Thank You - Photo by Morvanic Lee on Unsplash
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Der Shitstorm zum Coronavirus

Eine Bitte an alle!

Liebe Metalheads, 

jetzt melde ich mich mal in nicht eigener Sache. Wir lesen von unseren Partnern, darunter Bands, Veranstaltern, Promotion-Agenturen, Tickethändlern und weiteren, dass die Situation aufgrund der Corona Krise gerade etwas eskaliert. Wir finden es selbst äußerst schade, dass die gewünschten Konzerte, die wir auch für euch besuchen wollten, abgesagt oder verschoben werden. Bis jetzt haben wir bereits von mehr als 150 Konzerten berichtet, denen es wegen der gesetzlichen Vorgaben so geht. Die allgemeine Lage ist aktuell eher unübersichtlich und es ist auch noch nicht klar, wie lange die Situation – die eine absolute Ausnahmesituation darstellt – andauern wird. Also bleibt auch offen, ob bereits vergebene Ersatztermine Bestand haben oder nicht. Wir sprechen bei den besagten Partnern nicht immer von gigantischen Unternehmen, die eventuell ein finanzielles Polster haben, um sich durch die Krise über Wasser halten zu können. Wenn jetzt eine Tour abgesagt oder verschoben wird, dann trifft das alle in der Branche sehr hart – Gelder, mit denen bereits gerechnet wurde, bleiben leider aus. Dazu kommt, dass auch Eventlocations als Veranstalter auftreten und wenn der Staub der anhaltenden Pandemie sich legt, dann werden wir uns freuen, wenn ein paar der kleineren Clubs, Konzerthallen und Kulturstätten noch existieren.

Worauf ich in diesem Beitrag hinaus möchte, ist, dass, wenn eine Veranstaltung verschoben oder abgesagt wird, der Shitstorm in den sozialen Medien eigentlich genau die trifft, die am wenigsten dafür können. Eine Band, ein Veranstalter und eine Location kann nichts dafür, dass die offiziellen Behörden sich Zeit eingeräumt haben, die Lage präzise zu beurteilen und auch nichts dafür, dass wir uns gerade in einem Ausnahmezustand „höherer Gewalt“ befinden. Zu unserer Metal-Gemeinschaft gehören nicht nur Bands – sicher, sie machen alles am Ende möglich. Doch die eigentlichen Strippenzieher, also die Personen und Firmen, die dafür sorgen, dass wir aus den Moshpits dieser Welt gesund und munter nach Hause fahren können, das sind ganz andere. Hier stehen Veranstalter, die das Risiko tragen, Sicherheitspersonal, welches dafür sorgt, dass man von einer Crowdsurf-Session wieder auf eigenen Beinen stehen kann, Tontechniker, die für den perfekten Sound sorgen, Lichttechniker, die die Songs in ihrer Atmosphäre unterstützen, Sanitäter, die, wenn dann doch mal was passiert, sofort vor Ort sind und viele, viele mehr, die ich hier nicht aufzählen kann. Da kann es für mich nicht sein, dass genau diese Menschen, die sonst im Hintergrund agieren, jetzt als Sündenböcke hinhalten müssen.   

Seid fair zu allen Mitgliedern unserer Gemeinde, habt Geduld und lasst alle Leute ihre Arbeit machen. Wenn es etwas dauert, bis jemand auf eine E-Mail antwortet, dann seid nicht gleich verärgert – es werden gerade Mammutaufgaben gestemmt, damit ihr eure Bands doch noch sehen könnt. In meinen Augen machen diese Personen gerade einen Hammerjob und verlegen gerade ganze Tourneen in der ganzen Welt – und das zur selben Zeit mit allen anderen. Also denkt bitte daran, wir sind alle nur Menschen und niemand verschiebt eine Veranstaltung freiwillig oder sagt sie nur aus Spaß ab. Seid bitte einsichtig und sagt vielleicht auch mal Danke, wenn eine Rückerstattung schneller ging, als gedacht. Freut euch, dass an der Tickethotline jemand sitzt, der noch immer freundlich ist, obwohl er gerade 4.000 Menschen mitteilen musste, dass er bezüglich eines Events noch keine Informationen hat. Und wenn dann doch die Situation es nicht möglich macht, dass euer Gegenüber entspannt ist, dann zeigt bitte Mitgefühl und Verständnis.   

Was man für die Metal-Gemeinde tun kann

Bringt am besten eure Freunde zu den nächsten Konzerten mit und sorgt dafür, dass nach der Krise die Hallen so voll sind, wie nie zuvor. Wer weiter die Musik unterstützen will, der muss wirklich mehr tun, als nur 10 € an einen Streaminganbieter zu zahlen. Denn ich gehe davon aus, sollte es so, wie es aktuell ist, die kommenden drei Monate gehen, dass wir viele bekannte Namen in der Branche nicht mehr antreffen werden.

Abschließend bleibt mir nur zu hoffen, dass ihr gesund bleibt und dass wir gemeinsam auf einem Konzert, einem Festival oder einer Messe ein Bier trinken können und das, ohne einen Mundschutz tragen zu müssen.   

Passt auf euch auf,  

Kai Rath  

Vorstandsvorsitzender, Chef Redakteur und technische Leitung Time For Metal e.V.