Anti Anti Anti – Burn Everything

Bierklauende Ninjas in der Bay Area

Artist: Anti Anti Anti

Herkunft: Köln, Deutschland

Album: Burn Everything

Spiellänge: 29:17 Minuten

Genre: Thrash Metal, Punk

Release: 27.12.2020 (digital) / 10.03.2021 (CD)

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.antiantianti.de/

Bandmitglieder:

Gesang – Steff Hunter
Gitarre – Thorsten Huhn
Bassgitarre – Lars Kaufmann
Schlagzeug – Alex Regnidlebärg

Tracklist:

  1. Full Speed Ahead
  2. We Are Sublime
  3. The Cure Becomes The Poison
  4. The Eyes Of The Lambs
  5. Psycho A Go-Go
  6. Alpha & Omega
  7. Impulse Control
  8. Mob Laws
  9. Join The Slaver’s Trade
  10. Master Fight
  11. The Hard Way
  12. Pull The Trigger
  13. Anti Anti Anti

„Thrash Punk, Punk Thrash deluxe, oldschool as fuck“, so präsentieren sich Anti Anti Anti aus Köln auf ihrer Facebook-Seite. Damit ist die Marschrichtung schon einmal vorgegeben. Bereits Ende Dezember 2020 erschien das in Eigenregie produzierte Album Burn Everything auf diversen digitalen Plattformen. Seit Kurzem kann man HIER die Scheibe auch als CD bei der Band direkt ordern, für zehn Flocken plus Versand. Allerdings in kleiner Auflage, hier heißt es also schnell sein. Im Laufe des Jahres wird Burn Everything zusätzlich auf Vinyl erscheinen.

Seit 2018 haben sich Steff, Thorsten, Lars und Alex von Anti Anti Anti dem Old School Thrash à la Exodus und Anthrax mit einer Prise Punk verschrieben und machen dabei nach eigener Aussage einen verdammt guten Job. Wenn man wie ich erst mal den Ruf eines Proggies oder Core-Fuzzies innerhalb der Redaktion weghat, ist es gar nicht mal so einfach, wieder zurück zu seinen Wurzeln zu gehen. Dabei war meine Kutte als kleiner Mensch gespickt mit Patches von The Exploited, Sodom und Tankard. Mit leuchtenden Augen denke ich an das riesige Kunstwerk des The Meaning Of Life Covers an der Wand des örtlichen Jugendraums zurück. Die Frankfurter Äppelwoi-Vernichter von Tankard sind mir beim Hören von Burn Everything auch als Erstes in den Sinn gekommen. Sei es durch die gemeinsame Vorliebe beider Bands zum Thema Hopfenkaltschale oder durch die ähnliche Stimmfarbe von Sänger Steff zu Tankard-Frontwampe Gerre. Eventuell klingt er auch wie der uneheliche Bastard von Mille (Kreator) und Gerre (Tankard), da möchte ich mich nicht festlegen.

Wir starten den Moshpit mit Full Speed Ahead. Zum knapp über eine Minute thrashenden Opener gibt es ein herrlich beklopptes „Beat em up“ Video im 80s Trash-Style, in dem sich die Bandmitglieder mit den „Beer Ninjas From Outer Space“ herumschlagen müssen: Bierklauende Ninjas? Sachen gibt’s. Musikalisch fahren AAA das volle Pfund aus der Bay Area auf. Open up the fuckin‘ Pit: We Are Sublime liefert den ersten Hit auf Burn Everything. Zunächst groovt das Teil wie Sau, bevor dann der Thrashorkan alles mit sich reißt. Die Textzeile „You cannot judge what you can’t understand“ sollten sich einige „Querdenker“ heutzutage ebenfalls an die Glatze schmieren. Dazu die treibenden Riffs und ich schmeiße gleich alles aus dem Fenster, um mehr Platz zum Pogen zu schaffen.

Keine Zeit zum Verschnaufen, denn die ersten Takte von The Cure Becomes The Poison rumpeln bereits durch die Botanik. So kurz wie die Songs hier durchfegen, muss ich immer wieder schauen, wo ich gerade eigentlich bin. Sänger Steff lässt zwischenzeitlich den Weirdo raushängen. Das eingängige Riff von The Eyes Of The Lambs hat schon etwas mehr Wiedererkennungsfaktor. Durch die Tempowechsel und den starken Refrain passt es wieder wie die Faust aufs Auge. „Volles Mett“ fliegt mir auch Psycho A Go-Go um die Ohren und AAA machen erneut keine Gefangenen. Bis hierhin kannten die Kölner kein Erbarmen und drückten das Gaspedal voll durch. Mit Alpha & Omega ändert sich dieser Kurs das erste Mal. Etwas mehr Rock ’n‘ Roll Attitüde und ein cooles Bassbreak kühlen den Highspeed-Rausch etwas ab.

„Is this a fucking looney bin?“ (Ist das eine verdammte Irrenanstalt?) fragt Frontmann Steff in Impulse Control. Gute Frage, zumindest driftet seine Stimme in ziemlich irre Gefilde ab und geht in Richtung von Schmier (Destruction). Vollgetankt wurde jedenfalls wieder, denn die kurze Abwechslung in Alpha & Omega weicht wieder der Raserei. Einige Riffs lösen bei mir einen Metallica-Flashback zu Kill Em All Zeiten aus. Nach den Galoppriffs zu Beginn von Mob Laws vernehme ich nun auch noch Sodom-Fronter Tom Angelripper in den Vocals von Steff Hunter. Er passt mit seinem Pseudonym nicht nur perfekt zu den Thrash-Urgesteinen, sondern verkörpert somit alle Frontmänner des Teutonen-Thrash in einer Person. In den eineinhalb Minuten von Join The Slaver’s Trade beweisen Anti Anti Anti erneut, dass sie trotz ihres unverkennbaren Hangs zum Highspeed-Geballer mit kurzen Start-Stopp-Passagen die Spannung aufrechterhalten.

Yeah, Punk ’n‘ Roll im rotzfrechen Introriff zu Master Fight, bevor – ihr ahnt es sicher schon – wieder Öl ins Feuer des Moshpits gegossen wird. Der Bass blubbert und Steff keift mir „Bullshit“ ins Gesicht: The Hard Way stampft und rumpelt im Midtempo durch die Boxen. Selbst wenn der Text vor der Pandemie geschrieben wurde, passt er perfekt ins aktuelle Geschehen – so viel geistigen Stumpfsinn wie aktuell, musste man lange nicht mehr ertragen. Der vorletzte Song Pull The Trigger löst mächtige Begeisterungsstürme in mir aus. Riffs und Drums ziehen mich direkt in ihren Bann, die Tempowechsel mit amtlichem Slayer-Geschredder und fetten Moshparts stehen ganz oben auf der Speisekarte. Den letzten Streich haben Anti Anti Anti sich selbst gewidmet. Dieser hat zwar eine coole „Fuck off“ Einstellung, reiht sich dennoch in die Liste der Songs ein, die nach einer Band benannt werden und irgendwie abstinken im Vergleich zum Rest.

Anti Anti Anti – Burn Everything
Fazit
Burn Everything ist ein schöner Ausflug in die Bay Area mit einem Abstecher in die teutonischen Wälder des Thrashpunk. Ich mache hier eine Zeitreise mit Anti Anti Anti in eine Welt, in der die Haare lang und fettig und die Turnschuhe dreckig waren. Die Jeans wurde kaputtgerockt und hing nicht schon so im Laden. Die Musik ist laut, hart, ehrlich und will mit der Pommesgabel in der Luft und Dosenbier in der anderen Hand abgefeiert werden. Ich freue mich, die Jungs eines Tages live zu erleben – wird geil!

Anspieltipps: We Are Sublime, The Eyes Of The Lambs und Pull The Trigger
Florian W.
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