Eventname: Versions Of The Truth Tour 2021-2022
Headliner: The Pineapple Thief
Vorband: Trope
Ort: Kesselhaus der Kulturbrauerei, Berlin
Datum: 17.03.2022
Kosten: 34,25 € inkl. Gebühren
Genre: Progressive Rock, Art Rock, Alternative Rock
Besucher: ca. 400
Links: www.tropetheband.com
www.thepineappletief.com
Setlisten:
Trope:
- Lambs
- Plateau
- Surrogate
- Breach
- Planes
- Seasons Change
- Pareidolia
The Pineapple Thief:
- Versions Of The Truth
- In Exile
- Demons
- No Man’s Land
- Our Mire
- That Shore
- Give It Back (Rewired Version)
- Fend For Yourself
- Far Below
- Driving Like Maniacs
- White Mist
- Uncovering Your Tracks
- Wretched Soul
Zugabe: - Part Zero
- The Final Thing On My Mind
- Nothing At Best
Endlich wieder Konzerte, endlich wieder unter Leute.
Natürlich wurde ein dienstlicher Aufenthalt in unserer Hauptstadt gleich genutzt, um wieder Bands zu sehen, die sich in unserer Provinz nicht blicken lassen. Da fiel die Wahl sofort auf die englischen Ananasdiebe, die heute das letzte Konzert der Tour in Deutschland geben. Hiernach geht es erst einmal quer durch Skandinavien.
Zwar ist die Musik des eigentlichen Quartetts von der Konserve nicht vollständig mein Ding, aber live ist immer etwas anderes und der Ruf einer Liveband eilt ihnen voraus. Zumal ich schon ganz gerne einmal Schlagzeuglegende Gavin Richard Harrison bei der Arbeit zusehen möchte. Schließlich ist er gerade unter die besten 50 Drummer der Welt gewählt worden.
Mit Gavin Harrison verbinden die meisten wohl erst einmal King Crimson, bei denen er ebenfalls in der Besetzung ist. Aber auch als Studiodrummer ist er nicht nur bei Iggy Pop, Paul Young oder Lisa Stansfield beliebt. Die Liste seiner Veröffentlichungen ist schon beeindruckend. Aber eigentlich steht nicht Gavin Harrison im Vordergrund, denn Leader ist der Bandgründer, Songschreiber und Multiinstrumentalist Bruce Soord.
Raus aus der Wohlfühlzone des Hotels und erst mal einen aktuellen Coronatest machen. Einlass ist in das Kesselhaus der Kulturbrauerei unter 2G-Plus-Bedingungen. Die Vielfalt der Location mitten in Berlin begeistert mich immer wieder. Aufgrund der zu erwartenden lange andauernden Kontrollen bin ich schon früh da. Es werden in etwa 400 Gäste erwartet. Die Show ist schon von 2020 und 2021 auf das heutige Datum verschoben worden. Am Einlass dann ein Fotopass der Band und die übliche Order „three Songs, no Flash!“ – Was für eine Wohltat, denn das hatte ich seit 2019 bei Status Quo und Alice Cooper nicht mehr…

Pünktlicher Einlass, pünktlicher Beginn. Auf die große Bühne tritt das Duo Trope. Gitarrist Moonhead und Sängerin Diane von Studenberg versuchen in einer wenig mitreißenden Akustikshow dem Publikum ihr Debütalbum Eleutheromania nahezubringen. Normal hört sich das alternative Rock-Album ganz toll an, denn eigentlich sind sie ein ebenfalls in England ansässiges Quintett. Joe Ciccia (Gitarre), Todd Demma (Bass) und Sasha Siegel (Drums) komplettieren normal die Band. Beide scheinen auch nicht mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Angestrengte Gesichter, Lächeln ist Mangelware und gehört heute nicht zur Kernkompetenz.

Nach einer nur kurzen Umbaupause stehen die fünf Annanasdiebe dann auf der Bühne. Fünf? Wieso fünf? Habe ich mich verzählt oder etwas nicht mitbekommen? Während bei Trope drei Leute fehlen, steht jetzt bei The Pineapple Thief mit Tour-Gitarrist Beren Matthews ein zusätzlicher Mann auf der Bühne. Da nur die ersten drei Songs zum Fotografieren freigegeben sind, kann ich dann das restliche Programm ausgiebig genießen. Die Setliste beinhaltet fast ausschließlich Songs der letzten drei Alben. Diese drei – Your Wilderness (2016), Dissolution (2018) und das 2020er Versions Of The Truth – spiegeln auch die gemeinsame Zeit wider, in der Bruce Soord Drummer Gavin Harrison in das Team holte.

Da es keinen Fotograben gibt, stehe ich direkt vor der Bühne. Wie sich herausstellt, optimal nicht nur zum Fotografieren, sondern auch, um den Protagonisten bei ihrer Arbeit auf die Finger zu schauen. Einzig die Akustik ist in den ersten Reihen dadurch nicht optimal, was man dafür aber gerne in Kauf nimmt. Eine großartige Show lieferten die Jungs freilich nicht ab. Die Bühne ist fast durchgehend in Blau und Rot getaucht, die Bandmitglieder verlassen ihre angestammten Positionen nicht. Hauptaugenmerk liegt hier einzig auf der Brillanz der Musiker und ihrem Schaffen. Faszinierend, mit welcher stoischen Ruhe und Gelassenheit Gavin Harrison seinen Job ausübt. Die Setliste legt ein Hauptaugenmerk auf Midtemponummern, die alle hervorragend zusammenpassen. Richtig rockig wird es erst bei dem Zugabenblock. Mit Part Zero, The Final Thing On My Mind und Nothing At Best vom 2010er-Album Someone Here Is Missing lösen sie die letzten Bremsen und gehen richtig nach vorne.

Am Merch-Stand von The Pineapple Thief herrscht Gedränge. Das Duo von Trope hat hingegen an seinem Ende des Tisches nichts zu tun. Ein Kontakt mit der Band ist nicht vorgesehen. Schade, denn ich hätte mir gerne die Vinyls signieren lassen. Für solche Gelegenheiten verkaufen sie in ihrer Heimat VIP-Tickets für über 70 Euro. Ob dazu auch in Berlin eine Möglichkeit bestand, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Alles in allem ein gelungener Abend. Klangliche Brillanz, professionelle Location und ein friedlich dahin proggendes Publikum ließen den Abend wie im Fluge vergehen.