The Snuff – Lotus

“Zwischen Hoobastank und Killswitch Engage“


Artist:
The Snuff

Herkunft: Tschechien

Album: Lotus

Spiellänge: 50:00 Minuten

Genre: Alternative Rock/Metalcore

Bandmitglieder:

Gitarre – Tomas Kucera
Gitarre – Michal Scheiner
Gesang – Marek Kucera
Schlagzeug – Ijen Ayen

Tracklist:

  1. Riven
  2. Erotic Sylvia
  3. Can’t Dispose Of Me
  4. Boxed In
  5. Lotus
  6. Menace Within
  7. Crumble
  8. Life Essence
  9. Left For Wolves
  10. Love And The Other Stuff
  11. 4th Floor
  12. Telos
  13. Origin

The Snuff - Lotus

2009 im wunderschönen Prag gegründet, veröffentlichten die tschechischen Jungspunde um The Snuff damals noch mit einem durchschnittlichem Alter von 19 Jahren ihr Debütalbum Requiem For Me und bewiesen, dass kein Mindestalter für solide und alternative Garagen-Rock-Nummern existiert.

Nach gut sechs Jahren schicken die Buben nun mit Lotus den unmittelbaren Nachfolger ins Rennen. Dabei setzen sich The Snuff kaum Grenzen. Erlaubt ist, was gefällt. So leitet Riven mit verfänglichem Riff und eingängigem Refrain ein. Unterstützt durch Synthie-Elemente wird gesanglich viel zwischen Growls und Clean gewechselt. Erinnert alles in allem stark an softere Killswitch Engage-Songs.

Erotic Sylvia setzt genau da nahtlos an, präsentiert sich mit Breakdown und Metalcore-Licks wie eine Abart von den nicht unbekannten Bullet For My Valentine zu Poison-Zeiten. Mit Keyboard obendrein ausgerüstet, versteht sich. Can’t Dispose Of Me stoppt die rasante Bootsfahrt wieder etwas in sanftere, ruhigere Gewässer. Scheinbar die typische Midtempo-Nummer der Platte. Unspektakulär, aber nicht verkehrt. Die Produktion kann an dieser Stelle als großartig deklariert werden. Mit den Delay- und Fade-Effekten wird experimentiert und alles in allem mehr als in sich schlüssig komponiert. Alles sitzt einfach an der richtigen Stelle.

Boxed In zeigt zudem, dass die Instrumente beherrscht werden. Komplexe Drums, fortgeschrittene Basslinien und klar gespielte Tapping-Gitarrensoli, untermauert von disharmonischen Riffs, die sich am Ende wieder in sich passend zusammenfügen. Und trotzdem könnten The Snuff damit problemlos im Radio laufen. Keine Charthit-Platzierungen in den Top 10, es könnte aber durchaus ein gewisses Ego im Mainstream wie Hoobastank, 3 Doors Down oder Staind mit dem richtigen Song erreicht werden.

Der Titeltrack Lotus ist nach Can’t Dispose Of Me und Boxed In ebenfalls wieder gelassener. Im Refrain wird postrocklastig ein wenig an Power aufgebaut, unterstützt durch Frauengesang und an ältere Veröffentlichungen der amerikanischen Progressive-Kollegen von Dredg erinnernd. Mit Menace Within läuft nun die zweite Hälfte an und endlich greifen The Snuff wieder temperamentvoller in die Saiten, Tasten und Trommeln. Der Tempowechsel im Kehrreim sitzt, die erstrebte Unruhe erfüllt den Zweck, Spannung wird aufgebaut – großartig. Man kommt aber auch einfach nicht umhin, eine stimmliche Parallele zu Matt Tuck von Bullet For My Valentine zu ziehen.

Kaum haben The Snuff mit einem Titel wieder Härte bewiesen, geht man mit Crumble wieder ruhig-gechilltere Wege. Nicht unangenehm, aber bereits zuhauf verinnerlicht, wird es live für die Prager sicherlich nicht ganz einfach, die gesamte Setlist über schleppend langsamere Songs zu spielen und damit Publikum zu mehr als Kopfnicken zu bewegen. Life Essence ist ebenfalls wieder eher gemäßigter Geschwindigkeit zuzuordnen und könnte damit in jedem Grufti-Schuppen zum peinlichen Tanzen laufen. Immerhin der End-Part lässt hoffen, mal wieder volle Breitseite an Brutalität, zu der The Snuff zweifellos fähig sind, zu spüren.

The Snuff verzichten jedoch auf das Aufheizen und kühlen den Rest von Lotus mit Powerballaden herunter. Letztlich bei 4th Floor wird noch mal gepflegt auf’s Fressbrett gehauen. Aber auch das im Midtempo, man könnte sich ja sonst weh tun.

Fazit: The Snuff liefern hier "übergut" in allen Hinsichten ab. Das fängt beim für das Genre definitiv komplexem Komponieren an und endet in der überragenden Produktion. Alles folgt einem roten Faden und nichts davon ist ein Griff ins musikalische Klo. Ein wenig mehr könnten die Jungs schon ausrasten. Die gefühlt achtzig Prozent Balladen nehmen etwas den spannenden Wind aus den Segeln. Ruhig herunterkommen und sich zurücklehnen kann man noch zeitig genug im Alter! Nichtsdestotrotz kann man eine gewisse Kaufempfehlung an dieser Stelle für die Fans loswerden, die Radiomusik als „zu soft“ einstufen, aber auf harten Metal gerade absolut keinen Bock haben.

Anspieltipps: Riven und Crumble
Glenn V.
8
Leser Bewertung0 Bewertungen
0
8