Im ersten Teil meiner Kolumne, den ihr hier noch einmal nachlesen könnt, ging es zunächst einmal nur um die Veränderungen, die über die Jahre in der Underground-Szene stattgefunden haben. Heute äußern sich die Bands dazu, wie sie es überhaupt schaffen, trotz verschiedenster Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten, noch Shows zu organisieren, wie das Verhalten der Bands untereinander während dieser Konzertabende ist, und wie sie mit der Frage nach den Spielzeiten umgehen.
![](https://time-for-metal.eu/wp-content/uploads/2019/11/2019-04-05-Scrawn-07424-300x200.jpg)
Time For Metal, Heike L.:
Natürlich kommt bei der Organisation von Konzerten auch erschwerend hinzu, dass viele Locations wegen zu wenig Umsatz schließen müssen bzw. mit sehr vielen Auflagen (wie zum Beispiel Ruhezeiten, wenn sie in Wohngebieten liegen) zu kämpfen haben. Das schränkt die Möglichkeiten zu spielen ein. Ich kann jetzt ja nur für NRW sprechen, da sind in Köln seit längerem zwei bekannte und alteingesessene Locations der Stadtplanung zum Opfer gefallen, auch Krefeld ist schon länger um eine Location ärmer. In anderen Teilen Deutschlands ist die Situation vielleicht auch noch prekärer.
Wie organisiert man sich denn überhaupt, um Shows auf die Beine zu stellen? Man will ja auch nicht immer nur in der gleichen Stadt oder gar in der gleichen Location spielen, andererseits hat man auch nicht die Zeit und das Geld, regelmäßig weitere Reisen anzutreten… Helfen Euch dabei auch die diversen Gruppen, die es mittlerweile auf Facebook gibt?
Embrace The Eclipse (Deathcore, Stuttgart)
Ich finde, Seiten wie Backstage Pro haben es einem leichter gemacht, an Shows von außerhalb zu kommen. Mit dem Doordeal kommt man meistens noch bei Null raus, und es ist einfach klasse, irgendwo zu spielen, wo dich keine Sau kennt. Die Reaktionen sind dann wirklich echt.
Fjordheksa (Stoner Doom, Aachen)
Vitamin B ist da alles. Mit anderen Bands kommunizieren, Booker und Veranstalter kontaktieren, wenn die Möglichkeit besteht, die Läden selbst besuchen (gestaltet sich natürlich schwierig, wenn man mal weiter weg will), vor Ort mit den Leuten sprechen, die Kontakte auch pflegen und bei Bedarf weitergeben, auch mal von sich aus was empfehlen. Austauschgigs anbieten ist auch immer gut, da wird zwar oft genug niemals drauf zurückgegriffen, aber das liegt dann ja wieder an jedem selbst. Solche Beziehungen kommen natürlich nicht von heute auf morgen, aber wenn sich der Kreis stetig weitet, ist man im Nachhinein froh drum. Beispiel Facebook Gruppen kann auch hilfreich sein, wir nutzen das eher zum Bewerben von Konzerten, aber Bands, Locations, Veranstalter kann man darüber natürlich auch suchen. Dann gibt es ja auch noch reine Auflistungs-Seiten, Backstage Pro kann da hilfreich sein, und wenn man nach lokalen Metal Bands sucht, ist Encyclopedia Metallum immer gut. Man sollte sich dabei natürlich auch immer bewusst sein, dass diese Verzeichnisse nie komplett oder top aktuell sind.
Hier ist übrigens eine gute Stelle das meiner Meinung nach größte und unnötigste Problem in der Organisation anzusprechen: Von Bands und Bookern hört man andauernd, dass sie um eine einwöchige Tour aufzustellen, ca. 50 oder noch mehr Läden anschreiben müssen, weil oft einfach keine Antwort kommt. Von den Läden hört man dann gerne auch mal, dass sie das ganze Postfach voller Anfragen haben und gar nicht dazu kommen, alles zu beantworten. Jetzt ist es aber so, dass man in der Regel vorher schon weiß, dass man pro Gig 10 Läden anfragen muss, weil es bei 9 von 10 sowieso nicht klappt, beziehungsweise, sobald sich 2 Läden für ein Datum melden muss man dem einen ja dann auch wieder absagen. Und genau deswegen sind dann auch die Postfächer der Läden 10-mal so voll wie sie eigentlich sein sollten. Das Ganze sieht dann auch nach einer Wahnsinns-Anfrage für Konzerte aus, dabei ist 90 Prozent davon nur Verschnitt. Um das zu ändern, müssten sich leider zeitgleich sowohl Läden angewöhnen, zeitnah alle Mails zu beantworten (und wenn’s eine Absage ist, das hilft mehr als keine Antwort), als auch Musiker und Booker abgewöhnen, mehrere Läden auf einmal für dasselbe Datum anzufragen. Da werden wohl noch ein paar Tage ins Land ziehen, bis das funktioniert.
Fools Errant (Alternative Rock, Duisburg)
Die Organisation für Konzerte und das ganze Drumherum ist wirklich zeitintensiv und wird bei uns hauptsächlich von Nico (Anm. HL: Schlagzeug) gesteuert.
Zeitintensive Internetrecherche zu möglichen Gigs, Kontakte, die man über die Jahre geknüpft hat pflegen, zahllose E-Mails an Veranstalter, Locations oder auch andere lokale Bands aus anderen Städten sind nur ein paar Aspekte. Keine Ahnung, was wir machen würden, wenn wir nicht jemanden in der Band hätten, der da Muße und Motivation hat. Mit Gigs aus Gruppen und Austauschgigs, die da häufig beworben werden, haben wir eher schlechte Erfahrungen gemacht. Da versucht irgendwie jeder, seine Vorteile herauszuziehen, und die gute Erfahrung wird durch Neid, Hochnäsigkeit und Nickeligkeiten übertüncht… Klar würden wir gerne auch überregional häufiger spielen (und das am liebsten auch nicht vor 3 Leuten), aber es wird einfach zunehmend schwierig Leute zu animieren…
Johnny Rocky and the Weekend Warriors (Punkrock, Aachen)
Das ist in der Tat ein schwieriges Thema. Überall gibt es Band, die gerne auftreten wollen und nach Gigs suchen. Aber keiner will sich die Arbeit machen, Festivals oder so zu organisieren. Und dann gibt es auch eine Menge Bands, die schlicht und einfach unzuverlässig sind.
Mantikor (Deutschrock, Düren)
Oft stellt sich die Frage, was sich als Band überhaupt lohnt, einerseits möchte man natürlich so viele Städte wie möglich bereisen, andererseits ist dies immer mit Freizeit und hohen Kosten verbunden. Und wenn man dann noch nur vor 5 Leuten spielt, ist die Stimmung schon am Tiefpunkt. Dennoch möchten wir es uns nicht nehmen lassen, spielen dafür häufiger in unserer Heimat und schauen uns nach erfolgreichen Konzertreihen in ganz Deutschland um. Hierbei sind die sozialen Netzwerke schon eine große Hilfe.
Meta Minora (Progressive Rock, Duisburg)
Es geht alles nur über ein gutes Netzwerk (was man allerdings nur in seinem Kerngebiet hat). Befreundete Bands und Gigdeals, direkter Kontakt zu den Konzertveranstaltern. Ohne dieses Netzwerk ist es nicht einfach, an Konzerte zu kommen.
Um mal ein bisschen raus zu kommen, haben wir uns beim SPH Contest 2019 beworben und haben dadurch in neuen Locations und vor neuen Ohren gespielt. Mit der ein oder anderen „gegnerischen Band“ werden wir auch sicher noch einen Gigdeal machen.
Das Booking außerhalb unseres Kerngebietes haben wir weitestgehend aufgegeben. Offizielle Bewerbungen bleiben meist unbeantwortet. Und als kleine Band ist es auch schwierig, das eigene Publikum über die Grenzen hinweg zu motivieren, zu den Shows zu kommen.
Oneiric (Melodic Death Metal, Aachen)
Eine Show auf die Beine zu stellen, ist ein geringes Problem, wenn man so wie wir in seiner Heimatstadt gut vernetzt ist. Wir haben Zugang zu mehreren hervorragenden Locations, in denen man auch kostengünstig Konzerte veranstalten kann. Das ist gut für die Szene, denn es gibt keine Investitionsbarriere. Im Kölner Raum sieht das schon ganz anders aus. Hier bekommst du keine Location, ohne eine Menge Geld auf den Tisch zu legen. Ein Resultat aus Überangebot an Bands und nachlassender Nachfrage beim Publikum, direkte Folge davon ist das unter Musikern allgemein ungeliebte Pay-To-Play. Was wir früher gerne gemacht haben, um auswärts zu spielen, waren Gigtauschs. Das werden wir aber wegen der schlechten Erfahrung der vergangenen Jahre nicht mehr in dieser Intensität machen. Zu oft kamen die versprochenen Gegengigs nicht zustande, oder man fuhr stundenlang in eine fremde Stadt, um dann vor 5 Gästen zu spielen. Wenn man auf der eigenen Seite aber abgeliefert und den Bands eine geile Show ermöglicht hat, fühlt man sich ein bisschen veräppelt. Bisher haben uns die meisten Facebookgruppen nicht sehr viel geholfen. Backstage Pro ist da schon besser, aber nichts ist so gut wie das eigene Netzwerk. Um das wiederum aufzubauen, kann Facebook sehr nützlich sein.
Tempest (Thrash Metal, Aachen)
Auftritte zu organisieren und an Gigs ranzukommen ist tatsächlich eine unfassbar große Hürde am Anfang, mit der wir auch immer noch zu kämpfen haben. Wir haben uns da ein wenig beholfen, indem meine Frau und ich, gemeinsam mit der Hilfe der gesamten Band, in unserer Heimatstadt Aachen ein eigenes kleines „1-Night-Festival“ mit vier Bands gestartet haben, die MOSH-HOUR, die wir 2020 zum dritten Mal organisieren werden und auch in den kommenden Jahren weiter etablieren möchten. Das Billing von 2018 hat einige Leute aus dem rheinländischem Umfeld gelockt, und unsere Performance scheinbar überzeugt, so dass wir nun dabei sind, uns langsam einen Namen zu erspielen – for better or worse J .
Die Gruppen, die du ansprichst, helfen zwar nur bedingt in der direkten Erreichbarkeit potentieller Zuschauer, aber ich denke dennoch, diese Gruppen sind eine klasse Plattform, um sich bemerkbar zu machen und den eigenen Bandnamen in die Köpfe der Leute zu bringen – allerdings funktioniert das Ganze nur, wenn man auch in diesen Gruppen als aktives Mitglied mitmacht. Nur durch Teilen der Veranstaltungen gewinnt man nicht allzuviel.
Time For Metal, Heike L.:
Wie versucht Ihr, Menschen überhaupt zu motivieren, zu den Shows zu kommen? Und versucht Ihr dann auch, sie dazu zu bewegen, sich alle Bands zu geben? Es kommt ja oft die Frage „wann spielt Ihr denn“? Wie reagiert Ihr darauf?
Bexy Sitch (Alternative Rock, Marl)
Also Freunde und Verwandte versucht man schon zu motivieren, weil natürlich auch oft Fragen kommen, was man denn so für Musik mache und ob man sich das mal anschauen könne. Grade bei Contesten ist man ja auch auf die Unterstützung angewiesen (was leider ein Konzept ist, was uns ziemlich missfällt, da wir der Meinung sind, dass es auf die Musik ankommen sollte und nicht auf den größten Freundeskreis). Wenn Omma und Oppa kommen wollen, rückt man dann natürlich auch mal mit der genauen Zeit raus, Freunde können sich aber ruhig auch mal dazu gesellen und bei den anderen Bands vor der Bühne mit ’nem Bierchen in der Hand stehen. Es ist einfach schöner, wenn die anderen Bands ein ähnliches Gefühl auf der Bühne haben können wie man selbst, und ein Moshpit mit vielen Menschen sieht nun mal auch von oben besser aus, als zwei traurige pogende Menschen.
Deeper Than Fear (Melodic Hardcore, Berlin)
Das klingt jetzt vielleicht etwas ausgelutscht und altmodisch, aber wir geben halt bei jeder Show 150% und versuchen so, zusammen mit den Besuchern, den Abend unvergesslich werden zu lassen.
Und auf die Frage „Wann spielt ihr denn?“ kommt von uns nur die Einlasszeit, bzw. die Zeit, wann die erste Band anfängt. Und wir finden, das sollte der Standard werden. Es ist immer blöd für den Opener, vor 10 Leuten zu spielen, von denen vielleicht noch 5 zu anderen Bands gehören.
Eine gute Möglichkeit, um Leute zum frühen Kommen zu ermutigen, ist, für die ersten Gäste kleine Goodies zu verteilen. Das wirkt echt Wunder und sorgt von Anfang an für einen gefüllten Saal und gute Stimmung.
Demise Empire (Death Metal, Essen)
Klar. Ich spreche auf der Bühne auch immer kurz über die anderen Bands und versuche, die Leute in den gesamten Abend einzubinden. Im Vorfeld finde ich es gut, wenn die Bands sich gegenseitig bewerben. Das steigert die Reichweite und führt am Abend selbst zu mehr Sympathie zwischen den Bands und Fans. Ich denke also, dass der gegenseitige Support vor der Show genauso wichtig ist wie am Abend selbst.
Auf die Frage, wann wir spielen, antworte ich ganz normal und versuche, dabei keinen Hintergedanken zu haben. Klar, ich weiß, dass manche Leute nur für eine Band kommen. Aber sollen sie deswegen lieber gar nicht kommen? Vielleicht kann eine gute Stimmung ja auch Leute zum Bleiben veranlassen… Das sehe ich sportlich. 😉
Außerdem kenne ich selbst das Gefühl, wenn z.B. Shows an einem Freitag sind. Erst noch Arbeit, dann 2 Stunden Fahrt. Klar interessiert mich im Vorfeld, ob ich die Band, die mich gelockt hat, überhaupt zu sehen bekomme.
Was mich aber schon ärgert ist, wenn Leute vor Ort sind, sich draußen mit billigem Bier vollgießen und den Laden erst nach den ersten Bands betreten. Schlimmer kann es für die Organisatoren nämlich gar nicht laufen!
Echo Appartment (Melodic Rock, Moers)
Es bringt natürlich nichts, wenn man seinen Freundes- oder Bekanntenkreis permanent mit Konzertbesuchen zu den eigenen Shows versucht zu überreden, wenn der Musikgeschmack ein anderer ist. Der harte kleine Fan-Kern kommt regelmäßig zu den Konzerten (auch auswärts), und das ist sicherlich nicht hoch genug zu bewerten. Ein gesellschaftliches Problem unserer Konsum-Welt besteht natürlich darin, dass es pro Tag viele verschiedene „Highlights“ gibt, die man gerne erleben möchte, und es somit ein Überangebot an Freizeit- und Beschäftigungs-Möglichkeiten gibt. Die „Zeit“ wird mehr denn je als „kostbares“ Gut empfunden. Folglich suchen sich die Menschen mittlerweile sehr gezielt aus, für was sie ihre Freizeit gerne „opfern“. Als Musiker kann man die interessierten oder zahlenden Konzertbesucher nur dazu ermutigen, sich alle Künstler des Abends anzuhören. Ob dies dann auch tatsächlich funktioniert, ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich.
Tempest (Thrash Metal, Aachen)
Bei der Bewerbung einer Veranstaltung gibt es verschiedene Kanäle und Plattformen, die man zu seinem Vorteil nutzen kann. Natürlich geben wir volles Rohr aus allen uns zur Verfügung stehenden Social-Media-Kanälen. Ich für meinen Teil investiere auch als Veranstalter immer fleißig in Facebook-Ads, und habe damit gute Erfahrungen gemacht. Vor allem bei Veranstaltungen, die mehrere Bands und verschiedene Substile vereinbaren, erreicht man damit ein großes potentielles Publikum – die Leute sehen zumindest den Namen der Veranstaltung, und das ist, denke ich, das A und O. Nebenher nutze ich die deinerseits weiter oben erwähnten Gruppen, um die Veranstaltung zu bewerben, und spreche natürlich Freunde, Verwandte und Bekannte auf kommende Gigs an. Desweiteren sorge ich dafür, dass ich bei genre-technisch passenden Events meine Veranstaltung aktiv bewerbe – Leute anquatschen, Flyer in die Hand drücken, Plakate aufhängen, das ein oder andere Schwätzchen halten – „Old School“ eben. Und wie sagt man so schön: „Klappern gehört zum Handwerk!“. Netter Nebeneffekt: man lernt eine Menge netter Leute kennen!
Zu deinem Kommentar zu den Spielzeiten der „Gast-Bands“: Wenn wir selber einen Gig organisieren, rufen wir aktiv dazu auf, sich unsere „Gast-Bands“ ebenfalls anzuschauen und zeigen auch in den Social-Media deren Musikvideos, um die Leute heiß darauf zu machen. Wenn jemand allerdings fragt, wann wir spielen, dann gehen wir damit objektiv und offen um und benennen unsere Stage-Time. Da wird kein Hehl draus gemacht.
Time For Metal, Heike L.:
Es ist für mich nach wie vor immer wieder sehr schön zu sehen, was für talentierte Musiker aus verschiedensten Genres es allein hier in der Gegend gibt. Die Attitüde, die manche dabei an den Tag legen, kann ich aber überhaupt nicht verstehen. Wenn ich bei den vielen Shows, die ich über das Jahr so besuche, zum Beispiel feststellen muss, dass ich im Publikum eigentlich sehr selten mal Mitglieder anderer Bands sehe, sondern tatsächlich nur Fans, frage ich mich, mit welchem Recht dann diese Bands, deren Mitglieder man selten als Besucher bei anderen Undergroundshows sieht, immer wieder gegenseitigen Support einfordern.
Ein weiteres meiner Meinung nach sehr unkollegiales Verhalten habe ich mittlerweile auch des Öfteren live erleben müssen: Man bringt seine Fans zu einer gemeinsam organisierten Show mit, verzieht sich mit denen dann aber vor und/oder nach der eigenen Show nach draußen oder sonst wohin und lässt die anderen Bands machen.
Verlange ich vielleicht auch zu viel, wenn ich denke, dass man sich bei gemeinsamen Shows dann auch die Auftritte der anderen Bands zumindest mal zeitweise anschauen sollte? Ich habe tatsächlich schon Kommentare von Bands gelesen, die sehr enttäuscht waren, dass während ihrer Show fast niemand von den anderen Bands vor der Bühne stand, während man sich selbst alle anderen Bands angeschaut hat. In einem Fall kann ich das leider bestätigen, denn ich war dabei. Habt Ihr das auch schon so erlebt, oder ging es Euch besser bzw. seid Ihr da entspannter?
Bexy Sitch (Alternative Rock, Marl)
Das ist tatsächlich leider etwas, was wir auch schon des Öfteren miterlebt haben. Wir als Band versuchen eigentlich immer, auch bei den anderen Bands vor der Bühne zu stehen, es ist ja schließlich auch wahnsinnig interessant, wer sonst noch so in der Umgebung unterwegs ist! Man möchte ja auch Erfahrungen austauschen, zusammen ein Bierchen trinken und Kontakte knüpfen, und jeder freut sich über erstaunte Gesichter der anderen Bands im Publikum, weil man ja doch manchmal etwas anderes erwartet! Für uns ist es komplett unverständlich, warum man sich nicht von der Musik der anderen inspirieren lassen möchte oder einfach mal etwas Neues entdeckt, was vielleicht auch in die eigene Playlist wandert oder sogar in die Merchsammlung (was tatsächlich schon das ein oder andere Mal vorgekommen ist). Erlebt haben wir Bands, die als erstes gespielt haben und samt Fanclub abdampften, zweistündige Schminksessions im Backstage für ein zehnköpfiges Publikum oder Besäufnisse hinter der Bühne, anstatt gemeinsam vor der Bühne bei den anderen. Schade, aber wir sagen immer: Wer nicht will, der hat schon. Und vor allem möchte man ja auch niemanden vor der Bühne stehen haben, der eigentlich gar nicht da sein will.
Dead Phoenix (Melodic Metalcore, Berlin)
Das war bei uns bisher immer unterschiedlich, jedoch sieht man meistens das ein oder andere Gesicht von Mitgliedern anderer Bands im Publikum.
Wir selbst schauen uns auch immer gern die anderen Acts an, einerseits wegen des gegenseitigen Supports, und andererseits ist es ja auch durchaus interessant, was eine andere Band live auf die Beine stellt. Außerdem gehen wir auch gern mal auf Shows anderer befreundeter Bands, auch wenn wir an dem Abend selbst nicht spielen.
Gegenseitigen Support und Respekt ist besonders im Underground eine wichtige Sache.
Wir freuen uns immer, ein paar mehr Gesichter zu sehen, aber nehmen es auch keinem übel, wenn er dann doch nicht zuschaut. Am Ende sollte man, egal unter welchen Bedingungen, sein Bestes geben.
Deeper Than Fear (Melodic Hardcore, Berlin)
Ja das mussten wir leider auch schon erleben. Ich meine, uns sind die Gründe bewusst, weswegen der ein oder andere mal früher gehen muss: man muss sein Zeug zurück zum Proberaum schaffen, die Wege sind meist relativ weit oder das Auto gemietet. Dennoch finden wir, es ist eine Sache von Wertschätzung und Respekt, dass sich wenigstens zwei bis drei Leute der Bands die anderen Bands anschauen sollten. Und jetzt auch mal ganz neutral betrachtet: Was hat man zu verlieren? Klar vielleicht ’ne Stunde Schlaf, aber was ist das gegen eine neue Bandfreundschaft, ein geniales Konzert und das Gefühl, der gerade spielenden Band (die sich vermutlich den Arsch für diesen Gig aufgerissen hat) einen geilen Abend zu ermöglichen?
Echo Appartment (Melodic Rock, Moers)
Da haben wir „Von-Bis“ schon alles erlebt im Laufe der vergangenen Jahre. Sicherlich hängt auch dies immer von vielen unterschiedlichen Faktoren vor, während und nach einem Konzert ab. Allerdings sollte es zumindest „zum guten Ton“ dazu gehören, sich zumindest den ein oder anderen Song einer anderen Band aus dem Publikum anzuschauen/anzuhören, wenn man das Konzert mit eben jener Band in Eigenleistung organisiert hat.
Embrace The Eclipse (Deathcore, Stuttgart)
Ich finde es sehr wichtig, sich als Musiker die anderen Bands anzuschauen, mit denen man sich die Bühne teilt. Auch wenn einem die Musik nicht unbedingt zusagt, bei ein paar Songs vor der Bühne zu stehen, tut keinem weh. Es ist auch selbst ein schönes Gefühl, wenn man von der Bühne aus die anderen Bands im Publikum entdeckt, es macht gleich einfach mehr Spaß. Es fällt einem leichter, nach der Show ins Gespräch zu kommen, leichter neue Kontakte und auch Freundschaften aufzubauen.
Fjordheksa (Stoner Doom, Aachen)
Das ist tatsächlich hin und wieder der Fall und definitiv nicht die feine englische Art. Hier muss man aber auch wieder von Konzert zu Konzert unterscheiden. Wenn beispielsweise eine tourende Band in einem Laden ohne Catering spielt und der Aufbau/Soundcheck eng getaktet ist, ist es vollkommen legitim, wenn sie dann noch was essen gehen, da kann es schon mal passieren, dass man den Opener dann verpasst. Genauso wärmen sich auch manche Bands im Backstage auf, die Zeit dafür ist leider nur, während eine andere Band spielt. Andersherum ist man als Opener nach dem eigenen Set auch erstmal platt und geht gern mal raus oder in den Backstage, verquatscht sich vielleicht noch etwas, die Band danach hat kein langes Set, zack, aus Versehen verpasst. Sollte nicht passieren, kann aber. Manchmal spielt man auch mit einer Band zusammen, die einem selbst einfach nicht gefällt, da kann man auch niemanden zwingen, sich das anzuhören. Das passiert aber dann doch eher bei Berufsmusikern als im kleineren Underground. Ansonsten gibt es aber eigentlich keinen stichhaltigen Grund, sich nicht blicken zu lassen. Uns selber ist das bisher zum Glück nur seltenst untergekommen, dass wir mit Bands gespielt haben, die ohne offensichtlichen Grund nichts vom restlichen Abend mitkriegen, wenn sowas mal passiert, ist das natürlich ärgerlich.
Mantikor (Deutschrock, Düren)
Wir erleben es auch immer häufiger, dass sich Bands im Backstage verstecken. Wir möchten das nicht und haben uns daher angewöhnt, unseren eigenen „Backstage“ in Form unserer Merch Bar vor die Bühne zu verlegen. Uns trifft man also immer vor der Bühne an, nie im Backstage.
RedNight (Hardrock, Aachen)
Das sehen wir wirklich teils teils. Je nachdem, sind wir echt lange angereist, und man ist auch mal froh, ab und zu was von der Stadt zu sehen, was essen zu gehen oder einfach im Backstage rumzualbern und ’ne eigene kleine Show zu haben. Es gibt Bands, die schaut man sich automatisch an, weil sie einfach geil sind, und dann ist es auch ehrlich und macht Spaß, vor der Bühne zu stehen. Wir persönlich haben aber schon leider sehr viele Bands dabeigehabt, deren Musik uns leider gar nicht angesprochen hat. So leid es einem dann schon mal tut, aber das ist dann eher eine Qual als alles andere. Es ist also oftmals von der Qualität der Band und der Situation abhängig.
Wir finden es natürlich toll, die anderen Bands auch vor der Bühne zu sehen, aber sind da relativ offen, wenn eine Band mal nicht dabei ist (z.B. wenn sie 3h vor einem spielt und das eigene Set erst um 0:00 Uhr startet).
the journey of Eric Taylor (Post Rock/Post Metal, Krefeld)
Wir haben dieses Verhalten bei anderen Bands auch schon beobachten müssen und sind voll und ganz deiner Meinung, dass dies unhöflich und enttäuschend ist. Gerade, wenn man das erste Mal mit einer anderen Band zusammen auftritt, sollte man erwarten können, dass für die Musik der anderen Bands – meist ja sogar im gleichen/ähnliches Genre – ein wenig Interesse da sein sollte.
Man muss dabei beachten, dass im Underground-Bereich viele Veranstaltungen von den Bands mitorganisiert werden. Daher müssen einige Mitglieder der gerade nicht auftretenden Band manchmal vielleicht einige Jobs übernehmen, wie z.B. am Eingang sein und den Eintritt regeln. Auch am Merch-Stand möchte man natürlich möglichst immer jemanden stehen haben.
Wir hatten allerdings auch schon Auftritte, wo die anderen Bands während der Auftritte der anderen einfach backstage saßen und sich unterhielten. Das zeigt einfach Desinteresse und entmutigt einen, noch einmal mit diesen Bands etwas zu starten.
Im Gegenzug dazu freut man sich aber umso mehr, wenn die anderen Bands vor der Bühne zu erkennen sind. Interessanterweise konnten wir bisher besonders bei Abenden mit gemischten Genres das rege Interesse der anderen Bands an dem Auftritt der eher Genre-fremden Band beobachten.
Unicorn Rodeo (Alternative Metal, Recklinghausen)
Wir schauen immer zumindest kurz rein und bleiben jeweils unterschiedlich lang, je nachdem, wie sehr es uns anspricht und wieviel wir nebenher noch zu tun haben. Man kann nicht alles permanent verfolgen, dazu sind meist schon die Zeitpläne viel zu knapp. Das Vorbereiten, Warmspielen und später das Aufräumen braucht wesentlich mehr Zeit als die üblichen 15 Minuten Pause zwischen den Bands. Außerdem sollte man sich nicht durch eine Show quälen, die einem überhaupt nicht gefällt. Wenn jemandem unsere Musik nicht gefällt, ist das auch okay.
Tatsächlich haben wir auch schonmal quasi gar nicht zugeschaut. Wir hatten die Band schon kurz vorher auf einem Konzert gesehen, es gefiel uns allen überhaupt nicht, und beim gemeinsamen Konzert gab es so gut wie kein Miteinander. Man machte sich sehr unsympathisch und störte den Ablauf des Abends, sodass es kaum einen Anreiz zum Supporten gab. Zum Glück sind das seltene Einzelfälle, meist kommt man untereinander gut zurecht und hat sehr viel Spaß, hilft sich auch mal gegenseitig aus und macht sich einen schönen Tag 🙂
Wie sieht es denn bei Euch aus, wenn Ihr zu Konzerten geht? Schaut Ihr Euch möglichst immer alle Bands an? Kommentiert gern direkt hier unter diesem Artikel oder auf Facebook!