Tumba De Carne – Decatexis//Perpetuo Altar

Argentinier und der Hang zum schrizophrenen Death Metal und Grindcore

Artist: Tumba De Carne

Herkunft: Argentinien

Album: Decatexis//Perpetuo Altar

Spiellänge: 30:32 Minuten

Genre: Death Metal, Grindcore

Release: 24.09.2021

Label: Lavadome Productions

Link: https://tvmbadecarne.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Matias Fontana
Gitarre – Lucas Villalba
Gitarre – Ivo Bisceglia
Bassgitarre – Nicolas Martinez
Schlagzeug – Mateo Cassullo

Tracklist:

  1. Errar
  2. Herida
  3. Odian
  4. Ulcera
  5. Ciego

Das tschechische Label Lavadome Productions ist ein kleines, aber geiles Undergroundlabel, welches immer wieder mit geilen Bands aufwartet, u.a. Destroying Divinity oder Riexhumiation. Neuestes Pferd im Stall ist die argentinische Band Tumba De Carne, welche nach zwei EPs nun ihr erstes Album aufgenommen hat. Seit 2014 feilt das Quartett an seinem Sound herum.

Fünf Songs in knappen dreißig Minuten. Klingt ein wenig nach Doom, aber davon ist man meilenweit entfernt, dies wird nach den ersten Tönen von Errar sofort klar. Nach einigen Soundeskapaden legt man dann los. Die Drums leiten das Geschehen ein. Ein Krachmanifest in Reinkultur – aber sehr befremdend. Die Band bzw. das Label bezeichnet die Mucke als eine Mischung aus Death Metal und Grindcore und dem ist auch wohl so. Aber ich höre erst einmal dissonante Töne und Klänge und auch die Produktion ist nicht die Beste. Nach einer Weile nimmt man die Geschwindigkeit heraus und bietet langsame, disharmonische Klänge. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sich persönlich vom typischen Death/Grind Muster trennen muss. Lässt man sich auf die Musik ein, wird man merken, dass die Argentinier es draufhaben. Eine dunkle Atmosphäre schwebt hier unterschwellig mit und greift dein Nervenzentrum an. Dann gibt man wieder Vollgas, natürlich nicht 08/15, ist klar. Die grindige Attacke wird mit einem technisch anspruchsvollen Part ergänzt, bevor man dann wieder in einen ruhigen und zerstörenden Modus verfällt. Puh, starker Tobak. Dies ist alles total anspruchsvoll und nichts für zwischendurch. Das Riffing nach circa sechs Minuten ist so etwas von zerstörend und angreifend. Zwar schleppt man sich vorwärts, aber man klingt absolut brutal dabei. Die Growls erklingen immer wieder mal zwischendurch und ergänzen den Spaß. Ich bin mir nicht so ganz sicher, was ich mit diesem Material anfangen soll.

Herida legt nach einigen Sekunden dann mal so richtig los und bietet die volle Breitseite. Feinster Grindcore auf hohem Niveau, bevor man dann wieder ein Tech-Death-Part herausholt und wieder attackiert. Ich muss leider sagen, dass der Sound ein wenig den Hörspaß mildert, da die Details nicht so richtig zur Geltung kommen. Auch hier bieten sie wieder sehr viel Abwechslung und disharmonische Klänge. Echt krasses Zeug. Die Vocals geben einem den Rest und zermartern dir die Ohren und das Gehirn. Hört euch alleine das Riffing und den Part nach circa vier Minuten an. Welche eine Zerstörungswut. Totales Chaos, aber dennoch auf den Punkt gebracht. Schon anstrengend, aber zielführend. Sofern das Ziel heißt, den Zuhörer in den Abgrund zu reißen.

Je länger das Album läuft, desto mehr kommt man eben diesem Abgrund näher und kann die dunklen Machenschaften der Argentinier nachvollziehen und akzeptieren. Auch die restlichen Songs Odian, Ulcera und Ciego sind so aufgebaut. Ich bin eigentlich jemand, der sich ein Album dreimal nacheinander anhört, sich Notizen macht und dann das Review schreibt. Aber nach der ersten halbe Stunde brauchte ich eine musikalische Pause. Der Repeatknopf wurde nicht sofort gedrückt. Nach dieser Pause konnte ich es aber wieder gut durchhören und muss sagen, dass die Burschen ein gutes Album abgeliefert haben. Südamerika war schon immer ein gutes Plätzchen für extreme Musik, warum auch immer. Tumba De Carne sind da keine Ausnahme.

Was man braucht, ist tatsächlich Ruhe und Zeit, um das Songwriting zu verstehen, denn alles hängt irgendwie zusammen. Man hat sogar das Gefühl, dass die fünf Songs zusammengehören. Alles ist dem Chaos untergeordnet, aber dieses hat durchaus System. Kann nie voraussehen, was als Nächstes passiert. Das verlangt vom Zuhörer sehr viel Konzentration, macht die ganze Sache aber sehr interessant. Normalerweise bin ich kein Freund von Disharmonien oder dissonanten Klängen, aber Tumba De Carne haben es geschafft, mich irgendwie mit auf die dunkle Seite zu ziehen. Live wäre die Band nichts für mich, aber im stillen Kämmerlein haben sie mich durchaus gecatcht und gefangen. Aber ich glaube, die Intensität des Albums muss jeder selber auf sich wirken lassen. Ich brauche nun wieder eine Pause, denn leichte Kost ist definitiv etwas anderes, da man z.B. auf Melodien oder sonstige Erleichterungen verzichtet! Einfach kann ja jeder und manchmal ist mir dieser schon beinahe schizophrene Ansatz auch zu viel und zu anstrengend.

Tumba De Carne – Decatexis//Perpetuo Altar
Fazit
Wer seinen Death Metal und seinen Grindcore gerne chaotisch mag, der ist bei den Argentiniern von Tumba De Carne genau richtig. Dissonanzen, Disharmonien und keine Melodiebögen hört man nicht jeden Tag, aber auf dem Debütalbum dieses Quintetts. Alles klingt unstrukturiert, fügt sich aber wie ein Puzzle zusammen. Heftiges Zeug und nichts für nebenbei. Abchecken.

Anspieltipps: Herida und Odian
Michael E.
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