“30 Jahre Fury in the Slaughterhouse … und erst zum zweiten Mal in Kiel“
Artist: Fury In The Slaughterhouse
Herkunft: Hannover
Tour: 30 – The Summer Open Air 2017 Tour
Spiellänge: 150 Minuten
Eintrittspreis: 57,25 Euro
Genre: Rock
Veranstalter: Förde Show Concept Flensburg
Link: http://www.fury.de
Bandmitglieder:
Gesang – Kai Wingenfelder
Gitarre – Thorsten Wingenfelder
Gitarre – Christof Stein-Schneider
Schlagzeug – Rainer Schumann
Keyboard, Gitarre, Mandoline – Gero Drnek
Bass – Christian Decker
Setlisten:
- Intro: It’s a Long Way to the Top
- Dance on the Frontline
- Dead Before I Was Born
- Jericho
- Radio Orchid
- Words
- Warchild
- Dancing In The Sunshine Of The Dark
- Things Like This
- 30 (It’s Not Easy)
- Milk And Honey
- When God Goes Home (Acoustic)
- Then She Said (Acoustic)
- Bring Me Home (Acoustic)
- Riding On A Dead Horse
- Haunted Head And Heart
- When I’m Dead And Gone (McGuinness Flint Cover)
- Trapped Today, Trapped Tomorrow
- Cry It Out
- In Your Room
- Are You Real
- Boys don’t cry (The Cure Cover) (with Alexander Knappe)
- Every Generation Got Its Own Disease
- Won’t Forget These Days
- Won’t Forget These Days (Reprise)
- My Personal Everest
- Down There
- Revelation
- Kick It Out
- Time To Wonder
- Seconds To Fall
Fury … – eine Legende lebt.
Dass es zu dieser Tour und diesem Konzert kommt, ist schon eine in der Musikwelt kuriose Geschichte. Eigentlich wollten die sechs Pferde nur ein Geburtstagskonzert in ihrer „Geburtsstadt“ Hannover spielen, daraus wurden drei Shows vor 35.000 Besuchern. Als Reminiszenz an die Fans wird dann spontan eine Open Air-Tour in ausgewählten Locations vereinbart. Nachdem auch dort (fast) überall SOLD OUT angeschlagen war, kommen mehr und mehr Zusatzshows in den Kalender. Eigentlich sollte ich vom Eröffnungskonzert in der Kalkbergarena Bad Segeberg berichten, ein gesundheitliches „Problem“ ließ mich allerdings in einem Krankenhaus schmoren. Nach Rücksprache mit dem Veranstalter bin ich dafür nun bei diesem fast letzten Konzert der Tour dabei.
Dieses Konzert ist für Kai Wingenfelder ebenso etwas Besonderes, wohnt er doch seit
sieben Jahren nur 42 Kilometer von dieser Location entfernt. Ohne diesen Umstand wäre Kiel mit diesem feinen, aber doch kleinen Amphitheater nicht in den Genuss eines dieser Gigs gekommen. In der bisherigen Bandgeschichte gab es nur ein einziges Konzert in Kiel. Am 16. Juni 2001, im Rahmen der Kieler Woche, spielten die Sechs ein 60-minütiges kostenloses Konzert am Ostseekai. Die Radiobühne konnte die überraschend vielen Zuschauer nicht aufnehmen, eine benachbarte Fußgängerbrücke geriet schon ins Wanken und wird seitdem bei Konzerten gesperrt.
Dies kann heute indes nicht passieren. Die etwas mehr als 2.000 Zuschauer fassende Freilichtbühne ist seit Wochen ausverkauft. Mit ein paar Minuten Verspätung geht es los, die Sicherheitskontrollen am Einlass
dauern länger als erwartet und etliche Zuschauer stehen um 19:00 Uhr noch vor den Toren. Alexander Knappe, der schon mehrfach auf der Tour supportete, kommt eine Viertelstunde später auf die Bühne, streicht fünf Minuten aus seinem Programm und Fury beginnt dann pünktlich um 20:00 Uhr. Während Alexander Knappe das Kieler Publikum mit seinem deutschsprachigen Pop nur wenig begeistert, springt bei Fury der Funke schon beim Intro über. Das It’s A Long Way To The Top, in einer langsamen, getragenen Version, singen die Mehrzahl der Besucher schon mit. Der AC-DC-Klassiker ist dann auch Sinnbild der – welch ein Zufall – 30 folgenden Songs. Einige Besucher reiben sich verwundert die Augen, zählen sie doch sieben Furys auf der Bühne. Martin Huch, der zur Begleitband Heinz-Rudolf
Kunzes gehörte, kümmert sich als Verstärkung um die Einlagen an dem Slide-Guitar-Karussel.
Ein Feuerwerk aller Klassiker aus der gesamten Bandgeschichte wird mit sichtbarer Spielfreude zum Besten gegeben. Das Publikum dankt jeden Song, egal ob der einsetzende Regenschauer die Freude etwas trübt oder Kai Wingenfelder die Bühne zu klein ist und er singend durch die Ränge wandert. Der mittlere Konzertteil beginnt mit dem, was sich die Furys für den Herbst ausgedacht haben. When God Goes Home, Then She Said, sowie Bring Me Home werden in einer Akustikversion gespielt. Vor dem Konzert bestätigt, wird eine an die Open Air’s folgende Akustik-Tour in 18 kleinen ausgesuchten Locations stattfinden. Danach soll dann wirklich wieder Schluss sein.
Während Bring Me Home abgefeiert wird, geht über dem Gelände ein Starkregenschauer herunter, das einem Angst werden könnte. Nicht so in Kiel. Hier werden Scherze gemacht (Regen ist erst, wenn die Fische auf Augenhöhe schwimmen) und Wacken-Open-Air-Macher Holger Hübner kommt aus dem Backstage-Bereich geeilt und verteilt – ups – orangene Jäger…-Regenponchos. Unterdessen stehen Kai Wingenfelder und Rainer Schumann mitten im Publikum und trommeln auf einer Flens-Beugelbuddel (sorry, Bügelverschluss-Bierflasche…).
Direkt danach beginnt die zweite Konzerthälfte, in der auch der letzte Gast mitsingen kann und es auch tut. Mit Riding On A Dead Horse beginnt die Hitreise. When I’m Dead And Gone, Boys Don’t Cry (dem The Cure-Cover mit Alexander Knappe im Duett), Every Generation Got Its Own Disease und Won’t Forget These Days kündigen das Ende des Gigs an. Nun ja, zweieinhalb Stunden und 30 Lieder waren versprochen und dies halten die Furys auch ein. Im dreigeteilten Zugabenblock intoniert Kai Wingenfelder sein Time To Wonder, als hätte er es erst gestern geschrieben. Dabei mag er dieses Lied, wie er in Interviews und bei Baltic Sea Child-Konzerten betont, überhaupt nicht. Für die nicht so informierten Leser sei kurz erklärt, Baltic Sea Child ist seine Zweitband hier aus Schleswig-Holstein. Darin hat er sich mit aktiven und ehemaligen Mitgliedern aus der Speed-Folk-Band Tears For Beers, die alle um seinen Wohnort angesiedelt sind, zusammengetan.
Fazit: Ein Fury-Konzert lohnt sich immer. Nicht nur, weil es seltene Vergnügen sind, sondern auch weil Qualität, Spaßfaktor, Länge und Location in einer guten Relation zu einem Eintrittsgeld im mittleren Preissegment passen. Viele Besucher hofften auf noch rockigere Klänge. Der Mix zwischen Akustik, Pop und Rock stimmte aber und sollte jeden Besucher zufrieden stimmen.