Winterage – The Inheritance Of Beauty

Rocky Horror Picture Show meets Rhapsody

Artist: Winterage

Herkunft: Genua, Italien

Album: The Inheritance Of Beauty

Spiellänge: 61:34 Minuten

Genre: Power Metal, Symphonic Metal

Release: 15.01.2021

Label: Scarlet Records

Link: https://www.facebook.com/winterage

Bandmitglieder:

Gesang und Erzähler – Daniele Barbarossa
Gitarre – Gianmarco Bambini
Bassgitarre – Matteo Serlenga
Schlagzeug – Luca Ghiglione
Violine – Gabriele Boschi

Gastmusiker:
Gitarre und Bouzouki – Ricardo Gisotti
Violine – Giullia Subba, Benedetta Fabbri, Clara Mezzanatto, David Villverde Navarro, Alberto Mineo
Bratsche – Francesco Bagnasco, Alessandra Rizzone, Pietro Romagnoli
Cello – Delfina Parodi, Alice Ghiretti, Davide Di Blasio
Kontrabass – Davide Rielli, Francesco Rocco
Flöte – Elisabetta Boschi
Oboe – Mirko Foschi
Klarinette – Ilaria Laruccia
Fagott – Michaela Bozzano
Trompete – Majuran Chandrapathem
Uillean Pipes, sonstige Pipes – Dario Gisotti
Knopfakkordeon – Daniele Nicola
Bouzouki – Gabrielle Caporuscio, Riccardo Gisotti
Gesang Sopran – Vittoria Leoni
Sopran Chor – Benedetta Torre, Francesca Torre, Silvia Traverso
Frauenchor – Morena Campus, Naomi Piga, Sara Sabatini, Fiamma Odorico, Alessia Bruzzo, Serena Agostini
Männerchor – Roberto Tiranti, Daniele Barbarossa, Franceso Chiapica, Daniele Zampelli, Wild Steel
Gesang Bass – Daniele Nicola
Gesang Screams & Growls – Emanuelle Biggi
Erzähler – Matti di Pasquale, Peter Coates, Matyn Own
Dirigent – Vito Lo Re

Tracklist:

1. Ouverture
2. The Inheritance Of Beauty
3. The Wisdom Of Us
4. Of Heroes And Wonders
5. The Mutineers
6. Orpheus And Eurydice
7. Chain Of Heaven
8. La Morte Di Venere
9. Oblivion Day
10. The Amazing Toymaker

Symphonischer Powermetal aus Italien? Der geneigte Metalhead wird sofort sagen „nicht schon wieder“. Die Position ist mit den Herren Staropoli, Turilli und Lione mehr als ausreichend besetzt? Wie sollen hier weitere Bands interessantes Material für das Genre beisteuern, welches nicht schon X-mal durchgekaut wurde? Winterage aus Genua sind keine Newcomer, sondern bereits seit 2008 aktiv. Der Output war jedoch für die 13 Jahre bisher überschaubar. Eine EP (Winterage, 2011) und einen weiteren Longplayer (The Harmonic Passage, 2015) hat die Truppe bisher auf den Markt geworfen. Mit Gabriele Boschi ist auch nur noch ein Bandmember aus den Anfangstagen am Start. Tracks mit Namen The Legend Of The White Tannenbaum machen die Richtung schon mal klar. Der Schmalz und Kitsch tropft schon beim Lesen der Songtitel. Was also liefern Winterage mit ihrem zweiten Langeisen?

Sofort ins Auge fällt die Unmenge an Gastmusikern. Für die Scheibe wurde ein gesamtes Orchester hinzugezogen. Das ist schon mal ein deutliches Unterschiedsmerkmal zu dem üblichen Output von Rhapsody & Co. Die diversen folkloristischen Instrumente, wie zum Beispiel die Uillean Pipes, senden ein weiteres Ausrufezeichen. Solche Sachen findet man typischerweise im Celtic Folk oder bei Grave Digger, wenn es um Schottland geht.

Los geht es mit einer Ouvertüre, welche mit einer Laufzeit von mehr als vier Minuten schon mal überrascht. Folkloristische und klassische Instrumente sind zu hören, Sopran Chöre steigen ebenfalls dazu ein und es geht nahtlos in den Titeltrack über. Der sorgt für einen Temposchub, die klassischen und folkloristischen Elemente mischen sich mit Powermetal. Die Stimme von Daniele bringt nicht ganz die Dynamik der sonstigen Stilelemente. Die ruhigen Passagen kommen gesanglich besser durch und ein gewisser Bombast gehört irgendwo zu einer Band aus Italien. Nichtsdestotrotz eine starkes Stück Musik. The Wisdom Of Us fällt deutlich ab und gehört eher zum italienischen Einheitsbrei. Der intensive Refrain und die folkloristische Passage peppen die Nummer auf. Of Heroes And Wonders legt den Powermetal Gang mit Speed ein, eine etwas kernigere Stimme, wie z.B. von Herrn Kiske oder Joacim Cans, würde dem Track noch mehr Power geben. So ist es musikalisch nett, gut komponiert und die folkloristischen Elemente sorgen dafür, dass es nicht langweilig wird. The Mutineers kommt zunächst als Folkmetal um die Ecke und das Orchester legt sich mächtig ins Zeug. Das Ding bleibt eher im ruhigen Fahrwasser, sodass Stimme, Stimmung und Musik zu einer Einheit verschmelzen. Stark! Orpheus And Eurydice hält das Niveau des Vorgängers nicht ganz, der Gesang wird nun mehrstimmig und die Chöre liefern ab. Wiederum sehr positiv kommen die Folkinstrumente zu Geltung. Chain Of Heaven lässt die Gitarren auf die Hörerschaft los, die Komposition wird etwas wilder und chaotischer und hat einen gewissen Musical Touch durch den mehrstimmigen und wechselnden Gesang. Nach was klingt La Morte Di Venere? Nein, kein italienisches Spezialmenü, sondern ein italienischer Roman (Tod Der Venus). Es gibt Opernklänge auf die Ohren und Vittoria Leoni übernimmt das Mikro – Rock meets Klassik lässt grüßen. Oblivion Day mischt den Opernsound zum Powermetal, mehrstimmig und chaotisch plus Folkinstrumente. Es ist auf jeden Fall etwas anderes als 08/15 Einheitsbrei. Zum guten Schluss mehr als 16 Minuten The Amazing Toymaker. Hierfür sollte sich der geneigte Hörer Reis organisieren. Wer schon mal die Rocky Horror Picture Show gesehen hat, der weiß, wofür man Reis benötigt. Der Erzähler legt los und es gibt einen wilden musikalischen Ritt aller bisher dargebotenen Stilelemente. Die verschiedenen Sänger liefern sich ab und wann Battles und es entsteht eine gewisse Chaotik. Das Ganze hat aber auch eine Dynamik und spätestens jetzt ist man mehr bei Musical oder Metaloper als simplen symphonischen Powermetal.

Winterage – The Inheritance Of Beauty
Fazit
Die zehn Tracks auf dem Werk sind eins auf jeden Fall nicht: italienischer Powermetal Einheitsbrei. Kaum eine Nummer ähnelt dem Nachfolger. Das ganze Werk gewinnt von Umdrehung zu Umdrehung dazu, bewegt sich spätestens ab der Operndarbietung La Morte Di Venere im Musicalmodus. Es ist stark komponierte, sehr spezielle Musik für Hörer, welche sich Zeit nehmen und mit der Truppe aus Genua auf Entdeckungsreise gehen wollen. Entdeckt werden Musikkombinationen, die teilweise recht chaotisch klingen, sehr gewagt sind aber meines Erachtens auch sehr interessant aus den Boxen dröhnen. Es ist noch nicht alles perfekt, hier wäre der Gesang des Öfteren ein Kritikpunkt. Aber die Band zeigt reichlich Potenzial und sollte genauso weiter machen wie man auf The Inheritance Of Beauty aufhört.

Anspieltipps: Für den einfachen Einstieg: The Mutineers. Wer es gleich komplex probieren möchte: The Amazing Toymaker
Jürgen F.
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