstone, The Sickmen Project, Kollektiv Turmstrasse Live, Reignwolf, KAt Frankie, Brutus, Schrottgrenze, Flash Forward, Helgen, The Lathums, Pano, Kings Of Leon, Rise Against, Bring Me The Horizon, Kontra K, The Hives, Kummer, Thees Uhlmann & Band, Royal Blood, Sam Fender, Tones And I, Swiss & Die Anderen, Ferdinand FKA Left Boy, Nura, Frittenbude, Blues Pills, Skindred, Mine, Schmyt, Tom Gregory, Lari Luke, Blond, Hot Milk, Press Club, Avralize

Ort: Neuhausen Ob Eck

Datum: 17.06.2022 – 19.06.2022

Kosten: Festival Pass 3 Tage – 252,75 €  (Ausverkauft)

Genre: Hard Rock, Punkrock, Alternative Rock, Indie Rock, Metalcore, Pop, Electro, Rap, Hip Hop

Besucher: ca. 60.000 Besucher

Veranstalter: FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH (https://www.fkpscorpio.com/)

Links: https://www.southside.de/de/

Der Wetterbericht verspricht ein heißes, trockenes Wochenende und pünktlich zum ersten Southside Festival seit 2019 zieht auch der Sommer im Süden Deutschlands ein. Das Line-Up ist breit gefächert und kann von Metalcore über Rock, Punk, Alternative, Indie, großen Pop-Namen und Electro Acts alles bieten, was man für eine große Sause braucht. Mit über 65.000 Besuchern das größte Publikum seit Beginn des Festivals. Erfreulicherweise weist das Southside 2022 trotz des großen Interesses die niedrigste Kriminalitätsrate, die je aufgezeichnet wurde, auf. Durch die anhaltende Hitze werden jedoch über 4.000 Sanitätseinsätze verzeichnet, die Wasserstellen sind zu Beginn sehr rar und der Wasserpreis an den Ständen mit neun Euro pro Liter hat die Versorgung nicht wirklich verbessert. Am Samstag hat der Veranstalter mit einer erhöhten Anzahl von Wasserstellen den Engpässen entgegengewirkt. Wieder wird viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, was durchweg positiv ankommt. Auf ein veganes Angebot kann man zugreifen, im Vergleich zu anderen Veranstaltungen fällt dieses jedoch deutlich geringer aus. Durch den konstanten Bau auf dem Gelände und den Wegfall des Jägermeister Platzhirsch ändert sich das Bild des Infields. Außer dem allseits beliebten Riesenrad und den Lounges von Werbepartnern birgt der Bereich bei den Bühnen keine weiteren Höhepunkte, dafür kann man eben auf Altbewährtes setzen, was den Besuchern wohl recht scheint. Das Augenmerk liegt umso mehr auf den Bühnen, die Landebahn Stage heizt bereits am Donnerstag ein. Auf insgesamt vier Bühnen, von denen drei nebeneinander und eine im Zelt liegen, schallt es über das Gelände in Neuhausen Ob Eck. Die Bilder, die ihr weiter oben in der Galerie und im Bericht findet, stammen von Faye S.

Freitag:

Skindred eröffnen die Green Stage, die Menge vor der Stage wird während des Sets immer größer. Songs wie The Imperial March, Under Attack und Rat Rac sollen es für die vielseitigen Musiker aus Wales richten. Die hitzige Stimmung nutzt Sänger Benji Webbe geschickt aus, um nachhaltig in den Köpfen zu bleiben. Wie immer trumpft das Quartett mit tollen Bühnenoutfits auf. Mit dem obligatorischen schwarzen Union Jack sprechen sie sich gezielt gegen die politische Situation in der UK aus und liefern auch musikalisch eine stabile Show ab.

Danach folgen in unserer Reise zu den relevanten Bands für Rock- und Metalfans die Schweden Blues Pills auf der Red Stage. High Class Woman oder auch Kiss My Past Goodbye lassen die sympathische Sängerin Elin Larsson in ihrem ganzen Spektrum glänzen. Fast schon exotisch drehen sie die Uhr mit ihrem Bluesrock bzw. Hard Rock um Jahrzehnte zurück. Vor einem relativ kleinen Publikum lassen sie mit Black Smoke oder Bliss keine Möglichkeit aus, das Publikum um den Finger zu wickeln. Dass viele Festivalgänger den Weg zu Tones And I auf der Main Stage gewählt haben, scheint das Quartett aus Örebro nicht zu stören. Professionell bringen sie ihr Stücke in die Ohren der Fans, die zufrieden mit dem Kopf nicken.
Tones And I leben hingegen vom Schwerpunkt des Festivals. Die Band überzeugt mit einem Mix aus Altrock und Surfer Indie und darf man nicht ohne Weiteres abtun. Die Anwesenden tanzen bis in die letzten Reihen zu den feministisch angehauchten Liedern mit. Zwei Welten, die mit Blues Pills und Tones And I aufeinandertreffen und die Breite im Line-Up noch mal verdeutlichen. The Hives zeigen anschließend, dass man auch als Band, die schon etwas länger dabei ist, neben eingefleischte Fans auch vorbeilaufende Besucher anziehen muss, um die Fanbase weiter auszubauen. Mit Come On!, Main Offender und Go Right Ahead gelingt es den Alternative angehauchten Indie Punk Rockern, die ebenfalls aus Schweden nach Deutschland kommen, um ihre Klänge an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Die tollen Kostüme in Kombination mit den viel mitreißenden Aktionen der Protagonisten inklusive wilden Sprüngen im gleißenden Sonnenschein über die bebenden Bretter zu Stick Up kommen nicht nur gut an, sondern treiben das Gute-Laune-Barometer gehörig nach oben.

Den perfekten Sundowner Slot bekommen Bring Me The Horizon ab. Fans der etwas härteren Musik bekommen direkt Can You Feel My Heart und Happy Song aufs Auge gedrückt. Klare Linien zeigen die Engländer in ihrer Ausrichtung auch nicht. Wie schon bei den anderen Acts kommt ein Genrebastard zum Tragen. Alternative Rock, Pop-Rock und Metalcore stehen im Vordergrund. Im Hintergrund drückt ein Post Hardcore Gerüst, das mit Songs wie Dear Diary und Parasite Eve verstärkt durch den Abend geht. Ein bunter Mix von alten und neuen Kompositionen bringt die Abwechslung. Gleiches gilt für den Härtegrad des Sets, was von butterweichen bis ordentlich knüppelnden Nummern reicht. Oli Sykes scheint gut gelaunt und genießt die eigene Bühnenshow, die aufwendig und gut durchdacht Maßstäbe setzt. Für viele Fans in der ersten Reihe ist der Besuch des Sängers im Graben das Highlight überhaupt. Wer kann auch schon von sich behaupten, von Oli Sykes umarmt und mit einem Selfie während der Liveperformance beglückt worden zu sein. Follow You und Throne schließen den Auftritt von Bring Me The Horizon ab, in dem alle Wünsche erfüllt, für unzählige zufriedene Gesichter sorgen. Im Anschluss folgt die erste größere Enttäuschung. Der hohe Anspruch an Kings Of Leon, die neben Rise Against den Headiner Slot füllen, können nicht erfüllt werden. Bereits mit When You See Yourself, Are You Far Away und The Bandit haben die Southern Rocker aus Nashville viel Kanonenpulver unnötig verschossen. Das Ergebnis ist eine spürbar langatmige Session, die dazu führt, dass keine Bewegung bei Slow Night, So Long und King Of The Rodeo aufkommt. Mit ausschließlich langsamen Balladen müssen alle Southside Besucher leben, sodass sich selbst während des Konzertes immer mehr Leute entfernten. Das Ende mit The Bucket und Sex On Fire haben somit weniger Ohren aufgesogen als noch die ersten Nummern.

Rise Against machen dies dann schnell wieder wett und liefern den komplett Abriss auf der Blue Stage. Alle Klassiker werden gespielt und beleben die eh schon gute Show mit viel Gefühl. Tim McIlrath kann die unzähligen Augen an die Bühne binden, während das Trio Prayer Of The Refugee, The Violence und Satellite keine Gefangenen nimmt. Ein Rockkonzert, wie es im Buche steht, das auf voller Linie ohne negative Überraschungen überzeugt, macht Rise Against zum würden Anführer des Tages. Markant bringt Tim seine Vocals im Ziel unter. Die Stimmung könnte zu Ready To Fall und Last Man Standing kaum besser sein. Zusammen mit Zach Blair zieht der Frontmann zu Make It Stop (September’s Children) und Dancing For Rain ein Feuerwerk an den Gitarren auf. Hinter der Schießbude feiert Brandon Barnes die Schnapszahl 22. So lange agiert der Drummer bereits bei Rise Against, um Stücke wie Nowhere Generation noch knackiger aus den Boxen zu feuern. Last But Not Least schließt Savior das sechzehn starke Best-of Set ab.

Samstag:

Der Samstag startet mit viel Girlpower und lautem Punk. Hot Milk haben sich vor drei Jahren in Manchester gegründet und es sich zur Aufgabe gemacht, dem Pop-Punk ein gänzlich neues Leben einzuhauchen. Die vier Musiker Hannah Mei, James Shaw, Tom Paton und Harry Deller überzeugen auf voller Linie, wenn man den brutalen Break aus Pop und Punk eben mag. Vor allem die Sängerin Hannah zeigt eine energiegeladene Show mit viel Interaktionen mit dem Publikum. Catchy Songs wie Bad Influence und Glass Spiders bleiben im Kopf. Falls man sie noch nicht kennt oder gar live gesehen hat, definitiv ein Newcomer, den man im Auge behalten sollte. Danach übernehmen The Inhalers die Blue Stage und es wird wieder ein wenig ruhiger. Beim gemütlichen Ambiente dringen warme Indie Rock Klänge in die Atmosphäre. Das Publikum bekommt etwas Zeit, um aufzuwachen, während die Iren eine solide Performance abgeben, die nebenbei auch außer weiterer Entfernung ins Gehör schlängelt. Das Highlight des Tages, vielleicht sogar des ganzen Wochenendes, bringen in Form von Wargasm UK ihr Können auf die Southside Festival Bühne. Der Geheimtipp bringt mit Minigun und D.R.I.L.D.O die Stimmung schnell zum Kochen. Der absolute Geheimtipp kann seiner Rolle ohne Probleme gerecht werden. Das Punk Duo um Milkie Way und Sam Matlock nutzt jede Möglichkeit, um neue Anhänger zu binden. Vor allem die Sängerin setzt alles dran, im Kopf zu bleiben und sammelt fleißig interessierte Blicke. Energiegeladen brechen Songs wie Rage All Over oder Salma Hayek über das Publikum nieder. Mit dem Punk Fundament im Rücken leben die Kompositionen zudem vom Post-Hardcore und nicht unwichtigen Nu Metal Salven. Der Auftritt erinnert an Underground Bars der frühen 90er, die nur vor Rebellion strotzten. Der Bereich vor der Stage kann zwar noch nicht zu 100 Prozent gefüllt werden, alle Anwesenden wirken jedoch überzeugt und haben Wargasm UK ganz hoch in ihrer Liste zum Überraschungsact des Wochenendes geschrieben.

Im Zelt geht es mit den nächsten Punk-Klängen weiter. Fontaines DC versprechen eine ordentliche Portion Power, die sich aber leider erst im Laufe des Sets entwickelt. Überraschend langsam beginnen die fünf Musiker mit In Ar Gcroíthe Go Deo, A Lucid Dream und Sha Sha Sha. Die Verwirrung liegt knisternd in der Luft. Langsam brechen I Don’t Belong oder auch Chequeless Reckless diesen Bann. Der Aufbau mit einer Blumenwand aus Rosen und verschiedenen Lichtszenarien darf von Anfang an als überragend bezeichnet werden. Was optisch direkt funktioniert, muss musikalisch warten. Jackie Down The Line, Boys In The Better Land und I Love You lassen spät den Knoten platzen.

Es wird Zeit für ein ordentliches Brett. While She Sleeps, die britische Metalcore Band aus Sheffield, steht mit ihren hoch motivierten Musikern parat. Sänger Lawrence „Loz“ Taylor hat ihr aktuelles Langeisen Sleeps Society vom letzten Jahr mit im Gepäck und schüttelt aus dem Sack genau diesen Titeltrack. Anti-Social und You Are All You Need ziehen den Stöpsel im Southside Haifischbecken, um einen tödlichen Strudel zu erzeugen. Dass sich nur wenige Leute versammeln, zeigte deutlich, dass die meisten Besucher doch lieber bei Deutschrap und Pop bleiben, anstatt sich im Moshpit zu treffen. Davon gibt es dann trotz fast 40 Grad genug. Wer möchte auch bei You Are We oder Four Walls regungslos in der Ecke stehen? Mit elf Sequenzen, welche im gleißenden Finale um Systematic enden, zieht es das Quartett in seinen wohlverdienten Feierabend hinter die Bühne.

Auf der Red Stage warten schon Neck Deep. Nach zwei Liedern STFU und Lowlifewar ist dann vorübergehend schon wieder Schluss, da die Technik der Bühne nicht mitspielt und die Gitarren keinen Strom mehr erhalten. Sänger Ben Barlow versucht sein Bestes, die Menge zu unterhalten. Hilfe bekommt er vom Drummer Matt Powles, der ein kleines Drumsolo aus dem Ärmel zaubert. Mehrere Biere werden geext – ob das nur zum Überbrücken dienen oder auch den Frustpegel hinunterspülen soll, können wir hier nicht zu Hundert Prozent sagen. Es folgt im Anschluss eine wirklich tolle Show im Sonnenuntergang, mit vielen Circle Pits, Moshpits und jeder tanzt am Ende zu den Pop Punk Hymnen der 2010er-Jahre. Irgendwann findet sich Ben Barlow selbst crodwsurfend, und es fühlt sich ein wenig wie eine Familienzusammenkunft an, bei der alle ausgelassen zusammen feiern.

Im Dunkeln stapfen Electric Callboy mit ihrem Techno Metalcore Mix auf die kleinste Bühne. Eine Überraschung nicht nur für uns, sondern auch für viele Fans, da sie doch an mehreren großen Festivals sogar als Headliner diesen Sommer gebucht wurden. Liegt es etwa an der Namensänderung? Wohl kaum, das Interesse vor der Austragungsstätte ist groß. Pump It, My Own Summer und Hate/Love lassen das Projekt heißlaufen. Kritiker aus allen Lagern gab es immer, die sich die Mäuler über die deutschen Künstler zerrissen haben. Zündstoff liefern die Protagonisten um Sänger Nico Sallach meist selber. Heute bleibt die Musik im Fokus. Ein bunter Mix aus alten wie neuen Werken bildet das elektronisch untermalte Set. Das anfängliche Outfit wird schnell getauscht – aus den 80er-Fitness-Jungs werden wieder die Rocker, die man zuvor kannte. Doch nicht nur Verwandlungskünste und andere Randdarbietungen lassen Electric Callboy im Gedächtnis bleiben. Es wird auch musiziert. Sowohl Hypa Hypa, Crystals und Spaceman scheppern aus den Boxen in Neuhausen Ob Eck. Dicht gedrängt, mit der Lust eine Party aufzuziehen, versenken Kevin Ratajczak und Pascal Schillo mit ihren Kollegen die Hits in der Masse.

Als Headliner übernimmt DJ Martin Garrix zum Abschluss des zweiten Tages die Main Stage. Mit einer enormen Crowd, bei der es kein Halten gibt, überwiegt für die Rockfans wahrscheinlich nur die Pyro- und Feuerwerk-Show. Das DJ-Pult mit USB-Stick und tanzendem Discjockey hinter den einzelnen Knöpfen sorgt für den harten Kontrast zur handgemachten Musik der vorherigen Künstler.

Sonntag:

Half Moon Run fangen die Festivalbesucher nach einer langen, durchzechten Partynacht mit sanften Folk und Indie Rock Klängen auf. Trotz des frühen Slots füllten sich die ersten zwei Wellenbrecher beachtlich. Auch heute Mittag sind es beinahe 40 Grad, was dazu beiträgt, dass viele sich zu den Schattenplätzen zurückziehen und es teilweise schwer erträglich ist, über Stunden in der prallen Sonne zu stehen.
Die Rocker von Jimmy Eat World spielen schnell Futures und Pain an. Wie erwartet, singt das Publikum alle Lieder begeistert mit, auch wenn bei Tracks wie Sure And Certain auf der Bühne nicht besonders viel passiert. In diesem Sommer schließen sich Jimmy Eat World dem Phänomen der vielen 2000er Pop Punker an, die langsam einfach älter werden. Keine übermäßige Interaktion, dafür sprechen Hits wie die beiden letzten Sweetness und The Middle für die Amerikaner aus Mesa, Arizona. Mehr Punk als Rock bleibt unser Thema des Vortages. Idles übernehmen die Blue Stage und machen ordentlich Lärm. Bereits im zweiten Lied Car Crash spring einer der Gitarristen in die Menge, der Bassist kommt im Blümchenkleid auf die Bühne. Politisch, stark und immer einen Besuch wert, enttäuscht haben sie noch nie. Optisch könnten sie vielleicht noch einen Modeberater gebrauchen. Frei nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert“, lassen sie jegliche Schamgrenzen hinter sich.

Trotz der immer noch steigenden Temperaturen füllt sich das Zelt für Aurora bis zum Rand. Nicht wirklich viel mit Rock oder Metal am Hut, liefert die junge Frau eine Show ab, die vor allem Gänsehaut beschert. Es liegt eine Menge Magie in der Luft, als The Seed angestimmt die vielen Ohren trifft. Die Norwegerin erzählt von Homophobie-Gesetzen in Norwegen und weht mit einer Regenbogenflagge in der Hand, während sie in einem Elfenkleid über die Bühne tanzt. Eine Empfehlung auch für jeden, der vielleicht eher selten etwas Weicheres hört, aber offen für Neues ist. Runaway und Running With The Wolves bilden wunderbare Anspieltipps, die man auch zu Hause noch mal sacken lassen kann.

Twenty One Pilots fangen ihre Spielzeit wie schon andere Acts des Festivals etwas zurückhaltend mit Heathens und Morph / Holding On To You an. Ihre Masken weichen nach wenigen Songs und damit kehrt auch die Energie der amerikanischen Crossover Formation zurück. Als Duo zieht es Tyler Joseph und Josh Dun durch die Lande, um Chlorine oder Mulberry Street an die Musikinteressierten zu bringen. Im Laufe der Show entwickelt es sich zu einem Konzert für jeden, der mit vielen Interaktionen klarkommt und nicht zwingend auf harte Riffs besteht. Jumpsuit und Heavydirtysoul klingen härter, als sie in Wirklichkeit aus den Boxen dringen. Dass die Bühne nicht ausschließlich das Schlachtfeld bestimmen muss, zeigen die beiden blendend aufeinander abgestimmten Künstler nur zu gerne auf. Durchaus gelungen, was mit Stressed Out und Shy Away inszeniert wird. Ein guter Abschluss, der Indie, Pop und Rock vereint.

Ganz zum Schluss übernehmen dann noch Deichkind, welche mit einer bizarren, aber durchaus kreativen Show das Festival abschließen. Hier muss man bereits sehr weit über den Tellerrand blicken wollen. Die Menge mag es und beweist, dass der Rock oder gar Metal eine wirklich kleinere Rolle auf dem Open Air abbekommen hat. Der Gegenspieler im Norden, das Hurricane, blickt zudem aufs gleiche Line-Up, das jedoch von Jahr zu Jahr auch größere Bands beinhaltet, die auch für Headbanger geeignet sind. Ein trotzdem gelungenes Festival mit wenigen Zwischenfällen, einem sehr heißen Wochenende und viel Glitzer bei einem absolut wilden Genre-Mix.