Festivalname: Rockharz 2023
Bands: Amon Amarth, In Flames, Arch Enemy, A Life Divided, Airbourne, Angus McSix, All For Metal, As I Lay Dying, Battle Beast, Blind Guardian, Bloodbound, Burning Witches, Carcass, Children Of Grotesque, Delta Bats, Destruction, Die Apokalyptischen Reiter, Equilibrium, Exhorder, Feuerschwanz, Fiddler’s Green, Firkin, Hämatom, How We End, Infinitas, KneipenTerroristen, Korpiklaani, Kris Barras Band, Lacuna Coil, Legion Of The Damned, Letzte Instanz, Life Of Agony, Lord Of The Lost, Mono Inc., Moonspell, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Null Positiv, Ohrenfeindt, Onslaught, Paradise Lost, Phil Campbell & The Bastard Sons, Rauhbein, Saltatio Mortis, Septicflesh, Soulbound, Skáld, Sonata Arctica, Tanzwut, The Dark Side Of The Moon, The Legion:Ghost, Tribulation, Unzucht, Versengold, Voodoo Kiss, Wind Rose, Wolfheart
Ort: Ballenstedt
Datum: 05.07. – 08.07.2023
Kosten: Drei-Tages-Ticket 154, 80 €, Tagesticket 85 €, Ausverkauft
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Hard Rock, Folk Metal, Mittelalter Rock, Prog Metal, Deutsch Rock, Thrash Metal, Metal Core
Veranstalter: Veruga GmbH
Link: https://www.rockharz-festival.com/
Juhu, endlich ist es wieder so weit. Nachdem wir im letzten Jahr das Festival wegen einer Familienfeier absagen und die Jahre davor wegen der Pandemie ausfallen mussten, geht es dieses Jahr wieder in den Harz nach Ballenstedt. Allerdings ist etwas anders. Wir campen nicht, sondern haben uns in der Umgebung ein Quartier gesucht. So langsam lässt die Bereitschaft, immer alles einzuladen und aufbauen zu müssen nach, und auch die typischen Zipperlein wie Rücken, Knie usw., rufen eher nach etwas Bequemeren. Aber das macht der Vorfreude keinen Abbruch uns so begeben wir uns von Kiel nach Ballenstedt. Die Fahrt ist easy und überall trifft man bereits auf Gleichgesinnte, wie es den Heckaufklebern und den in typischer Manier gekleideten Zeitgenossen anzusehen ist. Zunächst geht’s ins Quartier, um dort einzuchecken. Die Wohnung ist gut, sauber und dicht bei, einziges Manko, keine Internetverbindung. Schnell noch was zum Frühstück einkaufen und dann geht’s zum Gelände. Aus Richtung Ballenstedt ist alles dicht und so fahren wir einen anderen Weg. Da kommen wir problemlos zum Tagesparkplatz, bei dem auch die Akkreditierung erfolgt. Die Bändchenausgabe ist problemlos und wir fühlen uns bei Vivi megagut aufgehoben, die uns mit Freundlichkeit, souverän und sehr zuvorkommend betüdelt. Dann wollen wir schon mal aufs Gelände, um zu schauen, ob es bereits Shirts gibt und ggf. im Mutantenstadl schon mal die kühlen Getränke anzutesten. Das hat Tradition und nur weil wir nicht direkt vor Ort wohnen, muss mit eben der auch nicht gebrochen werden. Seit vergangenem Jahr hat sich eine weitere Neuerung beim Rockharz durchgesetzt. Der Merchstand wurde sozusagen auf die Grenze zwischen Infield und Vorplatz gestellt, sodass von beiden Seiten angestanden werden kann. Das klappt von der außen liegenden Seite auch gut, da es strukturiert gelenkt wird. Auf der Innenseite leider nicht, sodass es hier zu Wartezeiten von bis zu 2 Stunden kommen kann. Trotzdem wagen wir es und nach gut anderthalb Stunden sind wir im Besitz von Shirt und megacoolem Hoodie. Lange bleiben wir aber nicht und so geht es in die Unterkunft zurück.
Nach der ersten Nacht im „Blauen Haus“ in Gernrode finden wir uns zeitig ein, um die erste Band des Tages zu sehen. Da auch heute noch viele anreisen, sind die Zufahrten voll, aber es geht voran. Der Tagesparkplatz ist bereits gut gefüllt und wir sind gespannt auf die Situation an den folgenden drei Tagen, wenn es auch noch Tagesgäste gibt. Dass es Platzprobleme gibt, zeigt sich auch daran, dass es bereits Ausweich- und Not-Campplätze gibt. Scheinbar reicht der vorgesehene Platz nicht mehr aus.
Vom Tagesparkplatz geht es direkt zum VIP/Presse-Bereich, in dem wir bekannte Gesichter treffen und schon fühlt man sich heimisch. Fototasche im Lokker verstaut, WLAN eingeschaltet und schon heißt es arbeiten. Der erste Gast des Tages ist „würdiger Auftakt“ und wir sind gespannt, wer das wohl sein mag. Ein Kollege von Metal.de verrät uns, dass sich dahinter Eric Fish & Friends verbirgt. Nun ja, ob das würdig genug für den Opener ist? Zumindest kann der Eric ja singen und beginnt auch gleich mit einem Cover, dem Bard’s Song von Blind Guardian. Tja, und wer die Running Order kennt, der weiß, dass die ja heute Abend noch auftreten werden. So gesellt sich dann unter lautem Jubel der Hansi Kürsch dazu. Im Verlaufe des Sets kommen dann noch Peavy von Rage, Der Schulz von Unzucht und Holly Loose von Letzte Instanz mit dazu. Somit ist der Auftakt dann doch noch als gelungen zu betiteln und scheinbar hat das auch dem gut gefülltem Infield gefallen.
Auf der zweiten Bühne stehen jetzt die KneipenTerroristen aus Hamburg am Start. Mit dem Song KneipenTerroristen gehen die einen anderen Weg als Eric Fish und so stehen elektrisch verstärkte Töne eindeutig im Vordergrund. Jörn Rüter versteht es, die Leute anzutreiben und mit ihrer Mischung aus Punk und Heavy Metal liegen sie genau richtig. Schnell sind sich Band und Publikum eins und so werden alte und neuere Songs gefeiert. Die KneipenTerroristen starteten ja mal als reine Böhse Onkelz Coverband, haben aber inzwischen eigene Songs auf Lager, die sich auch wesentlich mehr im Metal Bereich wiederfinden. Trotzdem werden auch gerade ältere Tracks wie Nüchtern Bin Ich Schüchtern gefeiert. Mit Prost! gehen die Kneipentouristen, äh Terroristen unter Jubel vom Platz und kündigen an, sich an den Bierständen zum gemeinsamen Anstoßen einzufinden. Doch zunächst müssen sie zum Autogrammstand, bei dem alle Wartenden mit Bildern, CDs und eben Autogrammen versorgt werden. Ich komme dazu, Petra zu begrüßen, die ihren Jörn begleitet und für die rechten Videoaufnahmen sorgt. Es war mein erster KneipenTerroristen-Auftritt und er hat mir gut gefallen. Ansonsten kenne ich den Jörn und die Petra nur aus ihrem Remedy Records Shop, bei dem ich oftmals zu Besuch bin, um mich mit Vinyl oder CDs zu versorgen. Meist gehe ich mit mehr raus, als ich eigentlich wollte. Ein Besuch lohnt sich da aber auch immer.
Jetzt aber zur nächsten Band. Auf der Dark Stage kommen Exhorder zum Zuge. Der groovende Thrash scheint beim Publikum gut anzukommen und auch die Mitsingspielchen werden brav mitgemacht. Fronter Kyle Thomas mit abgestimmtem Bart-Gitarre-Outfit hat sichtlich Spaß und auch seine Mitstreiter inklusive Live-Aushilfe Waldemar Sorychta sind sichtlich angetan. Trotz der knappen halben Stunde können sie sich gut verkaufen und hinterlassen ein gutes Thrash Gefühl. Wenig Zeit zum Verschnaufen für die Foto-Crew. Da ja während des Auftrittes die andere Bühne präpariert wird, bleiben zumindest bei den ersten Bands des Tages zwischen den Auftritten nur knapp zwanzig Minuten Pause. Das reicht mal gerade für ein Pils und mal zu Toilette. Ja, ich weiß, Jammern auf hohem Niveau.
Nun bricht auf der Rock Stage die Tanzwut aus. Aber nicht nur da, sondern auch im Publikum. Neben einer Vielzahl an Crowdsurfern, die den Grabenschlampen Arbeit verschaffen, treffen die Songs wie Puppenspieler oder Die Tanzwut Kehrt Zurück den Nerv der Zeit. Die Ankündigung von Teufel, im Herbst auf große 25 Jahre Jubiläumstour zu gehen, erntet großen Applaus und somit ist diese halbe Stunde Spielzeit als Appetizer anzusehen.
Weiter zur Dark Stage, bei der Holly Loose seinen zweiten Auftritt hat, diesmal mit seiner ganzen Band Letzte Instanz. Zum ersten Mal gibt es nach anfänglichen Startschwierigkeiten Pyros. Die kommen zwar zum Einsatz, aber der Sonnenschein lässt diese noch nicht gänzlich zur Geltung kommen. Cello und elektrische Geige verstärken die Action auf der Bühne und animieren das Publikum zu Mitsingattacken. Remmidemmi, ein Deichkind-Cover, entzückt genauso wie Rapunzel und mit ihrem Auftritt haben die romantischen Dark Rocker viele glücklich gemacht.
Auf der Rock Stage kündigen sich nun Angus McSix an. Der ehemalige Gloryhammer Sänger Thomas Winkler und Sebastian Levermann von Orden Ogan gründeten die Band und benannten sie nach Angus Mc Five einer von Winkler verkörperten Bühnenfigur in seiner ehemaligen Truppe. Auch jetzt gibt es eine goldene, in der Sonne strahlenden Rüstung, kleine grüne Männchen, ein großes Schwert und Mitgeh-Power-Metal. Alles schon mal irgendwo, irgendwie in ähnlicher Aufmachung gesehen, aber trotzdem macht das eigentlich Freude. Die Herzen vieler, vor allem der weiblichen Fans, fliegen der Band und dem Frontmann zu. Master Of The Universe kündigt eine Fortsetzung der noch bei Gloryhammer verstorbenen Figur Angus Mc Five an. So geht es mit Schwert bei Sixcalibur über Laser Shooting Dinosaur (allerdings nur mit Wasserpistole), bis hin zum mit todesmutigen Gästen surfendem Einhorn bei Amazons Of Caledonia durch das Set. Beeindruckend, wie diese Truppe in so kurzer Zeit sich so viele Fans erspielen konnten, die hier textsicher und mit höchster Begeisterung die Jungs abfeiern. Ein Hingucker für die Herren ist auf jeden Fall Thalia Bellazecca, die an der Gitarre eine beeindruckende Leistung abgibt und auch noch sehr fotogen ist.
Eine weitere Power (Pop) Metal Truppe nimmt jetzt auf der Dark Stage ihre Position ein. Battle Beast und Sängerin Loona Nouhimo haben, wie eigentlich auch die Bands davor, einen klasse Sound und können so aus ihrem Repertoire schöpfen. Spätestens beim zweiten Track Straight To The Heart haben sie den Sack zugemacht und sehen auf eine begeisterte Menge. Battle Beast haben hier einen leichten Stand und mit der untergehenden Sonne wird ein Kracher nach dem anderen rausgehauen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich manch einer die Augen reibt, dass eine dreiviertel Stunde so kurzweilig vorbeigehen kann. No More Hollywood Endings und Eden sind nur zwei von den gespielten Songs.
Vom finnischen Power Metal hin zu einem krassen Gegensatz. Auf der Rock Stage sollten nun eigentlich As I Lay Dying stehen. Doch zunächst stehen nur die Fotografen im Graben und die dieses Jahr mit grünen Shirts bekleideten Grabenschlampen herum. Auf der Bühne tut sich zunächst nichts und auch die Animiergesänge, Eisgekühlter Bommerlunder, locken keine Amis auf die Stage. So vergehen gute dreißig Minuten in Ungewissheit, was auch für die wartenden Fans etwas unverständlich ist. Eine Ansage wäre da bestimmt hilfreich gewesen. Erste aufklingende Gitarrenklänge werden abgefeiert und dann kommen auch endlich Musiker auf die Bühne. Es scheint, als wenn das Equipment der Band abhandengekommen ist und sie sich jetzt alles zusammenborgen mussten. So bleiben ihnen nur knapp zwanzig Minuten für ihr Set. Die nutzen sie aber grandios aus. Auch wenn Metal Core nicht so meins ist, das haben sie hier voll im Griff und feuern ein Feuerwerk an Klanggeballer ab. Es gibt nur wenige Ansagen, die Musik steht im Vordergrund. Der älteste Song ist 94 Hours und zeigt die brachiale Gewalt der Band. Circle Pit und Crowdsurfing beschäftigen die Menge und die Security zusätzlich.
Danach wird es etwas melodischer und Dark Rockiger. Gegen 22:05 Uhr stehen Mono Inc. auf der Dark Stage. Katha Mia, Carl Fornia, Martin Engler und noch neu, Bassist Val Perun, sind immer gern gesehene Gäste und waren schon des Öfteren auf dem Festival. Da dürfen sie zum 30. Geburtstag nicht fehlen und die Menge vor der Bühne zeigt, dass sie hier gut aufgehoben sind. So starten sie gewohnt souverän mit einem Song ihres aktuellen Albums Ravenblack, Martin ist viel auf der Bühne unterwegs und auch zwischen den Stages unterwegs. Dazu gesellt sich eine gut abgemischte Lichtshow, sodass hier alle auf ihre Kosten kommen. Im Verlaufe der Stunde wird das Publikum natürlich einbezogen und so soll dann ein bekannter Song von Mike Krüger für Stimmung sorgen. Aber scheinbar ist der Song Mein Gott Walter nicht allen bekannt und so ist die Reaktion auf Martins Aufforderung, den Song vom Publikum nach Mein Gott, den Walter zu ergänzen, außerordentlich schlapp. Aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch und gekonnt wird das überspielt. Mit dem Passenger von Iggy Pop, ebenfalls in einer akustischen Version, wird zu den schnelleren Songs gewechselt. Arabia, Princess Of The Night und Children Of The Dark dürfen auch nicht fehlen und werden durch die Pyros rhythmisch in Szene gesetzt. Drumsolo von Katha Mia und mit Lieb Mich ein deutscher Titel runden das stimmige Gesamtbild ab. Mal wieder ein gelungener Auftritt, der Lust macht, im Herbst die Ravenblack Tour zu besuchen oder im kommenden Jahr die erneute Darbietung der Songs im symphonischen Gewand zu erleben.
Wechsel zur Rock Stage und zum zweiten Auftritt von Hansi Kürsch. Diesmal hat er seine gesamte Blind Guardian Truppe dabei und es ist eine Premiere, dass er The Bard’s Song – In The Forest doch zweimal an einem Tag singt. Der erzeugt dann, wie eigentlich immer, Gänsehautmomente und kommt in dieser Version deutlich besser zur Geltung. Ansonsten feiern die Krefelder einen gelungenen Abend. Ausgesucht haben sie eine Art Best-of und in den gut 80 Minuten reiht sich ein Hit an den anderen. Welcome To Dying, Valhalla, mit tatkräftiger Unterstützung des Publikums oder Ashes To Ashes sind nur einige der Songs, die hier gespielt, nein besser zelebriert werden. Das funktioniert hervorragend und mit Charme und Witz leitet der Hansi durch den Abend. Das ist echtes Entertainment und bekräftigt die herausragende Stellung dieser Band im deutschen Heavy Metal.
Und zum Schluss des Tages kommt dann der Surprise Act. Knorkator machen den Abschluss. Spekulationen, wer es denn nun sei, gab es im Vorfeld viele. Oomph! oder Sodom standen dabei weit vorne. Jetzt kommt aber Stumpen auf die Bühne und lässt noch mal alle Zehn gerade sein. Im Laufe des Abends entledigt er sich dann auch nach und nach seines Satinanzuges, während sich ein Hit an den anderen reiht. Unterstützung gibt es unter anderem durch seine Tochter Agnetha und auch die Fotografen dürfen auf die Bühne, um dann später mit einem liebevollen verp…euch! wieder runtergeschickt zu werden. Die Überziehung der Spielzeit wird gnädig zur Kenntnis genommen und ich denke, dieses wird auch straffrei bleiben. So endet der erste Festivaltag dann auch gegen halb zwei Uhr morgens.
30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Donnerstag
30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Freitag
30. Rockharz Festival 2023 vom 5. bis 8. Juli in Ballenstedt – Samstag