Aenemica – Secret Lines

Ehrliche Musik, jedoch leider kein Meilenstein

Artist: Aenemica

Herkunft: Iserlohn, Deutschland

Album: Secret Lines

Spiellänge: 33:15 Minuten

Genre: Progressive Rock, Alternative Rock, Pop Rock

Release: 04.09.2020

Label: Phonector

Link: https://www.aenemica.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Daniel Stendera
Gitarre – David Vemmer
Bass – Dima Friesen
Schlagzeug – John Sternberg

Tracklist:

  1. Distant Light
  2. Hollow
  3. Back To Life
  4. Just A Few Lines
  5. Reverie

Wenn ich an Iserlohn denke, dann denke ich zumeist an – nichts. Ernsthaft: Zur fast 100.000 Einwohner Stadt im märkischen Kreis habe ich irgendwie keine Assoziationen. Einzig der Name, der vom Mittelniederdeutschen abgeleitet soviel wie „Eisenwald“ bedeutet, lässt vermuten, dass es dort auch musikalisch auch mal laut werden darf. Die vier Herren von Aenemica machen schon seit sieben Jahren zusammen Musik und sind durch ihre Erfahrungen in anderen Bands alles andere als unprofessionell unterwegs.

Nach ihrer ersten EP im Jahr 2014 war es jedoch eher ruhig um die alternativen und progressiven Rocker. Da leider auch der erste große Erfolg noch auf sich warten lassen wollte, setzte man sich wohl zusammen, um für das Corona-Jahr 2020 ein Debütalbum zu veröffentlichen. Da, wo andere ein „Album“ mit nur sechs Songs eher EP genannt hätten, bleiben Aenemica selbstbewusst und organisieren das Marketing für ihre Platte noch selbst. Denn da, wo ich sonst täglich mehrere hundert E-Mails von Promoagenturen erhalte, fällt es auf, wenn jemand mir persönlich schreibt. Doch das darf natürlich die Wertung nicht beeinträchtigen, denn wir bei Time For Metal wollen ja unseren Lesern einen Dienst liefern.

Das Coverartwork von Secret Lines zeigt eine abgetrennte und mit Kugelschreiber bekritzelte Hand, die durchlöchert auf einem hölzernen Untergrund festgebunden ist. Während das Bandlogo im oberen Sechstel sehr präsent ist, fällt im Vergleich der Titel des Albums etwas kleiner aus. Zusammengefasst passt mir das Cover schon mal und wirkt durch die Farbgebung eher düster bis depressiv. Dann wollen wir mal die von der Band zur Verfügung gestellten MP3s durch meine Kopfhörer jagen.

Eine eher hohe männliche Stimme klingt mit einer akustischen Gitarre in meine Ohren. Während sich die Songstruktur langsam aufbaut und zeigt, dass man sich immer weiter in den Track hineinsteigert, fällt mir eine gewisse Vergleichbarkeit mit der klaren Stimme des verstorbenen Cester Bennington auf. Doch durch das Wegbleiben der gewissen Härte würde ich es eher mit der Zeit bei Grey Daze als mit der bei Linkin Park gleichziehen wollen. Zusätzlich muss man leider auch ein wenig Dynamik wegnehmen, die Daniel Stendera nicht so ausgeprägt mitbringt, wie das leider verstorbene Multitalent. Aber muss man ja auch nicht.

Die wirklichen Stärken entfacht der Song Distant Light, wenn das progressive bis orchestrale Setting in den Vordergrund rückt. Denn man merkt, dass man an den Saiten versteht, was man da tut. Mit ähnlichem Aufbau kommen leider alle Songs daher und es fällt mir schwer, auch nach dem vierten Durchhören der relativ kurzen Platte einen Song festzumachen, der für mich wirklich Hitcharakter hat. In Back To Life wurde ein wenig Bombast eingefangen und in die Dateien gepresst. So bleibt zwar etwas Abwechslung, jedoch zu wenig hängen. Stay steht mit dem off Beat Bass positiv im Vordergrund, während ich die Singleauskopplung Just A Few Lines leider als eher abwechslungslos empfinde.

Aenemica – Secret Lines
Fazit
Mit poppigen Rock Tracks, bei denen leider erst die Bridge bei mir Emotionen auslöst, geht die Platte nun zu Ende. Jungs, bitte seid mir nicht böse, wenn ich sage, dass ich mit eurem Album nicht vom Hocker gehauen wurde. Die Highlights sind wirklich eure Arbeit an den Instrumenten, und dass man merkt, dass ihr Spaß an der Arbeit habt. Wenn ich versuche, das Album mit den großen Genrevertretern zu vergleichen, dann steht das Werk leider schwunglos neben Releases von Genesis, Coheed And Cambria oder gar Dream Theater daneben. Doch will ich nicht alles verteufeln, denn hinter den sechs Tracks steht ehrliche Handarbeit und bleibt somit doch noch hörenswert, auch, wenn es sich hier nicht um ein Meilenstein der Musikgeschichte handelt.

Anspieltipps: Distant Light
Kai R.
6
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Punkte